Universität fuhr auf einem hohen Wagen unter gothischem Thronhimmel. Das zweite Bild, der Einzug Friedrichs des Siegreichen nach der Schlacht Lei Seckenheim, war ein rein kriegerisches. Eisengepanzerte Lanzenritter und die ebenfalls gewappnete Heldengestalt des Kurfürsten, mit dem Lorbeerkranz auf dem Haupt, umjubelt von den dankbaren Bürgern. Einen friedlichen Gegensatz dazu bot die dritte Gruppe, das goldene Zeitalter Heidelbergs unter Otto Heinrich, der mit der Pfalzgräfin Susanns an der Spitze des Zuges -ritt, dessen Glanzpunkt der Universitätswagen mit Professor Micyllus und der Bauwagen mit den Werkleuten des Heidelberger Schlosses bildeten. Das nächste Bild war eine sehr lebendige, zum Teil humoristisch gehaltene Schilderung des Volkslebens der fröhlichen Pfalz. Der Adelslaube, unter welcher stolze Edelleute und schöne Frauen ritten, folgte der Prachtwagen der hinter einem Löwen thronenden Palatia, dann der Wagen des Bacchus und der Ceres, umgeben von Winzerinnen, Eilen und seinem Gefolge und den phantastischen Höllengeistern des Weins, dann der Palankin der ganz in rosa Gewänder gekleideten, blonden Venus, die selbstverständlich den Gegenstand kritischer Bewunderung bildete, und zum Schluß der Wagen mit dem Heidelberger Faß. In der fünften Gruppe, dem Einzug des Kurfürsten Friedrichs V. und seiner Gemahlin Elisabeth, fesselte besonders die vornehme Pracht der englischen Renaissance-Kostüme, die von berittenen Herren und Hoffräulein und den Edeldamen in den beiden Staats-Karossen gar stattlich zur Schau getragen wurde. Ein Ritter in schwarzer Eisenrüstung stellte die unheilvolle Zeit des 30jährigen Krieges vor, dem das sechste Bild galt. Die folgende Grupps schilderte die Lieblingsneigung des jagdfrohen Kurfürsten Karl Philipp Lurch einen glänzenden Jagdzug, in welchem auch Zwerg Perkeo mitschritt. Es folgte die Zeit Karl Theodors und dann die Wiederherstellung der Universität durch Karl Friedrich von Baden, welche durch einen Triumphwagens mit einem von den Genien des Festzuges bildende Wissenschaft umgebenen^ Obelisken versinnlicht wurde. Den Schluß des Festzuges bildete die Studenten-- schaft des 19. Jahrhunderts, von den ältesten Burschenschaftern und Lützower Jägern bis aus die Korps Saxo-Borussia, Suevia, Guestphalia, Vandalia und Rhenania, hinter welchen ein Herold das Banner des neuen Deutschen Reiches trug. Der Zug bewegte sich zweimal durch die ganze Länge der Stadt in einem Zeitraum von etwa drei Stunden.
WerrnrischLes.
— Be st raste Indiskretion eines Telegraphen-Be- amten. Wie ein amerikanisches Blatt, der National Republican, meldet,
war ein Telegcaphenbeamter zu Washington der erste Sterbliche, welcher außer den Angehörigen des Präsidenten Cleveland und den Mitgliedern der Familie F-o ls o m Kunde von der bevorstehenden Vermählung des elfteren mit dem Fräulein Folsom erfuhr. Aber dieses Geheimnis brachte den Telegraphisten um seine Stelle. Das ging so zu. In der Nacht vor der Abreise der Miß Folsom nach Europa wurde unserem Beamten, welcher gerade am Apparate saß, eine vom Präsidenten eigenhändig geschriebene Depesche zur Beförderung übergeben. Als leidenschaftlicher Autographensammler konnte es der Telegraphist nicht übers Herz bringen, dieses Manuskript mit den übrigen von ihm aufgegebenen zusammenzuheften. Eiligst schrieb er es ab, steckte das Original zu sich und überlieferte die Abschrift seinem Vorgesetzten. Zu Hause angekommen, zeigte er in seiner Freude das Autograph seiner Frau und seiner Wirtin. Beide versprachen, mit Rücksicht auf den delikaten Inhalt des Billets, über dasselbe Stillschweigen zu beobachten. Leider veruneinigten sich aber bald darauf die Eheleute mit ihrer Wirtin und zogen aus. Letztere beschloß, sich dafür zu rächen. Sie lief zum Chef des Telegraphen« amtes und erzählte ihm die Geschichte. Zur Rede gestellt, gab der Beamte zu, gegen eine der Hauptregeln seiner Instruktion verstoßen zu haben, und weil das Gesetz unerbittlich ist, mußte er seine Vorliebe für die Handschrift des Präsidenten mit dem Verlust seiner Stelle büßen.
— ModerneAbonnements-Einladung. Mit Anfang nächsten Monats gebe ich hier in Berlin eine neue, interessante Zeitung heraus. Die Abonnenten erhalten jedes Quartal ein Autograph von einem berühmten Spitzbuben, zu Ostern eine gestreifte Frühjahrshose und bei Beginn des Winters 1000 Stück Preßkohlen. Auch werden den Abonnenten alle sechs Wochen -dje Haare geschnitten. Wer drei Jahre vorausbezahlt, erhält im Sterbefall HiyemSarg oder sechs schwere, silberne Löffel. Max Humbug, Verleger.
Kornzollgedanken. Artsgerissenes Notizbuchblatt, gefunden 'zwischen Ca lw und H irs au.
Getreidepreise immer sinkend,
Bauer an dem Stocke hinkend,
Brode täglich kleiner, netter Voluminöser nur der Bäcker.
— MitgeteiU vom Haupt-Agenten Emil Georgii: Der Schnellpvsldampsrr- »Werra- am 2-t, Juli von Bremen abgegangen, verlor unterwegs die Schraube und wurde von einem fremden Dampfer nach Boston geschleppt, von wo aus die Passagiere unentgeltlich nach New - Pork gebracht wurden.
Der Schnellpostdampfer „Champagne- am 3t. Juli vou Havre abgefahren» kam schon am 8. August, morgens 2 Uhr, in New-Port an.
Amtliche Mlinutumchungeil.
Liebenzell.
Zwangs-Verkauf.
Das K. Amtsgericht hat am 28. Juli 1886 die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen des Jakob Gengenbach, Sägmüllers auf der Maisen- bacher Sägmühle, Gemeindebezirks Liebenzell, angeordnet und den Gemeinderat hier als Vollstreckungsbehörde mit dem Vollzüge beauftragt. Als Verwalter äst bestellt Gemeinderat Kappus, Mitglieder der Verkaufskommission sind Stadtschultheiß Rau und Gemeinderat Emendörfer und in deren Verhinderung Gemeinderat Wohlgemuth.
Demgemäß kommt die hienach beschriebene Liegenschaft am
Dienstag, den 7. September d. I., nachmittags t Uhr,
auf hiesigem Rathaus zum erstenmale zur öffentlichen Versteigerung :
Haus Nr. 179. — s 17 qm ein zweistöckiges Wohnhaus,
— „ 94 „ Sägmühle,
— „ 5 „ Backofen,
4 „ 87 „ Hokraum ,
6 » 03 qm am Längenbach, Steuer-Anschlag 2600 ^ PN. 340. 9 s 47 qm Acker im Bronnenrain,
„ 341. 17 „ 20 „ Wiese / - ,
3 „ 93 " Nadelwald? Balzenram.
, > Gesamt-Anschlag 3000
Unbekannte Kaufslustige haben vor der Versteigerung beglaubigte Ver- Niözenszeugnisse vorzulegen.
Den 6. August 1886.
Namens der Vollstreckungsbehörde: Stadtschultheiß Hülssbeamter
Rau. Verw.-Aktuar Kober.
Neuweiler.
Liegenschafts-Verkauf.
Nachdem das K. Amtsgericht Calw durch Beschluß vom 22. ds. Mts. die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen des Jakob Prost, Küfers dahier, angeordnet hat, kommt die nachbeschriebene, auf der Markung Reuwerler gelegene Liegenschaft, zu deren Verwalter Gemeinderat Roller daselbst bestellt ist, am
Mittwoch, den 1. September 1886, vormittags IV Uhr,
in dem Rathaus zu Neuweiler erstmals im öffentlichen Aufstrerch zum Verkauf:
Geb. Nr. 42. 2 » 12 qm Wohnhaus, mit angebauter Werkstätte, Backofen und Hofraum, vornen im Dorf,
^ Anschlag 1100
Geb. Nr. 4275 qm Scheuer mit Stallung und Wagen- remrse, vornen rm Dorf, Anschlag 700 ^
Geb. Nr. A 8. 60 qm eine zweistock. Scheuer mit 1 Tenne, 1 Remise und 1 Barnraum, vornen im Dorf, Anschlag 800
PN. 84.
— a 81
„ 86.
4 „ 01
„ 01 .
5 „ 52
„ 194.
48 „ 72
„ 224.
17 „ 84
„ 274.
97 „ 47
a 81 qm Gemüsegarten, vornen im Dorf,
Gras-, Baum- und Gemüsegarten daselbst,
Gras- und Baumgarten daselbst,
Anschlag 500 ^
Wechselfeld und unbeständiger Weg in der Halde,
Anschlag 600
Wechselfeld im Mädig, Anschlag 250 ^ Wechselfeld und Laubholzgebüsch in den Metzeläckern, Anschlag 600
53 s 96 qm an PN. 189/2 1 b», 89 s 25 qm Wechselfeld und Laubgebüsch in der Halden, Anschlag 550
PN. 218. 17 a 38 qm Acker im Mädig, Anschlag 250
„ 143. 1 La 6 k> 84 qm Wiese mit Laubholzgebüsch, in der Sommerhalde, Anschlag 900 ^
„ 249/1. 37 a 57 qm Wiese in den Falkenwiesen, Anschlag 500
„ 406. 50 kl 77 qm Nadelwald in dem Langeck,
Anschlag: Grund und Boden 250
Holzbestand 150 400
Mitglieder der Verkaufskommission sind Schultheiß Strehler in Neuweiler und der Unterzeichnete.
Den 29. Juli 1886. Vollstreckungsbehörde.
Namens derselben der Hilfsbeamte Amtsnotar Schmid in Teinach.
Altburg.
Liegenfchasts-Berkauf.
Nachdem das K. Amtsgericht Calw durch Beschluß vom 24. ds. MtS. die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen des Matthäus Kraust, Taglöhners dahier, angeordnet hat, kommt die hienach beschriebene, auf der Markung Altburg gelegene Liegenschaft, zu deren Verwalter der Gemeinderat Kling daselbst bestellt ist, am
Donnerstag, den 2. September 1886, vormittags V Uhr,
in dem Rathaus zu Altburg erstmals im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf:
Geb. Nr. 20. 2 s 63 qm Wohnhaus, Scheuer, Schweinstall, Backofen und Hofraum in der Hinteren Gaffe,
Anschlag 1200
PN. 107. 9 s 41 qm Gras- und Baumgarten an der Gaffe,
Anschlag 300 ^
PN. 106. 9 » 14 qm Gras- und Baumgarten beim Haus,
Anschlag 300 ««
93 a 51 qm Acker, Wiese, Oede und Laubgebüsch in der Halde,
Anschlag 1200
2 s 20 qm Laubgebüsch in der Halde, Anschlag 20 31 a 51 qm Acker, Wiese und Laubgebüsch im Bergacker,
Anschlag 500
PN. 136
»—cl
PN. 135. PN. 415/2.
Mitglieder der Verkaufskommission sind Schultheiß Roller in Altburg und der Unterzeichnete.
Den 31. Juli 1886. Vollstreckungsbehörde.
Namens derselben der Hilfsbeamte Amtsnotar Schmid in Teinach.