seines in China weilenden Sohnes Ihren Königlichen Hoheiten einen reich gestickten chinesischen Teppich als nachträgliche Hochzeitsgabe zu überreichen.
Ludwigsburg, 30. Juni. Das Ausstellungskomite gibt soeben das A u s st e l l u n g s p l a k a t aus, eine mit figürlichem und landschaftlichem Schmuck in mehreren Farbentönen reich und geschmackvoll ausgestattete Arbeit, die man kecklich ein Kunstblatt nennen darf. Abgesehen von dem Liezenmayer'schen Plakat der Landesausstellung von 1881 dürfte man bei uns kein ähnliches wertvolles Ausstellungsplakat gesehen haben. Die Umrahmung ist architektonisch in edler Renaissance; die Hauptfigur des Bildes steht links von der Aufschrift in einer Nische, es ist ein Schildhalter in Landsknechttracht, der sich in seinen bunten Farben auf dem Teppichgrund der Nische wirksam abhebt. Rechts von der Aufschrift schließt eine Säule mit gewerblichen Emblemen das Bild ab. Die obere Galerie der Umrahmung zieren Genien, Wappen, Laubgewinde u. s. w., in der Mitte derselben befindet sich ein Medaillon mit der Ansicht der Stadt Ludwigsbucg. Die Partie unterhalb der Aufschrift enthält vier Thorbögen, die wiederum mit vier Ansichten ausgefüllt sind. Dieselben stellen dar: das renovierte Rathaus, die Stadtkirche, das Residenzschloß und das Jagdschloß Favorite. Die fünf Ansichten sind reizend gezeichnet und heben sich in ihren blauen Tönen aus der Umrahmung des gelblichen Mauerwerks zart und duftig heraus. Das Ganze ist entworfen und gezeichnet von Architekt Bauder in Ludwigsburg, der sich damit als einen sehr feinsinnigen Künstler erwiesen hat. Auch die Ausführung ist sehr korrekt, solid und elegant; dieselbe ist ebenfalls in Ludwigsburg von Lithograph Huzenlaub besorgt worden. — Das hübsche Blld wird sicherlich überall, wo es ausgehängt wird, Freude bereiten. Für das, was die Ausstellung selbst bieten wird, möge dieses Plakat, das vem Geschmack der Veranstalter ein so vortreffliches Zeugnis ausstellt, eine gute Vorbedeutung sein.
Großheppach, 29. Juni. Unserem Schultheißen Hoch, welcher wegen einer Krankheit von seinem Amte zurückgetreten ist, wurde am vergangenen Sonntag als Anerkennung für seine verdienstvolle Amtsführung von der hiesigen Gemeinde durch eine Deputation der bürgerlichen Kollegien eine Ehrengabe, bestehend in einer goldenen Remontoir-Uhr nebst einer von Lithograph Stauble in Stuttgart angefertigten Dankadresse, überreicht.
Langenburg, 28. Juni. Gestern abend richtete ein von halb 6 bis halb 7 Uhr dauernder wolkenbruchartiger Gewitterregen, der von Nordwesten her anrückte, auf hiesiger Markung, besonders aber in den umliegenden Ortschaften und Weilern bedeutende Verheerungen an. Die großen Stein- und Geröllmaffen, welche die reißenden Fluten der sonst so harmlosen Wafferläufe der Klingen mit sich führten, verstopften die Durchlässe und verursachten Stauungen des Wassers, die namentlich im Pfarrdorfe Bächlingen einen so bedenklichen Grad erreichten, daß die Sturmglocke gezogen wurde. Das Wasser stand in einem Teil des Ortes meterhoch und drang in die Häuser. Das Vieh war gefährdet. Das Pfarrdorf Unterregenbach hat ebenfalls sehr schwer gelitten und Hilfe erbeten. Auf der Markung Atzenrod scheint die stärkste Entladung des Gewitters stattgefunden zu haben, denn die von dieser Seite her der Jagst zuströmende Wassermasse war außerordentlich wild; sie riß alles fort, was ihr im Weg stand: Stützmauern, Böschungen, Straßen- leile, Baumstämme rc. Das unheimliche Aufeinanderprallen der meist viele Zentner schweren Steine, die von den hoch aufschlagenden Wellen wie kleine Kiesel fortgerollt wurden, glich einer fernen Kanonade. Die Verheerung, die dieser Wildbach, namentlich bei seinem Einfluß in die Jagst, anrichtete, ist geradezu grausig. Er brach sich da mehrere neue Bahnen und die an dieser Stelle angeflößten und auch das nahe Gelände bedeckenden Steine und andere Gegenstände belaufen sich auf Hunderte von Wagenladungen. Im fürstlichen Tiergarten brach sich das Wasser durch Niederwerfung eines ca. 20 m breiten Mauerteils Bahn und riß dabei schwere Quadersteine mehrere 100 Fuß weit in das Feld hinein, ein Beweis von der furchtbaren Wucht des Anpralls. Auf den Bergäckern wurden die halb ausgewachsenen Kartoffeln herausgerissen,
Erdmassen abgeschwemmt, Bäume beschädigt rc. Auf der Jagst schwammen Holz, Heu und Gerätschaften aller Art. Der Schaden ist bedeutend. Heute morgen bedeckte bleierner Himmel und dichter Nebel die Landschaft.
Würzburg, 1. Juli. Der Stuttgart-Berliner Schnellzug fuhr heute mittag 1 Uhr 30 Minuten auf den auf falschem Geleise von Rottendorf abgelassenen Schweinfurter Personenzug. Die Lokomotiven gerieten ineinander; fünf Wagen des Personenzugs wurden zertrümmert. Beide Lokomotivführer sind tot; außerdem soweit bis jetzt ermittelt sieben Personen getötet und viele verwundet. Bei den Passagieren des Schnellzugs wurde keiner gefährlich verletzt.
Ferner meldet ein Privattelegramm: Bis jetzt sind nach der „Neuen Würzburger Zeitung" -11 Tote ermittelt, meist Landleute der Umgegend, und 37 Verwundete, darunter 22 schwer Verwundete, die Passagiere des Schnellzugs sind meist gut davongekommen. Der Schweinfurter Zug hatte in Rottendorf Verspätung und fuhr daher auf dem Nürnberger Geleis. Der Blitzzug sollte auf das Bamberger Geleise übergehen. Der Ort des Zusammenstoßes liegt an einer Kurve vor dem Faulberg Durchstich, so daß die Züge sich erst auf die Zuglänge sehen konnten.
Paris, 28. Juni. Am nächsten Sonntag werden diejenigen Soldaten der Tonkinarmee, welche auf dem Dampfer Uruguay in Toulon eingetroffen sind und den in Paris liegenden Truppenkörpern angehören, in ihre Standquartiere zurückkehren. Es sind 640 Mann Artillerie. Außer den amtl. Vorkehrungen, die zu ihrem Empfang getroffen sind, hat der Verband der Pariser Großschlächtermeister beschlossen, diesen Mannschaften einen Ochsen, ein Kalb und 20 Hammel zu verehren, welche Tiere aus dem Ertrag einer Sammlung angekauft wurden. Die Geber haben bei der Polizei um die Erlaubnis nachgesucht, mit ihrer Gabe übermorgen einen großen Festzug durch die Hauptstraßen von Paris zu veranstalten. Die Tiere sollen am Donnerstag geschlachtet werden und am Samstag soll den Truppen zu Ehren ein großes Festmahl in Vincennes stattfinden. — Wie die Autorität meldet, haben 500 Zöglinge verschiedener Schulen eine Adresse an den Grafen von Paris gerichtet, in welcher sie ihr schmerzlichstes Beileid anläßlich seiner Verbannung aussprechen und versichern, daß sie ihm zu jeder Stunde ergeben sein würden. — Gestern abend sollte in der Arena zu Nimes eine Zirkusvorstellung bei elektrischem Lichte stattfinden, zu der sich 30,000 Zuschauer aus der ganzen Gegend eingefunden hatten. Allein der Apparat versagte, worüber das Publikum in solche Wut geriet, daß es die Geländer und die Gerüste zerbrach und die Stühle anzündete. Die Feuerwehr kam um Mitternacht. Die Gendarmen und ein Linienbataillon räumten nicht ohne Mühe die Arena.
Wevnrifchtes.
— Die Einführung unanfechtbarer Policen durch die Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig, eine unserer ältesten und größten Gesellschaften, hat das allgemeinste Interesse im Publikum wie in Versicherungskreisen wachgerufen. Das Publikum begrüßt, soweit es nicht durch die Umtriebe einer wenig wählerischen Konkurrenz in seinem Urteil beeinflußt worden ist, das Vorgehen der Leipziger Gesellschaft allseitig mit Beifall. Einige Konkurrenzanstalten freilich scheuen kein Mittel, um die von der Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig eingeführte segensreiche Neuerung in den Augen des Publikums zu diskreditieren. Man läßt in politischen und Versicherungszeitungen Artikel mit gehässigen Angriffen auf die genannte Gesellschaft erscheinen und dieselben dann massenhaft im Publikum durch die Agenten verbreiten. Die Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig wird sich durch dieses Vorgehen einiger ihrer „Schwesteranstalten" sicherlich nicht abhalten lassen, den von ihr als richtig erkannten Weg zu gehen, darf sie ja die feste Ueberzeugung haben, daß ihr alle anderen Gesellschaften trotz der jetzigen Gegnerschaft über kurz oder lang Nachfolgen werden, wie sie ihr bei früheren ähnlichen Gelegenheiten nach vielerlei Anfeindungen ebenfalls nachgesolgt sind.
„Ein annehmbarer Vorwand. Nun aber sagen Sie mir doch — entsinnen Sie sich vielleicht, auf dem Balle mehrfach einem schwarzen Domino mit rotseidener Maske begegnet zu sein ?"
„Ja, ich entsinne mich ganz genau, eine solche Maske gesehen zu haben."
„Wieso Das? Begegnete Ihnen die Maske öfter?"
„Nein, nur einmal. Und da schien ich von ihr verkannt zu werden. Die Maske — natürlich ein Herr — führte mich, die ich nur zögernd folgte, nach dem Wintergarten des Etwold'schen Hauses —"
„Dem Wintergarten, ha! weiter!"
„Sie haben meinen Brief schalten? redete mich der Fremde an. Ich verneinte nach Maskenart pantomimisch. „Wozu das Spiel noch weiter treiben?" entgegnete der Andere schroff, „Ich erkenne Sie trotz Ihrer Verkleidung und trotzdem Sie in Ihrem Briefe dieselbe nicht bezeichneten, sondern nur verlangten, ich sollte nur in diesem bestimmten Costüm erscheinen. Wollten Sie mich in eine Falle locken, so sehen Sie sich vor — ich lasse mich nicht beseitigen."
„Der Mann packte mich roh am Handgelenk, so daß ich einen lauten Schrei ausstieß. Eduard, vielleicht von Eifersucht gefoltert, hatte heimlich unser Beisammensein belauscht. Er sprang jetzt herzu, um dem Fremden die Maske vom Gesicht zu reißen. Dieser aber griff mit der Linken nach der Maske, mit der Rechten nach einem Dolch, den er unter dem Domino verborgen gehalten. Ich riß Eduard zurück. Er wollte sich trotzdem in einen Kampf mit dem Bewaffneten engagieren, und erst meine Erinnerung daran, daß wir jedes Aufsehen vermeiden müßten, brachte ihn zur Besinnung. „Wir treffen uns schon noch einmal, roter Teufel!" rief er Jenemzu. Da aber zog ich ihn fort."
„Und die rote Maske?"
„Stieß ein heiseres Lachen aus."
„Sonst aber sagte sie Nichts ?"
„Nichts."
„Und dann?"
„Bald nachher verließen wir dm Maskenball."
„Und als Sie hier Ihre Kleider gewechselt hatten?"
„Begab sich Eduard nach seinem Hotel."
„Welches war das?"
„Ich weiß es nicht."
„Und er nahm sein Costüm mit?"
„Ja, um es in der Frühe des nächsten Tages wieder abzuliefern."
„Wann reiste er?"
„Am Mittag des nächsten Tages. Ich begleitete ihn zur Bahn."
„Da hatte er das Costüm nicht mehr?"
„Nein."
„Und als er es fortrug, wie trug er es?
„Zusammengeschnürt."
„Und Sie bemerkten gar nichts Auffälliges an ihm, als er mit Ihnen zur Bahn ging?"
„Nichts. Warum?"
„Weil in jener Ballnacht", erwiderte Soltmann lauernd, „die rote Maske ermordet wurde und Herr Eduard Etwold im Verdacht steht, diese That begangen zu haben."
„Eduard?" stammelte Hedwig schreckensbleich. „Nicht möglich!"
„Ihre eigenen Aussagen bestätigen es."
„Ach schändlich, schändlich! Man hat mich in eine Falle gelockt."
„Sie könnm von dem nichts zurücknehmen, was Sie aussagten. Aber ich will Ihnen dm Beweis geben, daß wir uns schwerlich irren. Das von Herrn Eduard getragene Kostüm wurde mit dem Domino und der Maske des Ermordeten zusammengeschnürt aus dem Fluß gezogen. Außerdem wurde der Fremde beraubt."
„Vergessen Sie nicht die Uhr, die in der Matratze des roten Matthies gefunden wurde. Das stand ja Alles in der Zeitung."
(Fortsetzung folgt.)