Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners-i ,^ tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier /ro g ^ (ohne Trngerlohn) 80 ->t, in dem Bezirk 1 ^!,

Uaußerhalb des Bezirks 1 .« 20 -4. Monats- aüonncment nach Verhältnis.

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 ^,! .

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Herausgabe des Blattes der Druckerei' aufgegeben sein.

S-msl-s dm 29. Oktober °s--T'"»"

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Die ncueintretenden Abonnenten erhalten die interessante ErzählungDie stumme Waise" nachge- liesert.

An unsere Abonnenten

der Stadt Nagold,

welche das Blatt durch Kinder adholen lassen, richten wir die freundliche Bitte, hiezu ein bestimmtes Kind zu veranlassen, indem bei Fami­lien mit mehreren Kindern oft 23 erscheinen, um das Blatt in Empfang zu nehmen, was zu unange­nehmen Weiterungen Veranlassung gibt.

_ Die Expedition des Gesellschafters.

Nachtrag. In einem Teil der Auflage der letzten Nummer ist bei den belobten Feuerwehren bei dem Brande in Nagold Rohrdorf ans Versehen weggelasscn worden.

Dem Stadtschnlthcißcn Gös in Tübingen wnrdg der Titel eines Oberbürgermeisters gnädigst verliehen.

Ulm, 27. Okt. Generallicutcnant von Hartmann wurde unter Enthebung von seinem Kommando als Gouver­neur der Festung Ulm und Beförderung znm General der In­fanterie zur Disposition gestellt._

Tages-NerrigkeiLen.

Deutsches Reich.

** Nagold, 28. Okt. Letzten Mittwoch wurde die Bezirksschulversammlung in Ebhausen ab­gehalten. Außer sämtlichen Lehrern des Bezirks nah­men daran teil der Rektor und Professor des Semi­nars , die Oberlehrer an der Seminarübungs- und Taubstummenschule nebst einer größeren Anzahl von Ortsschulinspektoren. Der musikalische Teil fand in der Kirche, die Verhandlung der kalten Witterung wegen im Waldhornsaale statt. In der Kirche ließen sich mehrere Orgelspieler hören, deren einer eine Bach'- sche Fuge vortrug. Sodann wurde ein gemischter Choral mit der Schuljugend, mehrere Männerchoräle und Chöre von den Lehrern vorgetragen. Gegenstände der Besprechungen waren (außer dem Bericht des neuen Bezirksschulinspektors über den Eisund der von ihm im Laufe des Sommers geprüften Schulen des unte­ren Bezirks, an den sich über mehrere Punkte lebhafte Debatten anschloßenj: Der Lehrerberuf in seiner äuße­ren Beschränktheit und inneren Unbegrenztheit, über welchen Gegenstand ein Geistlicher einen Bortrag hielt, und: Wie ist die Repetition in der Schule zu betrei­ben? worüber ein Lehrer referierte. Die Verhand­lungen dauerten bis 1*/s Uhr, worauf ein gemein­sames Essen stattsand.

* Nagold. Nächsten Mittwoch den 2. Nov., abends 5 Uhr, wird der allgemein geschätzte Konzert­sänger (Tenor), Herr Professor Diezel, im Semi­nar ein Konzert geben, auf das wir Musikfreunde aufmerksam machen wollen. Dem Konzertgeber geht der beste Ruf aus bedeutenden musikalischen Städten Deutschlands voraus und versprechen wir den Konzert­besuchern einen genußreichen Abend.

Nachdem man in Reutlingen Wege ausfindig gemacht hat, den ,Wanderlagern" das Leben möglichst sauer zu machen, ist man in Tübingen bestrebt, ein gleiches zu versuchen.

Stuttgart, 25. Okt. Die Menge der Kir­

chenbau-Lotterie hat auch der letzten Ulmer Lotterie empfindlichen Abbruch gethan. Die Generalagenten berechnen ihren Verlust auf 40 000 ^ und hat beim ! Münsterbau-Comito um die Rückerstattung von 25 000 !

nachgesucht. Dieses verhielt sich vorerst ablehnend,! wird aber mit Rücksicht darauf, daß die General- ! agentur im Ganzen 7Ls Millionen an den Mün- ! sterbaufonds abgeliefert hat, dieses Mal nicht wohl anders können, als den Beutel aufzumachen. Der vorhandene Fonds beträgt nocb 1 600 000 ^ Hie­von wird 1 Million zum Ausbau des Hauptturms verwendet, der Rest angelegt und von den Zinsen die innere Ausstattung des Münsters bestritten.

Nach dem statistischen Jahrbuch für Württemberg berechnet sich der gesamte Hagelschaden, welchen Württemberg in den Jahren von 18281887 erlitten hat, auf 141251132 oder 2394084 ^ im Jahresdurchschnitt. Den größten Hagelschaden brachte das Jahr 1873 (7086596 ^), welchem das Jahr 1882 (6701200 ^.) nahe steht. Am geringsten war der Hagelschaden im Jahre 1886 mit 357940

Hall, 26. Okt. Am Montag fand dem H. T. zufolge im hiesigen Diakomssenhaus unter dem Vorsitz des Fürsten Hermann zu Hohenlohe-Langen- burg und in Anwesenheit des Prälaten v. Ege eine Sitzung des Komites statt, in welcher die hauptsäch­lichsten Fragen und Arbeiten des Hauses durchge­sprochen wurden. Die Anstalt entwickelt eine immer gedeihlichere Wirksamkeit; außer von Kranken, die! von den Krankenkassen ihr zugewiesen wurden, wird ^ dieselbe mehr und mehr auch von Privaten ausge­sucht ; sie beherbergt 27 Kranke. Auch der finanzielle Stand ist ein befriedigender. Man konnte an die Gründung eines Versorgungsfonds für die Diako- ! nissen, sowie eines Schuldentilgungsfonds gehen. Betont wurde noch, wie sehr es zu wünschen wäre, ! daß auch dieser neu gegründeten Anstalt mehr Ver- ! mächtnisse zufalleu würden, wie das so viele älteres Anstalten so reichlich zu genießen haben.

Brandfällc: In Geislingen die sogen. Seemühlc.

München, 25. Okt. Die bayerische Regie­rung hat sich mit dem Projekt der Alters- und Jnvalidenversorgungim allgemeinen einverstan­den erklärt. Das Einverständnis wird demnächst nach Berlin gemeldet werden.

Je 1000 Mark Belohnung hat die Leipziger Staatsanwaltschaft für die Ergreifung der flüch­tigen Bankdirektoren Jerusalem und Winkel­mann ausgesetzt, also ist Jerusalem noch nicht bei­gebracht.

Straßburg, 24. Okt. Die amtliche Landes­zeitung bestätigt, daß Herr Schnäbele sen. sich nach wie vor mit Spionage befaßt.

Die Garnison von Metz soll um 1 Ka­vallerieregiment vermehrt werden. Jetzt liegen dort 6 Infanterie-, 2 Kavallerie-, 2M Fuß-Artillerie-Re- gimenter, 1 Abteilung Fuß-, 1 Abteilung reitende Artillerie, 1 Pionierbataillon.

Bremen, 23. Okt. Der hier für die Errich­tung kleinerer Wohnungen existierende Verein beab­sichtigt, eine größere Anzahl einstöckiger Familien­häuser zum Herstellungswerte von etwa 3000 ^ und zwar zunächst etwa 200 zu erbauen. Die Bauplätze sind bereits gesichert, das Baukapital von 600 000-,-6 soll durch Ausgabe von Anteilscheinen aufgebracht werden.

An den Herzog von Meiningen hat der ^ Kronprinz in Erwiderung einer Glückwunschdepesche ! zum Geburtstag folgendes Antworttelegramm gerich- ! tet:Deine Worte haben uns beide sehr erfreut und danken wir von Herzen für den Ausdruck deiner Teil­

nahme und Freundschaft. Die Aerzte sind vollkom­

men zufrieden, wenn auch die Fortschritte nur lang­sam sein können. Der lebhafte Anteil der Heimat rührt mich tief. Friedrich Wilhelm.

Herr F. A. Krupp in Essen ist zum Ge­heimen Kommerzienrat ernannt worden.

Berlin, 27. Okt. Graf Moltke feierte ge­stern in voller Kraft und Rüstigkeit seinen 87. Ge­burtstag.

Berlin, 28. Okt. Der französische Botschaf­ter Herbette hat den Auftrag, die deutsche Regie­rung zu bestimmen, gemeinsam mit der französischen für die Herstellung besserer Grenzzustände zu wirken.

Berlin, 28. Okt. Nach der Schles. Zeitung ist die Nachricht richtig, daß ein reicher Franzose aus Haß gegen Frankreich den deutschen Kronprinzen zum Erben seiner Hinterlassenschaft von mehreren Millio­nen eingesetzt habe. Der Kronprinz hat jedoch den Antritt der Erbschaft abgelehnt, weil er das Motiv seiner Einsetzung als Erbe nicht billigt.

Von den wegen Verdachts der Bestechung ver­hafteten deutschen Zahlmeistern sind zwei (aus Görlitz und Höxter) endgiltig mit Zuchthaus bezw. Gefängnis bestraft. Der Lieferant Wollank und sein Agent, ein disziplinarisch aus dem Dienste entlassener Intendan­tur-Sekretär, welche die Zahlmeister verleitet hatten, befinden sich noch in Haft.

In der Ziethen'schen Angelegenheit hat das Landgericht in Elberfeld auf Grund der stattgehabten Beweiserhebungen dem Anträge des Verteidigers des Ziethen entsprechend die Wieder­aufnahme des Verfahrens zu Gunsten des verurteil­ten Ziethen und zu Ungunsten des Angeklagten Wil­helm beschlossen und die Erneuerung der Hauptver­handlung angeordnet. Ueber den gleichzeitig von dem Verteidiger des Ziethen gestellten Antrag auf Unterbrechung der Strafvollstreckung gegen denselben hat das Gericht sich Vorbehalten zu erkennen, sobald die Rechtskraft des Beschlusses eingetreten ist. Oesterreich-Ungarn.

Wien, 27. Okt. Johannes Ron ge ist gestern hier an der Lungenentzündung gestorben. (Ronge,

! einer der Begründer des Deutschkatholizismus, war l 1813 zu Bischofswalde in Schlesien geboren. Er ' studierte in Breslau, wurde aber wegen eines Auf- ! satzesRom und das Breslauer Domkapitel" seiner j Stelle als Kaplan zu Grottkan entsetzt. 1848 nahm ! er lebhaften Anteil an den politischen Kämpfen, mußte , aber wegen eines offenen Briefes an Friedrich Wil­helm IV nach London flüchten. Seit 1861 amnestiert, wirkte Ronge namentlich durch seine volkstümliche Beredsamkeit für die Neubelebung des Deutschkatho­lizismus und gab seit 1873 in Darmstadt dieNeue religiöse Reform" heraus.)

Frankreich.

In Frankreich scheint sich die Ministerkrisis schneller zu entwickeln, als erwartet wurde. In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer beantragte der Deputierte Cuneo d' Ornano die Einsetzung einer Kommission von 22 Mitgliedern zur Untersuchung der Anstoß erregenden Vorgänge im Kriegsministe­rium und der Beschuldigungen gegen den Abg. Wil­son. Cuneo verlangte zugleich die Dringlichkeit für seinen Antrag. Der Ministerpräsident Rouvier er­klärte sich gegen die Dringlichkeit. Die Kammer nahm gleichwohl mit 379 gegen 155 Stimmen die Dring­lichkeit an. Es ist anzunehmen, daß nach diesem Votum das Ministerium seine Entlassung einreichen werde. Ein Glück für die Republik ist es, daß die Kronprätendenten sich in den Haaren liegen.