erhielt eine Milderung ganz allein, durch diese Hoff- nung, dieser Gedanke war es, der uns Kraft ver­liehen, weiter zu arbeiten und thätig zu sein, wie der Beruf es erfordert. Deutschlands starke Macht hat auch dem heftigen Anprall der grimmen März- katastrophc widerstanden, der entschlafene Kaiser hat zu gut gemauert und gefestigt die Grundlage, auf welcher stolz sich das Deutsche Reich erhebt, Dank dem toten Kaiser ist es unentwegt durch alle die Winterstürme hindurchgeschritten, naht sich nun Ostern und dem lichten Glanz der herrlichen Frühlingssonne, das leuchtend die Zinne des ragenden Gebäudes ziert, in welchem der Friede wohnt, dessen Heim Deutsch­land und sein Kaiser vor allen anderen Staaten und Fürsten in Schutz genommen. Das Osterfest hat so oft schon überraschend günstige Wendungen für das wirtschaftliche Leben eingeleitet, das im Banne des Winters gelegen, mag es nun auch seine Macht ein­mal beweisen, dem Staate, dem Staatswesen und dem Fürsten schönere Tage künden. Eine höhere Hand ist von Nöten, um alle Wolken zu zerstreuen, die über unserem deutschen Baterlande sich jetzt noch lagern, aber sie können noch entfernt werden, und Ostern mag uns und soll uns als Bürge dieses Wunsches dienen.

Ernster als je, trauriger als je. aber doch ge­faßt feiern wir Ostern, in dem Gedanken, Hoffnung läßt nicht zu Schanden werden. Wir sind entschlos­sen und vorbereitet mehr als je, thätig zu sein mit ganzer Kraft im Dienst des Reiches, soviel wir kön­nen, zum Ruhme und zur Ehre unseres Vaterlandes. Schwere Zeit heischt von einem Jeden vermehrte Kraftanspannung, sorgen wir, daß Jeder auf seinem Platze ist und bleibt, ihn treu hält und wahrt. Das ist unser Osterwunsch.

Tages-Reirigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 3l. März- Der Regen im An­fang der Woche, welchem der Schnee in den Wal­dungen weichen mußte, hat auch die Nagold an mehreren Stellen zum Austritt aus ihren Ufern ge­bracht, ohne aber besonderen Schaden zu verursachen. Ein Schwein schwamm das Thal herab, konnte aber der Strömung nicht Widerstand leisten und verschwand in den Wellen in der Nähe des Benz'schen Sägewerks.

Wie derBeobachter" mitteilt, ist die Einla­dung zum Beitritt für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auch an ausgesprochene Mitglieder der Volks- und freisinnigen Partei ergangen, diese haben aber aus verschiedenartigen Gründen den Beitritt zum Komite abgelehnt."

Friedrichshafen, 24. März. (Holzzölle.) Der in nächster Zeit bevorstehende Zollaufschlag der Schweiz auf Holzfchnittwaren, wie Bretter, geschnit­tenes Zimmerholz, von 40 Franks auf 100 Franks für 200 Ztr., hatte zur Folge, daß in jüngsten Tagen sehr ansehnliche Partien solcher Werkhölzer von deut­scher Seite aus nach der Schweiz abgesetzt wurde; die stärkere Nachfrage war nicht ohne Wirkung auf die bei den Holzverkäufern erzielten Preise für Säg­holz , welches meistens zu 9598 Proz. der Re­vierpreise bezahlt wurde, währenddem im vorigen Jahre höchstens bis zu 90 Proz. gesteigert wurde.

Frankfurt, 28. März. Die Fr. Ztg. meldet aus Paris: Die Kassation Boulangers erfolgte ein­stimmig wegen schweren Disziplinarvergehens.

Kaiser Friedrich hat die ganze militärische Umgebung des Hochseligen Kaisers durch Kabinets- ordre vom 22. März zu sich übertreten lassen. Zu­gleich hatte der Kaiser den in seinem persönlichen Dienste verbliebenen General von Winterseld zum Geueraladjutanten ernannt.

Aus militärischen Kreisen wird bestätigt, daß die großen Frühjahrsparaden des Berliner Garde­korps künftig dauernd in Fortfall kommen sollen. Erwartet wird ein Verbot an die Armee, nichtdeutsche Orden anzulegen, außer in Gegenwart der Souveräne, , welche dieselben verliehen haben, und außerdem eine; umfangreiche Zahl von Beförderungen in der Armee, wie in der Diplomatie.

Berlin, 26. März. Dem Bureau Reuter wird aus Sansibar gemeldet: Der Sultan von San­sibar , welcher gestern aus Maskat zurückkchrte, ist! abends gestorben. Mit diesem Todesfall eröffnet sich der ostafrikanischen Politik eine ganze Reihe neuer ! Kombinationen. Wie die Nachfolgerfrage in San- ; sibar sich regeln wird, darüber fehlen zur Zeit alle! Anhaltspunkte. Bekanntlich lebt ein Neffe des Sul- ^

tans in Deutschland, wo derselbe deutsche Erziehung! genossen hat. Die Schwester des Sultans heiratete ! einen deutschen Kaufmann und floh mit demselben. ^ Dieser Ehe entsproß der erwähnte Neffe. Zwar wurde > das Erbfolgrecht desselben vom Sultan nie anerkannt! und namentlich die auf den wachsenden deutschen Einfluß eifersüchtigen Engländer haben jederzeit be- ^ stritten, daß der Neffe thronberechtigt sei. allein aus; der Welt sind damit die Ansprüche desselben nicht! geschafft.

Berlin, 27. März. Die Vermählung des Prinzen Heinrich mit der Prinzessin Irene soll, nach ! derGermania", auf Wunsch des Kaisers am 2. Mai in Potsdam stattfinden.

Die Kaiserin Augusta empfing den General­feldmarschall Grafen Moltke, sowie das gesamte! preußische Staatsministerium und sprach demselben den Dank für die dem Kaiser Wilhelm geleisteten treuen Dienste aus. ,

Berlin, 28. März. Der Kaiser hat seit gestern auf Anraten der Aerzte sich der Massagekur unterworfen. Die Anwendung der Massage soll für die mangelnde Köperbewegung durch Uebung und Stärkung der Muskeln einen Ersatz schaffen, auf den Stoffwechsel im Organismus fördernd einwirken, da­durch den Appetit anregen und vor allem einen bes-! seren Schlaf herbeiführen.

Berlin, 27. März. Es soll sich ein neuest Knorpelstück von dem Kehlkopf losgelöst haben und Prof. Waldeyer zur Untersuchung gezogen worden sein. Ein weiteres Wachsen der Krankheit im Kehl­kopf gegen die Luftröhre hin fand nicht statt. Alle ! entgegengesetzten Meldungen sind falsch. Dieses Still- j ! stehen der Geschwulst erweckt in den Aerzten die beste j ! Hoffnung. Von anderer Seite verlautet: Die Bes-j serung des lokalen Leidens des Kaisers besteht in; spontaner Ausstoßung abgestorbener Knorpelteile, was , bei Kehlkopfkrebs noch nie konstatiert worden ist. ^

Berlin, 27. März. Demnächst wird der Er- > laß über Titeländerungen der Subaltern-Beamten ! j veröffentlicht werden. Der TitelGeheime" fällt! ! für die Zukunft fort und an dessen Stelle tritt die BezeichnungOber." Es werden also beispielsweise dieGeheim-Sekretäre" ferner den TitelOber-Sekre­täre" führen.

Berlin, 27. März. DieNat.-Ztg." meldet: Die Kaiserin empfing gestern mittag Deputationen von 17 Instituten und Vereinen, deren Protektorat sie als Kronprinzessin übernommen hatte. Die Kaise­rin besprach mit einzelnen Vorständen die Lage der Verwaltung sowie wünschenswerte Aenderungen und Erweiterungen, wofür sie bereitwillig ihre fernere Mitwirkung und Unterstützung zusagte. Ferner sprach sich die Kaiserin über die allgemeine Lage der Ver­hältnisse aus. Sie fühle als nächste und heilige Wicht die Fürsorge als Gattin für ihren leidenden s Gemahl. Dazu sei seit dem 9. März die schöne, aber ! schwere Pflicht getreten, welche die Königinnen dieses ; Landes jederzeit treu erfüllt haben. Sie sei sich im vollsten Maße des ihr als Kaiserin und Königin j obliegenden Berufes bewußt und werde ihre Pflich­ten nach besten Kräften erfüllen. Unter den sozialen Pflichten habe sie die sittliche und geistige Bildung der Frauen, die Fürsorge für die Gesundheitspflege, die Förderung des Fortkommens und der Erwerbs­fähigkeit des weiblichen Geschlechts vorzugsweise ins Auge gefaßt und sie hoffe unter der treuen Mitwir­kung der Frauen Berlins und des Landes mehr noch als bisher leisten können. Sie sehe den schönsten Lebensberuf der Fürstin in der unermüdlichen Tä­tigkeit für die Verbesserung der gesamten Lebenslage der notleidenden Klassen. Aber eben weil dieser Be­ruf so schwer erfüllbar sei, müsse sie zweifeln, ob es ihr gelingen werde, diesen Aufgaben so zu genügen, wie sie von Herzen wünsche.

Berlin, 27. März. Nach hier einlaufenden. Nachrichten nehmen die Hochwasserschäden einen im- ; mer bedauerlicheren Umfang an. Wie sich freiwillige ^ Mildthätigkeit in Folge dessen immer mehr regt, so l wird auch, wie dieB. P. N." ausführen, der Staat!

! seinerseits nichts versäumen, um thatkräftig einzugrei- !

; fen. Indessen, so fahren dieB. P. N." fort, wer- ! den neben diesen hilfebringenden Faktoren vor allem! die dem Staate Nachgeordneten Korporationen loka­ler und provinzieller Natur mithelfen müssen.

Berlin, 28. März. Nach den heute über die Ueberschwemmung der Nogar hier vorliegenden Nach­richten ist der Schaden, welchen dieselbe in der Um­gebung von Marienburg und Elbing, sowie in diesen

Städten selbst angerichtct hat, ein ganz enormer. Derselbe wird auf 30 Millionen angegeben; nament­lich sollen die Einwohner von Marienburg, wo viele Wohngebäude eingestürzt sind, schwer gelitten haben.

Die Kaiserin-Königin Augusta hat für die Ueberschwemmten 1000 ^ gespendet. Alle Ber­liner Blätter erlassen Aufrufe zu Sammlungen für die Personen und Gemeinden, die im Flußgebiet der Oder, Elbe und Weichsel durch das Hochwasser um ihre gesamte Habe gekommen sind.

Berlin, 28. März. Nach einer Meldung des Berl. Tgbl." soll das vom Prinzregenten von Bayern für den verstorbenen Kaiser Wilhelm aus eigenen Mitteln zu errichtende Denkmal in der Walhalla bei Negensburg Aufstellung erhalten. Die Ausführung ist dem Münchener Bildhauer Knoll übertragen.

Der Zar har dem Staatssekretär Grafen Her­bert Bismarck den Alex ander-Ne wski-Orden verliehen. Dem Fürsten Bismarck kann, wie derselbe neulich im Reichstage hervorgehoben hat, kein russischer Orden mehr verliehen werden, da derselbe seit langer Zeit den höchsten russischen Orden, vom heiligen Andreas, und zwar in Brillanten besitzt.

Der Reichstagsabgeordnete von Stauffen- berg leidet an einer Lungenentzündung. Sein Zu­stand ist nicht unbedenklich.

Elbing, 28. März. Die Ueberschwemmung in der Marienburger und Elbinger Niederung dehnt sich nunmehr auf 12 Quadratmeilen mit 77 Ort­schaften aus. 30000 Einwohner jener Niederung sind in Mitleidenschaft gezogen.

Oesterreich-Ungaklk.

Wien, 26. März. Aus Ungarn kommen im­mer noch sehr betrübende Nachrichten über die Ueber- schwemmungen; so wird namentlich von Szegedin gemeldet, daß dieser Stadt in Folge des fortwähren­den Regens der Theiß sehr große Gefahr drohe. Alle Niederungen der Donau und der Save stehen unter Wasser, was großen Schaden anrichtet. Die heurige große Ueberschwemmung wurde schon vorigen Monat damit angekündigt, daß beim letzten Eisgang von einer Donauinsel bei Semengria in der Nähe des eisernen Thores die dort massenhaft überwintern­den Schlangen (Ringelnattern) plötzlich ihren Win- ! terschlaf unterbrachen und in einer Zahl, die von den ! dortigen Fährleuten auf 10000 geschätzt wird, über die Eisschollen hinweg die Donau übersetzten und so das serbische Ufer erreichten. Derartige Wanderungen seien schon öfters vorgekommen, sie werden jedesmal als Vorboten von großen Ueberschwemmungen von der Bevölkerung da unten bezeichnet, diesmal scheint sich diese Sage zu bewähren.

Frankreich.

Paris, 29. März. Boulanger tritt im De­partement Aisne zu Gunsten des Radikalen Doumer zurück. Dagegen wird er im Departement Nord für die am 15. April stattfindende Wahl kandidieren und sein politisches Bekenntnis den Wählern sofort unter­breiten, auch persönlich seine Kandidatur im Departe­ment betreiben.

Italien.

Florenz, 24. März. Die Königin von Eng­land kam mit der Prinzessin Beatrice, Prinz Hein­rich von Battenberg und Gefolge nachmittags 1 Uhr hier an.

Wie verlautet, begeben sich der König und die Königin von Italien nach Florenz zum Besuche der Königin Viktoria.

Rußland.

Nach einem Wiener Bericht aus Warschau hat die russische Regierung zahlreiches Kriegsmaterial, besonders Munitionswagen neu bestellt.

Bulgarien.

DerN. Fr. Pr." meldet man aus Sofia, daß man in Bulgarien den kommenden Ereignissen mit großer Ruhe entgegensetze und auch für militärische Vorkommnisse sich gerüstet habe. Prinz Ferdinand selbst denke so wenig an ein Verlassen des Landes, daß er erst vor wenigen Tagen wieder drei Waggon­ladungen von Lieferungen für sein Palais erhielt. Er zeigt sich viel unter dem Volke und verletzt gerne mit dem Militär. Der Kavallerie machte er vor Kur-, dem 300 prächtige Pferde zum Geschenke. Kurz, er unterläßt nichts, um sich im Ansehen bei den Bul­garen zu befestigen.

Montenegro.

Aus Montenegro, 27. März. (Eine M u- sterregicrun g.) Der im Lande herrschenden Hun-