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Badekosten dargereicht werden kann. Auch der Kinder der hiesigen wie der fremden wird nicht vergessen. So wurde in der vorigen Woche der hiesigen Kleinkinderschule mit mehr als 120 Kindern durch einen Spaziergang in den Anlagen und nachherige Bewirtung mit Kaffee..und Kuchen ein freudiges Fest bereitet, wozu vor etlichen Jahren ein edler Stifter ein Kapital bestimmt hat, dessen Ertrag an seinem Geburtstag (2. Juli) zu solchem Zweck verwendet werden soll. DieHerrnHilfe", eine Filial- anstalt der unter Protektion Sr. K. Hoheit des Prinzen Wilhelm von Württemberg stehenden A. H. Wernerschen Kinderheilanstalt zu Ludwigsburg, feierte gestern auch ein solches Fest. Ein Badgast hat dem Stadtpfarrer Härle eine Summe zur Verfügung gestellt, mit welcher er den armen kranken Kindern der Herrnhilfe Freude bereiten soll. Gestern nachmittag zogen sämtliche Insassen der Herrnhilfe unter Führung des am Tage vorher hier mit neuen Kranken angekommenen Vorstands der Anstalt, des Pfarrers Greiner, teils zu Fuß, teils in Handwägelein gefahren, auf den oberhalb der Stadt gelegenen Windhof. Es war eine Lust zu sehen, wie Kinder, von denen jedes sein Gebrechen hat, so fröhlich sein können.

Ludwigsburg, 9. Juli. Die festliche Eröffnung der Aus­stellung erfolgt am kommenden Donnerstag, den 15. Juli. Seine könig­liche Hoheit der Prinz Wilhelm hat dem Komite die Zusage erteilt, daß er mit seiner hohen Gemahlin dem Feste anwohnen und den Eröffnungs- akl persönlich vornehmen werde. Die Ausstellung wird bis dahin fix und fertig sein. Schon jetzt sind die Bauten und Anlagen so ziemlich hergestellt. Ten Eingang bildet ein altertümlicher Turm von malerischer Wirkung, dann tritt man in den von allen Seiten durch Bauten umschlossenen Ausstellungs­garten, der durch Teppichgärtnerei, Palmgruppen, Figuren und Springbrunnen sehr gefällig hergestellt ist; auch an schattigen Bäumen fehlt es nicht. Gegen­über dem Eingangsturm befindet sich das Hauptgebäude, das im Parterre einen freien Ausstellungsraum und rings herum geräumige Kabinette enthält, die Galerie ist für eine große Walcker'sche Orgel bestimmt. Die Wände in diesem Gebäude sind in Gobelin-Imitation sehr gefällig bemalt und werden durch Draperien, Wappen, Fahnen rc. ausgeschmückt. Die Shedbauten rechts und links vom Hauptgebäude enthalten auf der einen Seite weitere Ausstellungs. räumlichkeilen, auf der andern die sehr hübsch eingerichtete Restauration. Schon jetzt kann man sagen, daß die Ausstellung eine für ihren lokalen Cha­rakter beträchtliche Ausdehnung gewinnen und in Bezug auf hübsches Arrange­ment nichts zu wünschen übrig lassen wiro. Um die baulichen und dekora­tiven Arbeiten hat sich Herr Architekt Bauder, um die gärtnerischen An­lagen Herr Kunstgärtner Stähle sehr verdient gemacht, beide Ludwigs­burger, wie denn die Veranstalter von Anfang an darauf gesehen haben, alles durch Ludwigsburger Kräfte herzustellen.

Oberndorf a./N., 9. Juli. In der Nacht vom 7./8. l. M. schlug der Blitz in Hochmöhringen in ein Gebäude, ohne jedoch zu zünden, dagegen unter Beschädigung des Daches, Fensterverkleidungen rc. Schlimmer hauste der Blitz in derselben Nacht in dem 5 km entfernten Orte Römlinsdorf. Hier entzündete er eines der größten Wohn- und Oekonomiegebäude, welches bis auf den Grund abbrannte. Teils in Folge des Blitzschlages, teils in Folge des Brandes gingen 1 Pferd, dessen Fohlen, 1 fettes Schwein und 1 Ferkel zu Grunde. Als der Hausbesitzer vom Gewitter erwachte und auf- stano, fühlte er sick plötzlich wie an die Wand gedrückt; er sank an der Wand zusammen und mußte, da gleichzeitig sein Haus zu brennen anfing, im Hemde davongetragen werden. Aeußerliche Spuren einer Verletzung trug er nicht; er klagt nur über heftiges Kopsweh und Schmerzen in beiden Armen. Auch stellte sich fortwährend heftiges Erbrechen ein.

Morstein OA. Gerabronn, 7. Juli. In dem Weiler B ies elber g ist gestern ein beladener, vor einer Scheuer stehender Heuwagen durch einen siebenjährigen Knaben, der ein Feuerte anmachen wollte, in Brand gesetzt worden. Die Herbeieilenden suchten den Wagen aus dem Orte zu entfernen,

warfen ihn aber an einer Biegung des Weges nahe bei einem größeren Anwesen, das nun in großer Gefahr stand, um. Glücklicherweise war Wasser zur Stelle, so daß es gelang, das Feuer zu bewältigen.

Besigheim, 8. Juli. Vergangene Nacht um 12 Uhr zog ein schweres Gewitter über unsere Stadt. Ein Heller Blitzstrahl, auf den ein sehr heftiger Donner folgte, schlug in den oberen Turm neben der Kirche, zerstörte die Uhr des Turmwächters, einen Teil der Fensterscheiben und brachte den Draht des Glockenzugs zum Schmelzen. Auf die Bewohner, eine Mutter mit 5 Kindern, wirkte der Schwefelgeruch betäubend; weiteren Schaden haben sie nicht genommen. Von der Wohnung des Turmwächters nahm der Blitz den Weg herüber in das Oberamtsgerichtsgefängnis, das mit dem Turm durch ein Stiegendach in Verbindung steht, und richtete in der Küche, Wohn-, Schlafzimmer und dem Oehrn des Gerichtsdieners bedeutende Zerstörungen an.

Ulm, 8. Juli. DieSchnellpost" berichtet: Die Herren Lieutenants Luithlen und Frhr. v. Matter vom Feldartillerie-Negiment Nr. 13 ritten gestern mittag bei einer Hitze von 25« k im Schatten vom Lager in Griesheim bei Darmstadt ab, um auf ihren beiden Vollblutpferden Ästa und l'Horizont innerhalb zwei Tagen (excl. '/z Tag Rast) Ulm zu erreichen, also eine Strecke von 300 km 80 Wegstunden zurückzulegen. Der Zweck dieses Distanzrittes ist, die eminente Leistungsfähigkeit des Vollblutpferdes darzuthun. Die Pferde müssen frisch und unausgepumpt in Ulm ankommen. Auf körperliche Anstrengung der Reiter wird keine Rücksicht genommen. Die Herren genießen auf dem ganzen Wege nur Wasser, Eier und Brot.

Ulm, 9. Juli. Die beiden Reiter Lieutenants Luithlen und v. Walter sind gestern abend 11 Uhr wohlbehalten hier eingetroffen. Dem U. T." zufolge hatten die Reiter der guten Straßen wegen die Route Darmstadt-Weinheim-Heidelberg-Sinsheim-Neuenstadt a. L.-Oehringen-Main- hardt-Murrhardt-Welzheim-Gmünd-Süssen-Ulm gewählt. Am 6. Juli mittags 1 Uhr ritten sie vom Lager ab und trafen mit einer '/estiindigen Rast abends b/^10 Uhr in Sinsheim ein. Nachdem die Pferde gefressen und sonstige Pflege erhalten hatten, ritten sie weiter nach Oehringen, wo sie am 7. 11 Uhr vor­mittags ankamen. Hier erhielten die Pferde die sorgfältigste Pflege und viel Futter, um dieselben auf den letzten größten Teil der zurückzulegenden Strecke vorzubereiten. Am 8. früh 5 Uhr verließen die Reiter Oehringen und trafen, ohne Halt zu machen, mittags Vel Uhr in Gmünd ein. Nach 3Vsstündiger Pause ritten sie weiter und kamen abends >/^11 in Ulm an. Die beiden Pferde sind im Alter von 8 bezw. 6 Fahren und auf einen Distanzritt durch Trainierung nicht vorbereitet. Die Tiere hielten sich vorzüglich und trafen in einer Verfassung hier ein, welche eine Fortsetzung des Rcktes als durchaus möglich erscheinen läßt. Auf der Ebene wurde der Kilometer stets in 3 Vs bis 4 Minuten zurückgelegt. Bergauf und bergab saßen die Reiter ab und führten die Pferde. Die Pferde durften so oft und so viel Wasser zu sich nehmen als sie wollten.

Hamburg, 6. Juli. Ein Exzeß von Landwehrleuten, welche am vorigen Samstag, von einer zwölssägigen Uebung aus Stade kommend, ihren Vorgesetzten, den Sergeanten Braun, in arger Weise bedrohten, dürfte ein böses Nachspiel haben. Das aus 3 Offizieren und 250 Mann bestehende Kommando stand nämlich noch in dienstlichem Zusammen­hangs und die Beteiligten waren den strengen Satzungen der Kriegsartikel unterworfen. Unterwegs sollen nun drei als Haupirädelsführer fungierende Leute, die früher mit Braun zusammen in Sonderburg ihre aktive Dienstzeit absolviert haben, im Verein mit fünf anderen Gesinnungsgenossen die gesamte übrige Mannschaft wiederholt aufgefordert haben, den Braun, der früher einem von ihnen eine längere Festungshaft verschafft haben soll, über Bord zu werfen. Alle, welche sich begütigend ins Mittel legen wollten, wurden von den Anstiftern des Exzesses arg mißhandelt. Einer der Offiziere, welcher

Dieser Gedanke empörte ihn dermaßen, daß er sich eiligst zurückzog, sich zuschwörend, daß er einer so schimpflichen Behandlung sich nicht aussetzen wolle.

Er begab sich nun auf dem ihm bekannten Wege nach den Zimmern seiner kranken Schwester.

Er fand Gelegenheit, sie ebenfalls aus nächster Nähe zu belauschen und tiefes Mitleid mit der hoffnungslos Tarniederliegenden ergriff ihn. Wie gerne hätte er auch hier eintreten und Trost in Trübsal spenden mögen. Aber er war ja ein Ver­folgter, dem man zwei Kapitalverbrechen zur Last legte; und so zog er sich noch ein­mal zurück, um in irgend einem dunklen Winkel Schutz vor einem Späherblick zu suchen.

Jeder Fuß breit Bodens war ihn: hier bekannt; er hatte also Entdeckung für die nächsten Stunden nicht zu fürchten, und dann durfte er hoffen, schon im Besitz der Niemand zugänglichen Kellerschlüssel zu sein. Da sein Vater am nächsten Morgen verreisen wollte, begab er sich heute gewiß schon früh zu Bett; er schlief aber in dem Kabinet selbst nicht, sondern in einem daran stoßenden Zimmer. Eduard vertraute seiner Lokalkenntnis und Geräuschlosigkeit genug, um trotzdem seinen Raub ungestört ausführen zu können.

Im finsteren Hinbrüten über sein so seltsam verwandeltes Schicksal fand er eine grimme Genugthuung darin, daß man ihn nicht finden und ihn auch vergebens suchen würde. Ohne an die rechtlichen Folgen dieses Schrittes zu denken, überließ er sich schon jetzt dem Gefühl ruhiger Sicherheit, in welches jenes Bewußtsein ihn wiegte. Er glaubte nicht, daß sein Vater ihn preisgeben würde, wenn er ihn "dort unten fand. Konnte Jener ihn denn für wirklich schuldig halten? Unmöglich! Duprat, der falsche verlogene Mensch, hatte ihn nur zu dem Glauben beredet, als wäre sein Sohn ein Verbrecher; und die Drohungen seitens der Polizei thaten das Ihrige, um ihn in seines Vaters Augen schuldig zu machen.

Eduard dachte in diesem Augenblick besser von seinem Vater, als Jener, von ihm.

Endlich glaubte er die Stunde gekommen, wo er sich noch einmal hervorwagcn konnte; und er that dies mit aller gebotenen Vorsicht.

Seine Voraussicht hattte ihn nicht getäuscht. Sowohl sein Vater wie auch

Duprat hatten sich zeitig zur Ruhe begeben, um am Morgen früher bei Wege sein zu können.

Duprats Thür war geschlossen. Eduard trat dicht zu derselben heran und lauschte am Schlüsselloch. Der Prokurist ging zu Bett. Dasselbe durfte er von seinem Vater voraussetzen. Aus seinem ebenfalls geschlossenen Kabinet war Nichts mehr vernehmbar; er mußte sich also schon in das dahinter liegende Schlafzimmer zurückgezogen haben.

Plötzlich überkam Eduard die Angst, daß Jener das Kabinet von innen ver­riegelt haben könne. Dann allerdings durfte er auf die Erlangung der Schlüssel vor dem nächsten Tage nicht rechnen. Und wenn sein Vater sie nun nach M. mitnahm? Der Gedanke war für Eduard sehr beunruhigend. Dennoch wagte er nicht, schon jetzt die Klinke nieder zu drücken.

Fast wäre er da von einem Diener erblickt worden, welcher kam, um die letzten Befehle des Kommerzienrats entgegenzunehmen und die Lichter auf den Korridoren zu löschen. Er entkam mit knapper Not nach deni bereits einmal betretenen offenen dunklen Zimmer.

Hier erlauschte er, daß die Thür des Kabinets wirklich verschlossen gewesen. Aber auf das Pochen des Dieners öffnete der Kommerzienrat, und da Jener ihn am Morgen wecken sollte, ließ er nun die Außenthür unverschlossen. Eduards Wunsch neigte sich seiner Erfüllung zu.

Der Diener ging, ein Licht nach dem andern erlosch, und endlich wurde es still im Hause.

Eduard brauchte nun nicht mehr lange zu warten, um an die Ausführung seines Vorhabens zu gehen. Er hatte erst noch einmal fort wollen, um Hedwig von seinem Verbleib zu benachrichtigen, aber dann hatte er sich gesagt, daß er hernach ein verschlossenes Haus finden werde. Er konnte also erst wieder hinaus, wenn dieses von innen verschlossen war und Alles schlief. Dann aber mußte er noch einmal fort, um mit dem eigenen das fremde Boot nach dem Ankerplatz zurück zu bringen und so jede Spur seiner Anwesenheit zu vernichten.

(Fortsetzung folgt.)