Ueberall dröhnten die Böller und ward der Zug mit Musik empfangen. In Schwach fand die Begrüßung der württ. Festgäste durch den badischen Minister Herrn Ellstädter statt. Die von Württemberg gebaute Strecke, welche 25,84 Kilomtr. beträgt, verschlang nämlich 13 Millionen. In der Bahnhofrestauration in Hausach bot die badische Regierung den Festgästen ein Frühstück an, bei welchen! Minister von Mittnacht ein jubelnd aufgenommenes Hoch auf S. K. H. den Großherzog von Baden ausbrachte. Dann gings wieder zurück nach Freudenstadt, wo um 3 Uhr im Schwarzwaldhotel das Festessen eingenommen ward. Den ersten Toast brachte hier Minister Ellstädter auf S. M. den König von Württemberg aus. Am Nachmittag hatte die Schuljugend freie Fahrt auf der neuen Bahn.
Stuttgart, 2. Nov. In letzter Woche wurde von der Stadt in der Nähe des Pragfriedhofs ein Areal von ungefähr 5 Morgen gekauft, um daselbst ein Seuchenspital zu errichten. Vorläufig wird daselbst nur eine Baracke in Angriff genommen, um an Seuchen Erkrankte aufnehmen zu können; der Bau weiterer Baracken ist für Epidemiefälle in Aussicht genommen.
Stuttgart, 3. Nov. Unsere Friedhöfe waren gestern nachmittag das Ziel der Wanderungen von Tausenden, die die Gräber schmückten. Auch I. M. die Königin erschien auf dem Pragfriedhofc, besuchte unter Führung des Friedhossinspektors mehrere Gräber und sprach sich sehr befriedigt darüber aus, daß fast sämtliche Gräber frischen Blumenschmuck trugen, somit der schöne Brauch, an diesem Tage der Hin- gcgangenen zu gedenken, auch hier ein allgemeiner geworden sei.
Rottweil, 2. Nov. Wegen des Brandes in Harras (Spaichiiigen), ist Schneider Keller als der Brandstiftung dringend verdächtig dem Untersuchungsrichter am hiesigen Landgerichte cingeliefcrt worden.
Willmandingen, 31. Okt. Der Jagdpächter Acker in dem benachbarten Stetten hatte das seltene Jagdglück, ein Prachtexemplar von einem Steinadler zu schießen. Die Klaf- tcrweite desselben war 2yz Meter und die Länge betrug 1 Meter. Der Jagdpächter lieferte seine Beute an den Fürsten von Sigmaringcn ab.
Der „Staatsanzeiger" weist auf die große Zahl der Prosessorats- und Präzeptorats-Kandidaten hin, und warnt vor dem Andrang zum Studium für das humanistische Lehramt.
Brandsälle: in Münchingen (Leonberg) am 2. ds. ein Wohnhaus und eine Scheune.
München, 1. Nov. Anläßlich seines Namenstages ernannte der Prinzregent den Ministerpräsidenten Lutz zum lebenslänglichen Reichsratsmitglied.
Das Irrenhaus in Kaufbeuren ist bis auf die Nebengebäude niedergebrannt. Es gelang, die Kranken zu beruhigen und zu retten und ist Niemand verletzt worden.
Zur Lage der Landwirtschaft. Bei der Nenver- pachtung der Domäne Butterfelde (Bez. Frankfurt a. O.) soll das Maximalgebot 8000 ^ betragen haben, während der bisherige Pachtpreis 23 000 war.
Bielefeld, 31. Okt. Vielleicht der älteste Bürger Deutschlands ist der hier ansässige Rentner Markus Jordan, der gestern seinen 107. Geburtstag feierte. Trotz des hohen Alters erfreut sich, laut „Frkf. Ztg.", der alte Herr noch verhältnismäßig guter Körper- und Geisteskräfte.
Die Stettiner Blätter melden wiederholt die Ankunft von ganzen Schiffsladungen norwegischen Eises.
Leipzig, 31. Okt. Die Buchdrucker-Bewegung hat ihr Ende erreicht. Alle zu besetzenden
Plätze sind vergeben, arbeitslose Gehilfen befinden sich nahezu 300 dahier.
Berlin, 2. Nov. Das Ohrenleiden des Prinzen Wilhelm erweist sich als sehr hartnäckig; derselbe muß sich täglich schmerzhaften Einspritzungen durch Ohr, Mund und Nase unterziehen.
Berlin, 3. Nov. Der Etat des Reichsinvalidenfonds weist in der Einnahme an Zinsen 20572000 o-L und Kapitalzuschntz 6 274098 zusammen eine Einnahme von 26 846 098 -4L auf. In gleicher Höhe sind auch die Ausgaben veranschlagt. Der Mehrbedarf infolge der Pensionsnovelle beträgt für Preußen 420 000 , für Bayern
20905 und für Sachsen 10000
Berlin, 3. Nov. Geh. Oberbaurat Bänsch ist mit der technischen Oberleitung des Baues des Nordostsee-Kanals betraut; derselbe war dieser Tage auch in Barzin beim Kanzler.
Der Kronprinz, welcher Dienstag abend von Mailand in Basel eingetroffen war, ist von dort über Karlsruhe am Mittwoch nachmittag weitergereist.
Der „Kreuz-Zeitung" wird aus Paris geschrieben, daß die Beziehungen Rußlands zu Deutschland ganz „ausgezeichnete" seien und die alte „turmhohe" Freundschaft beider Staaten auf sicherer Grundlage beruhe. Ein russischer Diplomat habe kürzlich gesagt: „Will Frankreich unsere Freundschaft erwerben, so führt sie der Weg über Berlin, nur wenn Frankreich sich mit Deutschland gut stellt, kann es auf unser Entgegenkommen zählen." Vielllleicht kann man auch das Diner, das gestern der deutsche Botschafter in Petersburg, General Schweinitz, gab, zu welchem der Minister des Auswärtigen, v. Giers mit Gemahlin, der Nnterstaatssekretär des Auswärtigen, Vlangali, Generalmajor Fürst Dolgoruki und fast sämtliche auswärtige Vertreter mit ihren Damen Einladungen erhalten hatten, und von dem Kunde zu geben der Telegraph der Mühe wert hält, als ein freundliches Symptom betrachten. Allein möglich bleibt es deshalb doch, daß die Freundschaft Deutschlands durch eine russische Okkupation, die man bisher amtlich stets abgeleugnet hat, einen schweren Stoß erleiden würde.
Oesterreich Ungarn.
Wien, 4. Nov. Der Präsident Smolka der österreichischen Delegation gibt in seiner Ansprache dem Zweifel Ansdruck, ob der Friede angesichts der begonnenen schwierigen Gestaltung der äußeren Verhältnisse für die nächste Zukunft werde erhalten werden können.
Temesvar, 1. Nov. Ein gestern in der Filial- Zigarrenfabrik in der inneren Stadt ausgcbrochener Brand zerstörte 1 552 000 Stück kurze und Cuba-Zigarren und mehrere hundert Ztr. Blättertabak, außerdem ein Teil des Gerichtshof-Archivs. Der Gesamtschaden beträgt etwa 100 000 Gulden.
Meran, 3. Nov. Der Abgeordnete Dr. Löwe (Calbe) ist gestern hier gestorben (geboren 1814, war Mitglied des deutschen Parlaments 1849 , bei der Uebcrsiedelung nach Stuttgart dessen Präsident. Bis zur Amnestie von 1861 lebte er als Flüchtling in England und Amerika als Arzt. Bon da ab war er Mitglied der preußischen und deutschen Parlamente).
Frankreich.
Paris, 4. Nov. Der Kriegsminister und der Marineminister bestehen darauf, daß die Kredite von 600 Millionen, wovon 400 für Ausrüstung der Armee, 200 für die Flotte, unverzüglich verwil- ligt werden.
Paris. Der Armee-Ausschuß der Deputiertcn- kammer hat die allgemeine dreijährige Dienstpflicht mit der Beschränkung angenommen, daß diejenigen jungen Leute, welche nach zweijähriger Dienstzeit durch eine Prüfung die Vollendung ihrer Ausbildung Nachweisen, entlassen werden können. Ueber die Zulassung zu dieser Prüfung entscheidet das Los.
In Paris fängt man an, die ägyptischen Trauben etwas sauer zu finden. Aus London ist in bestimmtester Weise versichert worden, daß man gar nicht daran denke, aus Aegypten für's Erste abzuziehen. In Konstantinopel hat sich der Wind plötzlich gedreht. Dem Sultan liegt nichts daran, England total vor den Kopf zu stoßen und sich ganz Rußland auszuliefern, und ohne die Türkei kann Frankreich schon gar nichts ausrichten. Deshalb spricht man zunächst nicht mehr von Aegypten.
Im französischen Ministerium ist eine partielle Krisis ausgebrochen, da Baihaut, der Minister der öffentlichen Arbeiten, demissioniert oder vielmehr sein vor ca. 2 Wochen eingereichtes Demissionsgesuch nicht zurückgezogen hat.
Belgien.
Das Brüsseler Journal „Nord" erklärt die bekannte Meldung von der Erschießung des Grafen von Reutern durch Alexander III. für falsch. Graf Reutern sei vor einem Jahre in der Krim an einer Krankheit gestorben. Merkwürdig ist bei alledem aber doch, daß es bisher keine wirklich authentische Stimme unternommen hat, die Nachrichten von dem krankhaften Zustande des Czaren zu dementieren. Wie sich derselbe geäußert, ist ja ganz gleichgiltig. England.
Melbourne, 1. Nov. Ein britischer Kapitän, acht Perlenfischer (wovon 2 Engländer) und sechs Malaien sind auf der Johannes-Insel in der Nähe von Neu-Guinea von den Eingeborenen ermordet worden.
Da die Londoner Sozialdemokraten fest entschlossen sind, ihren für den 9. November projektierten Umzug abzuhalten, hat die Polizei nicht minder bestimmte Anordnungen getroffen, die Kundgebung, nötigenfalls mit Gewalt, zu verhindern. Alle Ladenbesitzer der in Frage kommenden Straßen sind polizeilich aufgefordert, am 9. November ihre Läden und Fenster fest zu schließen und die letzteren nötigenfalls durch Bretter zu schützen.
Rußland.
St. Petersburg, 2. Nov. Es langten dahier 5 höhere bulgarische Offiziere an, um vom Zaren einen Oberkommandanten für die bulgarische Armee und einen bulgarischen Regenten zu erbitten.
Die russische Regierung beabsichtigt die Einführung des Tabakmonopols. Das Finanzministerium hat Beamte in alle größern Staaten geschickt, in denen das Monopol eingeführt ist, um die bezüglichen Einrichtungen zu prüfen. In den südlichen tabakbauenden Gouvernements ist man nach den Berichten der Gouverneure an das Ministerium gegen das Monopol, in den nördlichen dafür.
Serbien.
Zwischen Serbien und Bulgarien herrscht Friede und Eintracht. Nach amtlicher Meldung haben die Bulgaren gemäß des mit Serbien abgeschlossenen Vertrages das streitige Gebiet von Bregova geräumt._
(Hiezu eine Beilage.) __
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold.
Amtliche und Wrivat-Aekanntmachungen.
Nagold.
Ernlljtiing einkl Mkckmi bclreffcnd.
Die Gemeinde Spielberg beabsichtigt, in dem Gemeinde-Wald Halden, Parzelle Nro. 1511k, eine Abdeckerei in Verbindung mit einem 15,0 m langen und 15,0 ra breiten Wasenplatz zu errichten.
Etwaige Einwendungen hiegegen sind binnen 14 Tagen bei Oberamt anzubringen. Diese Frist nimmt ihren Anfang mit Ablanf des Tages, an welchem das gegenwärtige Blatt ausgegeben worden, und ist für
alle Einwendungen, die nicht auf Pri- vatrechtlichen Titeln beruhen, ausschließend. Nach Ablauf der Frist können Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden.
Zeichnungen und Pläne sind auf der Oberamtskanzlei zur Einsicht aufgelegt.
Den 3. November 1886.
K. Oberamt. _ Güntner.
Revier Pfalzgrafenweilcr.
Der auf Dienstag den 9. November ausgeschriebene
Steinbeisnhr-
Attord
findet erst am
Samstag den 19. Nov., vormittags 10 Uhr,
im Schwallen in Pfalzgrafenweiler statt.
Emmingen.
Schafweide- Berpachtung.
Die Gemeinde- Schafweide, welche im Vorsommer 130 u. im Nachsommer 200 Stücke ernährt, wird am
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