ist die, daß England nicht den Beruf habe, den all- ^ einigen Wächter der Verträge zu spielen. In der Adreßberatung hat der Antrag des radikalen Abg. Cremer, Egypten zu räumen, eine lange Debatte her- ^ beigeführt, welche denStandard" zu der Bemer- ! kung veranlaßt: dem Fürsten Bismarck werde diese Debatte ein ingrimmiges, aber befriedigendes Lächeln abgezwungen haben. Sie werde die Ueberzeugung des Reichskanzlers bestärken, daß eine parlamemta-. rische Regierung ein stetiges Hindernis einer gesunden auswärtigen Politik sei.

London, 8. Febr. DieTimes" bezeichnet! die Schreiben Jacobini's als ein neues Element in! der Richtung des Friedens. Das Schreiben werde unzweifelhaft die Hände Fürst Bismarcks stärken­der Sieg Bismarcks bei den Reichstagswahlen werde den Krieg noch unwahrscheinlicher machen.

Türkei.

Die Erledigung der bnlagrischen Frage^ wird gegenwärtig in Konstantinopel versucht. Wenn man nach der Sprache der russischen Presse urteilen sollte, so wäre die Aussicht auf Gelingen dieses Versuches eine ungemein geringe. Die Nowoje Wremja und die Nowosti erklären übereinstimmend, > daß Rußland seine bekannten Forderungen bis zum! letzten Titelchen aufrecht erhält; unter der Bedingung, daß ihm diese seine Ansprüche zuerkannt werden, hat Rußland gegen das Zusammentreten der Botschafter . in Konstantinopel nichts zu erinnern. Die Rolle, ! welche England in der bulgarischen Frage spielt, ist trotz aller Erklärungen eine sehr wenig aufgeklärte; die Schwäche des Ministeriums Salisbury läßt da­bei den Konjekturen für die Zukunft ein weites Feld offen, nachdem Lord Churchill in der Gleichgültigkeit gegen die Balkanfrage noch weiter geht als selbst Gladstone. Das mag auf die Steigerung in der Sprache der russischen Presse und der russischen Par­teigänger nicht ohne Einfluß geblieben sein. Bulgarien.

Sofia, 8. Febr. Es geht das Gerücht, die Verhandlungen mit dem Herzog von Leuchtenberg hätten sich zerschlagen; Rußland werde nunmehr vor­aussichtlich die Kandidatur des Prinzen von Olden- rrg anfstellen.

Kleinere Mitteilungen.

Ein armes Knechtli in der Schweiz schickte dem ^undesrat ein Brieflein mit 3 Franks zur Befestigung der Schweizer Grenzen. In dem Brief stand ungefähr: Drei Franks ist blutwenig, wenn aber die Wohlhabenden und Rei­chen nach ihrem Reichtum geben und jeder nach seinen Kräf­ten, so wirds reichen und keiner wird sich von einem Knechtli ansstechen lassen wollen. Genannt hat sich der Mann nicht, der Brief war aber so ungekünstelt, so natürlich und ans dem Herzen hcransgcschrieben, daß der Bundesrat ihn in seiner Kanzlei unter Glas und Rahmen aufgehängt hat, so daß jedermann seine Freude daran haben kann.

Warnung vor fahrlässigem Umgehen mit Streich­hölzern. Es ist statistisch festgestellt, daß in Preußen in Ei­nem Jahr nicht weniger als 847 Brände durch unvorsichtiges Umgehen mit Zündhölzern entstanden sind, in Berlin 211 Brände. In den letzten Jahren haben sich diese Fälle noch vermehrt. Kindern sollte man diese Hölzer ganz ans dem Wege thun.

Wie furchtbare Schläge teilt das Schicksal ans. Ein Kaufmann in Zwickau verlor in wenigen Monaten seine Frau und 6 Kinder durch den Tod. Kaum war das letzte Kind beerdigt, so kehrte sein Sohn, der vor einem Jahr vom Militär desscrtiert und nach Südamerika gegangen war, von Heimweh getrieben ins Vaterhaus zurück. Das war das Schwerste; denn der Vater mußte ihn selber der verfolgenden Militärbehörde ansliefern.

Eine grauenvolle That, so schreibt man ans Itzehoe, wurde in der Gegend von Breitenberg verübt. Vier Banern- burschen, darunter einer im Alter von 16 Jahren, aus Brei- tenbcrg, haben ein Mädchen von 20 Jahren ans Lägerdorf angefallen, ans scheußliche Weise mißhandelt, geknebelt und dann in der bitteren Kälte im Freien liegen lassen, wo cs erst am andern Tage aufgefundcn wurde. DaS Mädchen ist bereits seinen schrecklichen Verletzungen erlegen.

In einem englischen Städtchen ist vor Kurzem ein Mann im Alter von 68 Jahren gestorben, der allgemein für dürftig gehalten wurde, weil er eine elende Dachstube be­wohnte, wie ein Bettler gekleidet ging und sich mit der ge­ringsten Kost, und diese auch nur in geringem Maß, begnügte. Nach seinem Tod fand inan ein Vermögen von 5000 Pfund Sterling. Sein einziger Gaumenlnxus ' war Kaffee. Er be­nutzte aber diese Bohnen 8fach. Zuerst stopfte er sic in eine Pfeife und rauchte sie ungebrannt als Tabak, bis sic gehörig gebrannt waren, nachdem er dann sie gemahlen und als Ge­tränk benützt hatte, trocknete er den Satz, und dieser diente ihm als Ersatz des Schnupftabaks.

Der Gastwirt F. Tychi in Leitomischl wurde samt seiner Gattin und seinem Sohn unter der Beschuldigung ver­haftet, in den letzten 25 Jahren 11 Morde vollbracht zu ha­ben. Zur Entdeckung führte der Umstand, daß jüngst eine wohlhabende Dame, welche in Tychi's Gasthof logierte, plötz­lich verschwand, worauf das Dienstmädchen alles verriet.

Vom Lande, 26. Jan. (Warnung vor Aus­wanderung.) Einem Justizbeamten geht aus Mil­

waukee von einem Landsmann ans G. folgender Warnungsrnf zn:Noch privatim mochte ich Ihnen einige Zeilen schreiben: Durch hiesige Spekulanten werden so viel Leute hierher gelockt und ihnen ein gutes Auskommen versprochen, während sie dann hier mit Not und Entbehrung kämpfen müssen. Ich warne deshalb jeden jungen Mann sowie Mädchen, hierher­zukommen; es sind zu viel Leute hier und ist hart Arbeit zu bekommen. Durch die vielen Arbeiter­wirren werden zu viele Geschäfte und Fabriken manchmal drei Monate lang geschlossen und daher die Not. Deshalb rate ich jedem, wenn er halb­wegs sein Auskommen draußen hat, so soll er blei­ben, wo er ist. Achtungsvoll Wilh. Seybold."

Handel S HeeLsyr.

Stuttgart, 7. Febr. (Landcsprodukteubörsc). Das Geschäft der heutigen Börse war von gar keiner Bedeutung. Preise meist nominell. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, norddeutscher, nominell 19.2419.30, fränkischer -kl 19.60, Dinkel nominell 12.40, Haber, prima Ausstich 13.20 bis 13.40, beregnet ^ 12.75.

Stuttgart, 7. Febr. (Mehlbörsc). An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 1330 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: dir. 0 30

bis 31.50, Nr. 1 28-29, Sir. 2 26-27, Sir. 3 24

bis 25, Nr. 4 20.50-21.50. _ ^

Der Kerr Sekretär und sein !

Sägeßock. !

(Fortsetzung.)

Denselben Tag noch kaufte er sich eine starke j Sage und bestellte beim Zimmermann einen kräftigen : Sagebock, den er sich ordentlich aus den Leib anmes- ! sen ließ. Als derselbe fertig war, strich er ihn grün, ^ , die Säge aber gelb an, hing die letztere an den ! crsteren, so daß das Ganze ein hübsches grün-gelbes :

Ansehen hatte und erklärte der Frau Sekretärin von ^ jetzt an die alljährliche Klafter selbst schneiden zu ; wolle».Ja Lisbeth," so schloß er seine Redeich ^ werde uns diese Ausgabe künftighin sparen und das ! Holz selbst klein machen!"

!So," gab ihm die Frau Lisbeth zur Antwort,

l wobei sie den Herrn Gemahl mit etwas zweifelhaften Blicken betrachtete.

DiesesSo" mußte ihm nicht recht gefallen

haben.

Du glaubst es wohl nicht?" fragte er seine Ehehälfte ziemlich gereizt.

Ich glaube alles, was ich sehe," antwortete diese höchst ruhig, worauf er ausrief:

IGut, Du sollst es sehen, laß nur das nächste ! Holz kommen!"

Freilich dauerte cS ziemlich lange, bis dieses geschah und Sägebock nebst Säge mußten sich schon noch gedulden, bis sie ihrer Bestimmung übergeben wurden.

Indessen beliebäugelte sie ihr Besitzer täglich, wenn er au ihnen vorüberging, strich sie sogar zum zweiten Male au und konnte es kaum erwarten, bis ! die Zeit herankam, wo er sich in seinen Mittagsstun- ! den dieser gesunden Beschäftigung hingeben durfte.

; Doch diese Zeit kam auch, und als eines Morgens die Klafter vorgesahren war, stellte der Herr Sekre­tär Sägebock und Säge vor die Hausthur in den Garten, um beim Nachhausekommen sogleich an das Geschäft gehen zu können. Er hatte nämlich nur des Nachmittags von 122 Uhr freie Zeit, da sein Posten ein gar wichtiger im Staate war.

Ich danke, ich bin schon satt," gab er beim Essen seiner Frau zur Antwort, als sie ihn fragte, ob er noch einen Teller Gemüse wünsche, und stand auf.

So," sagte diese wieder in dem bekannten Tone: er aber war schon unten und suchte unter dem aufgeschichteten Holze die glattesten und dünn­sten Scheite heraus.

Das war. nebenbei bemerkt, sehr unlogisch von dem Herrn Sekretär. Man muß im Leben nie die leichteste, sondern stets die schwerste Arbeit zuerst thun, desto süßer schmeckt dann die leichtere. Leute, welche das Erster? thun, kommen mir immer vor wie Kinder, die zuerst den Käse essen und dann das Brot weglegen, well es ihnen ohne diesen nicht mehr munden will.

Nun ging es los! Rr rr rr schnurrte die Säge. Hei, wie flogen die Stücke des ersten Scheites! Frau Lisbeth, welche am Fenster stand, will bemerkt haben, daß es bei dem Zweiten schon etwas langsamer ging. Vielleicht war dies auch nur Verleumdung, denn soviel ist gewiß, daß der Herr Sekretär an diesem Nachmittag sieben Scheite ge­

sägt hat, was ihm, wie er nachher sagte, ganz wohl bekommen ist.

Zweiter Tag. Der Herr Sekretär ißt heute den zweiten Teller Gemüse und sägt hierauf noch vier Scheite.

Dritter Tag. Der Herr Sekretär lesen nach Tisch noch schnell das Wochenblatt und sägen dann drei Scheite. Er findet, daß der Sägebock nicht ganz praktisch eingerichtet und die Säge nicht scharf ge­nug ist.

Vierter Tag. Nachdem der Herr Sekretär in aller Ruhe gegessen, das Wochenblatt gelesen und ein halb Stündchen in dem Kalender geblättert hat, schneidet er noch ein Scheit und bemerkt seiner Frau, wie geschwind die zwei Stunden vergehen. Diese lächelt heimlich und läßt ihr bekanntesso, so,"hm, hm" hören.

Fünfter Tag. Das ganze Mittagessen ist dem Herrn Sekretär schon durch den Gedanken verdorben, daß er nach demselben an dem Sägebock stehen soll. Und heule muß er Holz sägen, denn die Frau Sekretärin hat große Wäsche, und bekannt­lich brauchen die Weiber zur großen Wäsche viel kleines Holz. Er brummte etwas von ungeheurer Tyrannei der Frauen, von großem Holzvcrbrauch bei unnötigem Kaffeekochen und dergleichen mehr, sägte wütend einige Scheite und warf endlich zornig die Säge hin mit dem festen Vorsatz, sie nicht mehr anzurühren.

Das hätte ich dick, mir das Bischen freie Zeit mit Holzsägen zu vergällen! Ich danke! Nein da hört alles auf!" Solches und Äehnliches mehr entfiel dem Herrn Sekretär, welcher nicht bedachte, daß er sich selber freiwillig die Last auf den Hals geladen hatte. Und er konnte doch nicht so ohne weiteres aufhören mit dem Holzsägen! Wie hätte seine Frau gespöttelt, die ohnehin nie recht hatte daran glauben wollen. Nein, das ging nicht. Es mußte politisch angefangen werden.

Der Herr Sekretär ging seinem Beruf nach und zerbrach sich den Kopf darüber, wie er dem Holzsägen mit Ehren ein Ende machen und dem Söfsler das Amt wieder übertragen könne.

Nachdem er verschiedene Pläne gemacht und wieder verworfen hatte, ging ihm plötzlich ein Licht auf. Der Sägebock mußte fortgeschafft werden! Ist er aus dem Hause, so hat es mir dem Sägen ein Ende, kalkulierte der Herr Sekretär und dachte über dasWie" nach. Dies schien ihm bald gefun­den. Er verfiel auf einen höchst originellen Gedan­ken und beschloß, sich das corpuo delicti stehlen zu lassen. Nichts leichter als das, meinte er, in einer Zeit, wo die ganze Welt voll Spitzbuben wimmelt.

Gesagt, gethan. Ehe der Herr Sekretär am Abend desselben Tages zn Bette ging, stellte er den Sägebock vor die HauSihüre an die Landstraße (ec wohnte nämlich gleich vor dem Thore) und legte sich mit dem beruhigenden Gedanken nieder, daß derselbe am andern Morgen verschwunden sein würde. Er beschloß, wenn dicS der Fall sein sollte, kräftigst zu wettern und zu schimpfen, aber um keinen Preis der Welt einen neuen machen zu lassen, lind dies denkend, schlief er den Schlaf des Gerechten.

(Fortsetzung folgt.)

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Hiezn eine Beilage, betreffend Reichstagswahlbriefe für Stadt nnd Land.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Bcrlaz der G. W. Zaiker'schen Buchhandlung in Nagold.