Gasglühlicht ist eine Erfindung des Professors Auer v. Welsbach in Wien, welcher darauf ein Weltpatent besitzt. Das Geld zur Erwerbung dieser Patente mußte sich der Erfinder erst leihen. Jetzt ist er, dank seiner Erfindung, Millionär geworden. Für Deutschland hat das Patent der Ingenieur Pintsch in Berlin für eine halbe Million Mark erworben; nach anderen Ländern hat es der Erfinder sogar für 600000 -/-L verkauft. Solche Patent-Erwerbungen sind auch oft ein Risiko. So hat Pintsch ein Patent auf einen trockenen Gasmesser erworben, der sich nachher nicht bewährte.
Der Kaiser Franz Joseph von Oesterreich hat seit 3 Monaten das Rauchen eingestellt. Der Kaiser war stets ein außerordentlich starker Raucher und wählte mit Vorliebe Virginia-Zigarren. Doch die starken Zigarren wirkten nachteilig auf die Gesundheit ein und die Leibärzte des Monarchen verlangten, daß der Kaiser im Interesse seiner Gesundheit so wenig als möglich rauchen sollte. Der Kaiser entschloß sich daher, der Zigarre vollständig zu entsagen und seit 3 Monaten etwa raucht er nicht mehr. In der That hat sich sein Befinden seither wesentlich gebessert.
Italien.
Aus Turin, 28. Okt., wird eine furchtbare Katastrophe gemeldet. Der durch ununterbrochene Regengüsse der letzten Tage hochgeschwollcnc Po, der die gewöhnliche Höhe um 4 Meter überstiegen hat, riß bei Cassale Monfcrrato eine im Bau begriffene Brücke mit sich und wurde der darauf beschäftigte Ingenieur Corino und 16 Arbeiter von den reißenden Wogen mitgerissen. Das Hilfcgeschrei der Unglücklichen rief eine zahlreiche Menge herbei, der es gelang, den Ingenieur Corino, der sich an den stehen gebliebenen Brückenpfeiler angeklammert hatte, sowie 3 Arbeiter zu retten. Von den anderen Arbeitern i st keine Spur zu finden und sind sie zweifellos alle ertrunken.
Das Kammermädchen der Gräfin. Gräfin Henrietta Kenturi, eine 18jährige Dame, die vor wenigen Monaten ihre Vermählung gefeiert, verbrachte die letzten Wochen in Gesellschaft ihrer Kammcrjungfer Rosina einsam auf ihrer Villa bei Bologna. Vor 14 Tagen folgte der Gräfin auf einer Promenade der als Lebemann bekannte Beamte Gabino und suchte sich ihr zu nähern. Die Gräfin, deren Gemahl sich auf einer Geschäftsreise befand, begann Furcht zum empfinden; sie eilte nach Hause und befahl der Kammerjungfer, recht sorgsam alle Thüren zu schließen und die Hunde loszulassen. In den Abendstunden empfing das Mädchen einen Brief Gabino's, der ihr einen Preis von 10000 Frks. in Aussicht stellte, wenn sie ihm den Hauptschlüssel der Villa übermittele. Als vertrauenerweckende Anzahlung lagen tausend Franken dem Brief bei. Die Summe blendete das Mädchen. Um Mitternacht hörte die Gräfin ein Geräusch in ihrem Zimmer, schlaftrunken richtete sie sich auf und sah sich einem Manne gegenüber, der sie umschlang und ihr Gesicht mit heißen Küssen bedeckte. In Verzweiflung entwand sie sich dem Eindringling, stürzte zum Schreibtische ihres Gatten, riß dort eine Pistole von der Wand und trieb, dieselbe schußfertig vor sich haltend, Gabino langsam zum Rückzüge. Im fliegenden Nachtgewandc verfolgte die mutige Frau, immer die Waffe in der Hand, den Frechen bis zum Hausthore, dort ergriff er die Flucht. Jetzt erschien Rosina Crocci, der Bestechung angeklagt, vor Gericht; ihr Mitschuldiger, Gabino, hat das Weite gesucht und konnte bis zur Stunde nicht ermittelt werden. Die Angeklagte zerfließt in Rene, sie sagt weinend, sie habe die erhaltenen 1000 Lire den Armen gegeben, sie fällt vor ihrer Herrin auf die Knicc und bittet sie um Vergebung. Mit Entrüstung wendet sich die Gräfin von ihr ab. Der Gerichtshof verurteilt die treulose Dienerin zu 6 Monaten Kerker und spricht dem abwesenden Gabino 2 Jahre Bagno zu.
Frankreich.
Meldungen aus Paris zufolge verlangt England nicht das türkische Einvernehmen in der egyp- tischen Frage und ist zu allen Konzessionen gegenüber der Türkei geneigt. England verlangt blos die Garantie für immerwährende freie Passage durch den Suezkanal, welcher unter das ausschließliche Protektorat Englands gestellt werden soll.
Prof. Pasteur in Paris hat jetzt neue Mitteilungen über die Erfolge der Wutimpfung gemacht. 2490 Personen sind geimpft, darunter 9 Deutsche. Von 1736 Franzosen sind 10 gestorben. Pasteur erklärt, er habe sein Verfahren verbessert und seit 3 Monaten gute Erfolge erzielt.
Die „France" gibt einen, wie sie sagt, auf statistischen amtlichen Quellen beruhenden Nachweis über die Gestaltung des Handels zwischen Frankreich und Deutschland während der letzten 10 Jahre, nach welchem im Jahr 1875 noch ein Unterschied von 77 Millionen Frks. zu Gunsten der französischen Ausfuhr bestanden hätte, der 1876 auf 42, 1877 auf 22 Mill. sank und daun gänzlich verschwand. Im Jahre 1878 betrug der Unterschied zwischen der französischen Ausfuhr und Einfuhr (in Bezug auf Deutschland allein) 75 Mill. Frks. zu Gunsten der deutschen Einfuhr; und während der folgenden 5 Jahre von 1879—1883 bezw. 69, 75, 71, 137 und endlich (im Jahrr 1883) 135 ML. Frks. Diese letzte Zahl erscheint augenblicklich als der Höhepunkt, den die deutsche Einfuhr zu erreichen vermocht hat. Im Jahre 1884 beträgt nämlich die Differenz (zu Gunsten des deutschen Handels) 89 und im darauf folgenden Jahre nur noch 73 Mill. Frks. Seit 1883, als Deutschland für 476 Mill. Waren an Frankreich ablieferte, hat sich also die deutsche Ausfuhr um 102 Mill. Frks. vermindert; sie beziffert sich im Jahre 1885 auf 374 Mill. Frks. Die „N. A. Ztg." bemerkt dazu: „Es ist sehr wohl möglich, daß, wie die „France" mit Genugthuung konstatiert, die französischen Hetzereien dazu beigetragen haben, die deutsche Einfuhr zu erschweren und dadurch zu vermindern; der Hauptgrund der Erscheinung aber, auf die das
französische Blatt die Aufmerksamkeit seiner Leser lenkt, dürfte darin zu suchen sein, daß sich die französische Kaufkraft, in Folge des in Frankreich herrschenden unrichtigen Systems, in den letzten Jahren ganz erheblich vermindert hat, und daß die Franzosen in Folge dessen nicht mehr dieselben guten zahlungsfähigen Abnehmer geblieben sind, die sie früher waren."
Einer französischen Schnurre begegnet die offiziöse Norddeutsche durch folgende Mitteilung: Der deutsche Lloyddampfer „Oder" sollte mit dem französischen Messageriedampfer „Jrawaddi" eine Wettfahrt gemacht haben, wobei das deutsche Schiff uni 36 Stunden geschlagen worden sein sollte. Dem ist aber nicht so; Thatsache ist vielmehr, daß die „Jrawaddi" zur Reise von Colombo bis Suez drei Stunden niehr gebraucht hat als die „Oder". Und dabei ist die „Oder" nicht einmal eines der neuen schnellen Fahrzeuge, sondern ein altes Schiff des deutschen Lloyd.
Spanien.
Der Mörder des Bischofs von Madrid, der Priester Galeote, befindet sich seit seiner Verurteilung zum Tode beständig in einer unbeschreiblichen Aufregung. Er bringt die Nächte ohne Schlaf zu, verwünscht den Priester Gabino und den Nuntius, und versetzt statt ihnen den Möbeln Faustschläge. Die Mitglieder seiner Familie und die Freunde, welche ihn im Kerker besuchten, wurden von ihm, verhöhnt. Galeote weist jede Idee einer Strafumwandlung von sich, verlangt binnen 14 Tagen zum Schaffst geführt zu werden, denn er wünscht, so wie er sagt, auf der „Bank der Ehre" zu sterben. Zuweilen glaubt er sich auf dem Schaffst zu befinden und redet die eingebildete Volksmenge mit den Worten an: „Thörichtes Volk, schläfst Du?" und ruft dem Henker zu: „Ocffne mir die Pforten des Himmels!"
Belgien.
Brüssel, 3. Nov.. Am Tage der feierlichen Kammereröffnung beabsichtigen die Arbeiter eine große Demonstration vor der Kammer; 500 Arbeiterinnen werden an diesem Tage dem Kammerpräsidenten eine Petition um Amnestie überreichen. Die Königin schlug das Gesuch ab, Damen aus Charleroi in Angelegenheit der Amnestie eine Audienz zu gewähren. Die Regierung trifft umfassende Maßregeln, um am Tage der Kammereröffnung die Ruhe aufrecht zu erhalten.
Die Streikbewegung unter den Arbeitern wächst zusehends. Bis heute ist die Zahl der Streikenden auf ca. 2000 gestiegen. Der Streik greift auch in das Personal der Steinbrnch-Lager hinüber. England.
London, 5. Nov. Die sozialdemokratische Bereinigung macht bekannt, daß der auf den 9. Nov. beabsichtigte Auszug aufgegeben sei, ersucht indessen die Mitbürger, an demselben Tage sich auf Trasal- garsquare zu versammeln.
London, 5. Nov. Einem Telegramm der „Times" aus Philadelphia zufolge wählten die Sozialisten in Chicago durch Koalition mit den Demokraten drei Richter. „Times" meint, hierdurch könnten die znm Tode verurteilten Anarchisten möglicherweise noch gerettet werden.
London, 5. Nov. Rußland soll heute hier die offizielle Erklärung abgegeben haben, daß es eine Okkupation Bulgariens nicht beabsichtige.
Ein trauriges Ende hat die junge Gattin eines Londoner Kaufmanns namens Henry Savard gefunden. Vor 4 Jahren hat der letztere die Bekanntschaft seiner nachmaligen Lebensgefährtin gemacht, und das 18jährige reizende Mädchen, an dessen Ruf kein Makel haftete, bald darauf geheiratet. Savard fühlte sich anfangs sehr glücklich; aber schon nach 2 Monaten bemerkte er gewisse Eigenheiten an seiner jungen Frau, die ihn stutzig machten, sie schien von einem ernsten Leiden befallen, und ihr Gatte fand sie häufig bewußtlos. Die Doktoren erklärten, so schreibt man der „W. Allg. Ztg.", daß die Neuvermählte am Säuferwahnsinn leide, und daß sie unbedingt schon mehrere Jahre dem Trünke ergeben sein müsse. Savard, der seine Frau abgöttisch liebte, hielt ihr 6 Wärterinnen, allein wenn man ihr den Branntwein verweigerte, weinte und flehte sie so lange, bis ihr der unglückliche Gatte selbst das Glas reichte. Am 22. v. Mts. ist Mrs. Savard, kaum 22 Jahre alt, am Delirium tremens gestorben.
Hüll, 5. Nov. Beim Löschen des Dampfkessels explodierte derselbe gestern nachmittag, wobei 6 Personen getötet, 20—30 verwundet wurden.
Wenn die neuesten Nachrichten sich bestätigen, so wird das alte Wort vom perfiden Albion bald neu aufleben. Englands Regierung nämlich, die anfangs die Bulgaren am meisten aufgehetzt hat, soll ihnen jetzt den perfiden Rat gegeben haben, sich Rußland bedingungslos zu unterwerfen. Und warum hat England diesen Rat ertheilt? Weil cs hofft, sich auf diese Weise die russischen Angriffe auf die englische Politik in Egypten vom Leib zu halten. Es ist das ein so schamloses Berhalten, daß man sich nur mit der Hoffnung trösten kann, dieser brutale Egoismus, der nur von der Hand in den Mund
lebt, werde seine moralische Sühne in absehbarer Frist finden. Wenn England in solcher Weise allen Ueber- lieferungen seiner Orientpolitik ins Gesicht schlägt, dann hat Fürst Bismarck allerdings Recht gehabt, als er vor Kurzem erklärte, England sei aus der aktiven Politik ausgeschlossen.
Nur eine einzige Stimme hat gefehlt, so wäre gestern die Freihandelstheorie in — Manchester begraben worden. Mit 22 gegen 21 Stimmen verwarf die Handelskammer an jenem Orte, der Wiege der Schulen von Cobdcn und Bright, eine Resolution, welche es an der Zeit erklärte, daß England das Freihandelssystem aufgebe, welchem keine andere Nation ihr darin folge.
Rußland.
Die russische Okkupation Bulgariens muß heute schon als Thatsache angesehen werden. Man beschönigt dieselbe zunächst noch damit, daß es sich nur um eine partielle und zeitweilige Besatzung handle, und man hat für dieselbe schon den schönen Namen einer „Fricdensexpedition" erfunden; aber nichts desto weniger steht die Thatsache fest, daß Rußland zur Besetzung Bulgariens schreitet. Von verschiedenen Seiten wird gemeldet, daß in Varna russische Matrosen gelandet sind. Der „N. Fr. Pr." wird zwar die Sache noch so dargestellt, daß dienstfreie Matrosen sich ans Land begeben hätten; allein es ist wahrscheinlich genug, daß den dienstfreien Matrosen bald dienstlich beorderte Nachfolgen werden. Jedenfalls wird in offiziösen Berliner Korrespondenzen die partielle Okkupation, die „Friedensexpedition", bereits unumwunden zugestanden. Einstweilen haben die „dienstfreien" russischen Matrosen in Varna sich, wie von Wiener Blättern erzählt wird, zu Exzessen aufgelegt gefunden, und auf die desfallsigen Beschwerden dortiger Einwohner antwortete der russische Konsul mit der Drohung, er werde sie (die Einwohner) cin- kerkern lassen, wenn sie fortfahren, die Matrosen zu verleumden. Ueberdies soll der Herr dem Präfekten gegenüber von neuem mit dem Bombardement der Stadt gedroht haben. Ob es wirklich bei einer partiellen Okkupation sein Bewenden behalten wird, ist aufs äußerste zweifelhaft. Rußland scheint alle Vorbereitungen getroffen zu haben, um zur vollständigen Besetzung des Landes überzugchen. In Odessa, Nikolajew und Sebastopel sind, wie aus Konstantinopel gemeldet wird, 50000 Mann konzentriert, und es sind in diesen Häfen derartige maritime Vorkehrungen getroffen, daß sich die Ueberschiffung der Truppen nach Varna anstandslos binnen 48 Stunden vollführen läßt. Das Gros der Truppen lagert in und bei Sebastopel, woselbst auch alle Vorwerke stark bestückt und wie kriegsbereit bemannt sind. In Nikolajew sind ähnliche Maßregeln getroffen, und es ist daraus zu schließen, daß die eventuelle militärische Aktion auf den: Seewege stattfinden wird.
Bulgarien.
Tirnowa, 2. Nov. Der österreichische Konsul Graf Starczenski wurde auf seiner Hierhcr- reise zwischen Jsvor und Lovtscha von sechs Räubern angehalten und seines Geldes sowie seiner Uniform beraubt. Die Regierung ordnete die sofortige Verfolgung der Räuber an. Das Ereignis berührt natürlich sehr peinlich, da man nicht ohne Grund befürchtet, daß die Russen dasselbe ausbeuten werden, um die Unsicherheit im Lande zu beweisen.
Aus Sofia wird vom Donnerstag Abend gemeldet, daß die russische Regierung eines der Kriegsschiffe aus dem Hafen von Varna abberufen habe, um den Argwohn zu beseitigen, daß es sofort eine Besetzung Bulgariens beabsichtige. Aus Berlin ist am Mittwoch der Feldjäger-Lieutenant Dalmer mit besonderen Befehlen für den deutschen General-Konsul dort eingetroffcn.
Auslösung des Silbenrätsels in Nr. 130. Hottentoten Oscar Hornisse Enkel Nebel Sago Tabarz Arabien Ukraine Fellah Erato Noah
Hohen staufcn-Hohenzollcrn.
Verantwortlich» Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der <s. W. A L i s c r'schen Buchhandlung in Nagold.