Mo. 8S

81 . Jahrgang

Amts- uml IntelkigenMatt für äen Bezirk».

Erscheint Kienstag, Konnerstag L Samstag.

Die EinrückungSgebühr betragt 9 ^ p. Zeile >tm Bezirk, sonst 12

Aamstag, äen 1^. 3nki 1886.

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch

die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in

H ganz Württemberg 2 70

Amtkichs Bekanntmachungen.

Calw.

FLoßsperre arrf der En-.

Zur Kenntniß der Betheiligten wird hiemit gebracht, daß durch Erlaß der K. Kreisregierung vom 13. d. M., Z. 5077, wegen Umbaus der Neuen­bürger Wasserstube für die Enz von der Neuenbürger Wasserstube aufwärts und die Seitenbäche Eyach und Kleinen; vom 1. August bis 15. Sept. d. I. Floßsperre verfügt worden ist.

Den 15. Juli 1886. K. Oberamt.

F l a x l a n d.

Calw.

Errichtung einer SparLajsen-Agentnr.

Nachdem in Zwerenberg eine Agentur der Württembergischen Sparkasse errichtet und solche dem Pfarrer Scholl daselbst übertragen worden ist, wird dieß hiemit zur Kenntnis der Bezirksangehörigen gebracht.

Den 15. Juli 1886. K. gem. Oberamt.

Flaxland. Berg.

Gages-Weurgksitsn.

Calw. DemNeuen Tageblatt" entnehmen wir heute den Bericht unserer Handelskammer, welcher lautet:Die am Schlüsse unserer vorjäh­rigen allgemeinen Uebersicht über das Erwerbsleben ausgesprochene Hoffnung auf weitere Besserung der wirtschaftlichen Lage ist im allgemeinen leider nicht in Erfüllung gegangen. Es sind nur einzelne wenige Fabrikationsaeschäfte, welche von einer vermehrten Produktion berichten können, bei der Mehrheit ist der Umsatz und der bescheidene Nutzen aus demselben gleich geblieben, das­selbe ist beim Kleingewerbe der Fall, die Lage der Landwirthschaft ist eine ungünstigere geworden; hieraus erklärt sich zu erheblichem Teil das Gesamt­bild. Die Wollindustrie in ihren verschiedenen Arten konnte bei den äußerst niedrigen Wollpreisen billige Offerte machen und deshalb den Absatz im Jn- und Auslande einigermaßen steigern; allein die Zahl und der Umfang der Wolle verarbeitenden deutschen Etablissements hat sich im letzten Jahrzehnt so gesteigert, daß auch bei den unerhört billigen Wollpreisen die große Kon­kurrenz nur einen sehr bescheidenen Nutzen erringen läßt und die Frage sich aufwirft, ob die A gesteigerte Produktion nicht bald noch ungünstigere Wirkungen hervorruft. Die Holzverarbeitungsindustrie hat sich seit Jahren vermehrt, auch im letzten Jahre ist eine größere Anzahl neuer Werke entstanden oder bestehende vergrößert worden, was ein großer Vorteil für die Waldbe­sitzer, sowie für die wirtschaftliche Lage der bei dieser Industrie beteiligten Landesteile ist; allein die Hoffnungen, welchDauf die Wirkung des erhöhten Holzzolles gesetzt wurden, haben im vorigen Jahre einigermaßen enttäuscht; die Ankaufspreise des Stammholzes wurden dadurch in die Höhe getrieben, während der massenhafte Import von Produkten vor dem Inkrafttreten des erhöhten Zolls es verhinderte, daß ein genügender Verkaufspreis erzielt werden konnte. In den meisten anderen Fabrikationsgeschäften sind mehr oder minder die Wirkungen der Ueberproduktion bemerklich; wenn auch teil­weise der Absatz in seitheriger Höhe noch aufrecht erhalten werden kann, so machen sich die Folgen doch in dem Herabdrücken der Preise stark bemerklich. Wenn noch etwas verdient werden will, sind alle Kräfte anzuspannen und alle Konjunkturen auszunützen; das führt zu einem nicht gerade angenehmen geschäftigen Rennen und Treiben: wer aber nicht mitthut, dessen geschäftliche Situation wird die unbefriedigendste sein. Wird dem deutschen Reiche der Friede erhalten, die Lage der Industrie nicht durch Vorgänge auf dem Gebiete der inneren Gesetzgebung beeinträchtigt und bleibt die deutsche Zoll- und Handelspolitik in denselben Bahnen wie seit 1879, so ist zu hoffen, daß es deutscher Energie und deutschem Geschick gelingen wird, nicht nur den Wett­kampf mit anderen Nationen auszuhalten> sondern auch die in den letzien Jahrzehnten errungenen Fortschritte weiter auszudehnen, dies ist insbesondere der Fall, wenn die Reichsregierung in ihren von der deutschen Industrie mit Freuden begrüßten Bemühungen, .die Ausfuhr deutscher Jndustrie- erzeugniffe zu fördern und neue überseeische Absatzgebiete zu erschließen, fortfährt. Die Lage der Kleingewerbe und Detailhandlungen ist im großen Ganzen fortgesetzt eme wenig günstige. Wenn auch Metzger und Bäcker da wo das Handwerk nicht übersetzt ist, guten und lohnenden Absatz haben oder da und dort ein rühriger Meister sich hervorzuthun weiß - im allgemeinen ist der Geschäftsgang bei den Kleingewerben und Tetaithandlungen gedrückt. Es finden bei diesen Geschäften zu viele ungünstige Einwirkungen statt, vor

allem der Umstand, daß sich eines großen Teils der seither vom Handwerk hergestellten Gegenstände die Fabriken bemächtigen; es sind ja wenige Gewerbe, welchen nicht die Fabrikthätigkeit einen großen Teil ihrer Arbeiten weggenommen hat und fortwährend weiter wegnimmt; es ist zu begreifen, wenn ein Gewerbe­verein bei Ziffer 7 des Fragebogens wegen besonderer Wünsche und Vorschläge anführt:Das Kleingewerbe wünscht Schutz gegenüber der fast erdrückenden Macht des Großbetriebs". Die Ueberhandnahme des Hausierens der Händler und Detailreisenden, die durch das billige Porto unterstützten großen Ver- sandtgeschäfte besorgen dann noch das Weitere, um dem Handwerksmeister und ansässigen Kaufmann ihre Kundschaft, so weit möglich, abzunehmen. Daneben hat noch die Entwertung der landwirtschaftlichen Produkte, die am stärksten im Hopfenbau und der Schafzucht hervortrat, der bäuerlichen Be­völkerung vielleicht für längere Zeit bedeutende Mittel entzogen, welche den Gewerbetreibenden zu gut gekommen wären. Leider ist eine Beseitigung der Uebelstände, welche auf dem Kleingewerbebetrieb lasten, nicht leicht zu erwarten."

Stuttgart, 15. Juli. Die Elektrotechnische Fabrik Cannstatt ließ , auf gestern nachmittag eine Einladung an die Vertreter der hiesigen Presse zu einer Fahrt nach Murrhardt auf dem zwischen Stuttgart und Hall kur­sierenden, um 3 Uhr 45 hier abgehenden Zug ergehen, um eine Probe mit der von ihr eingerichteten elektrischen Zugsbeleuchtung anzustellen, die seit einigen Wochen wesentlich verbessert gegenüber der ersten Einrichtung (September 1885 bis Januar 1886) wieder in Betrieb ist. Auf der Hinfahrt waren Professor Dietrich von der hiesigen polytechnischen Hoch­schule und der Oberingenieur Cox von der elektrotechnischen Fabrik Cannstatt bemüht, den anwesenden Herren in leichtfaßlicher Weise alle Einzelheiten des Beleuchtungssystems zu zeigen und zu erkläret^- Der aus 6 Wagen bestehende Zug ist mit 27 Glühlampen versehen. Jeder Wagen lll. Klasse hat 2 Lampen im Innern von je 5 Normalkerzen und 2 Lampen von 3 Normalkerzen auf den Perrons. Im Wagen l. und II. Klasse befinden sich 3 Lampen von 5 Normalkerzen im Innern und auf den Perrons 2 Lampen von 3 Normal­kerzen. Der Postwagen hat 4 Lampen von 16 Normalkerzen. Das zur Anwendung gebrachte System hat gegenüber dem im Herbst vorigen Jahres verwendeten den Vorzug der Einfachheit und des absolut ruhigen Lichtes. Dies ist erreicht durch Anwendung von Accummulatoren, in ähnlicher Weise wie bei dem im vergangenen Winter stattgehabten Kostümfest. Das Licht ist hell, ruhig und gleichmäßig. In jeder Ecke des Wagens, auch lll. Klasse, ist es möglich zu lesen. Man macht insbesondere auch auf den Vor­teil aufmerksam, daß die elektrische Beleuchtung, im Gegensatz zur Gas­beleuchtung, völlig gefahrlos ist. Die Cannstatter Fabrik hat in neuester Zeit von mehreren deutschen und italienischen Eisenbahngesellschaften Auf­träge erhalten.

Ludwigs.hurg. Die feierliche Eröffnung der Gewerbe-Aus- stellung hat heute unter Beteiligung Ihrer K. H.H. des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm stattgefunden. Oberbürgermeister Abel eröffnete den Akt mit einer Ansprache, in welcher er zuerst den K. Hoheiten für ihr Erscheinen dankte, die Gäste bewillkommte und den Ausstellern seinen Glückwunsch für das treffliche Gelingen des Unternehmens aussprach. Nach einem schönen und erhebenden Vortrag des Ludwigsburger Männergesang­vereins nahm sodann der Vorstand des Gewerbe- und Handelsvereins, Herr Fabrikant R. Hoffmann, das Wort, gab in lebendigen Zügen eine kurze Geschichte des Vereins und seiner Entwicklung, wovon die Ausstellung ein so erfreuliches Bild darbietet, und richtete sodann an Se. Kön. Hoheit den Prinzen Wilhelm die Bitte, den Eröffnungsakt zu vollziehen. Seine Königliche Hoheit erklärte die Ausstellung für eröffnet und Herr Fabrikant Hoffmann brachte alsbald ein begeistert aufgenommenesHoch" auf den Prinzen und seine erhabene Gemahlin aus. Gleichzeitig fiel die große Walcke r'sche Orgel ein und es begann nun unter fortlaufenden schönen Vorträgen des Kirchenchors und des Männergesang­vereins der Rundgang Ihrer Königlichen Hoheiten mit der gesamten ge­ladenen Festgesellschaft. Der Eindruck der Ausstellung war allgemein ein sehr befriedigender. Die hohen Gäste sprachen ihre Ueberraschung aus über die Reichhaltigkeit und das schöne Arrangement der Ausstellung.

Konstanz, 14. Juli. Heute Vormittag um 8 Uhr traf derKaiser, von Koblenz kommend, hier ein und begab sich, von den großherzoglichen Herrschaften geleitet, per Extraschiff nach der Mainau. Ter Empfang seitens des zahlreich erschienenen Publikums war ein sehr begeisterter. Für den nächsten Freitag ist beabsichtigt, dem Kaiser eine Ovation in der Art darzu­bringen, daß eine Dampferflottille den Kaiser von der Mainau abholt und nach der Konstanzer Bucht geleitet, woselbst die Schiffe, umschwärmt von Gondeln, sich in passender Weise gruppieren und ein großer aus Sängern