Gesellschafter.

Amts- rmd Intelligenz-Blatt für de« Oberarnts-Bezirk Nagold.

! Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- s » ^ ^ tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier -

/V6 'I ^ ^ lohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1^ 4,

außerhalb des Bezirks 1 20 ^!. Monats-

abonnenient nach Verhältnis.

Samstag den 14. April

JuserttonSgebühr für die Ispalttge Zeile aus ge»

wöhnlicher Schnft bei einmaliger Einrückung S bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben iein.

1888.

Sl m Lliches. s

Die Güterbuchsbeamten

werden erinnert, den Abschluß des Güterbuchsände- i

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rungsgeschäfts pro 18-- rechtzeitig hieher onzuzeigen. ^

Nagold, den 7.

April 1888.

K. Amtsgericht. Daser. Q-A.-R.

Nagold.

An die Ortsvorsteher.

Rekrutierung 1888 betreffend.

Die Ortsvorsteher haben mit aller Sorgfalt darauf Bedacht zu nehmen, daß alle Militärpflichtigen, welche bei der bevorstehenden Musterung zu erscheinen haben, auch rechtzeitig vorgeladen werden. Dies gilt besonders von solchen Pflichtigen, die sich erst un­mittelbar vor der Musterung zur Stammrolle ange­meldet haben.

Bezüglich der Ncklamationsgesuche werden von! hier aus noch besondere Vorladungen erfolgen.

Den 12. April 1888. !

_ K. Oberamt. Or. Gugel. ^

Bezirkswohlthätigkeits-Berein Nagold

Behufs der Ncukoustituierung des Bezirks- wohlthätigkcitsvcreincs findet am Montag den 23. d. Mts. nachm. 3 Uhr eine Versammlung der Bereins- mitglieder in dem Rathaus hier statt.

Die Bereinsmitglieder werden ersucht, möglichst zahlreich zu erscheinen.

Oberamtmann Der Vercinssekretär vr. Gugel. _ Helfer Finckh.

Schullehrer-Konferenz

am Mittwoch den 18. April in Wildderg.

Auf. s Uhr im Schulhaus.

Programm:

1) Chöre (a. gern. Chor, b. Preis dem Todesüberw. f. Männerst, o. u. ä. Bühler-Dölker 20 u. 21.)

2) Vorführung der Werner'schen Unterrichtskarten in einer Lehrprobe.

3) Thesen über Rechtschreibeunterricht, Forts.

4) Wenn noch Zeit vorhanden: Aufsatzbesprechung.

Konf.-Dir. Finckh.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Freudenstadt, S. April. In voriger Woche mußte des großen Schnees wegen vomAdler" in Oberthal (Ge­meinde Baiersbronn) bis auf den Ruhstcin mit dem Bahn­schlitten gebahnt werden und zwar waren demselben 9 Pferde vorgespannt. In unseren Waldungen ist der Schnee noch so massenhaft, daß cs den Fuhrwerksbesitzcrn unmöglich ist, die Langholzstämme aus demselben zu führen; aus diesem Grunde müssen sich verschiedene Sägmühlebesitzer dem Genüsse unfrei­williger Ferien hingeben.

Stuttgart, 10. April. Wie aus Florenz gemeldet wird, ist das Befinden Sr. Mas. des Kö­nigs recht befriedigend. Auch Ihre Mas. die Köni­gin hat sich von der Verstauchung eines Beines er­holt. Irgend welche Dispositionen in Bezug auf die Reise sind noch nicht getroffen worden.

Aalen, 11. April. Infolge anhaltenden Schnee­falls blieb der Mittagzug zwischen Wasseralfingen und Goldshöfe stecken.

Brandfälle: Am 10. April in Hinter­dorenwaid bei Jsny das große Anwesen deS Bauern Milz; die Frau und ein 12jähr. Knabe sind mitverbrannt.

Augsburg, 11. April. Seit gestern kolos­saler Schneefall, der Trambahnverkehr ist einge­stellt, der Verkehr nach allen Richtungen gehemmt.

Würzburg, 11. April. Die heutigeBayer.

Lcmdesztg." wurde wegen eines Schmähartikels gegen die deutsche Kaiserin mit Beschlag belegt.

Mainz, 9. April. Die hiesigen Maurer haben zum größern Teil heute früh die Arbeit ein­gestellt. Dieselben verlangen einen Normalarbeits­tag von 10 Srunden und höhern Lohn. Die Bau­unternehmer dagegen wollen nur solche Maurer und Handreicher beschäftigen, welche auf die llstündige Arbeitsdauer von morgens 6 bis abends 7 Uhr ein- gehen Der Streit dreht sich um die Stunde von 6 bis 7 Uhr abends.

Köln, 11. April. DieKölnische Zeitung" will aus verbürgter Quelle wissen, daß schon Kaiser Wilhelm politische Bedenken wegen der Heirat des Battenberger's geäußert und dem Prinzen empfohlen habe, die Heiratspläne nicht weiter zu verfolgen. Der Battenberger habe dem Kaiser Wilhelm das Versprechen auch gegeben und seitdem gehalten.

Berlin, 9. April. Ueber das Testament des Kaisers Wilhelm kann nunmehr aus bester Quelle berichtet werden, daß der Kaiser fast sein ganzes Privat-Vermögen dem Kron-Fideikommiß-Fonds über­wiesen hat, welcher bekanntlich nicht angreifbar ist, aus dem aber die Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses jährliche Zulagen erhalten. Es bestätigt sich ferner, daß ein eigentliches Vermächt­nis nur dem Prinzen Heinrich von Preußen zu Teil geworden ist und zwar soll dasselbe in einem größeren Landbesitz in den östlichen Provinzen be­stehen.

Zur Kanzlerkrisis! Etwas Bestimmtes fehlt noch immer! Allgemein gilt die Heirotsaffaire überwunden, Kaiser Friedrich hat in dieser Sache dem Kanzler Recht gegeben. Hingegen wird immer von Neuem betont. es hätten sich in Fragen der inneren Politik Schwierigkeiten herausgestellt. Be­sonders bemerkenswert ist, daß der Abgeordnete v. Bennigsen am Montag mittag über 2 Stunden beim Reichskanzler verweilte. Stärker als je ist die Rede davon, daß Herr v. Bennigsen einen hervorragenden Platz in der Regierung einnehmen und damit eine Aendcrung gewisser Punkte der inneren Politik ein- treten werde.

Berlin, 10. April. Was die Stellung des Kronprinzen zu seinem Vater anbelangt, so wird aus einer Quelle, deren Glaubwürdigkeit über jeden Zwei­fel erhaben sein soll (wobei also wohl an die Kaise­rin zu denken ist) mitgeteilt, der Kronprinz habe vor Kurzem gegenüber einer hochgestellten Persönlichkeit mit Thränen in den Augen erklärt,er wisse sich völlig eins mit seinem kaiserlichen Vater und es schmerze ihn aufs Tiefste, wenn man mehr oder minder offen von einem Gegensätze oder gar einer Entfremdung zwischen Vater und Sohn spreche."

Berlin, 10. April. Die Morgenblätter mel­den , Mackenzie habe jüngst auf einer Soiree bei Prof. Dubois-Reymond auf Befragen geäußert:Ich sage nicht, daß der Kaiser völlig geheilt werden wird, aber das Uebel ist bedeutend besser geworden. Jedenfalls werden Sie den Kaiser jetzt oft in Berlin sehen, er sehnt sich nach Berlin!"

Berlin, 11. April. Nach der Freis. Ztg. soll bezüglich des Befindens des Kaisers Friedrich Prof. Kußmaul an seiner von Dr. Mackenzie ab­weichenden Diagnose festhalten, zugleich aber sich da­hin ausgesprochen haben, daß auch unter der Voraus­setzung der Richtigkeit seiner Diagnose in Bezug auf

das örtliche Leiden eine Lebensdauer von min­destens einigen Jahren für den Kaiser in sichere j Aussicht zu nehmen sei. Leider hört man zurzeit über

> das Befinden des Kaisers nicht sehr Günstiges; auch ! die Kräfte sollen gegenwärtig eine Minderung auf- ! weisen; weitgehende Besorgnisse werden indes als ! übertrieben erachtet.

^ Berlin, 11. April. Mehrere heutige Abend- ! blätter geben Nachrichten wieder, nach denen die gestern i stattgehabte Unterredung zwischen der Kaiserin und ^ dem Fürsten Bismarck zu einer vollständigen i Einigung geführt habe.

^ Berlin, 11. April. DiePost" will wissen, daß die Absicht einer Verbindung des Prinzen Ale- ^ xander von Battenberg mit der Prinzessin Viktoria ! jetzt als aufgegeben zu betrachten sei.

^ Der Kaiser hat nunmehr auch den Amnestie- ! Erlaß für Elsaß-Lothringen vollzogen, der wesentlich ! dem preußischen Erlaß entspricht. Verbrechen des : Hoch- und Landesverrates werden also nicht amnestiert.

^ Auf Veranlassung des Staatssekretärs Dr. v. Stephan sind in den Orten, wo es an Sammel­stellen fehlt, die Reichs-Postanstalten zur Entgegen­nahme von Spenden für die Ueberschwemmten er­mächtigt worden.

Danzig. 9. April. Recht schlimm lauten die Nachrichten auch über die Verheerungen, welche die Hochwasser von Memel, Ruß und Gilge in Ost­preußen angerichtet haben. In 2 Ortschaften des Kreises Heydekrug sind 12 Gebäude eingestürzt und 200 Personen obdachlos.

Oesterreich-Ungarn.

Die Wiener Neue Freie Presse läßt sich aus Berlin berichten, daß der Kronprinz Wilhelm ein noch heftigerer Gegner des Battenbergischen Heirats­projektes als der Reichskanzler ist. Kaiser Friedrich selbst soll eine entschiedene Willensmeinung über die Sache nicht abgegeben haben.

Feldkirch, 9. April. Graf Mercandin wurde nach zweitägiger Verhandlung wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens zu 9 Monaten stren­gen Arrests verurteilt. Der Fall betrifft den Zu­sammenstoß derHabsburg" mit derLindau". Frankreich.

In Paris wird nach von dort eingelaufenen Nachrichten die Lage immer verworrener. Die Bo- napartisten erklären offen, daß sie sich um Boulanger's Banner scharen, weil es das Banner des Plebiszits sei. Die gemäßigten Blätter fordern Boulanger auf, sich zu erklären, ob er Radikaler oder Bona­partist sei. In 11 Departements wurden bisher für Boulanger und seine Schützlinge 216 253 Stimmen abgegeben. Wahlagenten verbreiteten unter der bäuer­lichen Bevölkerung das Märchen, Boulanger sei ein natürlicher Sohn Napoleons III.

Paris. Das in seiner Art gerechtfertigte, aber unter bewandten Umständen höchst unkluge Ver­fahren der Regierung gegen Boulanger hat bereits Früchte getragen. Der unfähige, aber der Mehrzahl der Franzosen sympathische Ex-General, in dem sie den Regenerator Frankreichs nach innen wie außen gefunden zu haben glauben, ist der Mann des Tages geworden. Bei der Wahl Boulangers in der Dor- dogne haben zweifellos die Bonapartisten den Aus- ! schlag gegeben. Damit hat sich der Riß zwischen den i Bonapartisten und den Legitimisten vollzogen, und ! es wird sich nun sehr zeigen, was die letzteren thun

> werden, ob sie sich den republikanischen Ordnungs- ! Parteien anschließen, oder im Glauben, in den: allge- ^ meinen Chaos schließlich doch noch zu reüssieren, sich

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