61. Jahrgang.

Mo. 88.

Amts- unä IntekkigenMatt sür äen Aezir^.

Erscheint Kieustag, Io»«erstag L Samstag. ^ ^ c>< k 1886

Die EinrückungSgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile DaiN8lÜA itöK ol. sllll 1880

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Enlwer Moctienötatt"

für August und September laden wir Jedermann in Stadt und Land freundlichst ein

die Weöaklion.

'MokitifcHs WcrcHricHten.

Deutsches Reich.

Die Verordnung betreffend den Erlaß von Verordnungen auf dem Gebiete der allgemeinen Verwaltung des Zoll- und Steuerwesens für die westafrikanischen Schutzgebiete lautete wörtlich:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden deutscher Kaiser, König von Preußen u. s. w., verordnen auf Grund des Gesetzes betreffend die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutz­gebiete vom 17. April 1886 im Namen des deutschen Reiches, was folgt:

Z 1. Der Gouverneur für das Kamerungebiet, der Kommissar für das Togo­gebiet und der Kommissar für das südwestafrikanische Schutzgebiet werden jeder für den ihm unterstellten Amtsbezirk ermächtigt, auf dem Gebiete der allgemeinen Ver­waltung des Zoll- und Steuerwefens Verordnungen zu erlassen. Dieselben sind sofort in Abschrift dein Reichskanzler yntzutcilen, welcher befugt ist, die erlassenen Verord­nungen aufzuheben. Z 2. Die Verkündigung der Verordnungen erfolgt in ortsüblicher Weise jedenfalls durch Anheftung an die Tafel des Regierungsgebäudes. Z 3. Gegen Strafbescheide, welche auf Grund der in Gemäßheit des Z 1 erlassenen Verordnungen ergehen, steht den Betroffenen Beschwerde an den Reichskanzler (Auswärtiges Amt) zu. Die Einlegung der Beschwerde hat keine aufschiebende Wirkung. Es kann jedoch von der Behörde, gegen deren Strafbescheid Beschwerde erhoben wird, die vorläufige Einstellung der Vollstreckung verfügt werden.

Ueber die Zusammenkunft des Grafen Kalnoky mit dem Fürsten Bismarck in Kissingen berichtet dieMagd. Ztg.":

Die Zusammenkünfte im Schloß an der obern Saline haben stunden­lang gedauert, sowohl vormittags wie nachmitttags. Die Diners fanden gegen 6 Uhr abends statt. Zu dem einen war unter anderen Personen auch der russische Botschafter in Paris geladen. Verschiedene Male holte der Reichskanzler den österreichischen Staatsmann von seinem Hotel am Kurplatz mit dem vom Prinzregenten Luitpold zur Verfügung gestellten

Hofwagen persönlich ab. Bei der Abreise gab der Fürst dem Grafen bis zum Bahnhof das Geleit.

Frankreich.

Louis Uhlbach erzählt imFigaro" : Ich las kürzlich in den ^llcinoires sie" la societc dos lctlrcs Sciences et srts" von Bar-le- Duc, daß in dem Augenblick, als der Marsch der deutschen Armee nach Sedan vor sich ging, Herr v. Bismarck die Zeit fand, mit den im Gym­nasium von Bar-le-Duk gebliebenen Lehrern die Verdienste der deutschen und der französischen Erziehung mit großer Aufmerksamkeit zu besprechen. Unser großer Feind besichtigte am 28. August 1870 das Gymnasium im einzelnen, indem er sich über die Zahl der Schüler in jeder Klaffe, über die Zahl der jedem Gegenstände gewidmeten Stunden, über den Stand der Studien erkun­digte. Es scheint, daß er bei diesem Besuch seinen Stolz gewahr werden ließ. Er tadelte nachdrücklich das Internat, welches das Kind von der Familie trennt. Er gestand zu, daß die deutschen Universitäten zu viele Freiheit ge­währen, aber er schien die lärmende Freiheit für die Jugend der Einförmig­keit, der Entnervung der französischen Einsperrung vorzuziehen. Er fand es seltsam, daß man die Scheiben der Fenster matt mache, daß es den Schülern in den Klaffen nicht gestattet sei, den Himmel und den Raum zu sehen, und daß man an den Thüren Gucklöcher anbringe um die Schüler zu überraschen und auszuspionieren. Herr v. Bismarck tadelte sogar die Bänke der Kapelle, die nicht dem Chor gegenüber, sondern auf der Seite angebracht waren, so daß die Kinder Feierlichkeiten amvohnten, die sie nicht sahen. Als er alles besichtigt, alles verglichen hatte, ließ er sich ein Glas Kirschenwasser geben, trank auf den Frieden, indem er zugleich erklärte, daß er wenig an denselben glaube, und ging fort, um die Ankunft der deutschen Armee auf dem Schlacht­feld des Kaiserreichs zu beschleunigen.

Gcrgss-Weuigkeiten.

-- sAmtliches.j Seine Königliche Majestät haben ver­möge Höchster Entschließung vom 26. Juli d. I. den Oberförster Freiherrn von Gaisberg-Helfenbergin Liebenzell, Forsts Neuenbürg, dessen Ansuchen entsprechend auf das erledigte Nevieramt Göppingen, Forsts Kirch- heim, gnädigst versetzt.

Die in unserer Dienstagsnummer gebrachte Notiz von Oberkoll- wangen enthält inbetreff des dort vorgekommenen Unglücksfalles zum Schluffe die Bemerkung,daß die Amputation des Fußes wahr­scheinlich vorgenommen werden müsse." Wie uns von verschiedenen Seiten,

1 Nachdruck verboten.)

Die Falschmünzer.

Kriminal-Roman von Gustav Lössel, i Fortsetzung.)

Wer? Ich?" erwiderte Duprat.

Ach, gehen Sie doch man. Risten Stempelschneider! Was ist Das ? Das kennt man. Man annoncirt jetzt von Polizei wegen nach falschen Hundertmark­scheinen auch nach einem Bündel, enthaltend

Wie, was ist Das" fiel Duprat erregt ein.

Lesen Sie denn nicht die Säulenanschläge'? Da können Sie es sehen.

Also das Bündel wird gesucht; es ist da und wer mir am meisten dafür zahlt, der hat's."

So geben Sie es der Polizei, die Ihnen vielleicht mit einigen Jahren hinter Schloß und Riegel dafür zahlen wird", spöttelte Duprat.Für mich haben die Sachen nicht den Wert von zehntausend Pfennigen."

Gut", sagte Fuchseisen, sich zum Gehen wendend.Natürlich werde ich der Polizei auch sagen, was ich in der Nacht imFuchsbau" beobachtet, als ich das ver­hängnisvolle Bündel entfaltete."

Ich sage Ihnen, ich bin arm ein Schreiber, weiter Nichts."

Duprat hielt den Verbrecher zurück.

Sie?" höhnte Jener.Und dann die Wohnung in der Promenadenstraße?"

Promenadenstraße? Ich habe ja gar keine Wohnung dort."

Nein Sie, Das ist Herr Duprat, nicht. Aber als Viton"

Still! Wie haben Sie Das ermittelt?"

Mt Spürsinn und Beharrlichkeit. Wollen Sie mir nun zehntausend Mark zahlen?"

Etwas sehr viel weniger, und nicht für die Sachen, die für mich gar keinen Wert haben, sondern wegen Dessen, was Sie sonst erlauschten. Natürlich befand ich mich imFuchsbau" in keiner guten Gesellschaft, Das wußte ich wohl; aber daß es ganz so schlecht ivar, das wußte ich nicht. Und Viton doch davon heute Abend. Sie werden kommen? Mit den Sachen"

Wohin und wann ?"

Uni neun Uhr; aber nach der Waldenstraße."

Weiß schon. Zweiter Eingang zu dein Haus in der Promenadenstraße. Habe Alles gründlich erforscht."

Um so besser, dann bedarf es keiner Erklärung weiter. Also Punkt neun Uhr am Gartenweg. Ich bin zur Stelle."

Und ich auch."

Und die Sachen?"

Bringe ich mit. Wir werden schon zu einer Einigung kommen."

Ich will es hoffen; wenn ich auch"

Hier öffnete sich eine der Büreauthüren, und Duprat schob seinen Fuchsbau­dekannten rasch nach der Treppe, bei der sie gestanden, und entfernte sich nach der anderen Richtung. Der da heraus kam, war einer der Büreaubeamtcn, und Diesen hielt Duprat mit Fragen so lange auf, bis Fuchseisen entkommen war. Dann begab er sich, wenn auch etwas unsicher, nach seinem Büreau zurück.

Wie vermutet, hielt Etwold sein Auge sogleich forschend auf ihn gerichtet.

Was war denn das für ein Subjekt?" fragte er.Wurde Einem ja angst und bange. Und den Menschen kennen Sie?"

Haben Sie niein Erschrecken gesehen?" fragte Duprat ausweichend.

Ja gewiß."

Und gesehen, wie ich ganz sprachlos war?"

Alles, Alles. Und ich war erstaunt"

Tie werden sich selbst entsetzen, wenn ich Ihnen sage, wer der Fremde war", entgegnete Duprat.

Nun?" fragte der Kommerzienrat gespannt: