Amts- um! IntekkigenMatt für äen Aezirk.
Erscheint Dkenstag, Donnerstag L Samstag. !
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8am8tag, äen 7. Äugust 1886-
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! die Post bezogen im Bezirk 2 90 H, sonst in
I ganz Württemberg 2 70 H.
ArntticHe Wekcrnntmactzungerr.
Calw.
An die OrLsvorsteher.
Die Ortsvorsteher, in deren Gemeinden Ziegeleien betrieben werden, haben deren Besitzer darüber zu vernehmen, wie viele Steine (Ziegel und Backsteine) durchschnittlich von ihnen jährlich angefertigt werden und das Ergebnis dieser Erhebungen binnen 8 Tagen hierher anzuzeigen.
Den 4. August 1886. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
'AoLitifctze Wcrchrichten.
Deutsches Reich.
Berlin, 3. Aug. Von einem Augenzeugen, welcher die deutschen Plantagen in Samoa besichtigt hat, wird der „Post" Folgendes geschrieben: Auf der Insel Upolu befinden sich die vier, der deutschen Handels- uni^Plantagen-Gesellschaft gehörigen Pflanzungen von Mulifanua, Vailele, Vaitele und Utumopu. Eine fünfte Plantage, die Pflanzung von Motutua, steht im Privatbesitz des Herrn Weber, des Direktors der Plantagen-Ge- scllschaft in Apia. Alle diese Plantagen haben ausgedehnte Kokospflanzungcn. Auch Viehzucht wird aus denselben betrieben. Man sieht große Heerden des schönsten Hornviehes, auch Esel und Pferde in ziemlich großer Anzahl. Auf Utumapua befinden sich große Kaffecpflauzungen. Auch etwas Tabak wird daselbst gebaut. Vaitele, Mulifanua und Motutua besitzen dagegen bedeutende Baumwollpflanzungen. Die großartige Entwickelung, welche die Pflanzungen genommen haben, ist wahrhaft erstaunlich. Die Häuser der Verwalter und Aufseher machen einen vortrefflichen Eindruck. Die Arbeiter, etwa 1000 an der Zahl, wohnen in geräumigen und luftigen Holzbaracken. Nur die Arbeiter von den Gilbert-Inseln, welche meistens in Familien ankommen, ziehen das Wohnen in ihren nach heimatlicher Weise erbauten Hütten vor.
Bad Gastein, 3. August. Schon von 5 Uhr ab war gestern der Straubingerplatz von einer großen Menschenmenge angesüllt, welche die Ankunft des Fürsten Bismarck erwartete. Als der Fürst anlangte, erscholl ein brausendes dreifaches Hoch; auch die Fürstin, dre im zweiten Wagen fuhr, wurde lebhaft begrüßt. Heute vormittag ist der Statthalter Fürst Hohenlohe eingetroffen. Zur kaiserlichen Tafel sind heute keine Einladungen ergangen, weil der Geburtstag Friedrich Wilhelms !ll. ist. Fürst Bismarck
machte um 12'^ Uhr dem Kaiser einen Besuch von einer Stunde. Der Fürst wurde bei seinem Erscheinen jedesmal von den Badegästen begrüßt, besonders lebhaft auf dem Spaziergang, den er vormittags auf dem Kaiserwege machte.
Gastein, 3. August. Kaiser Wilhelm machte um 3 Uhr dem Fürsten und der Fürstin Bismarck einen Besuch von einer halben Stunde.
Kagss-HIeuigkeiten.
— (Amtliche sZ Von der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis wurde unterm 3. August d. Js. zum Schultheißen der Gemeinde Deckenpfronn, O.Amts Calw, Johann Ulrich Paulus, früherer Feldwebel, ernannt.
Stuttgart, 3. August. Seine Majestät der König haben Sich heute für einige Tage von Friedrichshafen nach Bebenhausen begeben. Höchstdieselben sind heute vormittags lp /4 Uhr mittelst Extrazugs von Friedrichshafen abgereist, haben den fürstlich Hohenzollern'schen Herrschaften in Sigmaringen einen Besuch abgestattet und bei denselben das Frühstück eingenommen und sind nachmittags gegen 4 Uhr in Bebenhausen eingetroffen. Bei der Ankunft in Tübingen wurden Seine Majestät von der zahlreich versammelten Einwohnerschaft aufs wärmste begrüßt; in Bebenhausen hatten sich die Beamten, die Gemeindekollegien und die Feuerwehr zum Empfange des Königs versammelt, Höchstwelcher Sich mit einer größeren Anzahl der Erschienenen aufs huldvollste unterhielt und hierauf sofort unter Führung des Münsterbaumeisters Professor Beyer von Ulm und des Pfarrers Pr es sel non Lustnau die unter der Leitung des ersteren neu restaurierte Kirche und die neugebautcn Gemächer im Schloß besichtigte.
Das Heidelberger Jubiläum. .
Der Kronprinz ist am Dienstag früh 8 Uhr mittelst Extrazuges von Bayreuth zur 500jährigen Jubelfeier der Universität in Heidelberg eingetroffen. Empfangen wurde er am Bahnhof vom Großherzog, den badischen Prinzen, den Spitzen der Behörden und einer Ehrenkompagnie des 2. badischen Grenadierregiments Nr. 110. In einem festlichen Wagenzug wurde er darauf durch die Hauptstraße unter dem Jubel der Bevölkerung nach dem Prinzenpaläis geleitet. Um 9 Uhr begann der Festgottesdienst in der allberühmten Heilggeistkirche, in der beide Konfessionen vereinigt waren. Nach dem Eingangslied und dem Altargebct hielt Professor Basserma n n die meisterhafte Festpredigt auf Grund von Psalm 90
§LNtllt1üN «Nachdruck a-rdot-n.»
Die Falschmünzer.
Kriminal-Roman von Gnstav Lössel.
(Fortsetzung.)
Ihre Mutter schalt wegen ihres verspäteten Ausbleibens, aber Hedwig achtete Dessen nicht. Ihr Herz war zum Brechen voll, und doch hatte sie den Blut nicht, sich ihrer Mutter anzuvertrauen. Sie ließ ihr Abendbrot unberührt und verbrachte die Nacht schlaflos auf ihrem Lager.
Am andern Morgen hoffte sie ein Lebenszeichen oder eine ausführliche Nachricht von Eduard zu erhalten. Aber nein. Der Briefträger ging an ihrer Thür vorüber, und sonst kam auch Niemand, um mit ihr wegen Eduard zu sprechen.
In ihrer Herzensangst begab sich Hedwig nach der Probe zu ihrer Freundin Jda Edler, welche sie ebenfalls in banger Erwartung empfing.
„Nun?" fragte diese, als sie-in Jda's kleinem Zimmer allein waren. „Hat Eduard die Warnung noch rechtzeitig erhalten? Ist er geflohen?"
Hedwig brach in Thränen aus und erzählte ihrer Freundin dann bruchstückweise und unter Thränen von ihrer letztnächtigen Begegnung mit Eduard und welche Angst sie nun um ihn habe.
Ihre kluge Freundin wußte auch in diesem Falle Rat und tröstete sie, indem sie sagte: „Sei versichert, daß, wenn man Eduard gefangen hätte. Du schon Etwas davon gehört haben würdest. Man wird nun bereits in M. wissen, was ihn zur Flucht veranlaßt hat, nämlich das verhängnisvolle Telegramm aus der Residenz. Natürlich wird man nun bemüht sein, den unbekannten Warner zu ermitteln. Der nächste Verdacht fällt aber auf Dich, und darum sieh' Dich vor. Laß Dich nicht überrumpeln und nicht durch falsche Vorspiegelungen zp einem Zugeständnis verleiten, auch dann nicht, wenn man Dir auf den Kopf zusagt, daß Du die heimliche Warnerin gewesen. Von Deiner Begegnung mit Eduard sagst Du ebenfalls nichts. Dagegen wirst Du bei einiger Aufmerksamkeit aus den Fragen des Herrn Assessors oder sonst wessen merken, was man von Dir gerne wissen will, denn Das eben weiß man nicht." !
Getröstet und mit neuer Hoffnung beseelt, verließ endlich Hedwig ihre Freundin, um sich nach dem Theater zu begeben.
Sie hoffte, daß recht bald, heute noch, Jemand kommen werde, um sie nach Eduard zu befragen. Aber der Tag ging hin, und Niemand ließ sich blicken. Das war nun eine neue Ouelle der Beunruhigung für Hedwig. Man mußte also doch Alles wissen, um keine Veranlassung zu einer Frage an sie zu haben.
Und wie dieser, so vergingen auch die nächsten Tage. Niemand kam.
In voller Verzweiflung ries Hedwig noch einmal den Rat ihrer Freundin am
„Ich werde Wilhelm befragen", sagte diese. „Er hat Konnexionen mit der Polizei und wird es alsbald erfahren, ob man Eduard schon ergriffen hat oder von seinem Verbleib Etwas weiß."
Hedwig war zwar besorgt, daß man damit der Entdeckung eine neue Pforte öffne, aber Jda wußte ihre Bedenken zu beschwichtigen. „Ich habe ja doch kein Geheimnis vor Wilhelm", sagte sie, „und bedaure nur, ihn nicht schon früher befragt zu haben. Freilich, wenn man sich so selten sieht wie wir, hat man genug Eigenes zu besprechen, um auch noch an Andere denken zu können."
Hedwig mußte zugestehen, daß sie bei einer Begegnung mit Eduard ihrer Freundin und deren unglücklicher Liebe ebenfalls nicht gedacht haben würde.
Ehe sich nun aber eine Gelegenheit fand, Wilhelm Ebers ins Vertrauen zu ziehen, kehrte Soltmann aus M. zurück, und nach einer flüchtigen Verständigung mit Racheis begab er sich alsbald zu Hedwig, um sie nach Dem zu besragen, was er gern wissen wollte.
Diesmal war ihre Mutter zugegen, die sehr zungenfertig und eine resolute Frau mar. Kaum hatte diese sich von ihrem Staunen über das Gehörte erholt, so siel sie über den kecken Frager her und belehrte ihn gründlich über Das, was er von ihrer Tochter und ihr selbst zu halten habe.
Soltmann war aber dieser schwierigen Situation gewachsen; es war nicht das erste Mal, daß er so scharf attackiert wurde, und als besonnener Mann schwieg er, bis Frau König ihr erstes Pulver verpufft hatte. Inzwischen hatte aber Hedwig Zeit gefunden, sich zu sammeln, und durch ihrer Mutter Beispiel ermutigt, beharrte sie auf