Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.
W 113.
! Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- / tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 — ->l,
außerhalb des Bezirks 1 20 «>. Monats
abonnement nach Verhältnis.
Samstag den 24. September
. JnsertionSgebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S <t, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.
1887.
Abonnements-Einladung
auf den
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mit Unterhaltungsblatt: Das Plauderstübchen für das 4. Quartal (1. Oktober bis 31. Dezember).
Unsere geehrten Abonnenten, die das Glatt blos auf ein Vierteljahr bestellt hatten, bitten wir freundlichst, ihre Bestellungen hierauf sofort zu erneuern, wenn in dem Bezug keine Unterbrechung cin- treten soll. Indem wir auch zu neuem Eintritt höfl-chst einladen, werden wir bestrebt sein, dem Glatte alle Aufmerksamkeit zu schenken, damit dasselbe jedem Leser immer ein gern gesehener und willkommener Gesellschafter ist.
Tendenz, Inhalt und Erscheinungsweise sind längst bekannt und entheben uns einer weiteren Empfehlung.
Da das Blatt sich einer Auflage Von ca. 1400 Exemplaren erfreut, so spricht diese Abonnentenzahl am besten für den Erfolg von Inseraten.
In Betreff des Abonnements-Preises s. oben am Kopfe des Blattes.
Die Redaktion L Expedition.
Amtliches.
Die Güterbuchsbeamten
Werden erinnert, spätestens bis 1. Oktober d. I. den Abschluß des Aenderungsgeschäfts oder die entgegenstehenden Hindernisse anzuzeigen.
Nagold, den 16. Sept. 1887.
_ K. Amtsgericht. Daser, O.-A.-R-
Nagold.
An die Ortsvorsteher.
Aus Veranlassung eines dem Reichstag vorzulegenden Gesetzes-Entwurfs, betreffend die Unterstützung der Familien der zu Hebungen eingezogenen Reservisten und Landwehrleute, werden den HH. Ortsvorstehern von 21 Gemeinden gedruckte in Spalte 1 bis 6 ausgefüllte Nachweisungen der in der Zeit vom 1. April bis 31. August 1887 zu Hebungen eingezogenen Reservisten und Landwehrmänner zugehen. In denselben sind bei denjenigen Reservisten und Landwehrrnännern, welche in Rubrik 5 mit „ja" (eigenem Hausstand) aufgeführt sind, die Rubriken 7, 8 und 9 pünktlich auszufüllen und die hienach erzänz- ten Nachweisungen sofort wieder hieher vorzulegen.
Den 21. September 1887.
_K. Oberamt. Güntner. _
Nagold.
An die Ortsvorsteher.
Die in der gemeinschaftlichen Verfügung der Königlichen Ministerien des Innern, des Kriegswesens und der Finanzen vom 13. März 1887 — Seite 68 des Regierungsblattes — betreffend Einführung der neuen Marschgebührenvorschrift im Absatz 3 erwähnten, den Gemeinden ausgehändigten Marschgeldertabellen enthalten Sammelpunkte, welche gleichzeitig auch Garnisonen sind, und in welche daher auch Einberufungen direkt zum Truppenteil Vorkommen. In solchen Fällen sind jedoch nicht die in den Marschgeldertabellen der Gemeinden enthaltenen Gebühren zahlbar, da direkt zum Truppenteil Einberufene nach andern Grundsätzen mit Marschgebüh- rcn abgefunden werden, als die in das Landwehr- bataillonsstabs-Ouartier beziehungsweise in einen Sammelort Einberufenen; vielmehr werden, wenn die Einberufung direkt zum Truppenteil erfolgt, die
Landwehrbezirkskommandos die zuständige Gebühr auf der Gestcllungsordre vermerken mit dem Zusatz, daß für den vorliegenden Fall nicht der in der Marschgeldertabelle der Gemeinde berechnete Betrag sondern der vom Landwehrbezirkskommando auf der Gestellungsordre angegebene Betrag zahlbar ist, da die Einberufung zum Truppenteil direkt erfolge.
Hievon werden die Ortsvorsteher mit dem Auftrag in Kenntnis gesetzt, in den vorgedachten Fällen die Vermerke der Landwehrbezirkskommandos auf den Gestellungsordres genau zu beachten, auch eine Abschrift gegenwärtiger Erläuterung zu ihren diesbezüglichen Akten zu nehmen.
Den 22. September 1887.
_ K. Oberamt. Amtm. Marquart, AB.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für
die Landwirtschaft, betr. die Eröffnung der landwirtschaftlichen Winterschulen.
Die landwirtschaftlichen Winterschulen in Hall, Heilbronn, Ravensburg, Reutlingen und Ulm werden im Anfang des November d. I. wieder eröffnet werden.
Der Unterricht dauert 4^2—5 Monate und wird auf Grund eines für sämtliche Winterschulen ! einheitlichen Lehrplans in 36—40 Stunden wöchentlich erteilt.
Die Unterrichtsgegenstände .sind niit Rücksicht ^ auf die verhältnismäßig kurze Unterrichtszeit und das ^ dem Zweck der Schule angepaßte Lehrziel ausge- i wählt, und werden sämtliche Fächer mit steter Bezugnahme auf die unmittelbare Anwendung in der landwirtschaftlichen Praxis und nur in dem Umfang gelehrt, daß dieselben von den Schülern nach ihrer Vorbildung verstanden u. verarbeitet werden können.
Nach dem Lehrplan gewährt auch der Besuch eines einzigen Kurses einen bestimmt abgeschlossenen Unterricht; der gesamte Unterrichtsstoff wird jedoch erst durch den für einen zweiten Kurs vorgesehenen,
^ in bestimmten einzelnen Fächern weiter führenden l Unterricht erschöpft.
Ueber die Aufnahmebedingungen vergl. Staats- Anzeiger Nr. 220 vom 21. September 1887.
Stuttgart, den 15. Sept. 1887. _Werner.
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Unterjesingen, 18. Sept. Die hiesige Gemeinde feierte heute ein Fest zu Ehren ihres durch die Gnade Sr. Maj. des Königs mit der goldenen , Zivilverdienstmedaille ausgezeichneten Schultheißen Arnold. Die Bezirksbeamten, die meisten Ortsvorsteher des Bezirks Herrenberg und die ganze Bürger- ! schaff hatten sich eingefunde:. Die Feier nahm auf dem Rathaus ihren Anfang. Nachdem der hiesige Liederkranz einen Choral gesungen, überreichte Ober- i amtmann Völker mit feierlicher Rede das Königliche ! Ehrenzeichen dem Jubilar. Der Ortsgeistliche brachte die Wünsche der Gemeinde dar und überreichte im Namen des Gemeinderats die Prachtausgabe von i Geroks Palmblättern, denen eine Widmung beigegeben war. Ein Choral schloß die Feier. Abends Festversammlung im Lamm.
Tübingen, 21. Sept. (Tagesordnung für die Schwur- > gerichtssitzungcn des III. Quartals 1887.) 1) Den 22. Sept:
^ Strafsache gegen den ledigen Bauern Georg Junger von . Bronnweilcr, wegen Meineids: 2) am gleichen Tage, Strafsache gegen den ledigen Taglöhncr Jakob K lister er von Unterrcichcnbach, wegen versuchter Brandstiftung; 3) den 23. Sept., und den folgenden Tag: Strafsache gegen den Müller ^ Fidel Lcippcrt von Bronnen, dessen Ehefrau Katharine, gcb. Acker, dessen ledigen Sohn Josef Lcippcrt von dort und
den Kaufmann Eduard Schallian von Stetten, wegen Brandstiftung; 4) den 26. Sept: Strafsache gegen den verh. Schlosser Georg Ulm er von Gomaringen, wegen Fälschung einer öffentlichen Urkunde; 5) am gleichen Tage: Strafsache gegen Kuno Heller von Stuttgart, zuletzt Gastwirt iu Hirsau, wegen betrüglichcn Bankerutts; 6) den 27. Sept: Strafsache gegen Franziska Lang Heinz, Ehefrau des Bauern Joachim Langheinz von Kiebingen, wegen Mords.
Eine Bauernversammlung in Langenau, die von ca. 800, nach anderen Angaben von gegen 1500 Personen aus den Oberämtern Ulm, Geislingen, Heidenheim, Blaubeuren und den bahr. Grenzorten besucht war, beschloß Eingaben an den Bundesrat, den Reichstag und die K. Staatsregierung zu richten, worin die Erhöhung des Weizen- und Roggenzolls um das Doppelte, des Gersten- und Haberzolls um 1 ^ für den Doppelzentner gewünscht wird. Landtagsabg. Haug hielt die begründende Rede, Reichstagsabg. v. Fischer sagte zu, im Reichstag für diese Erhöhung eintreten zu wollen. An den Fürsten Bismarck wurde ein Telegramm im Sinne des Beschlusses abgesandt.
Brandfälle: In Neuhausen a. F. am 15. ds. die große Doppelscheuer des Gemeinderats Lang sowie die Gemeindefarrenscheuer.
München, 21. Sept. In der Nachmittagssitzung wurde die Branntweinsteuervorlage mit 133 gegen 18 Stimmen angenommen. 7 Abgeordnete fehlten.
Nürnberg, 19. Sept. Aus dem obersränki- schen Dorfe Bischofsgrün gelangt die Mitteilung von einer großen Feuersbrunst hierher. Ueber 100 Anwesen sind dem verheerenden Element zum Opfer gefallen.
In Metz bekommen die Straßen jetzt dadurch ein mehr deutsches Gepräge, daß alle Firmen in erster Linie mit deutscher Aufschrift versehen sein müssen. Auch mit Ausweisung der Elemente, welche das deutsche Gastrecht genießen, aber unaufhörlich über Deutschland schimpfen, geht man unnachsichtlich vor.
Ueber die Leistungen des pomm ersehen Armeekorps hat sich der Kaiser bei seinem Abschiede von demselben mit folgenden Worten geäußert: „Ich scheide von dem 2. Armeekorps mit der bestimmten Ueberzeugung, daß dasselbe nach allen Richtungen hin kriegstüchtig und daß es jeder Aufgabe voll und ganz gewachsen ist; so habe ich das Armeekorps immer gekannt, so habe ich es auch jetzt wieder gefunden und so wünsche ich aus vollstem Herzen, daß es jederzeit bleiben möge. Ich spreche Allen, insbesondere den Generalen und Offizieren, deren Anleitung und fleißige Arbeit ein so gutes Resultat herbeiführte, meinen warmen königlichen Dank aus." Es folgen dann noch Worte persönlicher Anerkennung für den Gene- rallieutenannt v. Burg.
Als der Kaiser bei der „Kritik" über das Manöver die Generale und Offiziere um sich versammelt hatte, traten ihm die Thränen in die Augen, er sagte: „Es wird wohl das letzte mal lein, daß ich mein 2tes Armeekorps sehe."
Die Nordd. Mg. Ztg. schreibt in einem Artikel über die kirchliche Lage: Nicht dem Zentrum und Herrn Windthorst, sondern allein Papst Leo XIII. gebührt das Verdienst, den kirchlichen Frieden gefördert und hexbeigeführt zu haben. Herr Windthorst hat alles, was in seinen Kräften stand, gethan, um den Kulturkampf zu verewigen. Konzessionen auf ! kirchlichem Gebiete sind für Herrn Windthorst ohne ; Wert, weil seine Opposition gegen die Staatsregie- ^ rung den kirchlichen Kampf als Vorwand benutzt, um aus demselben die Mittel für welfisch-polnische revolutionäre Zwecke zu ziehen.