Der Gesellschafter.

Amts- n«S Intelligenz-Blatt für de« Oberantts-Bezirk Nagold.

W SS.

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Donnerstag den 22. März

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1888 .

Für das II. Quartal !

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freundlichst ein !

die Redaktion.

Die dritte Schulstelle in Neuenbürg wurde dem Stell­vertreter Fran k in Frendenstadt übertragen. _

Tages-NsuigMLerr.

Deutsches Reich.

** Nagold, 21. März. In dem Verzeichnis der prämiierten Fortbildungsschüler ist aus Versehen nicht aufgesührt worden: Hch. Schühle, Schreiner­lehrling von hier.

G Alten steig, 18. März. Um der Trauer über den Tod unseres Kaisers Wilhelm den gebührenden Ausdruck zu geben, versammelte sich letz­ten Freitag abends 7 Uhr eine größere Anzahl Pa- ^ triotischer Männer zu einer Gedächtnisfeier im Gast- l Haus z. Linde. Die Feier wurde eröffnet mit Ge- ! sang des Liederkranzes, worauf die Ansprache von! Schull. Schittcnhelm folgte. Sie umfaßte 4 Teile: j Eindruck der Trauerbotschaft; der Kaiser als Hel-" denkaiser; der Kaiser im Frieden; das Vermächtnis des Kaisers. Nach jedem Teil wurden paffende Lieder vom Licderkranz vorgetragen und verlief die Feier in würdiger und in ergreifender Weise. Die Dekoration hatte Kameralamtsbuchhalter Lang über- ^ nommen und in sehr anerkennender Weise ausge­führt. Unter einem schwarz ansgestatteten Baldachin ! und Ausban stand die Büste des entschlafenen Hel- ' denkaisers. Grüne Blattpflanzen vervollständigten die gelungene Dekoration.

G Alten steig, 19. März. Es ist sehr an- zuerlennen, daß sich der Herr Vorstand des land­wirtschaftlichen Bezirksvereins bemüht, den Mitgliedern desselben Belehrungen aus den verschiedenen Zweigen der Landwirtschaft zu geben. Seit einigen Jahren wird in hiesiger Gegend sehr viel Kunstdünger ver­wendet. Da aber derselben mancherlei Arten sind und darum auch ihre Anwendung eine verschiedene ist, so lag eine eingehende Belehrung über nutzbrin­gende Anwendung derselben recht nahe. Diesem Be­dürfnis und Wunsche entgegenkommend, wurde hier am Sonntag in einer zahlreich besuchten Versammlung im Saale des Gasthauses zum Sternen durch Land­wirtschaftslehrer Dr. Wiedersheim in einem längeren Bortrage entsprochen. Der Redner verbreitete sich zunächst über die verschiedenen Arten von Kunstdün­ger. Die Eigenschaften des letzteren zu erfahren, ist für den Landwirt von größtem Werte, da nur; hieraus die nutzbringende Anwendung erfolgen kann. Man hört hie und da wegwerfende Urteile über die Wirkungen des Kunstdüngers; diese entspringen aber ^ meistens einer unrichtigen Anwendung derselben. Zu- ! erst ist für den Landwirt nötig, zu erfahren, welche ^ Nahrungsstoffe seinem Boden zugeführt werden müssen.! Da aber die Witterung, sowie die richtige Zeit der! Anwendung des Kunstdüngers wesentlich hiebei mit! in Betracht kommt, so bleibt dem Landwirt übrig,! Erfahrungen zu sammeln, um darnach seinen Be-! trieb einzurichten. Das kann hie und da einigen! Geldverlust mit sich bringen; aber ein strebsamer Mann läßt sich nicht gleich abschrecken. Dem Sandboden taugt am besten Superphosphat, weil er schneller in der Wirkung sich äußert. Aber Stick­stoff und Kali muß der Boden auch haben, denn affe drei sind notwendige Bedingungen des Pflan­zenlebens. Der Landwirt hat seine besondere Auf­

merksamkeit diesen wertvollen Nährstoffen zu schenken. Das neuerdings in Anwendung gekommene Thomas­phosphat ist weniger löslich und daher rätlich, im Herbst leicht unterzupflügen, damit es im kommenden Frühjahr seine Wirkung entfalten kann. Das Su­perphosphat soll bei der Aussaat leicht eingeeggt werden. Bei Chilisalpeter ist zu empfehlen, die eine Hälfte bei der Aussaat zu verwenden, während die andere Hälfte auf die handhoch gewachsene Saat zu geben ist. Bei Anwendung des Kunstdüngers darf sich aber Niemand einfallen lassen, derselbe ersetze den Stall­dünger. Der Kunstdünger ist nur ein teilweises Ersatzmittel. Redner gab den wohlmeinenden Rat, bei Ankauf von Kunstdünger nur guten und keinen minderwertigen zu wählen. Der Kostenunterschied ist gering. Hierauf erfolgten vom Redner noch ei­nige Mitteilungen ans der Erfahrung, welche eine allgemeine Beachtung verdienen. Diese sind: Ans 1 Morgen Halmfrüchte sind zu verwenden 2830 Pfd. Phosphat, 1517 Pfd. stickstoffhaltiger Dün­ger u. 30 Pfd. Kali. Bei Klee u. Hülsenfrüchte 3540 Pfd. Phosphat und ebenso viel Kali, bei Kartoffeln 25- 30 Pfd. Phosphat u. 1516 Pfd. Stickstoff. Thomasphosphat ist für nasse Felder zu empfehlen. Für Wiesen ist Kaimt u. Thomasphosphat auf 1 Morgen je 23 Ztr. im Früh­jahr auf den Schnee sehr lohnend. Zum Schluffe sprach der Redner noch über das Streumaterial. Da dieses Frühjahr letzteres ein sehr gesuchter Ar­tikel ist, so fand die Besprechung desselben lebhafte Zustimmung. Nach eingehender Beleuchtung über den Wert der verschiedenen Einstreu wurde die Tor f- mull als ein geeignetes und sehr lohnendes Streu­material empfohlen. Der Redner schloß seinen mit Beifall aufgenommenen Vortrag mit dem Wunsche, daß derselbe reiche Früchte tragen möchte.

Hcrrenbcrg, 13. Febr. Die Generalversammlung der hiesigen Vorschubbank fand letzten Sonntag nachmittag im Gasthof zur Post hier statt. Nach dem vorgetragenen Rechenschaftsbericht beträgt der Umsatz 1717935 4L (1886 1787221 , der Reingewinn 9201 ^ Die Mitglieder er­

halten 6°/g Dividende. Der Reservefonds ist auf 19245 ^ angewachfcn. Mitglieder find es 574. Verluste hatte die Bank nicht.

Berlin, 17. März. Im Traueranzuge er­regte eine Gestalt in violettem Ornate allgemeine Aufmerksamkeit.Ein Bischof!"ein Kardinal!" so hörte man aus den Zuschauermassen rufen. Es war der Reichsgerichtspräsident Simson in vollem Ornat, den man für den Bischof hielt.

Berlin, 19. März. Der Kaiser hat befohlen, daß niemand das Mausoleum betrete, bis er es selbst besucht habe. Am 22. März, dem Geburtstag des verstorbenen Kaisers, soll die definitive Beisetzung in der Gruft des Mausoleums stattfinden.

Berlin, 19. März. Von autoritativer Seite wird mitgeteilt, daß eine längere Dauer des gegen­wärtigen besseren Befindens des Kaisers erhofft wer­den könne. Die letzten Strapatzeu hat S. M. wider Erwarten glücklich überwunden. Der Schlaf ist kräf­tig und der Hustenreiz sehr gering. Nach der genau vorgeschriebenen Diät wird täglich die Nahrung in Quantitäten abgewogen. Prof. Dr. Bergmann wurde zur gestrigen Konsultation beigezogen. Das Resultat soll günstig ausgefallen sein.

Berlin, 19. März. Im Reichstage kam heute folgende Kaiserliche Botschaft zur Verle­sung:Wir Friedrich, von Gottes Gnaden deutscher Kaiser, König von Preußen re. rc., thun kund und fügen hiermit zu wissen: Durch den nach Gottes Ratschlüsse erfolgten Hintritt unseres geliebten Herrn

Vaters ist mit der preußischen Krone die deutsche Kaiscrwürde auf Uns übergegangen. Wir haben die mit derselben verbundenen Rechte und Pflichten mit dem Entschlüsse übernommen, die Reichsverfassung unverbrüchlich zu beobachten und aufrecht zu erhal­ten und demgemäß die verfassungsmäßigen Rechte der einzelnen Bundesstaaten und des Reichstages ge­wissenhaft zu achten und zu wahren. Im Bewußt­sein der mit der kaiserlichen Würde Uns überkomme­nen hohen Aufgabe werden Wir nach dem Borbilde Unseres unvergeßlichen Herrn Vaters jederzeit darauf bedacht sein, in Gemeinschaft mit den Uns verbünde­ten Fürsten und freien Städten unter der verfassungs­mäßigen Mitwirkung des Reichstages Recht und Ge­rechtigkeit, Freiheit und Ordnung im Vaterlande zu schirmen, die Ehre des Reiches zu wahren, den Frie­den nach außen und im Innern zu erhalten und die Wohlfahrt des Volkes zu pflegen. Durch die einmü­tige Bereitwilligkeit, mit welcher der Reichstag den auf die Fortbildung der vaterländischen Wehrkraft behufs Sicherstellung des Reiches gerichteten Vor­schlägen der verbündeten Regierungen zugestimmt hat, ist des hochseligen Kaisers Majestät noch in den letzten Tagen seines Lebens hoch erfreut und gestärkt worden. Ihm ist es nicht mehr vergönnt gewesen, dem Reichstage seinen kaiserlichen Dank für diese Be­schlüsse auszudrücken. Um so mehr ist es Uns Be­dürfnis, dieses Vermächtnis des in Gott ruhenden kaiserlichen Herrn dem Reichstage zu übermitteln und dem letzteren auch Unseren Dank und Unsere Aner­kennung für die bei diesem Anlaß anss neue bewie­sene patriotische Hingebung auszusprcchen. In zu­versichtlichem Vertrauen auf diese Hingebung und die bewährte Vaterlandsliebe des gesamten Volkes und seiner Vertreter legen wir die Zukunft des Reiches in Gotttes Hand.

Gegeben Charlottenburg, den 15. März 1888.

Friedrich.

v. Bismarck.

Berlin, 19. März. Nach der Verlesung der kaiserlichen Botschaft bittet der Präsident das Haus um die Erlaubnis, demselben morgen den Entwurf ! einer Ergebenheitsadresse vorlegen zu dürfen. Das ! Haus stimmt dem zu. Der Präsident teilt darauf , mit, daß Namens des Hauses für das Präsidium , Audienzen bei den Majestäten, der Kaiserin-Witwe und dem Kronprinzenpaar nachgesucht seien. Diesel­ben werden demnächst gewährt werden. Der Präsi­dent spricht sodann den fremden Parlamenten seinen Dank aus für die Teilnahme am Tode des Kaisers ^ Wilhelm unter dem wiederholten Beifall des Hauses. Fürst Bismarck wünscht sich zum Dolmetscher dieser Gesinnungen machen zu dürfen und konstatiert das Beileid des ganzen Erdkreises. Nie zuvor habe ein Monarch ein solches Beileid in solcher Ausdehnung gefunden: nicht Napoleon I., nicht Friedrich II., nicht Ludwig XIV. Eine solche Beileidskundgebung sei noch nicht dagewesen. In Dänemark habe man alle > trüben Erinnerungen an Deutschland bei Seite ge- ; setzt. (Lebhafter Beifall.)Ich bin daher dankbar", schließt der Kanzler,wenn Sie mich ermächtigen, diesen Nationen Ihren Dank mit dem der kaiserlichen Regierung zu verkünden." Die Tagesordnung wird darauf debattelos erledigt; morgen um 1 Uhr findet die Adreßdebatte statt.

! Berlin, 19. März. Die im Landtage ver- i lesene Allerhöchste Botschaft lautet: Wir Fried- ! rich von Gottes Gnaden König von Preußen rc. thun kund und fügen hiermit zu wissen: Nachdem es Gott