Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberavtts-Bezirk Nagold.
JL 77.
! Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- ! tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier l (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 4L — 4, außerhalb des Bezirks 1 20 4. Monats-
abonncment nach Verhältnis.
Samstag den 2. Juli
n Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge-! ö wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, "bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen ! spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der ! Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebcn j_sein. !
1887.
Bestellungen
auf den
für das III. u. IV. Quartal nehmen alle Poststellen und Postboten entgegen.
Amtliches.
Nagold.
Amtsversammlung.
Am
nächsten Montag den 4. Juli d. I., vorm. 10 Uhr, findet auf dem Rathaus in Nagold nach Turnus XVI Amtsversammlung statt in Betreff
„der Krankenversicherung der in land- und „forstwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten „Personen,
wozu sich die HH. Ortsvorsteher oder deren Stellvertreter, sowie die betreffenden Amtsversammlungs- Deputierten rechtzeitig einfiudeu wollen.
Den 28. Juni'1887.
K. Oberamt. Güntner.
Nagold.
Die Drtsvorsteher
werden aufgefordert, die Sportelverzeichnisfe pro ult.! Juni 1887, welche den Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni d. I. zu umfassen haben, mit den Spor-- telgeldern nebst projektierter Empfangsbescheinigung j und im Falle keine Sporteln angesetzt worden sind, s Fehlurknuden längstens
bis Mittwoch den 6. Juli d. I.
hieher vorzulegen.
Die Sportelverzeichnisse sind zu überschreiben:, „Für den Zeitraum vom 1. April 1887 bis 30. ! Juni 1887".
Die Fehlurkunden sind zu fassen: „Daß im verflossenen Zeitraum vom 1. April 1887 bis 30. Juni 1887 keine der in H 3 der Ministerialverfügung vom 4. April 1881 (Minist.-Amtsbl. S. 101) aufgeführten Sporteln angcfallen und angesetzt worden sind, beurkundet" u. s. w.
Den 29. Juni 1887.
K. Oberamt. Amtin. Marquart.
Die Gerichtsvollzieher ^
werden an alsbaldige Vorlegung von Hauptregister und Kassentagbuch erinnert.
Nagold, den 30. Juni 1887.
Oberamtsrichter Daser.
Den Bormundschaftsbehörden
wird die nachstehende Verfügung des K. Justizministeriums vom 17. Juni d. I. Amtsbl. Nr. 6 S.25 noch besonders zur Nachachtung eröffnet.
Nagold, den 27. Juni 1887.
Oberamtsrichter Daser.
Verfügung des Justizministeriums vom 17. Juni 1887, betreffend die Umwandlung der zu Pflegschaften und zu sonstigen gerichtlich beaufsichtigten Verwaltungen gehörigen Obligationen des Württembergischen viereinhalbprozentigen Staatsanlehens vom 1.Januar1877.
Im Einvernehmen mit dem K. Finanzministerium werden behufs der Erleichterung des Geschäfts der Convertirung der Obligationen des Württembergischen viereinhalbprozentigen Staatsanlehens vom 1. Januar 1877 die Pfleger und die Verwalter sonstiger unter Aufficht der Gerichte stehender Vermögenskomplexe aufgefordert, bezüglich der zu ihrer Verwaltung gehörigen Staatsschuldscheine der genannten Art die
Anmeldung zur Umwandlung, soweit die Umwandlung überhaupt vorgenommen werden will, in Gemäßheit der Bekanntmachung vom 14. l. M. (Staatsanzeiger Nr. 137) möglichst bald vorzunehmen.
Die Vormundschaftsbehörden haben für eine angemessene weitere Verbreitung dieser Verfügung in ihrem Geschäftskreise Sorge zu tragen.
Stuttgart, den 17. Juni 1887.
F a b e r.
Die erledigte Stelle eines evangel. Dekans und ersten Stadtpfarrers in Hcilbronn wurde dem Dekan Berg in Calw gnädigst übertragen.
Am 25. Juni ist von der Kommission für die Erziehnngs- fhänscr die Oberlchrerstelle an der neu errichteten Taubstummenanstalt in Nagold dem Oberlehrer Griesinger an der ^Taubstummenanstalt in Eßlingen übertragen worden.
Tages-Neuigkeiteir.
Deutsches Reich.
* Nagold. Schon haben wir wieder einen Unglücksfall zu melden. Am letzten Mittwoch abend fand der Bauer Michael Haag von Unter jettin gen von hier aus Gelegenheit mit einem nach Oefchelbronn, also den gleichen Weg gehenden Plat- tcnfuhrwerk mitzufahren und nahm hiebei aus dem sog. Faulenzer Platz. Bei einem Brückchenübergang erhielt der Wagen einen starken Stoß und der Mann fiel hiebei so unglücklich unter den Wagen, daß derselbe mit seiner ganzen schweren Last ihm über die Brust gleitete. Eine Chaise, die ihm schnellstens zur Aufnahme entgegen geführt wurde, fand ihn allerdings noch am Leben, leider konnte er aber nur als Leiche den Seinigen übergeben werden.
** Nagold, 1. Juli. Das Jahresfest des Kinderrettungsvereins und Hilfsbibelvereins unseres Bezirks fand am 29. Juni in Haiterbach statt. Von den 32 Pfleglingen des erstgenannten Vereins hatten sich 26, nämlich 18 Knaben und 8 Mädchen, mit ihren Pflegeeltern eingefunden und wurden im Gasthof z. Löwen gespeist. Nachmittags 1*/s Uhr begann die kirchliche Feier. Nachdem die Bereinskinder zur schön restaurierten Kirche geleitet waren und sich vor dem Altar versammelt hatten, saugen die Lehrer und älteren Schüler der Stadt einen festlichen Chor, worauf die zahlreich versammelte Gemeinde — es hatten auch viele benachbarte Freunde sich zum Doppelfeste eingefunden — das Lied: „Herz und Herz vereint zusammen" an- stimmte. Pfarrer Naumann von Warth, der Agent des Vereins, sprach das Eingangsgebet und hielt die Eröffnungsrede über das bekannte Wort: „Geben ist seliger, denn nehmen", das er in seiner mannigfaltigen Bedeutung, namentlich mit Beziehung auf die Pflege- eliern und Kinder, trefflich anwendete. Stadtpfarrer Stockmayer von Haiterbach hielt sodann mit den Vereinskindern eine lehrreiche Katechese über den Spruch: „Also hat Gott die Welt geliebet rc.", welchen er „die kleine Bibel" nannte. Dekan Schott referierte über die beiden Vereine, denen das Fest galt. Der Kinderrettungsverein hatte vom 1. Juli 1886/87 eine Einnahme von 1868 welche durch Beiträge der Gemeinden, der Amtskorporation, Kirchenopfer und einzelne Liebesgaben zufammensloßen. l Die Summe der Ausgaben betrug 1752 «46, so daß sich ein Ueberschuß von 115 in der Kasse befindet. Die Zahl der Pfleglinge war 34 (22 Knaben, 12 Mädchen). Von denselben befindet sich ein krankes Mädchen von Haiterbach auf Vereiuskosten seit Mai 1886 in der Heilanstalt in Ludwigsburg; ein weiteres wird von einem Frauenverein in Stuttgart ver- i sorgt. Im Frühjahr wurden 2 Knaben konfirmiert.
Gegenwärtig hat der Verein in seiner Pflege 20 Knaben und 12 Mädchen, die mit Ausnahme von jenen 2 Mädchen in geordneten Familien untergebracht sind. Der Hilfsbibelverein hatte eine Einnahme von 1344 ^6, welcher eine Ausgabe von 1170 gegenübersteht, so daß ein Ueberschuß von 174 »k6 vorhanden ist. Unter den Einnahmen sind zu nennen: 610 ^6 Erlös aus Bibeln, 244 -/-L Reformationssestopfer, 404 sonstige Beiträge. Ausgegeben wurden für Bibeln 836 einen freien Jahresbeitrag von 300,46 erhielt die Bibelanstalt. Verbreitet wurden im letzten Jahre 158 Traubibeln, 83 sonstige Bibeln und 547 Neue Testamente. Nach Beendigung des Gottesdienstes fand eine gesellige Vereinigung im Löwen statt. Die Kinder wurden noch einmal bewirtet und mit Rätseln unterhalten, auf deren richtige Lösungen kleine Prämien folgten. Besonderen Dank hat sich die Stadtgemeinde aiterbach erworben, indem sie die Bewirtung von indem und Pflegeeltern sowohl vor als nach der kirchlichen Feier übernahm. Namens des Vereinsausschusses spricht der Berichterstatter diesen Dank hiemit auch öffentlich aus. Ein Festopfer von 34 ^ kam der Vereinskasse zugut.
Tübingen, 29. Juni. Das Gewitter vom letzten Sonntag mittag hat einen Teil der Markung Ofterdingen in der Steinlach verhagelt, namentlich ist Hanf und Flachs beinahe gänzlich, die übrigen Gewächse teilweise beschädigt, was für die Gemeinde um so schwerer, da dieselbe vorigen Jahrs ebenfalls einen Hagelschaden von amtlich festgestellten 33 000 „k6 hatte.
(Finanzielles). Der Geldbedarf der Staatsschul- dcnzahlungskasse für das Etatsjahr 1887/88 beträgt 19788989 Mark 86 Pf. Hievon entfallen auf direkte Steuern von Grundeigentum, Gefällen, Gebäuden und Gewerben 4470000 Direkte Steuern von Apanagen, Kapital, Renten, Dienst- und Berufseinkommen 3918989 4L 86 4, Wirtfchaftsabgaben 3000000 Reinertrag vom Eisenbahnbetrieb 8400000 .6, zus. 19788989 86 4.
Der berühmte Aesthetiker Prof. Fr. Bischer in Stuttgart feiert am 30. Juni seinen Geburtstag. Sieht man den Professor für Aesthetik und deutsche Litteratur am Stuttgarter Polytechnikum auf dem Katheder stehen, so vermutet man nicht, daß ihm dieser Tag zum achtzigstenmale wiederkehrt. Noch waltet er seines Amtes unermüdet, in seltener Frische. Seine Freunde und Verehrer sitzen in allen Teilen des Vaterlandes und mfen ihm heute Hellen Glückwunsch zu.
In Heilbronn wurde der Kaufmann Joh. Adam Embs wegen Fälschung des Pfeffers zu 3 Monaten Gefängnis und 300 «46 Geldstrafe verurteilt. Sämtliche Kaufleute Heilbronns hatten.ihren Pfeffer gemahlen, der mit 28Ao Stärkemehl gemischt war. von demselben bezogen.
Am 25. v. M. ist der Stadel des Bauern Häußler in Sontheim (Ehingen) plötzlich eingestürzt und hat 6 Stück Vieh unter seinen Trümmern begraben.
Gmünd, 26. Juni. Heute mittag trafen ca. 20 Offiziere des in Rathenow, Mark Brandenburg garnisonierenden Ziethen-H usare n-R egiments hier ein, nachdem die Mannschaft (15 Personen) schon früher mit der Eisenbahn angekommen war. Die wettergebräunten Herren sind auf einer Uebungsreise begriffen und kommen von Nürnberg—Nördlingen. Zum Empfang der Gäste waren die Offiziere der hiesigen Garnison mit solchen des Regiments Nr. 121 in Ludwigsburg versammelt, und Hunderte von Bewohnern unserer Stadt warteten auf die Ankunft, die durch Böllersalven angekündigt wurde. Nachmittags war Festmahl im Radsaal, an dem auch die