Prinz Wilhelm von Preußen, der König von Sach­sen und andere königliche Persönlichkeiten. Die kö­niglichen Gäste, insbesondere der Prinz und die Prinzessin von Wales und die deutsche Kronprin­zessin wurden bei ihrer Ankunft und Abfahrt von einer großen Menschenmenge enthusiastisch empfangen.

Spanien.

In Sevilla ist fast die ganze städtische Poli­zei festgenommen worden, weil sie seit Jahr und Tag mit den dortigen Spitzbuben gemeinsame Sache gemacht hatte.

Thomar, Provinz Estramadura, 26. Juni. Hieselbst ist die Arena, wo eben ein Stiergefecht ab­gehalten wurde, eingestürzt. Der Zirkus war dicht besetzt. Zehn Tote wurden hervorgezogen, doch be­fürchtet man, unter den Trümmern eine weit größere Menge von Toten zu finden. An Verwundeten zäblt man mehr als hundert.

Rußland.

Petersburg, 28. Juni. Heute sind 4 Nihi­listen gehängt worden.

Viele adelige Polen aus Russisch-Polen, welche anläßlich der Anwesenheit des Kronprinzen von Oester­reich in Krakau dorthin reisen wollten, wurden an der russischen Grenze an der Weiterreise verhindert.

Bulgarien.

Die nächsten Tage werden die Blicke Europas wieder mehr als in den letzten Monaten nach Bul­garien lenken, wo die große Sobranje die Aufgabe haben wird, die seit dem Rücktritt des Fürsten Ale­xander ihrer Erledigung harrende Frage einer Fürsten­wahl zu erledigen. Ob abermals zu dem Auskunfts­mittel einer Regentschaft gegriffen, oder ob ein Fürst definitiv gewählt oder die bisherigen Regenten, die Beweise ihrer Thätigkeit und Befähigung gegeben haben, wiederum bestätigt werden, läßt sich zum Voraus nicht sagen. Jedenfalls wünschen alle gut Gesinnten dem von Rußland fortwährend so schwer angefochtenen Lande, daß die Beschlüsse der Sobranje zu einem guten Ende führen mögen. _

Kleinere Mitteilungen.

Im Schöffengcrichtssaal in Erfurt wurde während einer Verhandlung ein großes Betttuch vom Gcrichtstisch ge­stohlen. Man kann sich die Ueberraschnng des hohen Gerichts­hofes, sowie des anwesenden Polizeibeamten vorstcllen.

Aus Fünfkirchen wird gemeldet: Unfern Szigetvar wurde der Postbeamte Zalewski verhaftet, welcher vor eini­gen Wochen in Wien über 150000 Gulden veruntreute.

Ein schreckliches Wiedersehen. Aus Prag wird berich­tet: Einen Selbstmord aus wahrhaft tragischen Motiven be­ging vorgestern der Wachtposten in der Strafanstalt Karthaus Franz Kalkovsku vom 18. Infanterie-Regiment. Im Alter von 8 Jahren verlor er Vater und Mutter, welche beide we­gen Raubmordes, und zwar Ersterer zu 20 Jahren, Letztere zu lebenslänglichem Kerker verurteilt wurden. Bei dem vor­gestrigen Rundgang erkannte Kalkovsky plötzlich nach 12 Jah­ren seinen eingekcrkerten Vater, was er sich so sehr zu Her­zen nahm, daß er sich mit dem Dicnstgewehre erschoß. Die Mutter des Selbstmörders verbüßt die Strafe in Repy.

Aus dem südlichen Frankreich werden vielfache Ucbcr- schwemmungen gemeldet. In Toulouse ist am Samstag in­folge eines plötzlichen Anschwellens der Garonue eine Wasch­pritsche umgcstürzt, wobei 9 Personen ertrunken sind.

In Rouen ist das Theater Lafayette in der Nacht vom Montag zum Dienstag, glücklicherweise erst nach der Vorstellung niedergebranut. Menschen sind dabei nicht nm- gckommeu.

DerMailänder Savolo" bringt folgende, kaum glaubliche Nachricht: In Canicatti in Sizilien provozierte der Pfarrer eine von entsetzlichen Folgen begleitete Panik. Nach einer Predigt, in welcher er seinen Pfarrkiudern alle Schrecken der Hölle geschildert, ließ er mit einem Male eine schwarze mit Hörnern und Schweif versehene und von Flam­men beleuchtete Gestalt auftauchen. Die Weiber und Kinder kreischten entsetzt auf, Viele stürzten ohnmächtig zusammen, eine Frau wurde wahnsinnig. Zwei Kinder wurden von den Flüchtenden zertreten. Das Mailänder Blatt behauptet, der Vorgang habe sich, wie angegeben, zngetragcu.

Gute Geschäfte bei dem Londoner Jubiläum hat ein Spekulant gemacht. Er mietete ein großes leerstehendes Haus für 1000 Pfd. Sterling und brachte 1700 Sitze an, von diesen 450 auf dem Dach; letztere, die billigsten Plätze, koste­ten 21 die andern 35 Pfd. Sterling. Alle Sitze wur­den verkauft.

Während eines Wahnsinnanfalls tötete die Frau des Pastors Leckte in Aith bei Falkirk (England) am letzten Freitag abend ihre drei Kinder und beging darauf Selbstmord.

Handel K Verkehr.

Stuttgart, 28. Juni. Gestern gelangten etwa 150, heute etwa 9001000, in 2 Tagen zusammen ca. 1100 Körbe Kirschen znm Verkauf. Preise 1417 -1 das Pfund.

tzin Matador. LSm

Erzählung und Sittenbild ans Peru.

(Schluß).

Den Mantel über den linken Arm, den Degen gesenkt, zum Scitenspruug bereit, stand Henry da; das Tier blutete aber schon stark und war sehr ge­schwächt; es stürzte jetzt hastig auf den Feind los, der ihm auswich, sank aber dabei in die Knie, bis die Picadores es emporhetzten; in Schmerz und Wut wagte cs einen neuen Angriff, aber ohne den Man­tel anzuwenden stieß ihm Henry den Degen ins Ge­nick, unter dem brausenden Jubel der Anwesenden.

Der Direktor eilte herzu, beglückwünschte ihn, mahnte aber dem Braunen gegenüber zu großer Vorsicht, denn der werde nicht erst vorher verwundet werden.

Das Tier erschien, tötete in ewigem Einerlei ein Dutzend Pferde und dann trat ihm Henry ent­gegen. Das Tier hatte einen merkwürdig tückischen Blick und einen wahrhaft riesigen Gliederbau, es war fast unverwundet und Totenstille trat ein, wie cs mit rot unterlaufenen Augen, sich sammelnd und den Boden stampfend, langsam vorschritt, den roten ^ Mantel wütend anglotzend. Henry fühlte, daß sein ! Leben an einem Faden hing, aber er hatte gesiegt, ^ wenn er nur »och diesmal kaltblütig blieb. Der Stier blieb sieben und ließ den Feind sich nähern. Gebet Acht, gleich kommt er," rief eine Stimme aus j dem Volke, und im selben Momente stürzte das Un- j tier mit heißerem Gebrüll heran. Hastig sprang ^ Henry zur Seite, der Stier schlug an die Planken, ! wandte sich aber und kam aufs Neue mit gesenktem i Kopfe - auf den Gegner los. Wieder sprang dieser ^ zur Seite, aber so knapp, daß eines der Hörner ihm ! den Acrmel der ganzen Länge nach ausriß. Ehe er ! den Degen gebrauchen konnte, hatte der Stier schon wieder gewendet und er mußte mit größter Schnel­ligkeit den Umfang des Kampfplatzes durcheilen, um i dem ihm rasend verfolgenden Tiere zu entgehen.

^ Plötzlich versuchte er kehrt zu machen und dem Feinde den Mantel über die Augen zu werfen, der Stier

merkte es und wich aus, brachte aber zugleich dem Gegner einen Hörnerstvß in die Seite und den lin­ken Arm bei, so daß derselbe taumelnd zurückwich.

, Schon sah die Menge das Blut und schrie wie ver- ' zückt: »Viva, toro, viva ei druiro.« Ein roter Ne- ! bei trat vor Henry's Augen, ihm schwindelte, der Lärm verwirrte ihn. Sollte Ellen und er verloren sein? Der Stier war dicht bei ihm, er sah die glo­tzenden Augen, die gesenkten Hörner, und kaum noch wissend, was er that, stieß er mit der langen, spitzen ! Degenklinge, den Fuß fest ein gestemmt, vorwärts; ein dröhnender Fall tönte; Trompetengeschmetter. Geblöcke, er sank nieder, erhob sich wieder, wankte und schwach wie ein Trunkener lehnte er aufs Schwert

> und hörte kaum, wie der Direktor ihn hieß, sich als Sieger vor der Versammlung zu verneigen, die ihm donnernd und johlend: ,Lravo InZIoso! viva viva

i tororo inAloso!" zu rief.

Dicht vor ihm lag der tote Feind, den sein ^ Degen im letzten Augenblick ins Herz getroffen. In j halber Ohnmacht sank er im Nebeuraum auf die

> Matratze nieder und wurde vom Chirurgen unter- i sucht.Blos starker Blutverlust, keine Arterie ver- ^ letzt, und ungefährlich;" war das Urteil, und so

war's auch wirklich. Das redlich verdiente Geld wurde am nächsten Tage schon zur Stelle geschafft und Herr Blackbird erhielt die Freiheit wieder, denn i Padilla war ein Mann von Wort und entließ Henry, der sich selbst mit der Summe in die Berge auf den Weg zu ihm gemacht, ohne jede Kränkung mir dem alten Maler, ja auf den Bericht von den gest­rigen Vorgängen im Amphitheater nahm er mit Bewunderung des kühnen Retters nur drei Viertel der Summe. Ellen's Freude war grenzenlos, als sie den geliebten Vater wiedersah, den sie schon be­trauert hatte; sie erhielt ihre verkauften Schmncksa- sachen und die alte Jsabella gleichfalls das Ihrige wieder, und Henry, der Matador der großen Cor­rida, war der Glücklichste von Allen, denn er erhielt ! die Geliebte und das Kapitäns-Patent, und wohnt ! mit den Seinigen jetzt auf einem kleinen Landgute ! nahe bei Liverpool, wo er seines Stierkampfes, von

> dem seine Ellen immer nur mit Entsetzen erzählen hört, oft mit Vergnügen gedenkt.

! Allerlei.

^ Graf Neust erzählt: Etwas Absonderliches

begegnete mir am Tag meiner Geburt. Es bestand ! darin, daß ich an diesem Tag betrunken war, womit ; es folgende Bewandtnis hatte: Jederzeit hatte ich die üble Gewohnheit, auf mich warten zu lassen.

! Dies geschah auch an jenem Tag, und als endlich sich das Ereignis vollzogen hatte, war mein Vater außer sich vor Freude und schenkte der Amme ein Dutzend Flaschen ältesten Rheinweins aus dem Jahr 1683. Die Amme war eine Wendin, die nicht deutsch sprach und die Gabe falsch verstand, so zwar, daß sie den Wein in eine kleine Wanne goß und mich darin badete.

(Hiezu das Unterhaltungsblatt 31.)

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlas der G. W. Hai ier'schen Buchhairdlunq in N agold.

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hält seine zweite Haupt­versammlung amSonn- ftag den 3. Juli d. I., , nachmittags 2 Uhr in der l Schölhammer'schen Wirt­schaft in Jselshausen.

Die Vereinsmitglieder sind hvflichst eingeladen.

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Oeschelbronn,

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Am Freitag den 8. Juli, vormittags S11 Uhr,

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! Den 30. Juni 1887. j Gemeinderat.

Vorstand Schäberle.

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