Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberantts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 — 4,
außerhalb des Bezirks 1 20 4. Monats-
abonncmcnt nach Verhältnis.
Donnerstag den 27. Dktober
Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate wüsten spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.
1887.
Amtliches.
Nagold.
Aufhebung der Flotzfperre betreffend.
Die unterm 8./II. d. Mts. verfügte Floßsperre (Amtsblatt Nro. 120 und 121) wird hiedurch zurückgenommen.
Den 25. Okt. 1887.
K. Oberamt.
Amtm. Marquart, g. Stv.
Seine Königl. Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 16. Juni d. I. die Errichtung einer Telegra- phcnanstalt mit Telcphonbetricb in Enzklösterle (Neuenbürg) gnädigst genehmigt. Diese Telegraphenanstalt wird am Dienstag den 1. November d. I. mit beschränktem Tagesdienst für den allgemeinen Verkehr eröffnet werden.
Durch mutvolle und aufopfernde Thätigkeit bei Brandfällen haben sich u. a. ausgezeichnet und werden für ihre Dienstleistung öffentlich belobt: am 8. August ds. I. in Hatte rb ach die Feuerwehr nud die mit Wassertragen beschäftigt gewesene weibliche Bevölkerung daselbst; am 12. Aug. in Stammheim die Feuerwehr von da; am 28. Aug. d. I. iu Nagold die freiwillige Feuerwehr von Nagold, nebst der Seminaristen- und Präparandenspritzcnmannschaft, die Feuerwehren von Ebhausen, Emmingen, Jselshausen und von Oberjettingcn.
Die Schnlstclle in Täferroth (Welzheim) wurde dem Schullehrer Maier in Wenden und die in Frutenhof (Freu- dcnstadt) dem Stellvertreter Gehr in Weilersteußlingen (Blaubeuren) übertragen.
Auf das erledigte Kameralamt Hall wurde der Kamc- ralverwalter Weidner in Freudcnstadt gnädigst versetzt.
Gestorben: In Cannstatt Hotelbesitzer Herrmann.
Tages-Neriigkeiten.
Deutsches Reich.
(§ Nagold, 23. Oktbr. Gestern nachmittag fand im Gasthof zum Hirsch hier eine Ausschußsitzung des landwirtschaftlichen Bezirksvereins statt. Nach Erledigung einiger Vercinsan- gelegenheiten, worunter mehrere Beiträge von je 30 Mark an Teilnehmer von Obstbaukursen, sowie ein Beitrag von 30 -FL zur Kasse des Bezirksobstbauvereins, brachte der Vorstand die Resolution der Langenauer Banernversammlung, bezüglich einer Eingabe an den Reichstag um Erhöhung der Kornzölle, zur Kenntnis des Ausschusses. Nach lebhafter Debatte, in welcher hauptsächlich auch die Licht- und Schattenseiten einer solchen Erhöhung erörtert wurden , wurde beschlossen, sich fraglicher Resolution anzuschließen. In einer kurzen Ansprache teilte nun der Vorstand, Herr Oberamtmann Güntner, dem Ausschuß mit, daß er in Folge seiner Beförderung auf das Oberamt Urach in der Lage sei, die Stelle des Vorstands niederzulegen und warf noch einen Rückblick auf die Thätigkeit des Vereins während seiner 12jährigen Borstandschaft, wünschte dem Verein auch ferner bestes Gedeihen und segensreiches Wirken, worauf der Vereinssekretär Herr Oberamtstierarzt Wallraff das Wort ergriff und dem scheidenden Vorstand für seine Mühe und Aufopferung für den Verein im Namen des Ausschusses dankte, und demselben eine Widmung in Form einer Zusammenstellung der Photographien sämtlicher Ausschußmitglieder überreichte (in schönster Ausführung durch Photograph Holländer hergestellt), indem er ihn bat, den Vereinsmitgliedern auch ferner ein gutes Andenken zu bewahren. Bis zur Wahl eines definitiven Vereins- Vorstands wird der Vizevorstand, Herr Hirschwirt Guoth von Effringen, die Leitung des Vereins übernehmen.
E> Alten steig, 24. Okt. Vergangenen Samstag feierte der hiesige Privatsparverein das 50. Jahr seines Bestehens. Es hatte sich zu diesem Zwecke eine größere Anzahl hiesiger Mitglieder des Vereins
im Gasthaus z. Löwen eingefunden. Der Revisor des Vereins, Amtsnotar Dengler, gab zunächst Bericht über den günstigen Stand des Vereins vom abgelaufenen Geschäftsjahr. Nach demselben betrug der Gesamtumsatz 289 670 51 und das Vereins
vermögen ist auf 12 616 ^ 34 ) angewachsen. Der Verein zahlt seinen Mitgliedern 4 °/<> und sind dieselben zugleich steuerfrei, weil der Verein die Kapitalsteuer leidet. Durch Akklamation wurde der seitherige Kassier und die bisherigen Verwaltungsmitglieder wieder gewählt. Nach diesem geschäftlichen Teil überreichte der Vereinskassier Gemeinderat Luz im Namen des Vereins den beiden Kontroleuren Amtsnotar Dengler u. Holzhändler PH. Maier sen. eine kleine Anerkennung und gedachte dabei ihrer Mühe u. Ausdauer in einer langen Reihe von Jahren. Uebcrrascht und erfreut über diese Aufmerksamkeit, bezeugten die Herren ihren besten Dank und wünschten dem Verein ein ferneres Wohlergehen.
Calw, 23. Okt. Zur großen Freude der hiesigen Einwohnerschaft wurde von S. M. dem König das Dekanat und Stadtpfarramt Calw dem schon seit 6 Jahren in großen; Segen hier wirkenden Helfer Paulus Braun übertragen. Der neue Dekan hielt heute in dichtbesetzter Stadtkirche seine Antrittspredigt, in der er in Worten voll Liebe und Ernst die Stellung eines Seelsorgers in der Gemeinde darlegte. Im Anschluß an diesen Gottesdienst wurde der Predigtamtskandidat Fr. Würz von hier ordiniert.
Stuttgart, 24. Okt. Am kommenden Donnerstag findet auf Schloß Jagsthausen die Vermählung des kommandierenden Herrn Generals v. Al- vensleben und Freiin v. Berlichingen statt.
Militärisches. In Betreff der Militärpflicht der Volksschullehrer ist neuerdings eine Aenderung dahin eingetreteu, daß die bisherige 6wöchige Uebung im Interesse einer gründlichen militärischen Ausbildung um 4 Wochen verlängert worden ist. Diejenigen Lehrer, welche ihrer Militärpflicht von zehn Wochen genügt haben, können zu Feldlazaret-Inspektoren oder Feldlazaret-Rendanten ausgebildet werden.
Der Kronprinz von Griechenland, Konstantin , Herzog von Sparta, wird sich im laufenden Wintersemester in Leipzig militärischen, sowie juristischen, staatswirtschaftlichen und kulturhistorischen Studien widmen. Der Prinz wird Vorlesungen an der Universität, sowie private Borträge eines sächsischen Stabsoffiziers über Geschichte und innere und äußere Organisation der deutschen Armee hören. Außerdem wird der Prinz unter Leitung eines Kompagniechefs den ganzen Kompagnie- und Regimentsdienst praktisch erlernen, ohne aber in ein Regiment einzutreten.
Kiel, 24. Okt. Nach einer Meldung aus Oldenburg ist der Vizeadmiral Jach mann dort gestorben. Während des deutsch-französischen Krieges war er Oberbefehlshaber in der Nordsee, trat Anfang 1872 in den Ruhestand und lebte seitdem in Oldenburg.
Den Hamburger Nachr. zufolge besteht die Absicht, einige der Ausführungsbestimmungcn zum Branntweinstcuer- gesetz im Interesse der Produzenten abzuändcrn. Nach den . bestehenden Bestimmungen haben die Produzenten anzumel- > den, was für Spiritus sie brennen wollen, und die darüber ausgefertigten Meldescheine sind unabänderlich. Da dies mit manchen Unzuträglichkeiten verknüpft ist, so soll cs in der Absicht liegen, diese Bestimmung dahin abzuändcrn, daß eine nachträgliche Abänderung der Anmeldungen gestattet wird.
Halbamtliche Aeußerungen ;,i deutschen Blättern fahren fort, dem Besuch des Zaren beim Kaiser Wilhelm, falls er noch stattfinden sollte, jede Politische Bedeutung im Voraus auszusprechen. So
schreibt neuestens die Post: „Die meisten deutschen Blätter fahren fort, den Wert zu erörtern, den es für unsere politischen Beziehungen zu Rußland haben würde, falls der Zar sich noch entschließen sollte, seine Rückreise von Kopenhagen nach Rußland durch Berlin zu nehmen. Dem gegenüber muß wiederholt darauf hingewiesen werden, daß es durchaus mehr als zweifelhaft ist, ob ein solcher Besuch, wenn er überhaupt stattfände, für die erwähnten Beziehungen von Nutzen sein würde. Angesichts der systematischen Feindseligkeit der russischen Blätter gegen Deutschland muß es als sicher angenommen werden, daß es seitens der Panslavisten und ihres Preßanhanges dem Zaren verdacht werden wird, wenn er dem deutschen Kaiser einen Besuch abstattet. Es liegt deshalb die Vermutung nahe, daß die russische Politik, um ihre Deutschfreundlichkeit in den Augen der Panslavisten auszugleichen und Nachsicht für dieselbe zu erhalten, in ernsteren Dingen, als es Besuchsfragen sind, nur um so antideutscher aufzutreten sich veranlaßt sehen würde."
Berlin, 22. Okt. In Rußland werden gegenwärtig unmittelbar an der deutschen Grenze viele Kasernen gebaut. Die Unternehmer sind Russen, welche nur russische Zimmerleute unter Aufsicht höherer Militärs beschäftigen dürfen. (Wir müssen der ganzen Nachricht einigen Zweifel entgegensetzen).
Berlin, 24. Okt. Es wird angenommen, die neuerdings erfolgte Ankündigung einer Kaiserzusammenkunft sei in letzter Reihe auf das persönliche Betreiben des Zaren erfolgt, welcher der leitenden Politik Deutschlands an den Puls fühlen wollte und nun allerdings die Wahrheit erfahren hat.
Berlin, 24. Okt. Der Verein der Spiritus- Interessenten hat einen neuen Aufruf erlassen, in welchem er die Produzenten auffordert, auf Grund des umgearbeiteten Statuts sich schleunigst zu melden, damit die Spiritus-Monopol-Bank am 1. Dezember d. I. ins Leben treten könne.
Das Frankfurter Journal läßt sich aus Berlin melden, daß man in nächster Zeit in größerem Umfange von der gesetzlichen Befugnis Gebrauch machen wolle, über 65 Jahre alte Beamte auch ohne ihren Antrag in den Ruhestand zu versetzen, namentlich soll die Diplomatie davon betroffen werden.
Berlin, 24. Okt. Die Getreidezollvorlage, deren Inhalt aber noch unbekannt ist, wird dem Reichstage, wie jetzt feststeht, zugehen.
Breslau, 23. Okt. Der heute erlassene versöhnliche Hirtenbrief des Fürstbischofs Kopp sagt: Wir Katholiken wollen die Kluft nicht erweitern, die zwischen den Kindern eines Landes durch die Verschiedenheit des religiösen Bekenntnisses besteht; wenn wir auch mit Ueberzeugung gegen unseren Glauben Treue und Hingebung bewahren, so wollen wir doch alles vermeiden, was andere mit Recht verletzen oder mit Grund empfindlich berühren könnte. Wir wollen dabei wetteifern mit ihnen in Ausübung aller Bürgertugenden und nicht Zurückbleiben, wo es gilt, unfern Anteil zum Wohle des Gemeinwesens und des Vaterlandes beizutragen. Wir wollen endlich in gemeinsamer Arbeit die Säulen aufrecht erhalten, welche das Christentum in unserem Baterlande noch tragen und stützen.
Sehr beherzigenswerte Warnungen vor der Auswanderung nach Amerika enthalten die Berichte der dortigen Konsuln angesichts der wieder zunehmenden Auswandererziffern. Das Angebot der Arbeit in Nordamerika steht zu dieser Zunahme der Auswanderer in keinem Verhältnis.