Lohn nicht verleiten lassen, die Corrida zu versäu­men. Vor Henry's Augen stand das Bild der Geliebten, die sich in tiesster Verzweiflung um den Vater abhärmte und immer höher stieg seine Auf­regung. Dumpf starrte er auf die sich drängende Menge hin, ohne selbst den geringen Sinn zu ha­ben für die Vorgänge in der Arena. Eine gewisse Wut erfaßte ihn beim Anblick der Festesstimmuug und eiliger kehrte er zur Stadt zurück. Da ver­nahm er plötzlich in seiner Nähe Trompetenstöße, er blickte hin und hörte wie ein öffentlicher Ausrufer im Namen des Alkalden und Corregidors demjeni­gen 4000 Realen bot, der den Kampf mit dem brau­nen Bullen in der Corrida wagen wollte. Er er­fuhr, daß Don Lerda, der gefeiertste Matador von Peru, in Gnajaquil einen Armbruch erlitten und seinem Worte nicht folgen könne. Man hatte keinen zweiten der umherreisenden Schwertkämpfer zur Hand, der im Stande wäre, den von den Picadores gereiz­ten Stier in seiner rasenden Wut zu bekämpfen und fürchtete die Volkswut, falls sich kein Ersatz fand. Ein kühner Gedanke durchblitzte das Hirn des Eng­länders; im nächsten Augenblick hatte er den An- nunciador beim Arm gefaßt und ihm zugerufen:

„Kommt! Kommt mit zum Theater! Ich will's thun, eilt nur!"

Kaum zehn Minuten später stand er vor den zagenden Obrigkeiten, die ihn ängstlich anstarrten.

„Zahlen Sie mir 5000 Realen und ich nehme den Kampf auf. Senoresrief er in energischem Tone.

„Wer seid Ihr, Mann?" fragte der Poli­zeichef, der sich zuerst faßte und aufatmete.

„Henry Clifton. Hochbootsmann der Red- cliffe" im Hafen von Callao, Engländer."

Eine lebhafte Besprechung folgte; es war im Grunde Unsinn, einen Seemann, einen Engländer, als Matador auftreten zu lassen, denn nur der Ma­tador ist ja beim Kampfe in wirklicher Gefahr; und 5000 Realen?

Der Alkalde war schlau. „Nun wenn der Herr einmal Lust hat, sich spießen zu lassen, so geht's uns nichts an, das Volk wird jedenfalls die gute Laune nicht verlieren", meinte er, „nur sind denn doch 5000 Realen zu viel, — aber wir wer­den sie wahrscheinlich gar nicht zu zahlen brauchen", flüsterte er den Kollegen ins Qhr.

Das Volk lärmte; die Vereinbarung wurde schriftlich aufgesetzt, unterzeichnet und dem Direktor der Betrag ausgehändigt.

Henry Clifton zitterte doch ein wenig, als er ^

^ die Feder ergriff; er verhandelte sein Leib und Le­ben , um Ellen's Vater zu retten; aber es blieb Kleine Zeit zum Sinnen, er mußte schnell in die Garderobe, um in die bunte Tracht des Matadors - gesteckt zu werden, indeß sich die Herrn nach oben ^ begaben nnd der Direktor hinaustrat, dem Volke ^ auzuküudigen, daß Jgnazio Lerda den Arm gebro- ' chen und dafür Don Enrico, der erste Torero (Stierfechter) von London, der nach Amerika ge­kommen , um seine Kollegen zum Wettkampf aufzu­fordern , eintreten werde. Henry vernahm deutlich die Worte nnd sah auf dem Gesichte des wieder eintretenden Direktors ein Lächeln; das Volk war zufrieden gewesen. Der Direktor half noch zum Ankleiden und dann ließ er den jungen Mann sich im Spiegel betrachten. Derselbe erkannte sich selbst ^ kaum wieder in der gestickten blauen Jacke, den ze­rschlitzten Calzoncillos (Hosen), der bunten Leibbinde, den zahllosen Spitzen, Fransen und Glöckchen auf dem ganzen Anzug, den seidenen Strümpfen, Tanz­schuhen und dem breiten Sombrero (Hut) mit gold- . ner Schnur ringsum, lieber das Ganze kam der sehr wichtige rote Mantel und der Degen, lang und gerade, wobei der Direktor dem neuen Kämpfer die rechten Stöße noch hastig erklärte; er that sein Be­stes, daß der Kampf gelinge, und reichte dem jungen ! Manne noch eine tüchtige Stärkung.

„Nur kaltes Blut; weichet dem ersten Ansturm aus, dann geht es schon; den Mantel über die Hörner, dann treibt ihm den Degen ein, so, die Hand gewendet, nicht auf den Brustknochen. Nur sicher und ruhig; blos der erste Ansturz muß ver­mieden werden; verliert mir da nicht den Kopf, j wenn der Stier verwundet auf Euch losrennt; es ! wäre mir leid um Euch, junger Mann."

So plauderte und lehrte er, indeß Henry manchmal an Ellen dachte, um derentwillen er hier ^ wie ein römischer Gladiator im Narrenkleide stand,

! ohne Hoffnung, glücklich davonznkommen, denn selbst ^ unter den flinken Südländern waren nur wenige,

! die sich diesem gefährlichen Geschäfte widmeten, die ! furchtbaren , auf einsamen Hochwiesen gezüchteten ^ Tiere zu bekämpfen. Mit Macht verscheuchte er ! aber die trüben Gedanken und blickte durch ein ! Fenstcrchcn in der Ecke über die Arena hin, wo bis > jetzt nur Novillos (junge Bullen) mit Hakenpfcilen ! geneckt wurden, um dann. durch fortwährendes Schwenken der Mnleias (rote Tücher) in Wut ge­raten, von dem Choco (Spaßmacher) abgethan zu werden. Ein stattliche-) Tier folgte, aber es zeigte sich feig; die Abicionados, die Kunstrichter, waren

unzufrieden, wie dasselbe vor dem Regen von Pfei­len. die in seiner Haut haften blieben, ängstlich brül­lend nmherrannte. Endlich erscholl der allgemeine Ruf:

„Toros! Toros! (Stiere) der Schwarze zu­erst, dann der Braune!"

Trompetcngeschmctter, Gebrüll, tausendfaches Klatschen und Jauchzen, und in schweren Sprüngen schritt der schwarze Stier in die Arena. dumpf brül­lend und wild die Mähne schüttelnd. Echt kriegerisch schaute er drein und drohend wirkten die scharfen Hörnerspitzen. Schon nahten die Picadores mit Pfeilen in altspamscher Tracht und begannen das Tier zu necken, welches die Nüstern aufblies, den Boden hieb und dann mit gesenktem Haupte den Angriff begann. Gefährlich ist letzterer nicht für die Picadores, die mit Lederhosen und stählernen Bein­schienen versehen sind, indeß eine Menge Muchachos (Diener) bereit sind, des Bullen Aufmerksamkeit ab­zulenken, dagegen richtete das Tier die armen Pferde entsetzlich zu, indem es ihnen die Flanken zerriß, bis ! sie niederstürzten und hinausgeschleift wurden, wäh- ^ rcnd die Musik fröhlich spielte und die schönen Da­men Tücher schwenkten und jubelte».

„Jetzt, Herr Jnglese, ist es Zeit, nur kalt und den rechten Stoß", rief der Direktor und ^ führte den Torero Don Enrico von London vor,

; zog sich aber schnell wieder zurück, denn schon nahte der Bulle dem übelvermerkten roten Mantel. Henry wurde doch etwas bange, er spürte eine eigene Schwäche in den Knieen, aber der Gedanken an Ellen stärkte ihn, der Stier kam langsam heran mit blutschüumenden Lefzen.

(Schluß folgt).

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Russische 5 pCt. Prämicn-Anleihe von 1864.

Die nächste Ziehung findet am 13. Juli statt. Gegen den ^ Kursvcrlust von ca. 266 Mk. Pr. St. bei der Auslosung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Stratze 13, die Versicherung für eine Prämie von 2 Mark pro St.

Verantwortlicher Redakteur Stein Wandel in Nagold. — Druck rrd Verlag der >A. W. st a - l e i'ichen Buchhandlung in Nagold.

Amtlicke und Arivat-Aekanntmachungen.

K. Amtsgericht Nagold.

Das Konkursverfahren gegen Adam Friedrich Kirn, Seiler von Spiclberg, wurde heute nach Abhaltung des Schluß­termins und Vollziehung der Schluß- Verteilung

aufgehoben.

Gerichtsschreiber Brodbeck. Revier Enzklösterle.

Akkorde

über Weg-z-Wiesm-Banten.

Am Montag den 4. Juli, vorm. 9 ! Uhr, werden auf der Revieramtskanzlei in Enzklösterle verakkordiert:

1) die Chaussierung des sog. Wanne- ,

grenzwegs im Staatswald Wanne; ^ lleberschlagspreis für Planie und ^ Chaussierung 2100 -46: !

2) die Herstellung von Futtcrmauern u. ! Verlängerung einer Dohle am Käl­berthalweg; lleberschlagspreis 950 Mark;

8) die Herstellung einer Bewässerungs- Anlage für die Kälbersägmühlwiese; lleberschlagspreis 530 -46;

4) die Melivnierung der Wurster'schen Wiese, Parz. Nr. 237 der Markung Bergorte im Großenzthal; Ueber- schlagspreis 380 -46 Ueberschiäge, Pläne und Bedingungen sind auf der Revieramtskanzlei zur Ein­sicht aufgelegt.

G ü l t l i ii g e n.

Lang- L Klotz- Hokz-Berkauf.

Am Diens­tag den 5. Juli d. I. werden aus dem Ge-

Burguff

meindewald

65 St. Langholz mit 58 Fm.,

25 St. Klotzholz mit 18 Fm., sowie 20 St. Baueichlen mit 5 Fm. verkauft.

Zusammenkunft vormittags 9 Uhr beim Rathaus.

Schultheißenamt.

W u r st

H e r r e n b e r g.

Holz-Verkauf.

Am Donnerstag den 30. Juli, Freitag n. Samstag den 1. u. 2. Juli werden im hics. Stadtwaid verkauft:

Mit Kaiserl. Königl. Desterr. Privilegium und Küuigt. Preuß. Ministeriat-Approbation

aromatische KröUter-Seife, zur Verschönerung und s Verbesserung des Tciitts nnd erprobt gegen alle Hanttln- reinhciten: (in versiegelten Original-Päckchen L 60 ch.

8l11H ^klll^pm 47,^0 aromatische Zahn-Pasta, das nni-

SULU »S SvlLtzölHÄl'U. 8 vcrsellstc und znvcrläsMe Erhaltungs n. Reinigungs-Mittel der Zähne u. des Zahnfleisches: (in ist u. Hz Päckchen ä 1 . 20 . u. 60 ^!.) 7)« f Vegetabilische Staugeu-Pomade, erhöht den Glanz und die

, 444ttU,VS Elastizität der Haare und eignet sich gleichzeitig zum Festhalten der Scheitel; (in Originalstücken ä 75 <t.)

Italienische Honigscife, ist zum Waschen und Baden Apotheker S ausgezeichnet durch ihre belebende und erhaltende Einwirkung

ans die Geschmeidigkeit und Weichheit der Haut: (in Päckchen zu 25 nnd 50 ot.)

Chinarinden-Oel, ans einer Abkochung der beste» Clsina- 4^4. 44»z, V d rinde mit balsamischen Oelc», zur Evnscrvirnng und Verschö­

nerung der Haare; (in versiegelt, u. im Glase gesampelt. Flaschen ä 1

1^ 11H »*0 Kräuter-Pomade, znsammengcseht aus anregenden, nahr- 4^4. 44»4v14tz^ d hasten Säften und Pflanzeii-Jngrcdicnzicn, zur Wiedererweck­ung und Belebung des Haarwuchses; (in versiegelt, n. im Glase gestempelt. Tigeln ä 1 .«) HHF ^ werden die obigen, durch ihre anerkannte Solidität und Zweckmässigkeit auch in hiesiger Gegend so beliebt gewordenen Artikel in Nagold nach ^^.wie vor nur allein verkauft bei G. W» Zaiser»

680 Rm. buch., birk., eich. u. sorchcncs Holz, ^ 23000 St. dcsgl. Wellen,

72 iannene Stämme, 9- 14 m lang, 16 -25 om Durchmesser,

50 forch. Stämme, 9 12 m lang, 20 35 ^ ein Durchin.,

. 15 Wagncreichle u. 120 tannene, eichene und gemischte Stangen.

Die Stämme kommen am 2. Juli zum Vcr- , kauf: ein großer Teil des Holzes n. Rcisachs sitzt am Waldsträtzle.

! Zusammenkunft je morgens stz8 Uhr beim Steig häuslc. _

B o n d o r s.

Am Samstag den 2. Juli d. I., nachmittags 2 Uhr,

wird auf hies. Rathaus die Lieferung von 78 Meter gutem schwarzgrauem Feuerwehrtuch nebst dem hiezu erfor­derlichen Futtertuch vergeben.

, Muster sind nntcr Preisangabe cinznsendcn . oder selbst vorzuzeigen. Lieferanten sind cin- . geladen .

Flechten.

Von Kindheit an, resp. seit 20 Jahren, war ich mit nässenden, heftig beißenden Flecht. behaft., v.welch, mich Hr.Bremicker, prakt. Arzt in Glarus, »allst, befreit hat. Behandlung briefl.! Unschädl. Mittel! Keine Bernfsstörung! Jakob Jlli.

Langnau a. A., August 1886.

Adre sse: „Bremickcr postlag. Conitanz." Iselshause n.

Ein tüchtiger solider

Oekonomie-Knecht

kann sogleich eintrelen in der untern Mühle.