Hand zur Stütze, und kein rauschendes Fest erfüllte die Hallen, und dennoch ist dieser Tag der Anfangspunkt geworden für den überseeischen Verkehr und Handel, der an 100 der stattlichsten Dampfer der Welt und Millionen an Umsatz bewegt, und welcher sein Netz fast über die -ganze bewohnte Erde ausgespannt hat. Darf Hamburg mit Recht stolz sein auf den Anteil, welchen es auch in Zeiten der politischen Schwäche des Vaterlandes dazu beigetragen hat, dem deutschen Handel seinen Ehrenplatz im Auslande zu erringen und die feste Grundlage zu jenen großen Interessen zn legen, zu deren Erweiterung die neuen Subventionslinien bestimmt sind, so darf es nicht minder die Paketfahrt, den sie hat nicht nur den Grundstein zu dem stattlichen Bau gelegt, sondern sie ist auch während der 3 Jahrzehnte eine seiner kräftigsten Säulen geworden und geblieben.
— Die „Märk. Ztg." in Neu-Ruppin enthält das folgende Inserat: „E. Tournüre ist in Malchow gefunden worden. Inhalt: Taschentuch, Shlips, Quantum Watte, Schleier und andere Damenbekleidungsstücke; abzuholen Ludwigsstraße 28." Die Erklärung dieses Inserats bringt die „Neu-Rup- piner Zeitung" in folgender Weise nach der Erzählung eines Abonnenten: „Am Sonntag unternahm ich einen Spaziergang nach Malchow; in der Nähe des Gasthofes daselbst fand ich eine Tournüre von respektabler Ausdehnung, über welche die auf der Dorfstraßs sich befindliche Gesellschaft in ungeheure Heiterkeit ausbrach. Ich trug den Fund, der aus einem aus weißer Leinewand genähten Beutel bestand, in die Gaststube, um ihn auf seinen Inhalt zu prüfen, und es fand sich darin vor: 1) Ein Quantum Watte, 2) ein halbverbranntes Küchenhandtuch, 3) ein seidener Damenshwal, 4) einen schwarzer Schleier, 5) ein paar wollene Damenbeinkleider und 6) ein Taschentuch gezeichnet I. I. Die Dame, die diesen Verschönerungsgegenstand verloren hatte, war auch Augenzeuge dieser wichtigen Entdeckung, denn die Verlegenheit, die sich bei derselben bemerkbar machte, ließ zu der Annahme berechtigen, daß sie die Eigenthümerin sei."
— Für die Franzosen kommen Hiobsposten aus ihren Kolonien. Aus Tongking meldet ein Telegramm des General-Residenten, Paul Bert, neue Angriffe auf verschiedenen Punkten oer Grenze. Berts Vollmachten als General-Resident sind daher auf weitere sechs Monate verlängert worden. Ferner ist man darauf gefaßt, daß die Cochinchinesen wieder losschlagen werden, da ein großer Teil der in Cochinchina stehenden französischen Truppen gegenwärtig in Kambodscha vollauf zu thun hat. Endlich ist man in Paris über die Nachricht sehr verstimmt, daß die Königin von Madagaskar in der Lage sei, mit englischem Geld die zehn Millionen Kriegsentschädigung sofort zu bezahlen, man hatte auf die Zahlungsunfähigkeit Madagaskars gerechnet und glaubte sich daher in Tamatave häuslich niederlassen zu können.
— Herr Grevy, Präsident der französischen Republik bezieht jährlich nicht mehr und nicht weniger als 300,000 Frks. Reise- Entschädigung. Die jüngste und einzige R:ise des Präsidenten in diesem Jahre nach Mont-sous-Vaudrey kostet 94 Frks. Multipliziert man die übrig bleibende Summe mit der Zahl der „Regterungsjahre" des Herrn Präsidenten, so bleibt uns — resp. ihm — das hübsche Sümmchen von 5,389,297 Frks.
Dis GewevbeausfleLkrng irr Liröwigsburg,
die gegenwärtig Gewerbevereine und einzelne Besucher in Menge anzieht, wurde am Montag, den 26. Juli, auch vom hiesigen Handels- und Gewerbe- verein, sowie von einem Theile des Bürgervereins besucht. Durch das freundliche Entgegenkommen des Hrn. Betriebsinspektors Huzenlaub war den ca. 60 Besuchern ein eigener Wagen zur Verfügung gestellt worden, der nach Ludwigsburg durchlief. In Ludwigsburg wurden die mit ihrem Vereinszeichen geschmückten Calwer von Hrn. Particulier Gaiser und später von dem Vorstand des dortigen Gewerbevereins, Hrn. Hofmann, aufs freundlichste empfangen und geführt und besuchten nach eingenommener Stärkung
„Ach so — Chef — Angestellter —" sagte der Andere halb für sich. „Faules Geschäft das!"
„Meines?" fragte gereizt der Kommerzienrat.
„Ach, na nu!" lachte der Andere. „Das wäre! Ein Hundertstel von Dem avünsche ich mir man bloß, was Sie haben. Aber schade, daß Sie es nicht sind, an den meine Sendung geht. Der Herr da hat wohl wenig, wie? oder gar nichts?"
Der Kommerzienrat blickte erstaunt auf Duprat, der noch immer schwieg, und beunruhigt auf den Fremden, der sein Augenmerk jetzt auf das ihm zur Seite stehende Zahlbrett gerichtet hielt, welches mit Goldstücken ganz bedeckt war.
„Ich muß doch bitten —" sagte er dann.
„Was denn?" fragte der Andere naiv.
„Sich irgendwie zu legitimieren."
„Ach, ist ja nicht nötig, Alter," sagte mit gutmütigem Spott der häßliche Mensch. „Es genügt wohl, wenn ich Ihnen sage, mein Name ist — Fuchseisen, denn so fest halte ich Den, der — Gott bewahre! mir einmal unter die Finger kommt. Aber der Herr da kennt mich ja schon. Er weiß ja, wo wir zusammengetroffen und was ich von ihm will."
„Ist das so?" fragte erstaunt der Kommerzienrat.
„Allerdings, Herr Kommerzienrat," entgegnete Duprat in tötlicher Verlegenheit. Und zu dem Anderen sich wendend, sagte er: „So kommen Sie doch nur hinaus. Ich finde Ihr Betragen unbegreiflich. Ich werde Ihnen die gewünschte Auskunft schon geben; aber doch nicht hier".
„Na, und wo denn?" fragte der Fremde trotzig.
„Das — werde ich Ihnen draußen sagen."
Der Andere brummte Etwas; aber Duprat, der nun seine Fassung lyieder- gewonnen, schob ihn vor sich her zur Thür hinaus. Er wählte die Thüre nach dem
Korridor.
„Wohin?" fragte-draußo» der Eindringling.
„Hierher," entgegnete Duprat. Er zerrte ihn nach der ^hinaus? Oho! Man nicht."
am Vormittag noch das neue Rathhaus, das Schloß mit seinen vielen, zum Theil in reichster Pracht prangenden historisch bedeutsamen Räumen, den Schloßkeller mit seinem 300 Eimer haltenden Fasse, den Schloßzarten und theilweise auch noch Marienwahl, den Wohnsitz des Prinzen Wilhelm. Das Mittagsmahl wurde sodann in der äußerst empfehlenswerthen vortrefflichen Restauration von Rummetsch eingenommen und war bei billigem Preise von tadelloser Güte. Von V-3 Uhr an galt dann der Nachmittag dem Besuche der Ausstellung, über die wir uns eines Spezialberichts wohl enthalten können, da andere Blätter denselben in ausführlicher, sachkundiger Weise bringen. Das allgemeine, von allen Seiten gleichlautende Urtheil dürfen wir aber nicht zurückhalten, daß dieselbe ein überraschendes, von geläutertem Geschmack zeugendes Bild der Anordnung sowohl, als der hohen Stufe der Ausbildung der verschiedensten industriellen Zweige Ludwigsburgs bietet. Zimmerdekoratwnen und Zimmerausstattungen mit den stilvollsten Möbeln, Blech- und Kupferwa^r n, Juwelier- und Bekleidungsartikel, Sattler- und Küferarbeiten, Zucker-, Tragant- und Seifenwaaren, eine reiche Sammlung alter Ludwigsburger Porzellansachen, kurz alle nur möglichen Artikel einer ingeniösen gewerblichen Thätigkeit fesseln stundenlang das Auge und ringen um denPceis des Geschmacks und der technischen Vollendung. Auch unsere Landsleute, Gebr. Müller, fehlen natürlich nicht in diesem Wettkampfe der großen und kleinen Industrie und haben ihre Lacks in wirklich sinnreicher Weise zur Ausstellung gebracht. Selbstverständlich konnte aber, wenn die Ausstellung ein vollständiges Bild der Luowigsburger Industrie geben sollte, die weltberühmte Orgelfabrik der Gebr. Walker nicht fehlen und so fesselt denn ein meisterhaftes, aus derselben hervorgegangenes Werk gleich beim Eintritt nicht blos das Auge, sondern auch das Ohr, und zwar unser Calwer Ohr um so mehr, als das Werk so eben von unserem Landsmann Fr. Burghardt mit kundiger Hand gespielt wird, worüber demselben alle Calwer Bekannten sofort ihre Freude bezeugten. Ein interessantes Intermezzo war es aber sodann, als Prinz Wilh elm mit Gemahlin und Töchterchsn uuvermuthet in die Ausstellung trat, sofort die Orgel zu sehen wünschte und ihm dann auf seine Frage, ob kein Spieler da sei, unser rasch gesuchter und gefundener Burghardt vorgeführt wurde, dessen Spiel das prinzliche Paar mit höchstem Interesse folgte. — Um noch ein paar Worts von der Aeußsrlichkeit der Ausstellung zu sagen, so spielt dabei bemalte Leinwand in allen Theilen, in dem Hauptgebäude, in der R-stauration, ganz besonders aber am Eingang eins große Rolle, indem z. B der den Eingang bildende Dteigsrthurm durch Unhängen mit gemalter Leinwand in eine alte Ritterburg mit Buzenscheiben umzewandelt ist, die von 2 wirklichen Kanonen, deren eherner Mund dem Besucher entgegendroht, flankirt wird. Eme vom Handelsgärtnsr Stähle auf dem Vorplatz des Ausstellungsgebäudes her- gestellte reizende Gartenanlage mit frischem grünem Rasen, kunstvollen Teppich, beeten und vielrach sprudelndem Springbrunnen macht schon beim ersten Schritte durch das Thor einen äußerst wohlthuenden Eindruck Abenos 8 Uhr prangte dieser Piatz im Hellen Lichts elektrischer Beleuchtung, bei der noch der letzte Abschievstcunk mit unserem, unermüdlichen Führer, Hrn. Gaffer, gewechselt wurde. Vorher aber, von 6—8 Uhr. hatte die Restauration Rummelsch noch einmal ihre Anziehungskraft auf die Calwer geübt, und in ungetrübter Heiterkeit wurden hier noch einige Stunden mit den Luowigsburzer Freunden vep- lebt, wobei in einem Toaste des Hrn. C. Bozenhardt der Stadt und dem Gewerbevereine Ladwigsbucg die in so hohem G.aoe gebühcenoe An- erksnnung gezollt, uns von H:n. Horlacher, der die schwäbischen Tugenden der Gemüthlichkeit, Gastfreunofchrft und — Trinkbarkeit pries, dem unermüd- lichen, treuen Fugrer, H:n. Gaiser. der wohlverdiente Dank oargebracht wurde, während von anderer Seite wieder auf uns Calw:r em mehrfaches Hoch ertönte, und Freund Burghardt sogar in gereimter Form dem W.rthe Rummstsch eine Ooation bereitete. Diese paar Stunden gesell-.gen Zusammen, seins trugen nicht wenig dazu bei, den Emdcuck eines vollkommen gelungenen Tages bei den Theilnehmern zu erhöhen und dieser Em druck wird auch bei allen in der angenehmsten Erinnerung bleiben.
Hiermit faßte Jener festen Faß und nahm eine drohende Haltung gegen Duprat ein.
„Aber Mensch," sagte Dieser leise und begütigend. „So nehmen Sie doch Vernunft an! Wie können Sie nar hieher komnen und mich vor meinem Chef so bloßstsllen. Und was wollen Sie überhaupt von mir? "
„Mas kann ich wollen", entgegnete der Andere ausweichend. „Geld natürlich,"
„Geld?" fragte entsetzt Duprat. „Sie wollen mich schrauben? Nur weil Le mich einmal zufällig im „Fuchsbau" gesehen haben, wohin mich und noch einen Freund die bloße Neugierde lockte." j
„Neugierde - hm, hm!" kicherte der Ändere. „Was Sie laicht schlau sind! Und die Sache« — he?"
„Sachen? Was für Sachen?"
„Na nu, na nu! Thun Sie doch man nicht so. Werden sich doch »sch des Bündels Maskenkostüme entsinnen, wflchss der Kahnführer — "
,Ja, ja, was ist's damit?" fragt: Duprat rasch und erregt.
„Damit?" Run, ich hab's. Thun Sie doch man nicht, als wenn Ihnen an den Sachen Nichts gelegen wäre, und sagen Sie doch lieber gleich rund heraus, was Sie dafür zahlen wollen."
„Ich? Nichts?"
„Nichts?" staunte Fuchseisen. „Das heißt, Sie beginnen mit Nichts, um nachher recht wenig bieten zu können. Ich bin aber kein Manu von vielen Worten und nehme meinen Anteil wenn man mir ihn nicht giebt. Also, da Sie nur Angestellter, aber jedenfalls in guten Verhältnissen sind — zehntausend Mrrk für das Bündel innerhalb dreier Tage an einen bestimmten Ott, sonst komm: ich wieder."
Duprat wechselte die F arbe.
„Zehntausend Mark", stammelte er, „für eine einzig: Dünnheit, nur weil es mich um Stellung und Brod bringen kann, wenn mein Chef erfährt —
„Daß Sie Verkehr mit Verbrechern haben?" sagte Fuchseisen.