Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberau»ts-Bezirk Nagold.

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Samstag den 26. November

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_ Expedition «L Redaktion.

v. Steinheil, Generalmajor und Kriegsministcr wurde zum Gencrallieutcnant befördert.

Die Dienstprüfnng zur Versetzung von Schuldiensten haben u. a. bestanden: Konrad Auwärter, Lehrgehilfc in Untercnzthal, und Ernst Gaiser, Hilfslehrer in Schopfloch.

Tages-Neuigkeiterr.

Deutsches Reich.

Herrenberg, 20. Nov. Sicherem Verneh­men nach soll mit der gründlichen Restauration un­serer Stiftskirche im kommenden Frühjahr begonnen werden, da ein Fonds von 20000 ^6 hiezu bis jetzt angeiammelt ist. Das Innere der Kirche hat eine Orgel, die Herzog Ludwig anno 1579 vom Non- nenklpster Wildberg hieher versetzen ließ. Der große Chor, das so interessante Chorgestühl, sowie der schöne Hochaltar und die steinerne Kanzel, welche durch die Schönheit ihres Stiles berühmt sind, sol­len mit der größten Sorgfalt einer Renovation un­terzogen werden.

Stuttgart, 23. Nov. Dem Beispiele des Biberacher Militärvereins folgend, haben auch die hiesigen Kriegervereine beschlossen, von einer Cham- pignyfeier dieses Jahr abzustehen; dasselbe ist von den Ulmer Vereinen zu berichten.

Der Kronprinz hat dem Gemcinderate von Stadt Stuttgart für die von demselben ausge­drückte Teilnahme seinen wärmsten Dank aussprechen lassen.

Ulm, 23. Nov. Wie man hört, wird an zu­ständiger Stelle damit umgegangen, im nächsten Jahr Wohnungen für verheiratete Unteroffiziere unterhalb der Wilhelmsburg in der Nähe des Wallmeisterhau­ses erstellen zu lassen.

Friedrichshafen, 23. Nov. DerO. A." berichtet: Endlich ist dieStadt Lindau" gehoben. Das Schiff, das sich in sehr traurigem Zustand be­findet, kommt auf die Werste; dann erst wird für Wiederherstellung oder Abbruch entschieden werden.

Brandfälle: Am 20. ds. das 2 Km. von Freudenstadt in der Stuttgarter Straße gelegene Wohnhaus des Zieglers Geisel mann.

Der badischeLandtag ist am Dienstag Mittag vom Großherzog Friedrich mit einer Thronrede eröffnet worden, in welcher es heißt:Wir begegnen uns in sorgenvoller Zeit: ein teures Leben, auf welches Kaiser und Reich ihren Stolz und die schönsten Hoffnungen gebaut, ist von schweren Leiden bedroht. Durch innige Bande des Blutes, der Liebe und Freundschaft ihm zugethan, ist mein Haus durch diese Heim­suchung in tiefe Betrübnis versetzt. Mit uns teilt mein teu­res Volk, teilen alle deutschen Herzen diese bangen Sorgen. Ich weiß, daß auch sie von diesem Mitgefühl ganz durch­drungen sind. Vertrauen wir auf Gottes Gnade, die uns so oft schon durch Kreuz zum Licht geführt hat."

Berlin, 22. Nov. DerKölnischen Ztg." wird von hier gemeldet:Die einstündige Unterre­dung, welche Fürst Bismarck mit Kaiser Alexander UI. von Rußland gehabt hat, steht im Mittelpunkt der politischen Unterhaltung. Es ist selbstverständ­lich, daß dieselbe zu keinerlei Abmachungen oder gar Bündnisabschlüssen geführt hat. Immerhin hat sie in einem wesentlichen Punkte zu einer sehr erwünsch­

ten Aufklärung geführt. Wie uns von unbedingt zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, ist im Laufe die­ser Unterredung festgestellt worden, daß dem Zaren eine ganze Reihe von Briefen und Depeschen über die Haltung des Fürsten Bismarck in der bulgari­schen Frage vorgelegt worden ist, die von Anfang bis Ende gefälscht waren und die, wenn sie ächt ge­wesen wären, in der That dem Zaren allen Grund gegeben haben würden, erzürnt zu sein, der Politik des Fürsten Bismarck zu mißtrauen und ihn gegen dieselbe zu verhetzen. Die ursprüngliche Quelle die­ser Fälschungen ist alsbald ermittelt worden. Es genügt vorläufig mitzuteilen, daß sie orleanistischen Ursprungs ist und vielleicht noch der Staatsanwalt­schaft Anlaß zum Einschreiten bieten wird. Dem Fürsten Bismarck ist es rasch gelungen, den Zaren davon zu überzeugen, daß er in dieser Hinsicht das Opfer der schlimmsten Kniffe geworden sei, und hätte die Unterredung auch nur diesen Erfolg allein auf­zuweisen, diese großartige Jntrigue einer europäischen Kriegspartei zu entlarven, so würde sie schon in nicht unwesentlichem Maße zur Erhaltung des europäischen Friedens beigetragcn haben. Im Laufe der Zusam­menkunft hat sich auch noch ferner hernusgestellt, daß ein kleiner, aber einflußreicher Teil der hiesigen Hofkreise dazu mitgewirkt hat, bei dem Zaren den falschen Glauben zu erwecken, als wenn der Reichs­kanzler in seiner auswärtigen Politik nicht in vollem Einklänge mit dem Kaiser Wilhelm stände, sondern von diesem nur widerwillig die Genehmigung seiner Vorschläge in der Politik erhalten könne. Auch in dieser Hinsicht hat der Zar bei der jetzigen Zusam­menkunft leicht eines Besseren, Richtigeren belehrt werden können. Im übrigen wird von allen Seiten bestätigt, daß der Charakter der Unterredung ein ge­fälliger, nahezu freundschaftlicher gewesen ist.

Berlin, 22. Nov. Der Reichskanzler hatte heute vor der Abreise noch eine Konferenz mit dem Punzen Wilhelm. Letzterer konferierte dann noch längere Zeit mit Herbert v. Bismarck.

Berlin, 22. Novbr. Der Patient, an dem Geh.-Rat Professor Bergmann vor 9 Tagen eine halb­seitige Kehlkopfexstirpation unter dem Hinweis auf den Vorteil einer frühzeitigen Operation vollzog, ist am Montag plötzlich an einer Herzlähmung gestor­ben. Ein neuer Beweis, wie mißlich diese Operatio­nen sind.

Berlin, 23. Nov. DieKreuzztg." fordert von derKölnischen Zeitung" unverzüglich Beweise für ihre Behauptungen in Betreff der Haltung eines Teiles der Hofpartei in Berlin in Sachen der aus­wärtigen Politik.

Nach einer Mitteilung des Newyork Herald hat M o st ein in mehreren Tausend Exemplaren verviel­fältigtes Flugblatt nach Deutschland versandt, wel­ches den Zweck hat, im Falle des Ausbruches eines Krieges zwischen Deutschland und Frankreich die bei­derseitigen Armee» zu verleiten, statt gegeneinander gegen ihre eigenen Regierungen die Waffen zu führen.

Die Blätter berichten, daß bei der Heimreise des Zaren zur Bewachung des Schienengeleises von der russischen Grenze bis Petersburg 80 000 Mann (?) aufgeboten gewesen seien. Vielleicht hängen hiemit auch die in letzter Zeit in den Blättern aufgetauchten Meldungen über russische Truppenverschiebungen gegen die deutsche und österreichische Grenze zusammen.

Auch der Präsident der Vereinigten Staaten hat dem Kaiser Wilhelm seine und der amerikani­schen Bürger innige Teilnahme an der Krankheit des Kronprinzen durch den Gesandten in Berlin

ausdrücken lassen und den Dank des Kaisers em­pfangen.

Berlin, 24. Nov. Der Reichstag wurde heute durch den Staatssekretär des Innern, Staats­minister v. Bötticher, um 12 Uhr eröffnet.

Berlin. 24. Nov. Der Inhalt der Thron­rede über die Beziehungen Deutschlands zu den aus­wärtigen Mächten konnte unter den gegebenen Um­ständen gar nicht anders lauten, als es der Fall ist. Der Eindruck derselben auf die Hörer läßt sich da­hin zusammenfassen: Der Reichskanzler ist bestrebt, den Frieden zu erhalten, findet aber sein Streben erschwert durch die Strömungen in den Nachbar­staaten, welche über Deutschland herfallen möchten; seiner Kraft bewußt, fürchtet Deutschland diese Strö­mungen nicht: es will den Frieden haben, aber nicht um jeden Preis. Dieser Passus der Thronrede wurde mit lautem, stets wachsendem Zuruf und solchen beifälligen Kundgebungen ausgenommen, wie sie selten im Weißen Saale gehört worden sind.

Berlin. 24. Nov. Der Kaiser soll sein schmerzliches Bedauern darüber geäußert haben, daß er bei seinem noch sehr angegriffenen Gesundheits­zustände nicht im stände sei, selber zum Reichstage zu sprechen, was ihm auch deshalb am Herzen ge­legen wäre, weil in der bevorstehenden Session der Gesetzentwurf über die Alters- und Jnvalidenversor- gung beraten werde.

Allem nach scheint der Kampf um die Erhö­hung der Getreidezölle ein sehr heißer zu werden. Von allen Seiten kommen Kundgebungen gegen eine solche Maßregel; auch die Handels- und Gewerbe­kammer von München hat gestern in sehr bedeutsamer Weise ihren Standpunkt gegen die Erhöhung mit allen gegen eine Stimme genommen, sie stellt sich damit an die Seite fast aller Schwesterkammern. Auch aus den Kreisen der Müller mehrt sich die Opposition. Da im Bundesrat die Annahme der Verdoppelung der Zölle so gut wie sicher ist, liegt die Entscheidung allein beim Reichstag. Hier scheint selbst bei den Freikonservativen eine Strömung ge­gen die übermäßige Zollsteigerung zu bestehen.

Die Gewerbekammer in Magdeburg hat sich in einer Sitzung für eine hohe Besteuerung auch aller privaten Tanzlustbarkeiten ausgesprochen. Oesterreich-Ungarn.

Die Dacht der Kaiserin von Oesterreich, welche die hohe Frau von der Insel Korsu heim­holte, übersegelte nachts ein kleines Zuckerschiff, das total in den Grund gebohrt wurde. Von der Be­satzung ertrank ein Schiffsjunge, während die übrige Mannschaft gerettet wurde.

Wien, 23. Nov. Aus Sofia wird gemeldet: In der heutigen Konferenz beschloß die Majorität, Karaweloff und Konsorten in Anklagezustand zu ver­setzen. Gestern erschienen hundert Bürger vor dem Metropoliten und forderten ihn auf, binnen 3 Tagen Sofia zu verlassen, widrigenfalls sie ihn nicht vor Mißhandlungen schützen könnten. Klement, der Russenfreund, wiederholte seine Erklärung, nur auf Ordre des Exarchen oder wenn er gewaltsam ent­fernt werde, fortzugehen. Die Bevölkerung ist sehr i aufgebracht; die Regierung kann nur mit Mühe die Demonstrierenden zurückhalten.

Frankreich.

Paris. Aus der Ministerkrisis ist, wie sich ! voraussehen ließ, eine Präsidentenkrisis geworden.

! Clemenceau, den Grevy zur Kabinetsneubildung be- ^ rufen, hat dem alten Herrn gerade ins Gesicht ge-