stets an die Geber derselben erinnern, an die Vorkämpfer für Unabhängigkeit, -an die todesmutigen Kämpfer für die Freiheit des Vaterlandes. Das Bewußtsein der Macht und des Ansehens unseres Deutschen Reiches muß eine stete Mahnung bleiben, für die Erhaltung dieses kostbaren Besitzes nach Kräften zu wirken. Da wende ich mich denn an Sie alle, meine jugendlichen Akademiker, und ermahne Sie, zur Stärkung dieser großen Aufgabe mitzuwirken »dadurch, daß Sie Ihre reichen Kräfte zur Förderung gediegener Kenntnisse aufbieten, die Sie befähigen, dem Kaiser und dem Vaterland mit Hingebung nutzbringend zu dienen. Setzen Sie Ihren Stolz darein, für alle Aufgaben des Lebens so gut ausgerüstet zu sein, daß Sie überall helfend einzutreten vermögen. Bewahren Sie sich dabei die ideale Auffassung, in der die Kraft liegt, das Schwere zu überwinden und in dem Streben nach den höchsten Zielen mutig auszuharren. Wohl dem Reich, dessen Söhne ihre Ehre darin finden, das Ansehen desselben durch ihre Bildung und Kenntnisse zu erhöhen; in solchem Streben werden dem Kaiser und Reich Stützen geschaffen, deren Wert zwar jetzt schon zur Geltung kommt, in später Zukunft aber noch höhere Bedeutung gewinnt. Daß unser Kaiser sich noch lange an solchem Streben -erfreuen möge und dadurch die mühevolle Arbeit seines Lebens auf gute Bahnen geleitet wisse, das ist der Wunsch, mit dem ich in Ihrer aller Namen rufe: Gott erhalte unfern Kaiser Wilhelm, er lebe hoch!
Eigentlich präsidierte stuck. meck. Klaus, der Vorsitzende des Ausschusses der Heidelberger Studentenschaft und hielt mit großer Geschicklichkeit und lobenswertem Takt die Festordnung aufrecht. Den Trinkspruch des Großherzogs von Baden erwiderte er mit einem solchen auf den Rector ms^ni- üoentissimus selbst, der einst als Student der alma mater angehört habe, seitdem aber das Empfangene tausendfach vergolten habe durch die Pflege und den Schutz, die er der geliebten Ruperts Osrols zu Teil werden ließ. -Hierauf brachte Prorektor Bekker ein Hoch auf das Ministerium aus, der Minister Turban auf die badischen Stände. Auf die Gäste toastierte der der Studiosus de Werth, auf Fürst Bismarck Professor Quincke. Das erste offizielle Kommerslied war „Sind wir vereint zur guten Stunde". Es folgten „Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust", „O alte Burschenherrlichkeit", >„Alt Heidelberg, du feine", „Von allen den Mädchen so blink und so blank", und Schcsiel's Perkeolied, lauter Lieder, die jedem alten wie jungen Studenten in Herz gewachsen sind und von dem gewaltigen Chor mit allgemeiner Teilnahme gesungen wurden. Dazwischen wurde noch mancher Trinkspruch gehalten. Die Fidelitas begann nach Aufbruch des Großherzogs, der Prinzen und der ^Gefolgschaft kurz vor 12 Uhr. An den beiden letzten Abenden fanden auch Ausführungen im Stadttheater statt, welche den vollen Beifall des Fest-Publikums fanden.
Wevrnffchtes.
Gutes Bier 1001 postlagernd. Unter dieser Chiffre erläßt eine offenbar sehr durstige Seele und praktische Jungfrau in einem bayerischen Blatte nachstehende Anzeige: „Ein junges, fesches Mädchen wünscht behufs Verehelichung die Bekanntschaft eines Brauers. — Hauptbedingnis: Gutes Bier, Vermögen und Herzensgüte." Eine Schwärmerin scheint dieses junge Mädchen nicht zu sein.
— Eine Feldherrentochter. Eine vor kurzem zur Kur nach Teplitz angekommene Badegastin meldete sich als „Fräulin N. M., Feldherrentochter", und wurde hierauf, da Feldherren gewöhnlich außer großem Talente ' auch großes Einkommen besitzen, in die erste Klasse der Kurtaxe eingereiht. Wenn die Dame nun auch gegen den Rang gerade nichts einzuwenden gehabt hätte, so erschien ihr doch die Zahlung zu hoch, weshalb sie Einspruch erhob. Nun stellte es sich heraus, daß der Vater der Dame in Sachsen mehrere verpachtete Felder besitzt und sie analog dem Ausdruck „Hausherr" den Titel „Feldherr" gebildet hatte. Mit der Feldherrenherrlichkeit war es aus Sparsamkeitsrücksichten jetzt allerdings aus; das titelsüchtige Fräulein war indes um eine andere Bezeichnung nicht verlegen, resolut meldete sie sich nun als
„verpachtete Feldbesitzerstochter" an. — Wenn auch nicht wahr, so jedenfalls recht hübsch erfunden!
— Doppelsinnig. Ein bekannter Theaterdirektor sagte ernst zu dem Statistenpersonal: „Morgen beginnen die Proben zu dem neuen Ausstattungsstück. Wenn der eine oder andere Ihrer Verwandten oder Freunde in statistischer Eigenschaft sich beteiligen will, so bringen Sie ihn nur mit. Wir brauchen nämlich enorm viel Pöbel zu dem Stück.
— Eine saure Gurke! Ein amerikanisches Blatt erzählt Folgendes: „Eine Maus war in einen Milchnapf gefallen und konnte sich nicht aus der flüssigen Masse über den Rand des Napfes erheben. Die Maus schwamm mit aller Kraft der Verzweiflung in der Milch herum, indem sie alle Beine rührte. Im Verlauf von knapp einer Stunde hatte sie durch die quirlende Bewegung die Milch in Butter verwandelt und damit eine feste Unterlage gewonnen. Nun ruhte sich die Maus auf der Butter aus und setzte dann mit einem kühnen Sprung über den Rand des Napfes weg."
LitLerravifches.
— Vis drsixsdnts VutiaAS von Rrookdaus'donvsrsatious-Dsxikon uadt sied mit rasodsn 8odiitfsn ikrsr VollsndunA. 8cdon lissst der vierxsdnte Land adKesodlosssn vor. Rr endete mit dem Artikel 8padis und siitds.it dis grosse 2aki von 6425 Artikeln; in der vorigen Lniings dstto der entsprecdsnds Land dsren nur 2248, initdin datte sine nadsxu drsikaeds Vermskrnng ststtgskundsn. düedt minder umfassend sind dis Ssreiodsrungen, welods dem Indatt der einzelnen Artikel rmtsil gsvorden. Dies tritt namsntiiod Iisrvor auf dem dediste dsr Ltaatsn- gesediedts und im Rersicd der Statistik: dis innere und äussere dssodiedts Russlands, Saodssns, 8odwsdeus, der 8odwsix, Serbiens rsiedt dis auf dis letzten Rage dsrad, aucd der Serbisod-Lulgarisods Lrisg von 1885 findet svdon eins xusammen- däugends Sediidsrung naod den dssten tzusllen, und alle statistiseden Takten de- ruden auf dem Resultat dsr neuesten offiziellen Rrdsdungsn. Reick vertreten ist dis xsitKSnössisode Liograxdis dured dis Artikel üder Lagasta, Dord Lalisdurz-, Dr. 8edliewann, drak von 8 cd ad, Viktor von 8edslksl, dsnsratoonsul von 8odsrx6r, dsorg 8cdwsinknrtd, dis Lrüdsr 8iemslls, den Lsiodsgsriedtsxräsidenten 8iinson. iluserdsm knüpfen nocd viele anders Artikel, vis 8amoa-lussln, 8anet dottdard-Radn, vsutseds 8eswarts, Rentsedsr 8vdulvsrsin, an die Interessen der degenvart an. lind dsr also verjüngte und erweiterte Rext wird dured dis trelkliod ausgefüdrten Illustrationen: 8 Karten, 17 separate Lildertafsln (darunter 3 Rätsln mir Darstellung dsr Rntviekslung der 8edrift, 2 Rätsln 8oditkst^psn, 1 Rakel xn 8edlismann's Vusgradungen sowie niedrere Rakeln xnr Vaturgosediodte und Rsednik) und xadl- rsieds in den Rsxt gedrukts ^.bdildnngsn vsranscdauliedt. _
Calw.
Aanäwirt^LÜaMckee Kezir^gverem. Bekanntmachung,
das Lanöw. Kauptfest irr GcrrrrrstcrlL betreffend.
Die K. Centralstelle für Landwirthschaft hat durch Erlaß vom 20. Juli die landw. Bezirksvereine aufgefordert, nach Kräften zur Beschickung des am 28. Sept. in Cannstatt stattfindenden Hauptfestes mit ausgezeichneten Produkten der Pferde-, Rindvieh- und Schweinezucht, sowie mit landwirth- schaftlichen Geräthen und Maschinen mitzuwirken. Die Besitzer ausgezeichneter Thiere, welche einer Vormusterung auf Vereinskosten zu unterwerfen sind, sowie die Fabrikanten von landw. Geräthen und Maschinen werden hienach eingeladen, das Fest damit zu beschicken und wird hiezu bemerkt, daß dieses- mal die prämiirten Thiere am Nachmittag vor dem Hauptfesttag und am Hauptfesttag selbst in einem besonders dazu errichteten Gebäude ausgestellt werden müffen, daß die Thiere frachtfrei mit der Eisenbahn nach Cannstatt und zurück befördert werden und daß Anmeldungen, welche nach dem 15. September einkommen, nicht mehr berücksichtigt werden. Bezüglich der näheren Bestimmungen wird auf die Bekanntmachung in Nro. 27 des landw. Wochenblatts verwiesen, und ist der Unterzeichnete zur Beförderung von Anmeldungen, sowie zu weiterer Auskunft bereit.
Den 10. August 1886. Der Vereinsvorstand:
E. Horlacher, Stellv.
Wenige Tage nach diesem Gespräch fand die polizeiliche Besichtigung der neu -entdeckten unterirdischen Todtenstadt bei Fackellicht statt, und zwar unter des Polizeipräsidenten persönlicher Leitung.
Man konnte nun zwar nicht feststellen, ob man das ganze Labyrinth von Kammern und Gängen durchforscht habe, aber der durchwanderte Teil lieferte schon Eine überaus reiche Ausbeute.
Zunächst entdeckte man, wenn auch weit weg von der Falschmünzerei, eine Druckerei der Anarchisten und ganze Ballen verbotener Schriften, welche aus derselben hervorgegangen. Sodann fand man noch mehrere Zugänge zu den Katakomben, in verschiedene Häuserviertel mündend. Alle waren gleich sehr versteckt. Man vermutete noch eine größere Pforte, den öffentlichen Zugang zu dem unterirdischen Friedhof; aber diese entdeckte man jetzt noch nicht.
Zufrieden mit dem Doppelfund der Druckerei und Falschmünzerei wurden auf Veranlassung des Präsidenten die Nachforschungen jetzt eingestellt. Die entdeckten Zugänge Wurden aber mit Polizeiposten besetzt, um etwa hinab wollende Anarchisten abzufangen.
Diese waren aber offenbar schon gewarnt, denn keine Seele ließ sich blicken, und .der rote Matthies hatte es auch verstanden, sich noch einmal völlig unsicher zu machen.
* H
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Die Entdeckungen des kleinen Neubert hatten wieder einmal alle Welt in Aufregung versetzt und dem Mord in der Schwedengasse die in großem Maßstabe betriebene Falschmünzerei als zweites Glied einer Kette von anarchistischen Verbrechen .angereiht. War es nun auch offenes Geheimnis, daß Eduard Etwold's Name in Verbindung hiermit genannt worden war, und daß Jener am Tage, als man nach ihm forschen wollte, spurlos verschwand, so wagte man sich mit keiner Verdächtigung Wecker an den Kommerzienrat heran, welcher «her als Opfer eines entarteten Familienangehörigen bemitleidet wurde.
Duprat trat damit auch in den Hintergrund, während man auf Drydens mögliches Wiederaustauchen noch immer ein wachsames Auge hielt. Und nicht vergebens.
Eines Tages zog man in Paris zwei einander eng umklammert haltende männliche Leichen aus der Seine. Es waren die Leichen Drydens und Fuchseisens; doch wurde nur die erste aus den bei sich geführten Legitimationen als solche erkannt. Fuchseisen führte gar keine Papiere. Damit vertiefte sich denn das die Totenstadt umgebende Geheimnis noch mehr. Ein Zeuge war mehr verstummt, der etwa hätte sagen können, was da im finsteren Schooß der Erde geplant und vorbereitet worden.
Wer war nun glücklicher als Duprat?
„Ihr Mund ist stumm", murmelte er, als er den betreffenden Artikel in der Zeitung las. „Es ist, als ob mir alle Wünsche in Erfüllung gehen sollen. Nur der eine nicht, mit Klara Etwold. Sie erlangt wahrhaftig ihre Gesundheck wieder. Aber ich habe auch von ihr keinen Widerstand mehr zu fürchten. Sie steht im Banne der Schuld ihres Vaters, und das Schreckliche, was jetzt der Keller birgt, wird wohl genug sein, um sie entweder ins Irrenhaus zu treiben wie meine Mutter, oder um ihr dauerndes Schweigen aufzuerlegen."
Duprat triumphierte. Die Verfolgungen seiner und des Kommerzienrats waren eingestellt. Letzterer hatte anfänglich mehrere verzweifelte Versuche gemacht, in den Keller zu gelangen; aber er hatte Das verhindert. Nun er endlich die Schlüssel an einer anderen Stelle wiedergefunden, wagte er sich nicht mehr hinab, aus Furcht seinen Gefangenen als Leiche zu sinden.
„Dieser Mann trägt mir doch noch den Kopf zu hoch", dachte Duprat. „Meine nächste Aufgabe wird sein, ihn zu demütigen und meine Macht ahnen zu lasten. Nur so werde ich ihn zu einem gefügigen Werkzeug meiner Pläne machen."
Duprat wußte zwar, daß die gefundene Falschmünze nicht das Werk der Anarchisten, sondern die von Riston errichtete sei; aber er hegte deswegen keine Besorgnis weiter. Es war anzunehmen, daß Riston, gleich nachdem er Dies erfahren, die Flucht ergriffen hatte und sein Handwerk nun schon anderswo übte. Das aber war der letzte Stein vom Halse Duprat's, und nun konnte er sich ruhig der Verwischung seiner stolzen Pläne widmen.
(Fortsetzung folgt.)