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61. Jahrgang

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Erscheint Skeustag, Donnerstag L Samstag.

Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 Ä.

§am8tag, äen 3. Juki 1886.

Abonnementspreis halbjährlich 1 ^ 80 H, durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in

ganz Württemberg 2 70 H.

Kintccöung zum Abonnement.

Wir bitten unsere bisherigen Abonnenten höflich uni Erneuerung ihrer Bestellungen für das mit dein (. Juli beginnende vierteljährliche Abonnement.

Der vierteljährliche Abonnementpreis beträgt wie bisher für die Ztadt (ohne Trägerlohn) bei wöchentlich dreimaligen: Erscheinen nur 90 j)fg., durch die Post bezogen samt Lieferungsgebühr im Bezirk Alk. (. (5., sonst in ganz Württemberg Alk. (. 35.

Zu weiterer Beteiligung ladet freundlichst ein

öie Weöcrktion.

Amtliche Wekanntnrachrrngen.

Calw.

Air -ie Schttltheißettämter.

Die Schultheißenämter werden aufgefordert, binnen einer Woche die Sportelverzeichnisse bezw. Fehlurkunden pro ult. Juni 1886 und gleichzeitig die Rechnungsrevisionssporteln pro ult. Juni 1886, deren Betrag sie aus den ihnen zugesandten projektierten Quittungen ersehen können, unter Wieder- anschluß der letzteren hieher einzusenden.

Calw, den 1. Juli 1886. K. Oberamt.

F l a x l a n d.

'Uslitifche Wcrchrrichten.

Deutsches Reich.

Berlin, 30. Juni. Bezüglich der Prägung neuer Zwan­zigpfennig stücke in Nickelmünzen beantragt der Reichskanzler beim Bundesrat, Stücke aus einer Legierung von 25 Teilen Nickel und 75 Teilen Kupfer mit einem Durchmesser von 23 Millimeter und aus dieser Legierung 80 Stück aus einem Pfunde zu prägen. Die neuen Münzen er­halten einen glatten Rand, auf der Adlerseite wird die Mittelfläche gegen die Randfläche vertieft. Auf den Spiegel der Mittelfläche kommt der Adler; auf der matten konzentrischen Randfläche wird eine Verzierung von Eichenlaub angebracht. Die Schriftseite wird in der Mittelfläche durch gestrichelte 20 ausgefüllt, die konzentrische Randfläche erhält die UmschriftDeutsches Reich" nebst Jahreszahl und hierunter, je durch einen Stern getrennt, die Wert­angabe 20 Pfennig. Zunächst sollen fünf Millionen Mark der neuen Münze geprägt werden. Fr. Journ.

Die Betriebseröffnung der subventionierten Dampfer, welche heute in feierlichster Weise stattfindet, wird durch eine kurze Ansprache auf derOder" vom Lloydpräsidenten Herrn Konsul Meyer eingeleitet werden. Alsdann befestigt der Präsident der Handelskammer die Flagge am Top, welche ein Geschenk der Bremer Handelskammer ist. Die Gäste ver­lassen das Schiff und dieOder beginnt die Fahrt nach Ostasien. Offizielle Reden sollen erst bei der auf dem DampferTrave" stattfindenden Festlichkeit gehalten werden. Im Ganzen sind 16 Handels- und wirtschaftliche Vereini­gungen durch ungefähr 90 Delegierte vertreten, so die hervorragendsten Vereini­gungen der Rheinprovinz, Westfalens, Sachsens, der Verein süddeutscher Baumwoll-Jndustrieller u. s. w., welche durch Empfang auf dem Bahnhof, durch Festessen und ein Gartenfest durch Illumination im Bürgerpark geehrt wurden. Auch der DampferLübeck" ist bereits vom Stapel gelaufen.

Gcrges-Weirigkeiten.

Calw, 1. Juli. Wie uns soeben von zuständiger Seite mitgeteilt wurde, wird entgegen unserem gestrigen Bericht Hr. Oberreallehrer Förstler nicht Mitglied des Preisgerichts in Heilbronn sein, da sich das Amt eines Inspektors mit dem ersteren nicht wohl vereinbaren ließe, ferner werden wir ersucht den Passus, daß derselbe zu wiederholter Prüfung hier ein­getroffen sei, dahin berichtigen zu wollen, daß der Besuch nur auf die Bitte der Sänger zwecksweiterer Beratung über das Preis­lied stattgefunden habe.

Stuttgart, 30. Juni. Der gestrigen Vorstellung im Berger Sommertheater wohnten II. KK. HH. der Prinz und die Frau Prinzessin Wilhelm, begleitet von der Hofdame Uxkull und dem persönlichen Adjutanten Prem.-Lieutenant Bieber, bis zum Schluffe an. Herr Kauf­mann Sprösfer von hier hatte Montag, den 28. die Ehre, im Aufträge

(Nachdruck verboten.)

Die Falschmünzer.

Kriminal-Roman von Gustav Lössel.

(Fortsetzung.)

Soltman empfand die Gerechtigkeit dieser Vorwürfe.

Sie sind zu rasch," sagte er, und ich habe mich falsch ausgedrückt. Sie sagten, Sie gäben Ihre Gage Ihren Eltern. Und Ihre Kostüme?"

Kosten alle zusammen nicht so viel wie ein einziges Kleid einer Primadonna Und wenn man einmal etwas nicht hat, hilft eine Kollegin aus. Das sind nur kleine Ausgaben, die sich leicht bestreiten lassen. Nun, und was das Leben anbelangt, so genügt mir das, was Sie hier von mir sehen. Meine wenigen Juwelen sind aller­dings Geschenke meines Bräutigams, aber auch die repräsentieren keinen so großen Wert, wie Sie glauben mögen. Wenn Sie wissen wollen, wer Herrn Etwold zu Extravaganzen verleitet und seine Börse leert, dann fragen Sie nur bei dem Herrn Baron Dryden und solchen Leuten an, mit denen Eduard, sehr zu meinem Leidwesen, intimen Umgang pflegt."

Baron von Dryden," sagte Soltmann sich den Namen notierend.Und wer war der Andere?"

Ich nannte Niemanden sonst; es wäre denn der junge Prokurist seines Vaters, der falsche Duprat, welcher ihn, den rechtmäßigen Inhaber seiner usurpierten Ehren, aus Haus und Herz seines Vaters verdrängt hat."

Dieser Duprat!" sagte Soltmann sich den Namen notierend.Ist er-denn wirklich ein so schlechter Charakter wie man sagt?"

Ich kann nur sagen, ich halte ihn dafür. Daß Andere ebenso denken, bestätigt meine Meinung."

Und wie ist er bei seiner Jugend zu einer so einflußreichen Stellung ge­kommen?"

Durch Kriecherei und Schmeichelei wie eben Menschen, die selber nichts sind groß werden. Eduard verachtet diesen Heuchler und Verleumder, und mit Recht."

Mancher Mensch wird auch angefeindet, weil er Verdienste hat und das er­hebende Bewußtsein in sich trägt, etwas mehr zu sein als seine Nebenmenschen. Und wo ist der Baron zu finden?"

Ueberall und nirgends. Ich glaube, nicht einmal Eduard weiß, wo er wohnt."

Jedenfalls doch in der Residenz?"

Ja gewiß."

Soltmann notierte:Einwohnermeldeamt."

Und nun noch ein Wort von dem Maskenball!" wandte er sich wieder au Hedwig.Sie entsinnen sich der Vorgänge auf demselben ganz genau?"

Ja!"

Woher denn hatte Herr Etwold die verwendeten Kostüme? Er ging als Polin, Sie als schmucker Jäger. Oder haben Sie die besorgt?"

Ich nur meines. Das Seinige brachte er mit, jedenfalls aus der Masken­garderobe."

Deren haben wir hier einige Tausend. Also welcher Maskengarderobe hatte Ihr Bräutigam das Kostüm entlehnt?"

Das weiß ich nicht."

Wie? Sie hätten ihn nicht danach gefragt? Das thut doch sonst wohl ein junges Mädchen."

Ich that es doch nicht und mißbilligte überhaupt den ganzen Plan zu einem heimlichen Beisammensein in seines Vaters Haus."

Ja, was hatte denn das eigentlich für einen Zweck, da Sie sich hier und an anderem Orte doch viel ungenierter bewegen und sprechen konnten?"

O, Nichts weiter, als daß ich einmal seines Vaters Haus und seinen Vater selbst sehen wollte, denn Dieser bewegte sich unmaskiert unter seinen Gästen. Ich hatte ja sonst keine Gelegenheit und keine Aussicht dazu."