Rom geborgen. Daß sie als Schutzheilige der Musik verehrt wird, rührt davon her, daß sie bei ihrer Hochzeitsfeier in ihrem Herzen gesungen habe: Mein Herz und mein Leib bleibe unbefleckt, damit ich nicht zu Schanden werde". Im 14. Jahrhundert entstand dann noch folgende Legende: Vor ihrem Tode habe Cäcilia sich die Gnade erbeten, noch einmal die Orgel (weiche aber erst im 4. Jahrhundert in Gebrauch kam) spielen und Gottes Lob dazu singen zu dürfen; am Schluß habe sie das Pfeifenwerk zertrümmert, damit es nicht zu unheiligen Zwecken gebraucht werden könne. Der Scherge, der sie richten sollte, sei sodann durch ihren heiligen Gesang selbst bekehrt worden. Der Gedächtnistag der heiligen Cäcilia (22. Nov.) wird alljährlich in London durch ein großes geistliches Musikfest gefeiert.

Für Pferdebesitzer. Bei den anhaltend hohen Pferdepreisen ist es Pflicht eines jeden vorsorglichen Familienvaters, der Pferde besitzt, solche bei einer soliden Gesellschaft zu versichern, um sich und seine Angehörigen von pekuniären Nachteilen zu schützen, denn die Erfahrung lehrt, daß ein Pferd, welches heute noch stolz und anscheinend kerngesund dagestanden, den andern Tag tot im Stalle liegend gefunden wurde. Wenn der Besitzer aus unzeitgemäßer Sparsamkeit ein wertvolles Pferd nicht versichert, so hat er bei dessen Verenden nicht nur sich selbst, sondern auch seine Angehörigen um einen oft beträchtlichen Teil seines Vermögens gebracht und verdient dann die ihm von allen Seiten gemachten Vorwürfe. Die zu bezahlende Versiche­rungsprämie ist als ein Sparhafen zu betrachten, bei welchem sich der Ver­sicherte sagen muß, in kleinen wohl zu erübrigenden Beträgen lege ich mein Geld ein und bei eingetretenem Verluste meines Pferdes erhalte ich einen Betrag ausgezahlt, der mich in den Stand setzt, mir wieder ein leistungs­fähiges Pferd zu kaufen; ich habe dann nicht nötig bei fremden Leuten häufig unter Wucherzinsen das zum Erwerb eines neuen Pferdes benötigte Kapital aufzutreiben. Eine auf solcher Basis gegründete Pferdeversicherungs­gesellschaft ist unstreitig als eine Wohlthat für die Pferdebesitzer zu betrachten und nach Kräften in ihren Bestrebungen zu unterstützen, denn je größer die Beteiligung an einem solchen Institute ist, desto vorteilhafter werden sich die Bedingungen für die Mitglieder gestalten. Die Stuttgarter Pferdever­sicherungsgesellschaft ist ein vor 10 Jahren von württembergischen Pferde­besitzern, welche die Notwendigkeit und die Wohlthat einer Versicherung ein­gesehen haben, zur ausschließlichen Versicherung von Pferden gegründetes Unter­nehmen, welches ihren'Mitgliedern gegen möglichst billige Prämie, die durch Verenden oder notwendig werdendes Töten ihrer Pferds entstehenden Schäden nach Maßgabe der Versicherungssumme statutengemäß vergütet. Die Gesell­schaft verfolgt keine Eigeninteressen; sie handelt vielmehr gemeinnützig; sie läßt die erzielten Ueberschüsse den Mitgliedern ungeschmälert zu gute kommen. Anläßlich der Ende April d. I. abgehaltenen Generalversammlung wurde bekannt gegeben, daß am 1. Januar 1886 3,804 Pferde im eingeschätzten Werte von 2,397,600 Mk. in Versicherung standen. Grundsätzliche Spar­samkeit in der Verwaltung, koulante Abwicklung vorgekommener Schäden haben die Beteiligung auf eine Höhe gebracht, welche beweist, daß die Gesell­schaft Vertrauen genießt. Dieselbe hat seit ihrem Bestehen bis zum 31. Mai d. I. ihren Mitgliedern die Summe von 880,920 Mk. bar ausbezahlt. Diese Zahlen sprechen dafür, daß die Stuttgarter Pferdeversicherungsgesellschaft die Beteiligten vor unvorhergesehenen Verlusten wahrt, und ein wichtiger Faktor zur Hebung der Pferdezucht, des Pferdebesitzes und damit der Land­wirtschaft ist. Nicht unerwähnt darf schließlich bleiben, daß auch um den Beitritt zu dieser empfehlenswerten Gesellschaft zu erleichtern, auf Wunsch auch halbjährliche Prämienzahlung zulässig ist.

Ein seltener Fall beschäftigte jüngst die Augenärzte in Chicago. Eine Frau besuchte jüngst die Staats-Augen- und Ohren-Klinik mit ihrem Sohne, der die eigentümliche Fähigkeit besitzt, im Finstern zu sehen. Der Knabe ward in ein dunkles Zimmer gebracht und dort wurden verschiedene "Proben gemacht, welche es über jeden Zweifel hinaus bewiesen, daß dies ein außergewöhnlicher Fall ist. Die Augäpfel glühten wie Feuerkugeln und bei genauerer Prüfung wurde gefunden, daß die Augen des Knaben etwa wie die einer Katze geformt sind. Der größere Teil der Iris fehlt gänzlich und nur ein kleiner Teil ist auf der Außenseite eines jeden Auges sichtbar. In einem

dunklen Gemach findet eine unverzügliche Erweiterung statt, welche den Knaben befähigt, vollkommen zu sehen. Ein starkes Licht blendet ihn und infolge dieser Eigentümlichkeit ist der Knabe imstande, Gegenstände in einiger Ent­fernung mit viel mehr Klarheit zu sehen, als naheliegende. Alle Augenärzte stimmen darin überein, daß Nichts für das Kind gethan werden kann.

Liszt hat Männer- und Künstlerstolz auch vor Thronen gezeigt. Als er in Petersburg war, wurde er vom Kaiser Nicolaus zu einem Fest geladen und aufgefordert, etwas zu spielen. Er setzte sich an den Flügel und begann. Im Spielen fiel sein Blick auf den Czaren, der sich mit einem seiner Generale ziemlich laut unterhielt; er spielte noch einige Minuten weiter, als aber der Czär nicht aufhörte zu sprechen, brach er plötzlich mitten im Vortrag ab und stand auf. Nicolaus ließ fragen, was den Meister hindere.O", gab Liszt zur Antwort,wenn Se. Majestät spricht, hat jeder Andere zu schweigen." Alles erschrack, der Kaiser aber nahm's nicht übel und schickte ihm andern Tages ein kostbares Geschenk.

(Aus der Reichshauptstadt.) Der Hund des Kanzlers, Tyras, der sich von der Tierarzneischule, wo er sich gegenwärtig befindet, entfernt hatte, ist wieder eingeliefert worden. Die Reporter arbeiteten bereits an einem Nekrolog mit ca. 200 Zeilen ä so und soviel Pfennig.

Eine Wette. Ein Offizier des 14. Infanterie-Regiments in Nürnberg hat eine Wette eingegangen, in 14 Tagen nach Neapel zu gehen. Diese Reise wird nach den Herbstmanövern angetreten werden.

Ein mittelmäßiger spanischer Maler, so schreibt man, verstand es nicht, Figuren zu malen; er mußte sich daher, wenn solche seine Land­schaften beleben sollten, an befreundete Maler wenden. Als nun einst ein reicher Kunstfreund. sich bei ihm eine Landschaft mit Kirche bestellt hatte, malte er zwar ein prächtiges Landschaftsbild, aber ohne jede menschliche Figur. Der Kunstfreund bewunderte die Komposition, die Farbe des Kolerits. fand aber die Landschaft, weil er nirgends Figuren erblickte, über alle Maßen einsam.Ich sehe keine Leute auf Ihrem Bild", sagte er.Ah", meinte der Maler rasch,die Leute sind noch in der Kirche."Nun, wenn das ist", gab ihm der Besteller des Bildes zur Antwort,so behalten Sie das Bild noch so lange, bis die Leute aus der Kirche sind."

Höchste Diskretion.O, gnädige Frau können vollkommen beruhigt sein. Diskretion ist bei uns Zahntechnikern ja ein integrierender Bestandteil des Geschäfts. Die vorige Woche habe ich der Gräfin Pumpmann und der Baronin Borgheim ein vollständiges Gebiß geliefert und kein Mensch weiß davon."

Gemeinnütziges.

Zum Einmachen der roten Rüben.Man kocht dir Rüben ungewaschen und unverletzt, weil sie sonst die schöne rote Farben ver­lieren. Sobald sie so weich sind, daß sich die Haut löset, nimmt man sie vom Feuer, zieht die Haut davon, schneidet man sie in Scheiben, und bringt sie in einen Topf mit Kümmel und vorwiegend Anis nnd etwas in kleine Würfeln geschnittenen Meerreltig (Kreen). Hierauf gibt man einen ganz schwachen Essig darüber, damit die schöne Farbe erhalten bleibt. Wenn die Rüben verspeist werden, gießt man erst den starken Essig nach."

Einmachen der Schlehen (krunus spino8»). Eingemachte Schlehen waren früher auf den feinsten Tafeln zu finden und sind in der That auch ganz delikat, wenn also verfahren wird:Man nimmt frische grüne Schlehen, zersticht sie mit einem Messer an zwei oder drei Stellen, brühet sie, damit der harte Geschmack entzogen wird, nimmt darauf soviel Zucker, als sie wiegen, macht einen Syrup mit ein wenig Wasser, bringt die Schlehen hinein und läßt das Ganze sieden, bis die Schlehen weich sind und der Syrup dick genug ist. Durch einen kleinen Zusatz von doppelkohlensaurem Natron während des Kochens, wird die schöne grüne Farbe erhalten."

Mitgeteilt vom Hauptagenten Emil Georgii: Der Schnelldampfer »Nor­mandie-, welcher am 7. ds. von Havre abginq, ist am Id. ds., also in 8 Tagen, in New- Dork angckommen.

»Ins Irrenhaus", sagte Duprat kopfschüttelnd.Welch ein seltsamer Ge­danke! Ist denn Ihretwegen oder auf ihre Veranlassung hin schon einmal Jemand ins Irrenhaus gekommen?"

Was? Wie?" fragte der Kommerzienrat abwesend.Nein nein; Das heißt ich weiß es nicht. Blicken Sie mich nicht so furchtbar an. Es ist Etwas in Ihrem Blick, das mich verscheucht von Ihnen, und ich will Ihnen jetzt mehr sein, ganz nahe. Genug, jener Mann trägt mein Schicksal in seiner harten Hand; und wenn er Sie öffnet, bläst ein Hauch seines Mundes meine ganze glänzende Existenz in alle vier Winde. Soll er Das thun, Duprat?"

Nein, lieber blasen wir seinen Gifthauch zur Hölle", entgegnete Dieser eifrig. Sagen Sie mir nur noch, wie der Mann aussieht; Mittel und Wege finde ich dann schon allein."

Sie haben ihn also hier nicht gesehen?" fragte der Kommerzienrat.Ich hatte geglaubt, daß er nach mir fragen und forschen würde."

Es war allerdings kurz vor Ihrem Eintreffen Jemand hier, der Sie zu sprechen wünschte. Ich empfing ihn. Er stellte auch viele Fragen über Sie und Ihre Unternehmungen sein Name sei Riston."

Und Sie?"

Ich beantwortete sie so ausweichend, daß er es vorzog, zu gehen. Ich ließ ihn von Jonas hinausgeleiten, da er mir nicht ganz unverdächtig schien."

Das war er! Das war er! Sein Signalement?"

Duprat gab dasjenige Riston's. Der Kommerziegrat nickte beifällig.

Nun ist kein Zweifel mehr möglich", sagte er.Sein wahrer Name thut momentan Nichts zur Sache; aber ich werde Ihnen auch den eines späteren Tages nennen. Wenn er sich jetzt Riston nennt, so ist Das genügend."

Nach einer weiteren Viertelstunde begab sich Duprat auf sein Zimmer, um

einen Plan zur Ermordung Riston's auszusinnen. Diese traf nur mit seinen eigenen Wünschen überein, da der Falschmünzer nicht anders zu beseitigen schien. Jener mußte fallen, damit er selber siegen konnte, steigen, ohne zu fallen. Nun hatte er Jemand, auf dessen Schultern er das Verbrechen abwälzen konnte, das er zu begeben im Begriff stand, der es selbst verlangte und in jeder möglichen Weise zu fördern bemüht war. Als Lohn dieser That und seine auswärtige Carriere eröffnend, sollte Duprat schon jetzt in die Finna ausgenommen werden, womit ihm auch die Verfügung über ein bedeutendes Vermögen zuerkannt werden mußte.

Da hatte er dann wieder Geld zur Flucht, dessen Mangel Riston eben erst so sehr beklagt hatte. Man konnte ja wirklich nicht wissen, welch neue unerwartete Wendung eintrat und zu schleuniger Entfernung nötigte. Je mehr Schuld, um so größer die Gefahr der Entdeckung; und Duprat stand im Begriff, die eigene Schuld um ein großes Verbrechen, einen Mord, zu vermehren.

Aber was sagte Das gegenüber den errungenen Vorteilen! Diejenigen, von deren Gegenwart er sich da in der leichtesten Art und für immer befreite, waren: Dryden und Fuchseisen, Eduard, der alte Förster und Riston. Wen hatte er denn noch zu fürchten? Etwold gewiß nicht; und Jonas war ihm, was er seinem Chef war, ein willenloses und unentbehrliches Werkzeug. Dagegen aber ward er selbst Teilhaber einer der ausgebreitetsten, industrillen Unternehmungen und Herr eines bedeutenden Vermögens. Dann stand zwischen ihm und der unbeschränkten Nachfolgerschaft nur noch Klara Etwold, die Wiedergenesene; und Duprat war überzeugt, daß ein Mann, der so viele bedeutende Hindernisse überwunden, um zur Mitregentschast zu gelangen, auch noch den Wiederstand eines Mädchenwillens brechen werde, wo es sich um die Alleinherrschaft handelte.

(Fortsetzung folgt.)