des Königs den sogenannten Septembcrpreis, die höchste Anerkennung für ausgezeichneten Landwirtschaftsbetrieb; in Hunderten von Briefen aus ganz Deutschland und der Schweiz wurde er um Rat angegangen über die Behandlung von Grund und Boden, mehr aber noch über die Lehre vom Dünger; dann namentlich auf diesem Gebiete brach er vollständig mit dem Althergebrachten. Wenn wir ihm auch noch viele Jahre gegönnt hätten, so müssen wir doch bekennen, daß er in Wahrheit gelebt und gewirkt hat. Ehre seinem Andenken! (C. H.)
Stuttgart, 5. Sept. Vom 1. Okt. d. I. ab wird hier ein neues Witzblatt erscheinen, das wöchentlich einmal zur Ausgabe gelangen soll. Die Borbereitungen für die neue Zeitung, welche nach Form und Inhalt etwa wie der vor 30 Jahren hier erschienene „Eulenspiegel" gehalten sein wird, sind bereits seit Wochen in vollem Gange. Der Titel des Blattes heißt, wie wir aus maßgebender Quelle erfahren: „Stuttgarter Galläpfel". Neben zahlreichen Illustrationen in Holzschnitt wird dasselbe einige fortlaufende Rubriken über hiesige und schwäbische Lokalvorkommnisse enthalten, neben welchen noch ein größerer Roman als Feuilleton in die „Stuttgarter Galläpfel" kommen wird. Als Redakteur wird ein hiesiger Journalist und Schriftsteller genannt.
Mergentheim, 5. Sept. Bei dem jüngst stattgchab- ten kath. Landexamen hat die hiesige Lateinschule einen glänzenden Erfolg anfznweiscn. Die 10 Kandidaten von hier sind sämtlich mit gutem Erfolg bestanden; die fünf besten Examina haben hiesige Schüler gemacht.
In Aldingen bei Spaichingen sind am 2. d. M. zwei Frauen vom Blitze erschlagen worden.
Hcidcnheim, 4. Scpti Ein 4jähriger Knabe spielte in Söhnstettcn in der Nähe eines Güllenloches mit seinem Zi/zjährigeii Geschwifterchen. Der Knabe hob ein Brett vom verdeckten Güllcnloch auf, das andere Kind fiel hinab und ertrank. Erft als die Mutter abends heimkchrte, erzählte der Knabe das Unglück.
Balingen, 5. Sept. Einen tragischen Ansgang nahm die am 2. Sept. auf dem Heuberg veranstaltete Sedansfeier. Um das dort brennende Feuer hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefundcn. Ein 18jährigcr Fabrikarbeiter schoß einen Revolver, welcher mit scharfen Patronen geladen war, ab und traf die 17jährige Tochter des Mühlebesitzers Stotz hier in die Brust, so daß dieselbe mit den Worten: „ich bin geschossen" zu Boden fiel. Der Tod trat sofort ein. Qb Fahrlässigkeit oder Absicht vorliegt, wird die cingeleitete Untersuchung ergeben. Das veranstaltete Bankett unterblieb. Der Thätcr wurde verhaftet.
Bei der gegenwärtig heißen Witterung sind die Fcld- arbcitcr vor zu heftigem und zu kaltem Trinken sehr zu warnen. Ein Pfullingcr Bürger trank in erhitztem Zustande ein Glas kalten Mostes; sofort fühlte er sich unwohl und starb nach 2 Tagen an den Folgen dieses Trunkes.
In der Umgebung von Blau selben fanden in der vergangenen Woche täglich Manöver statt. Wegen der drückenden Hitze werden die Uebungen seit einigen Tagen früher eröffnet und noch vor mittag beendet, auch werden den Soldaten die Tornister von Ort zu Ort nachgeführt, und endlich die Hausbesitzer derjenigen Orte, durch welche die Märsche stattfinden, angehalten, vor ihre Häuser Kübel mit Wasser aufzustellen, damit die Soldaten im Vorbeimarsch sich etwas erfrischen können. Die Mannschaft, welche trotz all' dieser humanen Vorkehrungen von der großen Hitze viel zu leiden hat, wird von den Quarticrgebern aufs beste versorgt und verpflegt, und hört man auch von keiner Seite irgend welche Klage. Das Publikum strömt zu den Uebungen täglich in Massen herbei. Besonderer Aufmerksamkeit erfreuen sich auch die in Nothainsee aufgestellten Feldbäckereien, welche Heuer erstmals im Manöver zur Anwendung kommen. Es sind fünf Feldbacköfen aufgestellt; mit verhältnismäßig wenig Bedienung werden täglich 2500 Tagesportionen Soldatenbrot gebacken.
Brandfälle: In Albers bei Wurzbach am 3. ds. ein Gehöft durch Blitzschlag, wobei 17 Stück Rindvieh umkamen; in Obcrschwarzbach bei Essendorf am 3. ds. ein Bauernhaus durch Blitzschlag.
Frei bürg, 5. Sept. Aus Rom ist die Be- slätigung der Wahl des Bischofs Dr. . Roos von Limburg zum Erzbischof von Freiburg durch päpstliches Breve cingetroffen. Der Einzug des Erzbischofs findet am 20. Sept. statt und die Uebergabe des Palliums nebst Inthronisation am 2l. Sept. Mau rüstet sich hier zu großen Festlichkeiten.
München, 6. Sept. Vergangene Nacht gegen 12 llhr brach in dem von 700 Gefangenen besetzten Znchthause in der Vorstadt Au ein erhebliches Feuer auS, durch welches der Dachstuhl und die Ansraltskirche vollständig zerstört wurden. Die Ent
stehungsursache des Feuers ist noch unbekannt. Verunglückt ist niemand.
Augsburg, 4. Sept. Der deutsche Kronprinz ist heute morgen 7^4 Uhr mit dem Kurierzug eingetroffen und wurde von den obersten Behörden begrüßt. Er frühstückte im Bahnhofe im Königssalon und reiste unter dem Jubel des Volkes nach dem Lechfeldlager ab.
Augsburg, 5. Sept. Der Empfang des deutschen Kronprinzen hier war ein enthusiastischer, die Stadt war im reichsten Flaggenschmuck. Die Illumination durch mehr als 10000 Lampions war feenhaft.
Augsburg, 6. Sept. Der Deutsche Kronprinz hat sich heute morgen bei strömendem Regen nach dem Lager Lechfeld begeben. Dort wurde erdurch Herzog Ludwig begrüßt und ritt bei geklärtem Wetter zum Manöverplatz.
In Mutterstadl in der Pfalz erschoß ein in den Ferien weilender 18jähriger Gymnasist seinen eigenen Vater. Letzterer hatte die Mutter mit einem Revolver bedroht, worauf der Sohn zu deren Hilfe herbcieiltc. In dem Handgemenge entlud sich die Schußwaffe und die Kugel durchbohrte dem Vater das Herz.
Berlin. 6. Sept. Die „Nordd. Allg. Ztg." dementiert die Nachricht, daß die Mächte über die bulgarische Revolution ihre Meinungen ausgetauscht hätten. Auch sei weder in Gastein noch in Franzensbad über den Nachfolger des Fürsten Alexander von Bulgarien verhandelt worden. Auch in Frauzensbad sei das Thema der bulgarischen Revolution nicht behandelt worden. Die „Nordd. Allg. Ztg." will die Richtigkeit der Meldung, daß der Fürst Alexander von der Jnsurgierung Makedoniens gesprochen habe, bezweifeln.
Berlin, 7. Sept. Die Nordd. Allg. Zeitung veröffentlicht eine Kaiserliche Kabinetsordre vom 5. Sept., welche den Reichstag auf den 16. Sept. einberuft.
Berlin, 7. Sept. Die Bildung der Regentschaft in Bulgarien stößt auf Schwierigkeiten, weil Karaweloff nicht mit Zankoff zusammen arbeiten will, während Fürst Alexander Ostrumelien, Bulgarien und die Armee durch je einen Repräsentanten vertreten sehen will. Nicht die gewöhnliche Sobranje, sondern die große Nationalversammlung soll nach Tirnowa berufen werden; der Fürst will eine Wiederwahl nicht annehmen. Er bleibt in Sofia, bis die Regentschaft endgiltig gebildet ist, und reist dann nach Jugenheim über Bukarest. Der englische Vertreter in Sofia bat den Fürsten, augenblicklich keine entscheidenden Schritte zu thun, da kein Grund zur Abdankung vorhanden sei. Der Fürst gewährt keinerlei Amnestie und überläßt diese Frage seinem Nachfolger. Es ist noch zweifelhaft, ob der Prinz von Oldenburg zun: Fürsten ausgerufen wird. Rußland macht dem Fürsten das Anerbieten, zur Deckung seiner persönlichen Bedürfnisse ihm eine Summe vor- zustreckcn. Bulgarien offeriert demselben 2 Millionen Franks. Der Fürst begnügt sich mit einer halben Million Franks und überläßt seinen aus bulgarischem Boden liegenden Privatsitz dem Lande.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 6. Sept. Aus Sofia meldet die „Wiener Allg. Ztg.": Man erwartet bestimmt, die Nationalversammlung werde Alexander wiederwählen. Alexander wird indeß unter keiner Bedingung die Wahl annehmen, worauf der Prinz von Oldenburg ausgerufen werden wird. Die Einsetzung einer Regentschaft ist deshalb schwierig, weil Karaweloff nicht gemeinsam mit Zankoff eintritt, während Alexander darauf beharrt, daß die Armee Oitrumeliens und Bulgariens in der Regentschaft vertreten sei. Die Russenfrenndc befürchten antirnssische Demonstrationen. Der russische Vertreter Bogdanoff verließ Sofia. Englands Vertreter sucht Alexander zu bestimmen, augenblicklich keinerlei entscheidende Schritte zu unternehmen. Die Offiziere erklärten, der Weg nach Bulgarien gehe für Rußland nur über ihre Leichen. Das Diplomatenkorps überreichte Alexander eine Kollcktivnote. Die Amnestie ist gesichert. — Aus Paris meldet das „Wiener Tagbl.": Berliner Nachrichten zufolge inspirierte der Kaiser Wilhelm als bestes Versöhnungsmittel den Brief Alexanders an den Zaren.
Franz Schn seita in Wien ist gestorben, s. Z. viel genannt. Vom österreichischen Tornisterkind hatte er sich dnrch Talent und Fleiß hinanfgearbcitct zu einem einflußreichen Schriftsteller und Abgeordneten im Parlament und Reichstag. I Er hat lange als Verbannter in Deutschland (Jena, Ham- > bnrg rc.) gelebt, wo er auch zum Tcutsch-KatholizismnS übcr-
trat. In seinen letzten Lebensjahren fiel er bei den Wienern in Ungnade, erhielt aber von dem Wiener Journalistcnvcrein eine jährliche Ehrenpension von 1200 fl. Als er in Jena lebte und ein Russe an der Wirtstafel Oesterreich den „schmutzigsten Fleck" in ganz Europa nannte, erhob sich Schu- sclka und rief dem Russen zu: „Diesen Fleck will ich mit Ihrem Blute abwaschen!" Es sollte zu einem Duell kommen, aber der Russe trat selbst zurück und gab eine Ehrenerklärung, als er vernahm, daß der Mann, der so entschieden für sein Vaterland cingetrctcn, ans demselben verbannt und ansgcwie- sen sei.
Italien.
In Neapel soll neuestens die Cholera, und zwar sofort sehr heftig, hervorgetreten sein. Die sanitäre Rüstung Europas hat sich eben den mehrjährigen Angriffen der Cholera gegenüber keineswegs als so fest und undurchdringlich erwiesen, als dies im Interesse der Volksgesundhcit und des ungehinderten Verkehrs wohl zu wünschen gewesen wäre.
Frankreich.
Paris, 5. Sept. Nach genauerem Bericht wurde der als Spion verhaftete deutsche Oberst, der seit 1871 außer Dienst ist, freigelassen, weil er keinerlei Notizen und Zeichnungen bei sich trug.
(Eine verschluckte Gabel.) Aus Paris wird geschrieben, daß in der letzten Sitzung der Akademie der Medizin vr. Palaillon einen sehr interessanten Fall vorgctrageu habe. Er präsentierte eine Gabel, die er zwei Tage zuvor durch einen operativen Eingriff ans dem Magen eines Gaug- lers herausgezogen hatte. Die künstlerische Spezialität dieses umherwandernden Hexenmeisters war cs nämlich, Säbel und Stöcke zu verschlucken. Am 8. Aug. d. I. versuchte er es nun in Luchon mit einer Gabel. Allein infolge eines Reizes, den er plötzlich empfand, machte er eine Schlingbewegung, dnrch welche sich die Gabel seinen Fingern entwand. Nachdem er wieder Atem erlangt hatte, trachtete er wiederholt, die Gabel zu erreichen, indem er seine Finger tief in die Kehle steckte; indessen vergeblich. Die Gabel glitt allmählich tiefer und gelangte schließlich in den Magen. Er spuckte nur einige Blutfäden, hatte sonst aber keine weiteren Beschwerden, denn er setzte des anderen Tages seine Exerzitien fort. Wenige Tage später jedoch empfand er in der Magenhöhle Schmerz und er konsultierte mehrere Aerzte, kam nach Paris und in die Klinik vr. Palaillons. Jener stellte Untersuchungen an. Eine Magnetnadel von äußerster Empfindlichkeit richtete sich stets nach der Magengegend des Patienten, sobald sich dieser ihr näherte. Machte der Patient einige Bewegungen, so folgte die Magnetnadel denselben. Ferner: Ein großer Elektromagnet, der einige Millimeter weit von der Abdominalwand plaziert wurde, verursachte, wenn man den elektrischen Strom passieren ließ, sofort eine kleine Wölbung der Haut, wie wenn ein Körper im Untcrleibe dem Elektromagnet cntgcgenstürzen würde. Es war also ein Zaudern nicht mehr möglich. Die Operation wurde beschlossen und nach der Methode des Kr. Leon Labbs auSgcführt. Der Magen wurde oberhalb der nennten Rippe geöffnet und die Gabel, welche 21 om lang ist und 69 Gramm wiegt, herausgezogen, vr. Palaillon erwähnte bei diesem Anlasse, daß man bis jetzt 19 Individuen zählt, die Gabeln verschluckt haben.
England.
London, 3. Sept. Der „Frkf. Ztg." wird depeschiert: Der „Times" wird über das Erdbeben in Amerika gemeldet, daß dasselbe auch in der Provinz Ontario deutlich verspürt wurde. Zusammen wurden 22 Staaten, vom mexikanischen Golf aus bis zu den großen Seen und vom atlantischen Ozean bis zum Mississippi, also auf einer Fläche von einer Million Quadratmeilen davon betroffen.
London, 4. Sept. Das Reutersche Bureau meldet aus Bombay, im Pendschab werde eine in der Landessprache abgefaßte anonyme Proklamation verbreitet, welche die Eingeborenen auffordere, sich vom englischen Joche zu befreien. Der Maharadscha Dhulipsingh habe sich den Russen angeschlossen, die gegen den Indus vorrückten.
London, 6. Sept. „Daily News" bezeichnen die Abdankung des Fürsten Alexander als einen großartigen Triumph für Rußland. Das Ereignis stelle mit einem Male das Prestige des Zaren ans der Balkanhalbinsel wieder her.
Die englischen Blätter haben den Fürsten Alexander total aufgegeben und suchen ihm nun eins anzuhängen, indem sie ihm Kriecherei gegen den Zaren vorwerfen.
Rußland.
Die „N. Fr. Pr." schreibt: Die Mutter des jetzigen Kaisers von Rußland soll dem Fürsten von Bulgarien, der ihr Lieblingsneffe war, ein Vermächtnis von 5 Millionen Rubel hinterlassen haben. Wie man versichert, ist dieses Vermächtnis bisher nicht ausbezahlt worden, sondern der Fürst hat nur die Zinsen desselben bezogen.
Donau-Fiirstcntümer.
Sofia, 4. Sept. Als der Fürst gestern nach den ihm von der bulgarischen Bevölkerung gebrachten Huldigungen und nach dem Defilieren der Truppen in sein Palais zurückgekehrt war, versammelten sich in dem großen Saale desselben die Offiziere und