Der Gesellschafter.

Amts- und Jutelligeuz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners-^ tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägcrlohn) 8» in dem Bezirk 1 !

außerhalb des Bezirks 1 -<e 20 -r>. Blouats-! abounemcnt nach Verhältnis.

Samstag den 28. August.

Jnseriionsgcbühr für die Ispaltigc Zeile aus ge-,

wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 ->,! . ^ bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate mnsscm "1 spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der, ^OOv« Herausgabe des Blattes der Druckerei ausgegcbcn, sein. !

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für dm Monat September nimmt jede Postan- stalt an. _ _

Sl nr t 1 i ch e s.

Die Lrtsvorsteher

werden in Betreff der bevorstehenden Auswahl der Schöffen und Geschworenen pro 1837 aus die Ver­fügung deS Justizministeriums vom 16. Juni 1880, Reg.-Bl. S. 156 ff., zur genauen Nachachtung hin- gcwiescu.

Bemerkt wird, daß die Urliste eine volle Woche auf dem Rathhauö auSzulegen ist, das; dieselbe also, wenn sie z. B. an einem Montag ausgclegt wird, nicht vor dem DienStag der darauffolgenden Woche weggcuommen werden darf.

Fallt das Ende der Frist auf einen Sonntag oder allgemeinen Feiertag (sog. bürgerlichen Feiertag), so endigt die Frist mit Ablauf des nächstfolgenden Werktags.

31agold, den 24. August 1886. _ Oberamtsricht er Daser.

Hl» e st orben: Len 24. Äug. zn Herrenverg Tckon

Schüz, 1850 Helfer in Ncigold, 1858 Pfarrer in Wolsschln- gsn, 1865 Dekan in Münsrngen, seit 1871 in Herrenbcrg, 18721875 Bez.-Schnlinfpektor, <19 I. alt.

TageS-Nerristkeiten.

Deutsches Rcich.

sch 31agold, 26. Aug. Zu dem gestrigen Seminarkvnzert hatte sich, namentlich von aus­wärts eine zahlreiche Zuhörerschaft Ungesunden, so daß der Saal dicht besetzt war. Das sorgfältig auS- gewählte Programm wurde eröffnet durch den von Bach so schön figurierten, von Orchester und Orgel begleiteten Choral:Allein Gott in der Höh fei Ehr," während das majestätischeHallelujah" aus Händel'sMessias" den Höhepunkt und Schluß der Aufführung bildete. Vom rein instrumentalen Teil nennen wir als besonders gelungen ein zartesIm­promptu" für Violine, Orgel und Klavier von F. Schubert, eine sanft einwiegendeTräumerei" für Violinsolo und Streichquintett von Mendessohn und von demselben Komponisten ein stimmungsvolles Lied ohne Worte" für Streichquintett. Vom rein vokalen Teil heben wir zwei von Hrn. Staiger ge­fühlvoll vorgetragene Tenorsolo's:Mein Lied'" v. G. Beyer unddie Lotosblume" von R. Schumann, und ein von Frl. Grunzky und Frl. Hettler anspre­chend gesungenes Duett:Herbstlied" v. Mendels­sohn hervor. Während bei den genannten Nummern dem Hörer das Verständnis des Textes etwas er­schwert war, kann man die Aussprache bei den Män­nerchören als eine wohlverständliche bezeichnen. Bon den letzteren iit außer dem hübschenHeraus" von A. Billeter namentlich dieWaldeinsamkeit" von F. E. Schmölzer als eine gesangliche Perle zu nennen, die ihren hinreißenden Zauber zunächst auf die Mit­wirkenden ausübte, von denen er sich dann auf die atemlos gespannte Zuhörerschaft übertrug. Indem wir dem durch die Vorbereitungen auf das am 15. September stattfindende Kirchengesangvereinsfest so stark in Anspruch genommenen Musikdirektor, Hrn. Oberlehrer Hegele, sowie den Mitwirkenden für den uns bereiteten Genuß danken, wollen wir nicht ver­säumen, anerkennend hervorzuheben, daß sich jetzt die Zahl der Frauenstimmen von 9 auf ca. 20 erhöht hat, so daß das frühere Mißverhältnis zwischen

männlichen und weiblichen Stimmen vollständig ge­hoben ist.

In Vollmarin gen stürzte eine Frau vom Ochmdwagen herab und war sofort tot.

Gcchingen, 23. Aug. Kaum sind 8 Tage verflossen, als unser Ort durch Brand in Schrecken versetzt wurde, heute sieht cs aber noch viel trauriger aus, wenn mau die Fluren betrachtet. Ein Wolken­bruch entlud sich zwischen hier, Stammheim und Alt- hengstett, und führte solche Wassermassen durch den Ort, daß man für die nieder gelegenen Ortsteile das Schlimmste befürchtete. Alle Keller sind mit Schlamm gefüllt. Vieh ist keines umgekommen, aber Holz, Bretter, Geschirr ic. ist eine Umnasse wcgge- spült, ebenso vieles Oehmd. Die Ackerkrume auf vielen Gütern ist weggeschwcmmt und nur Gerölle und unterwühlte Bäume liegen noch da. (Auch aus andern Orten, wie Egenhausen, Stamm heim, Calw hört man von Beschädigungen der Felder, Gärten und Wiesen durch Wolkenbruch artige Regenguss e.)

Die Schwurperichtssitzungen für das III. Quartal werden am Landgericht Tübingen am 30. September eröff­net. Zinn Vorsitzenden wurde Hr, Landgcrichtsdirektor v. Häcker ernannt.

Stuttgart, 24. Aug. Bei der Wanderver­sammlung der württemb. Gewerbevcrcinc, welche am 12. und 13. September in Ravensburg abgchalten wird, stehen außer Rechenschaftsbericht, Wahl des Vorstandes, Ausschusses und Vorortes folgende Gegen­stände zur Beratung: 1) Errichtung von Lehrwerk­stätten, Referent Gemeindcrat Stähle. Sein Antrag geht dahin, zu erklären a) cs sei Aufgabe der Ge­werbe, solche Werkstätten aufzusucheu, deren Inhaber zur Ausbildung junger Leute der bezeichnetcn Art geeignet sind; 1») an die Zentralstelle für Handel und Gewerbe die Bitte zu richten, solchen Lehrherren mit Rat und That an die Hand zu gehen. 2) Bespre­chung über die Erfolge und die Mißstände der ge­setzlichen Krankenversicherung (Direktor Molt, Refe­rent). 3) Bericht des Fabrikanten I. M. Neuburger über die Beschlüsse des deutschen Gewerbekammertages in Lübeck bezüglich Jnnungswesen, Wiedereinführung des Befähigungsnachweises, Submissionsverfahren und Sonntagsarbeit. 4) Das System des Wareuabzah- lungs-Geschästes (Referent: der Stuttgarter Verein, welcher beantragt, an das Ministerium des Innern die Bitte zu richten, die Geschäftsführung der Waren­abzahlungsgeschäfte nach Art der Pfandhäuser einer strengen Beaufsichtigung zu unterwerfen und dahin zu wirken, daß neue Geschäfte dieser Art nicht errich­tet werden dürfen).

Stuttgart, 26. Aug. Der Kronprinz des deutschen Reiches wird am 10. Sept. auf der Reise nach Straßburg zur Kaiserparade die hiesige Stadt passieren.

Die Stadtgemeinde Niederstetten sucht we­gen Herabsetzung des Zinsfußes von 4 auf 3'/z pCt. ein Änlehen von 12600^ auszunehmen. In glei­cher Weise macht der Oberamtspslegcr bekannt, daß sie je nachdem Angebote für die Verzinsung gemacht werden, 810000 ^ Kapitalien aufnehme. Somit folgen auch die Gemeinde- und Amtskorporationen dem Beispiele der Staatskassen-Verwaktungen und schreiten zur allgemeinen Herabminderung des Zins­fußes.

In Ansbach wurde durch das wagrechte Tra­gen eines Stockes unter dem Arm ein Mädchen am Auge erheblich verletzt. (In verschiedenen Städten wird solch gefährliches Tragen von Stöcken von der

Lokal-Polizei als grober Unfug angesehen und dem­zufolge bestraft.)

Die Wagner'schen Festspiele in Bayreuth sind geschlossen. Die Ausgaben betrugen etwa 300000 , die Einnahmen einige tausend Mark

mehr. Nächstes Festspiel 1888.

München, 24. Aug. Die Gesamtcin- nahme aus den Eintrittsgeldern der vergangenen Woche beträgt in Herrenchiemsee 8000 , in Neu­

schwanstein 7000 ^ LautAbendztg." werden diese Gelder teils zur Instandhaltung der königlichen Schlösser, teils aber für Remunerationen der dorti­gen Hofdicnerschaft verwendet, da für diese kein Ge­halt ansgesetzt ist.

Augsburg, 20. Aug. Auf ciue eigentümliche Art wurde die Krankheit veranlaßt, welche deu Direktor der schwäbischen KrcisanSstclluiig Koch aus deni schönsten Schaffen hinwcgriß. Beim Putzen der Zähne verschluckte Koch eine Borste des Zahubürstcheus, welche in den Blinddarm geriet, dort Darmvcrcitcrnng und dann den Tot verursachte.

Osterhofen, 19. Aug. Vor einigen Tagen blieb die Ehefrau des Gürtlers Plarki von Aring beim Einfahren deS Getreides in den Stadel oben auf der Fuhre sitzen. Tie Fuhre war zu hoch, weshalb sic von dem Balken oberhalb des Stadclthorcs erfaßt wurde und derartige Verletzungen am Hintcrkopfc und an der Wirbelsäule erhielt, daß der Starrkrampf cinirat und ihr Tot erfolgte. Dieselbe, ein »och junges Weib, hinterläßt drei Kinder. (Es ist nur zn ver­wundern, daß derartige Nnglücksfälle nicht noch mehr regi­striert werden.)

In Speyer erkletterte der Hausierer Spengler das Kreuz des Doms oberhalb der Kuppel, feuerte ans einem Revolver 3 Schüsse ab und sprang unter Schwenkung seines Hutes in die Tiefe, wo er zerschmetterte. Der Selbstmörder, der wahrscheinlich in religiösem Wahnsinn handelte, trug zwei Briefe an den Bischof und mehrere religiöse Schriftchcn in seiner Tasche.

Jugenheim a. d. B., 26. Aug. Der Fürst von Bulgarien wurde von dem Kapitän des Schif­fes in Reni den russischen Gendarmen ausgeliefert; man hatte ihm nicht einen Diener belassen. Auf Befehl aus Petersburg erfolgte die Freilassung und reiste der Fürst mit seinem Bruder zunächst nach Breslau. Oberst Mutkurofs führt Namens des Fürsten die Regierung.

Reiche Viehhändler, die Gebrüder Franke in Gleidin­gen in Hannover, haben für 340000 -L Wechsel gefälscht und dann auch ihren Aufenthalt gewechselt. Man sucht sie eifrig.

Halle a. S., 24. Aug. Zwischen Gröbers und Schkeuditz ist heute nachmittag 5 Uhr ein Wol­kenbruch niedcrgegangen; die ganze Gegend gleicht einem großen See, die Ernte ist vernichtet. Der Blitz hat in der Gegend nach Lützen hin mehrere große Brände verursacht. Auch bei Döbeln in Sach­sen ist ein Wolkenbruch niedergegangen, der schreckliche Verwüstungen anrichtete. Der Bahnvcrkehr ist unter­brochen.

Berlin, 23. Aug. Eine neue Partei unter dem Namen deutsche demokratische Partei wird dem­nächst iin Parlament erscheinen und die Welt in Schrecken versetzen. In Wirklichkeit ist es aber keine neue, sondern nur die aus der Vereinigung von norddeutschen Demokraten und süddeutschen Volks­parteilern hervorgegangene Partei. Hr. Löb Sonne­mann, der Besitzer derFrkf. Ztg.", und ein Herr Cohn aus Elberfeld haben nach langen Unterhand­lungen die Vereinigung zustande gebracht. Das Verbrüderungsfest wurde am Sonntag in Goarshau­sen am Rhein gefeiert.

Berlin, 23. Aug. Das Schicksal des Für­sten von Bulgarien wird in militärischen Kreisen ganz besonders lebhaft und aufrichtig bedauert. Es muß für den tapferen und hochherzigen Soldaten, der sich das Vertrauen seines Volkes in einem sieg-