nen, den Badeplatz der Knaben besser abzugrenzen und mit einer Warnungstafel zu versehen.
Winnenden, 24. Juni. Zur Erinnerung an die vor 200 Jahre» erfolgte Geburt des Prälaten Johann Albrecht Bengel fand heute in der hiesigen Stadt eine Gedächtnisfeier statt, welche einen ebenso schönen als würdigen Verlauf nahm.
Brandfälle: In Ruith am 23. ds. die an der Scharnhäuserstraße als Hintergebäude liegenden, hart aneinander gebauten Scheunen des Jak. Sachs, Gemeinderat, des Jakob Rühle, Schreiner, des Friedrich Fritz, Vikarier in Weil und des David Leitenberger ab; indem zu Aidtlingen gehörenden Lehenweiler am vorigen Sonntag 4 Wohnhäuser mit angebauten Scheuern; in Remmingsheim am 26. ds. 2 Scheuern.
Köln, 27. Juni. Bei Mühlheim am Rhein entgleiste heute früh der Berliner Courier- zug. Der Zug hatte 8 Wagen; die Lokomotive schleifte 2 Wagen eine Strecke weit, 2 andere stürzten um, der Schlafwagen blieb im Geleise. — Die Zahl der Verwundeten wird auf 13 angegeben.
Mainz, 24. Juni. In sonst gutunterrichteten hiesigen Kreisen wird, wie man der Köln. Ztg. schreibt, mit großer Bestimmtheit versichert, daß Domkapitular Wilh. Thoms dahier als Bischof von Fulda in Aussicht genommen sei und daß Bischof Kopp ihn als Nachfolger selbst nachdrücklich empfohlen habe. Einen würdiger,, Vertreter könnte allerdings der altehrwürdige Bischofssitz von Fulda kaum erhalten, als Herrn Thoms, der, ein „Priester nach dem Herzen Gottes", in den Zeiten der kirchlichen Wirren als Apostel des Friedens zur Begleichung der Gegensätze außerordentlich beigetragen hat, so fest er auch auf dem Boden seiner Kirche gestanden. „Wenn ich die Seelen mit Liebe zum Himmel führen kann, warum soll ich es mit Strenge versuchen", das war der Grundsatz seines Lebens. Seine Ernennung zum Domkapitular, welche von allen Konfessionen in Mainz gefeiert wurde, war mit die erste Handlung des jetzigen Bischofs Dr. Haffner.
Hamburg, 25. Juni. Ein weiterer Teil der Zollanschlußbauten, nemlich die große für zwei Millionen Mark neuerbaute Elbbrücke wurde heute vollendet. Zu verbauen sind noch 30 Mill. Mark. Zunächst werden die Zollhäuser in Angriff genommen.
Berlin, 24. Juni. Die „Krcuzztg." schreibt: Wie verlautet, hat der Reichskanzler dafür entschieden , daß Antwerpen als Aulegehafen für die ostasiatischen und austral. Reichspostdampfer auch fernerhin für das Jahr vom 1. Juli 1887 bis 1. Juli 1888 beibehalten wird.
Berlin, 25. Juni. Wie man aus London berichtet, wird Dr. Mackenzie in der Behandlung des Kehlkopfleidens des Kronprinzen nächsten Montag oder Dienstag zu einer weiteren Operation schreiten, um den verbleibenden Teil der Wucherung zu entfernen.
Berlin, 27. Juni. Die Kommission zur Ausarbeitung des bürgerlichen Gesetzbuches hat ihre Arbeiten nunmehr zum Abschluß gebracht. Der eben zu Ende gebrachte Abschnitt betrifft das Erbrecht. Der Gesamtentwurf dürfte in Bälde der Oeffent- lichkeit übergeben werden. Im September dieses Jahres tritt die Kommission aufs Neue zusammen, um die Einsührungsgesetze auszuarbeiten.
Berlin, 27. Juni. Einer Petersburger Depesche der „Krcuzzcitung" zufolge dürfen von nun an Handel treibende, nicht in Petersburg ansässige Juden sich nicht länger als acht Tage dort aushalten.
Wie bereits gemeldet, tritt das Branntwein st e u e r g e s e tz , nachdem dasselbe von S. ^ M. dem Kaiser vollzogen, mit dem 1. Oktober in ^ Kraft. Der erhöhte Zoll von ausländischem Branntwein für die Zwischenzeit ist somit bereits zu entrichten.
Der Rcichsanzeigcr veröffentlicht eine kaiserliche Ordre wegen Aufnahme einer Reichsanleihc von 238004 070 zu 3^ir Prozent Zinsen.
Herr von Sole wacher, das bekannte ka-, tholische Mitglied des preußischen Herrenhauses, ist infolge der von ihm gestellten Forderung zum Duell an Herrn von S chorle m er exkommuniziert worden. Das Duell wird von der katholischen Kirche mit der Strafe der Exkommunikation bedroht.
Aus sicherer Quelle erfährt die „Frkf. Ztg.", daß Katkow infolge der bekannten Dcutschenhetzereien nicht allein einen scharfen Verweis erhalten hat, sondern daß ihm auch zum 1. Januar 1888 die Heraus
gabe der „Moskauer Zeitung" , welche er in Pacht ! hat, gekündigt worden ist.
Oesterreich Ungarn.
Der Prager Stadtrat, der kürzlich bei Ankunft der Amerik. Gäste (Czechen) für die Empfangsfeierlichkeiten 2000 fl. bewilligt, votierte gestern für die Veranstaltung einer Feier zum Besten des czechischen Schulvereins 5000 fl. Bekanntlich sind die Deutschen in Prag die größten Steuerzähler.
Frankreich.
In der Deputiertenkammer steht jetzt der heikle Punkt der Militärpflicht der Lehrer und Angehörigen von Priesterseminaren auf der Tagesordnung, welche von den Monarchisten hartnäckig bekämpft wird. Die Radikalen dachten b-i dieser Gelegenheit das Ministerium zu fassen, und der Spaß glückte nicht. Der Ministerpräsident erklärte, er halte an der gleichen Militärpflicht für Alle fest, wenn auch in einzelnen Fällen Ausnahmen zugestanden werden können. Das fand bei den Republikanern ! großen Beifall und mit 384 gegen 71 Stimmen > wurde der konservative Antrag auf Befreiung der Lehrer und Seminaristen von der Militärpflicht ab- gelehnt. !
Paris, 28. Juni. Der „Köln. Ztg." wird von zuverlässiger Seite gemeldet, daß der frühere Kriegsminister Bo »langer einen Staatsstreich aus-j zuführen beabsichtigt habe, um sich an die Spitze der französischen Regierung zu stellen. Der Gouverneur von Paris, General Richlieu, erhielt noch rechtzeitig von diesem Vorhaben Kenntnis und verhinderte durch strenge Maßregeln das Ausmarschieren der dortigen z Bataillone, welche für den Aufstand gewonnen waren.
England.
London, 26. Juni. Die „Lond. Gazette" veröffentlicht ein Schreiben der Königin an den Staatssekretär des Innern, welches deren warmen Dank für den ihr seitens der Bevölkerung auf dem Wege nach der Westminsterabtei gewordenen enthusiastischen Empfang ausspricht; derselbe habe sic tief gerührt, denn er habe gezeigt, daß die Arbeit und die Sorgen von 50 langen Jahren, wovon 22 voller Kummer, welchen sie ohne den schützenden Arm ^ des geliebten Gatten getragen, vom Volke gewürdigt ^ wurden. Dieses Gefühl werde sie in ihrer oft schwie- ! rigen Arbeit während des Restes ihres Lebens er- ^ mutigen.
Rußland.
Dorpat, 24. Juni. Die Russiffzierung der Universität verläuft doch nicht so glatt, wie die pan- slavistischen Heißsporne sich gedacht hatten. Die Vorschrift des Kurators-Kapustin, vom nächsten Semester an die Vorlesungen in russischer Sprache zu halten, beantworteten sämtliche Professoren der Dor- pater Universität mit ihrem Entlassungsgesuch. Die Ausführung dieser Maßregel ist daher auf 3 Jahre verschoben.
Serbien.
Aus Belgrad wird authentisch gemeldet, daß der König entschlossen ist, sich von seiner Gemahlin, die ihm als offene Feindin und Führerin der Miß- ^ vergnügten gegenüber getreten ist, wenn auch nicht rechtlich, so doch faktisch zu trennen. Minister Ristics hat ihm seine Beihilfe versprochen. Der König hat nach Wien und Berlin offen seine Lage mitgeteilt und sein jetziger Besuch bezweckt, in Wien nochmals zu beteuern, daß er sich von Oesterreich nicht trennen werde. Die Königin scheint freilich auch zum Aeußer- sten entschlossen zu sein, und es läßt sich daher nicht absehen, was die kommenden Wochen bringen werden.
Kleinere Mitteilungen.
Ein Ausflug der Latein- und Realschüler von Giengen nach Dillingeu nahm ein böses Ende, indem ein Wagen zwischen Brenz und Giengen durch die Schuld seines Führers umstttrzte, wodurch der 10jährige Knabe des Orgelbauers Reck getötet wurde. Das Rad ging ihm über den Kopf. Auch sonst kamen einige Verletzungen vor.
In Wolfschlugen gerieten 2 Knaben in Streit, wo- ^ bei einer dem andern mit dem Rechen die Hirnschale cinschlng. ^
In dem Scheidungsprozeß d e s M ü ch e n e r Arztes, zu dem die in einer Heilanstalt untergebrachte Herzogin i von Men^on eine leidenschaftliche Neigung gefaßt haben! sollte, hat das Landgericht Manchen I auf Auflösung der Ehe, j dem Anträge der gekränkten Gattin gemäß, erkannt.
Eine heilsame Lehre. Ein Hildesheimer Geschäftsmann hatte einen Kollegen wegen einer Differenz von Sr 4 verklagt. Das Gericht gab ihm Recht, verurteilte aber ^ den Kläger, da cs in dem Borgehen desselben eine Chikane i erblickte, zu den Prozeßkosten von 84 4L. !
„StaatSeiscnbahndicnersgemahlin" ist der >
neueste Titel, den die Badcdircktion von Schönau in ihrer am 20. Juni ausgegebencn Kurliste einer Frau aus Trautmannsdorf in Niederösterreich zu Teil werden läßt; da wird doch die „Maschinenschlossersgemahlin" ans Kleinsal, die in derselben Ausgabe aufgeführt wird, vollständig in den Schatten gestellt. (In Karlsbad verkündigte übrigens die Kurliste eines Tags die Ankunft einer „berittenen Steueroffizian- tcngattin".)
Auf einer weltberühmten industriellen Berliner Wcrk- stätte ist's still und einsam geworden, die Borsig'schc Lo- komotivenfabrik am Oranienburger Thor ist für immer geschlossen worden. Viele Gebäude sind bereits abgebrochen und das 2500 Quadratruten große Grundstück wird verkauft, man sagt für 5 Millionen Mark. Die Fabrik wurde 1837 gegründet.
Das unsichtbare Schwein. Eine der ergötzlichsten Geschichten ist am verflossenen Dienstag einem Bauern, der mit Heu mr Hernalserlinic bei Wien hereinfuhr, passiert. Der hochbeladcnc Wagen hielt am Schranken und der Finanzwächter stellte die übliche Frage: „Nix Steuerbares?" „Gar nix", sagte der Bauer. In diesem Augenblick kam aus der Tiefe des Wagens ein verdächtiger Laut. „Oi" grunzte es heraus. Der Finanzwächter stutzte. „Oi — oi - oi" grunzte es wieder. „Ich wcrd' Ihnen geben, eine Sau hereinzuschwärzen", rief der Aufseher und führte einen Stich in das Heu. Ein Wehegeheul des getroffenen Tieres antwortete. Trotzdem beteuerte der Bauer weinend seine Unschuld und stammelte allerlei vom Teufel und seinen bösen Künsten. „Abladen!" herrschte ihn der Finanzwächter an. Dies geschah im Beisein einer großen Menschenmenge, welche ganz deutlich vernahm, wie das Grunzen des Schweines immer lauter wurde, je mehr Heu man vom Wagen herabräumte. Endlich fällt die letzte Schicht, aber kein Schwein ist zu sehen. Sprachlose Verblüffung; selbst der Finanzaufseher weiß nicht, was er sagen soll. Da will ein Herr, "der sich an dieser Szene geweidet hat, ohne Aufsehen von dannen schleichen. Aber schon haben ihn einige Znseher erkannt und lösen das ganze Rätsel durch den Ruf: „Aha, der Bauchredner Donner!" Dieser verbeugte sich geschmeichelt. Allein es eilte nun ein Wachmann herbei, welcher der Ansicht war, Herr Donner hätte einem behördlichen Organ gegenüber keine irreführenden Bauchreden produzieren sollen. Und so kam es doch zu einer Amtshandlung, indem der Schöpfer des unsichtbaren Schweines zur Polizei zitiert wurde. In Anbetracht des Humors der Sache wird es ihm übrigens nicht allzu schlimm ergangen sein.
Der richtige Feucrtcnfcl steckte in dem Bauernknecht Zach. Er hat in wenigen Jahren in dem Ort Macknan und in der Nähe von Rathenow wenigstens 16mal Feuer angelegt und einen Schaden von mehr als einer Million Mark angerichtet. Lange Zeit fiel kein Verdacht auf ihn; denn er war ein williger und fleißiger Knecht und äußerst schlau. In vielen Fällen mußte er aus dem brennenden Hanse geholt werden, wo er anscheinend in tiefem Schlaf lag. Er verriet sich zuletzt selber und wurde von dem Berliner Schwurgericht wegen 11 Brandstiftungen zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Zach hatte eine ganz verwahrloste Jugend hinter sich, i An der Kopenhagener Universität wird jetzt
! von jungen Damen auch Jura studiert. Ende voriger Woche . bestand ein Fräulein Anna Berg das juridische Staatsexamen ! „mit höchster Auszeichnung".
Das Herz auf der rechten Seite, also auf dem falschen Fleck, hat der bekannte Kliniker Prof. Schrötter in Wien bei einem 22jährigcn Patienten gefunden, und zwar ist diese unregelmäßige Lage in diesem Fall nicht durch eine Erkrankung der Brusteingcwcide hervorgerufen, sondern angeboren, ein Fall, der bisher in der Geschichte der leidenden Menschheit noch nicht festgcstellt worden ist. Daß man es hier mit einem krankhaften Zustand zu thun habe, ist deswegen ausgeschlossen, weil die Herzthätigkeit ganz regelmäßig ist.
Durch Bienenstiche getötet wurde am 16. ds. der Landmann Sören Möller von Nörre Kongerslev in Jütland. Derselbe war nach dem Garten gegangen, um nach den Bienen, die ausschwärmen wollten, zu sehen, als er so unglücklich war, einen der Bienenkörbe umzuwerfen. Die Bienen fielen über ihn her und richteten ihn auf's Schrecklichste zu. Kriechend erreichte der Arme seine Wohnung, und war auch schnell ärztliche Hilfe zur Stelle, doch konnte der Arzt mir den bereits eiugelretencu Tod konstatieren.
Chicago, 27. Juni. In dem Warenlager der Chicago Packing und Provision Companh brach gestern Nacht ein verheerendes Feuer aus. Die Gebäude, welche eine Oberfläche von 5 Acres bedecken, wurden zerstört und mehrere Millionen Pfund Speck und Schmalz verbrannten. Die Ar- mour Canning Companh büßte 700 Fässer Schweinefleisch und 600 Schweine ein. Der Gesamtschaden wird auf 1h.i Million Dollars geschätzt. _
Handel L Verkehr.
Stuttgart, 27. Juni. (Landesproduktenbörse.) Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, russischer 21 , amerika
nischer 20 4L 50 4. — Mehlpreisc per '100 Kilogr. inkl. Sack pro Monat Juni 1887 bei Wagenladung: Suppcngries 4L. 32.50-33.50, Mehl Nr. 0 4L 32.50 -33 50, Nr. 14L 30.50 bis 31.50, Nr. 2 4L 28.50-29.50, Nr. 3 .6. 26.50-27.50 Nr. 4 4L 22.50 -23.50 per 100 Kilo je nach Qualität.
Konkurseröffnungen. Konditor Joh. Bapt. Schmid in Laupheim. Emanuel Ebstein, Kaufmann, Inhaber einer Kleiderhandlnng in Ludwigsbnrg. Johannes Adriou, Bauer auf dem Oberberghof, Gde. Ehrcnstein (Ulm). Josef Bezle, Bauer in Rcischmann, Gde. Leupolz (Wangen).
Gin Watador. SL
Erzählung und Sittenbild aus Peru.
(Fortsetzung.)
Unbewußt wurde der junge Seemann von dem Menschenstrom gegen das Theater hingesührt; Zeit hatte er genug, denn die Entladung des Schiffes war heute ohnehin unmöglich; der gering'tc Lastträger von Callao hatte sich um zehnfachen