gefallen hat, nach dem Hinscheiden Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm, Unseres vielgeliebten Herrn Vaters, Uns auf den Thron Unserer Vorfahren an der Krone zu berufen, entbieten Wir dem Landtage Unserer Monarchie Unseren Gruß. Die Gesinnungen und Absichten, in welchen Wir Unsere Regierung angetreten haben, die Grundsätze, nach denen Wir Unseres königlichen Amtes walten wollen, haben Wir Unserem getreuen Volke verkündet. In den Wegen Unseres glorreichen Herrn Vaters wandelnd, werden Wir kein anderes Ziel Unseres Strebeus kennen, als das Glück und die Wohlfahrt des Vaterlandes. In gewissenhafter Beobachtung der Verfassung, unter Wahrung der Machtfülle der Krone, im vertrauensvollen Zusammenwirken mit der Landesvertretung hoffen Wir dieses Ziel unter Gottes Beistand zum Heile des Vaterlandes zu erreichen. Wir sind Uns der nach Artikel 54 der Verfassung Uns obliegenden Pflichten voll bewußt. Da jedoch Unser Gesundheitszustand Uns zur Zeit nicht gestattet, dieser Verpflichtung persönlich nachzukommen, Wir aber das Bedürfnis fühlen, unverweilt Unsere ohnehin keinem Zweifel unterworfene Stellung zu den Berfassungsordnungen des Landes vor der Volksvertretung zu bekunden, so geloben wir hiermit schon jetzt, daß Wir die Verfassung Unseres Königreiches fest und unverbrüchlich halten und in Ueber- einstimmung mit derselben und den Gesetzen regieren wollen.
Charlottenburg, den 17. März 1888. gez. Friedrich.
gegengez. v. Bismarck (und sämtl. Minister.)
Aus der Kaiserlichen Bo tschaf tan Elsaß- Lothringen heben wir den Satz aus: Durch unparteiische Rechtspflege und eine gesetzmäßige, wohlwollende und umsichtige, aber mit fester Hand geführte Verwaltung wird die unverjährbare Verbindung Elsaß-Lothringens mit dem Deutschen Reiche wieder eine so innige werden, wie sie in den Zeiten Unserer Vorfahren gewesen ist, bevor diese deutschen Lande aus der uralten und ruhmvollen Verbindung mit ihren Stammesgenossen losgerissen wurden.
Aus bester Quelle erfährt ein süddeutsches Blatt, daß der Kaiser sowohl die Proklamation als den Erlaß zuvor dem Reichskanzler zur Durchsicht übergab und daß der Kanzler nur die Abänderung eines Punkles erbat. Der Kaiser hatte nämlich den Fürsten Bismarck den „vielbewährten ersten Mitarbeiter des verstorbenen Kaisers" genannt; Bismarck bat nun, statt „Mitarbeiter" „Diener" zu setzen. Der Kaiser drückte dem Kanzler gerührt die Hand und willfahrte seinem Wunsch.
Berlin, 20. März. Das Abgeordnetenhaus und Herrenhaus nahmen debattelos per Akklamation den Entwurf der Adresse an den König an und ermächtigte je das Präsidium zur Ueber- reichung.
Berlin, 20. März. Der Antrag, dem Kaiser Wilhelm ein Nationaldenkmal zu setzen, ist soeben im Reichstag eingebracht. Der Antrag geht von allen Seiten des Hauses aus und ersucht den Kanzler, in der nächsten Tagung eine Vorlage darüber eiuzubringen.
Berlin. Minister von Maybach hat den Schwarzen Adlerorden auf den ausdrücklichen Wunsch des Fürsten Bismarck erhalten. Kaiser Wilhelm wollte dem Minister den Orden zum 22. März verleihen.
Kaiser Friedrich bezieht ebenfalls wie der entschlafene Kaiser nur als König von Preußen eine Dotation und zwar im Betrage von 12 Millionen Mark. Vom Reiche erhält er nichts. Aus diesen 12 Millionen sind aber auch zu bestreiten die Apanagen für alle Mitglieder des königlichen Hauses, sowie die Zuschüsse zu den königlichen Theatern. Zu jenem Einkommen treten noch hinzu die Ueber- schüsse der Krongüter und Familiengüter. Der Kaiserin Augllsta wird nichts Besonderes gezahlt.
Berlin. Wie verlautet, wird Gras Herbert Bismarck im Lause des nächsten Monats wiederum nach Dublin reisen, um dort seine Verlobung mit der Nichte des Lord Londonderry zu feiern.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 10. März. Das heutige Armecver- vrdnungsblatt publiziert folgendes kaiserliche Bcfchk- schreibcn: Eingedenk der innigen persönlichen Freundschaft, welche mich mit weiland Sr. Majestät, Wil
helm I., deutschem Kaiser und Könige von Preußen, verband, befinde ich anzuordnen, daß das Infanterie- Regiment Nr. 34 für immerwährende Zeiten den Namen „Wilhelm I., deutscher Kaiser und König von Preußen", zu führen habe. Ferner wird Kaiser Friedrich zum Oberstinhaber des Husarenregiments „Friedrich Wilhelm III., König von Preußen" Nr. 10 ernannt. Das Infanterieregiment Nr. 20 hat fortan den Namen „Friedrich, deutscher Kaiser und König von Preußen", das Husarenregiment Nr. 7 den Namen „Wilhelm, Kronprinz des deutschen Reiches und Kronprinz von Preußen", zu führen.
Wien, 17. März. Eine offiziöse Zuschrift der „Pol. Korr." lenkt die Aufmerksamkeit auf andauernde Truppenbewegungen an den Grenzen Oesterreichs, welche in Oesterreich wie in Deutschland die Beunruhigung aufrecht erhalten.
Aus Krakau, 16. März, wird gemeldet: Im Weichselgebiete wurden gegen 120 Ortschaften von der Ueberschwemmung heimgesucht. — Pest, 16. März. Aus Szathmar trafen abends wahre Hwkisposten über die Verheerung der Stadt durch das Wasser der Szamos ein. Die gesamte Bevölkerung verließ die Häuser, deren viele einstürzten. Weiteres wird berichtet, daß die Szamos in ihrem Laufe mehr als 20 Dörfer überschwemmt habe, deren Bewohner hilflos dem Elemente preisgegeben seien. Das Elend daselbst soll über alle Beschreibung groß sein. Mittags lies die Meldung ein, daß die Gemeinde Bogy- Jszlo im Pester Komitat vollständig überschwemmt sei. Frankreich.
Paris, 15. März. Der bekannte Führer der Rechten der Kammer, Paul de Cassagnac, schreibt in ! der „Autorite": Das Auftreten des Kaisers Friedrich ! findet anerkennende und bewundernde Würdigung; Kai- ! ser Friedrich zeigte erstaunlich viel Charakter und ! unerhörte Festigkeit. Das heutige deutsche Kaiserreich - verkündet den Frieden mit dem Acent unleugbarer ! Aufrichtigkeit. In der Sprache des deutschen Kaisers ^ finden sich eine solche Loyalität und solcher Freimut,
: daß man glaubt, was er sagt. Man fühlt, den Thron habe der rechtschaffenste Mann des Landes l bestiegen. Das heutige Kaisertum ist nicht blos der ^ Friede, sondern auch die weise Freiheit. Der Kaiser ^ will nicht die Verfolgung der Katholiken und Juden,
! wie man cs zu thun sich anschickte, und er hat recht.
! Von allen Unterdrückungen ist die abscheulichste und schimpflichste die religiöse, gegen welche Religion immer sie sich kehre. Dieser Friede nach Außen und Innen ist das Glück eines Volkes. Das goldene Zeitalter, das nach dem eisernen gekommen, ist das Werk eines Weisen, eines Patrioten und eines großen Souveräns, dem in der Geschichte die Segenswünsche ^ aller Völker folgen werden, die von einer Beklem- j mung befreit wurden. Ja, der Friede ist allüberall, ! denn sobald Deutschland nicht an den Krieg denkt, ! so denkt auch keine andere Nation (?) daran. Das ! ist ein verwirklichter Traum. Eine solche Seelen- ! grüße, ein so schöner Charakter eines Herrschers er- j innern an Markus Aurelius. Indem die Vorsehung l den Kaiser Friedrich behütet, behütet sie nicht blos ^ Frankreich, sondern ganz Europa.
Paris, 17. März. Die Nachricht, daß die j Regierung den General Boulanger on rokorius zu j versetzen, also ganz aus den Armeelisten zu streichen j beabsichtigt, ist verfrüht. Die Regierung faßt diese ^ Maßregel erst ins Auge, wenn Boulanger sich neuer gesetzwidriger Akte schuldig machen sollte. Die Re- ' gierung besitzt Abschriften von aufgefangenen Depe- ! schen Boulangers und Polizeirapporte, welche die di- j rekte aktive Beteiligung des Generals an dem Ple- biscitkomite Thiebauds und an sonstigen eäsaristischen Komplotten beweisen. Die Negierung kann der Zustimmung der Mehrheit der Kammer wie der öffentlichen Meinung sicher sein, wenn sie mit fester Energie allen Boulangiften-Manövern entgegentritt. Nur durch Schwäche und Zaudern der Regierung würde die Boulanger-Gefahr drohend wachsen. Jedenfalls ist aber in Paris zunächst entschieden keine besondere Strömung für Boulanger zu bemerken.
Aus Paris wird der Post telegraphiert: Die boulangistische Bewegung verliert an Stärke. Unter den Agitatoren herrscht große Verirrung. Alles hängt von dem Wahlansfall ab.
Paris, 19. März. Das Konnte der „republikanischen Protestpartei" erließ einen Aufruf an die Wähler des Departements Aisne und Bouches du Rhone, worin es unter Angriffen gegen die Regierung zur Wahl Boulangers aufsordcrt.
Italien.
Rom, 19. März. Der Gemeinderat von San Remo verlieh heute in außerordentlicher Sitzung. Mackenzie einstimmig das Ehrenbürgerrccht und beauftragte ihn laut „F. Z." telegraphisch, die Stadt bei dem Leichenbegängnis Kaiser Wilhelms zu vertreten.
Rußland.
In Rußland scheint sich nach und nach ein Umschwung zu Gunsten Deutschlands vorbereiten zu wollen. Die Stimmen mehren sich, die nicht nur einen handelspolitischen Anschluß an Deutschland verlangen , sondern einer Allianz mit demselben Vas Wort reden.
! Bulgarien.
In Sofia ist die Regimentskasse des ersten ! Infanterie-Regiments, enthaltend 42000 Fr., gestohlen , worden. Man glaubt, daß cs sich um einen anarchistischen Raub handelt, da der Zahlmeister und ein ihm beigegebener Sergeant dieses Regiments mit Leuten dieser Partei Verkehr gehabt haben. Beide sind verhaftet.
. Amerika.
Newyork, 16. März. Der Schneesturm, welcher kürzlich den Osten der Ber. Staaten heim- i suchte, hat einen Schaden von 20000000 Dollar ! angerichtet. Von den 29 Newyorker Lootsenbooten > sind 11 untergegangen. Die Lootsen wurden bis aus ! 5 gerettet, waren aber halb erstarrt. In der Chesaz peake Bai gingen über 30, in der Delaware Bai 28 und im Delaware Breakwater über 60 Schiffe unter.
i Kleiner Mitteilungen-
Ein Arrest Hausbeamter in Köln geriet mit seinem 25jährigen Sohne, der Frkf. Ztg. zufolge, in Streit darüber, welchen Namen der neue Kaiser führen werde. In seiner Heftigkeit nahm er einen ' Hirschfänger und stieß ihn seinem Sohne in den Unterleib, denselben lebensgefährlich verwundend. Während man den jungen Mann ins Hospital schaffte, ging der Vater ins Schlafzimmer und erhängte sich.
Aus den Trauertagen in Berlin. In dem fürchterlichen Andrange, welcher am Mittwoch nachmittag in der Schloß- und Domgegend herrschte, wurde eine Frau von einem Knaben entbunden. Die Wöchnerin wurde zuerst auf einen Schneehaufen gelegt und dann nach ihrer Wohnung in der Rüders- dorferstraße geschafft. Bor dem Dome wurde im Gedränge eine junge Dame schwer verletzt. Aeußerst schwere Quetschungen des Brustkastens wurden sest- ^ gestellt.
Als Gesang bei der Leichcnfeierlichkeit hat Kaiser Wilhelm ausdrücklich testamentarisch den Vers bestimmt:
„Wie herrlich ist die neue Welt.
Die Gott den Frommen Vorbehalt,
Kein Mensch kann sie erwerben.
O Jesn, Herr der Herrlichkeit,
Dn hast die Statt' auch mir bereitst;
Hilf sie mir auch ererben!
Weise Preise ihre Kräfte, ihr Geschäfte mir Elenden!
Laß mich auf den Anblick enden!"
Der Vers gehört zu dem Kirchenliede: „Jst's oder ist mein Geist entzückt" u. s. w., und geht nach der bekannten Melodie: „Wie schön leucht't uns der Morgenstern" u. s. w.
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