Amerika aus. Jetzt ist der Ring in der Erde eines Blumen­topfes , den die Frau des Hauses in ihrem Zimmer hatte, gefunden worden; ihr sechsjähriges Söhnchen hatte den Ring dort vergraben. Die Geschichte wird jetzt von Hamburger Blättern veröffentlicht, auch hmzngcfügt, daß jene Dame die Geschichte lebhaft bedauere. Daß das unschuldige Mädchen um jene, jedenfalls doch ziemlich leichtfertig erhobene Be­schuldigung ihre Ehre und ihr Vaterland verloren hat, davon ist weiter keine Rede. Datz solche Fälle das Nechtsgefnhl des Volkes tief verletzen, liegt auf der Hand. Es sollte des­halb, wie derHann. Kurier" mit Recht bemerkt, etwas mehr geschehen, um derartiges Unrecht zu sühnen und zwar durch öffentliche Akte. Daß dieser Fall nebenbei den Gerichten die größte Vorsicht predigt bei der Verurteilung bisher durchaus unbescholtener Personen, denen eigentlich nichts bewiesen wer­den kann, mag noch besonders betont werden. In diesem Falle hat jedenfalls der Glaube an die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der Denunziantin in dem Richter die Ucbcr- zeugnng von der Schuld der Angeklagten geweckt; man sieht, auf wie schwachen Füßen derartige Annahmen oft stehen.

Im Wettbewerb um die 1500 Tons betragende Stahlschienen - Lieferung für die chinesische Regierung hat Krupp in Essen endgiltig gesiegt.

Für die im Freiberger Prozeß verurteil­ten sozialdemokratischen Führer wird gegenwärtig in den Kreisen der Sozialdemokratie gesammelt. 2300 hat ein angeblicherBrasilianer" gespendet, 30 Fr. sind vom Arbeiterunterstützungsverein La Billete in Paris gekommen, 1000 -4L sind von der Verwaltung des Parteiorgans gegeben.

Vom rvaunus, 16. Aug. Ein in den 70er Jahren stehender Mann in dem Dorfe Westerfeld bei Usingen hat sich aus religiösem Wahn verhungern lassen, indem er 54 Tage außer Wasser nichts (?) zu sich nahm.

Die in Fulda versammelten deutschen Bischöfe sind wieder heimgekehrt, die Streitfrage, ob die Jesuiten wieder zurück zu berufen seien, hat nicht auf ihrer Tagesordnung gestanden. Man kann nicht sagen, daß die Jesuiten bei allen Bischöfen und geistlichen sehr populär sind, bei den friedliebenden am wenig­sten: denn diese römische Garde untergräbt gar oft die Wirksamkeit und das Ansehen der Geistlichen und sogar der Bischöfe, sie sind und bleiben Störenfriede.

In Greifswald ist der Naturforscher Carl Plötz, der größte Schmctterlingskundige, gestorben. Er hat 30 Bünde mit 10 000 Abbildungen über Schmetterlingskunde geschrieben.

In einer geistlichen Konferenz im Wuppcrthal hat der Bonner Prof. Tr. Lemmc die Krankenheilung durch Gebet empfohlen.Der Beter, sagt er, muß ein Jünger, ein RcichSgcnosic Jesu Ehristi fein. Was thnt man nicht alles, um gesund zu werden? In wie viele Bäder geht man? wie viel Arznei schluckt man? wie viele Aerzte werden befragt, ehe man ein einziges mal ernstlich betet?" Er führte dann wunderbare Krankenheilungcn aus der Geschichte an, z. B. eine von Augustinus berichtete Heilung; die durch das Gebet Luthers bewirkte Lebensretrnng des mit dem Tote ringenden Mclanchthon. Aus neuerer Zeit erzählte er, daß in Böblin­gen ein Mädchen von einemunheilbaren" Hantlciden durch das Gebet des Pfarrers Blumhardt geheilt worden sei.

Aus Sachsen, 16. Aug. Der Geh. Kom­merzienrat v. Zimmermann, in Berlin und Baden- Baden wohnhaft, hat jetzt seiner Vaterstadt Chemnitz abermals 400 000 -4L für wohlthätige Zwecke zum Geschenk gemacht. Schon vor Jahresfrist hatte er. */r Mill. Mark zur Verfügung gestellt.

Breslau, 16 . Aug. Heute hat hier die Feier des 500 jährigcn Jubiläums der hiesigen Tis ch- ler-Junung stattgefunden. Obermeister Glog er­hielt die Festrede, die mit einem Hoch auf den Kaiser schloß. Daraus erfolgte einhistorischer Festzug" durch die Stadt.

Berlin, 18. Aug. Eine Begegnung des Fürsten Bismarck mit Herrn v. Giers findet, wie aus zuverläisiger Quelle verlautet, nicht statt.

Berlin, 18 . Aug. Der Kaiser, der gestern die Kirchenparadc mit lauter, auf dem ganzen Platze vernehmlicher Stimme kommandiert hatte, versam­melte nach dem Vorbeimarsch der Truppen die höhe­ren Offiziere um sich und sprach ihnen seine Freude ^ darüber aus, daß er diese Feier zu Ehren seines großen Ahnen in Potsdam habe begehen können, wo alles an die beiden Könige erinnere, welche die Grundlage zu Preußens Größe gewesen und die einer den andern so vortrefflich ergänzt hätten. Der Kaiser verlieh dem General v. Obernitz sein Bildnis in der Uniform des ersten Gardcregiments gu Fuß.

Potsdam, 17. Aug. Bei der Kirchen feier in der Garnisonskirchc hielt Oberhofprediger Kögel die GcdächtniS-Nede über Sprüche Salamonis 8,15. Während des daraus folgenden Gesanges begaben sich unter Vorantritt der Generäle Hahnke und. Versen­der Kaiser in der Uniform des ersten Garde-Regi­

ments, der Kronprinz in Generalfeldmarschalls-Uni- form, sowie die Prinzen Heinrich, Albrecht, Alexander, Friedrich, Leopold, der Erbprinz von Meiningen, der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, der Her­zog Günther von Schleswig-Holstein, der Prinz Reuß, der Prinz Friedrich von Hohenzollern, sowie die Kronprinzessin mit den Prinzessinnen-Töchtern und der Prinzessin Friedrich Karl in die Gruft. Der Kaiser und der Kronprinz legten Kränze auf den Sarg des großen Königs nieder, die Kaiserin blieb in der Loge. Nach Beendigung der Kirchenfeier fuhren die königlichen Herrschaften nach dem Stadt­schlosse. Um 12Vz Uhr erschien der Kaiser auf der Rampe des Schlosses, worauf die Kirchenparade be­gann. Der Kaiser gab persönlich das Kommando zum Präsentieren. Die Kaiserin und die Prinzessin­nen sahen der Parade von den Fenstern des Stadt­schlosses aus zu. Um 1 Uhr fuhr der Kaiser nach dem Schloß Sanssouci und verweilte einige Zeit im Sterbe-Zimmer Friedrichs des Großen.

Metz, 16. Aug. Die Ernennung des bisheri­gen Bürgermeisterei-Verwalters Halm zum Bür­germeister von Metz hat ans deutscher Seite große Befriedigung hervorgerufen. Seit Jahrhunderte langer Pause ist es zum ersten Mal wieder ein ech­ter deutscher Bürgermeister, der au der Spitze der städtischen Verwaltung steht.

Metz, 17. Aug. In seiner heutigen Sitzung bewilligte der Gemeinderat einstimmig einen Kredit von 20000 welcher dazu dienen soll, die Kosten der Vorbereitungen zum Empfange des Kaisers zu bestreiten. Zu Ehren des hohen Gastes soll ein Bankett im Stadthausc veranstaltet werden. Ferner sollen die Einzugsstraßen festlich auSgeschmückt wer­den , und abends wird die Stadt illuminiert sein. In dem Kredit ist auch eine Spende von 3000 vfL für die Armen der Stadt inbegriffen. Ferner be­willigte der Gemeinderat dem Bürgermeister 6750 ^ jährliche Repräsentationsgelder.

M e tz, 18. Aug. Der Bischof Dupont des Lo- ges von Metz ist heute früh 2 Uhr gestorben.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 17. Aug. DiePol. Korr." meldet aus Belgrad: Der Minister des Aeußern übergab gestern dem türkischen Gesandten die Antwort auf die Note, worin die Pforte Aufklärungen wegen der Gerüchte in Betreff militärischer Vorbereitungen Ser­biens verlangte. Die serbische Regierung bezeichnet die Gerüchte als perfide Insinuationen. Die bulga­rische Regierung habe, indem sie diese Gerüchte der Pforte zur Kenntnis brachte, sicherlich die eigenen militärischen Vorbereitungen zu maskieren gesucht. Serbien halte fest am Bukarestcr Vertrag, könne aber nicht gestatten, daß Bulgarien durch den Hinweis auf angebliche Rüstungen Serbiens etwaige eigene Rüstungen zu rechtfertigen suche.

Wien, 18. August. Heute nacht hat ein Manu von außen die Spitze des Stephausturms erstiegen und dort, an­läßlich des Geburtsfestes des Kaisers, eine schwarz-gelbe Fahne aufgehißt. Der Mann heißt Josef Pirchcr und ist Austreichcrmcister in Favoriten. Sein Wagestück bildet heute das Stadtgespräch. Er fuhr in einem Fiaker um Mitternacht am Stcphansplatz vor und kletterte um 12 Uhr Nachts längs dem Blitzableiter mit einer auf dem Rücken festgcbundencn 10 Fuß langen Fahnenstange bis auf die 432 Fuß hohe Spitze des Stephansturmcs, wo er die schwarz-gelbe Fahne mit der Aufschrift:Hoch Kaiser Franz Josef!" befestigte. Unterwegs zog er die Stiefel aus und kam um 2 Uhr bar­fuß zurück. Die Feuerwehr rückte mit Sprungtüchern aus; er weigerte sich aber, in das ansgebreitctc Sprungtuch hin- abzuspringcu. Der Waghals kam unversehrt herab, wurde von der Polizei angehaltcn, jedoch wieder freigelasscn.

Prag, 17. Aug. 400 Weißgerber in Prag und den nächsten Vororten striken. Sie fordern eine Wochcnlvhnserhöhung um zwei Gulden, sowie eine zweistündige Mittagspause. Der Werkst! hrcr einer Gerberei wurde mißhandelt, weil er sich den Sinken­den nicht anschloß.

Ga st ein. 19. Aug. Gestern brachte Fürst Bismarck dem österreichischen Kaiser anläßlich seines Geburtstages seine mündlichen Glückwünsche dar, nach­dem er sich bereits in die Gratulantenliste eingeschrie­ben hatte. Fürst Bismarck verweilte eine halbe Stunde bei dem Kaiser von Oesterreich.

In Kötschach im kärntischen Gailthale hat am 14. d. M. eine Feuersbrunst 22 Wohnhäuser und 18 Wirtschaftsgebäude in Asche gelegt.

Italien.

In Ne ap e l sollen 12 000 Personen aus den vom der Cholera infizierten südlichen Provinzen zusammengeströmt -fein, mn der Gefahr in ihrer Heimat zu entgehen. Bologna rüstet sich zum Feste der 100jährigen Wiederkehr der Erfin­dung tierischer Elektrizität durch Galvani im September.

Der auf einem Berge beim Thicrsee (Tirol) seit etwa 20 Jahren lebende Einsiedler wollte während eines heftigen Gewitters läuten, wurde aber, als er eben den Glockenstrang ergriff, vom Blitz getötet.

Franlrei b.

In Paris erregt eine Bergiftnngsaffaire das größte Aufsehen. Vor 4 Wocheg starb der Haus­besitzer Bruon in der Rue Entrepot gerade an dem Tage, an welchem seine einzige Tochter ihre Hochzeit feiern sollte. Diese ward selbstverständlich verschoben. Nach sechs Tagen verschied die Mutter des Mädchens, die sich bis nun des besten Befindens erfreut hatte. Sofort nach der Beerdigung brachte der Bräutigam seine Verlobte aus dem Trauerhause in die Wohnung seiner verheirateten Schwester, woselbst sie einige Zeit verweilen sollte, um daun in aller Stille die Hoch­zeit zu feiern. Am 10. d. M. promenierte^ das Brautpaar auf den Feldern; der Bräutigam sagte, wie sehr er den Tag heransehne, der sie auf ewig verbinden solle. Das Mädchen lehnte sich fest und zärtlich an seinen Arm und flüsterte:Ja, und unser häusliches Glück soll gar nichts stören, weder Geld­fragen , noch fremde Einmischungen, und um dessen ganz sicher zu sein, habe ich. meine Eltern vergiftet." Der unglückliche Bräutigam glaubte an einen schlech­ten Scherz, allein die Braut erzählte ihm ihr Ver­brechen in Details, die keine Zweifel übrig ließen. Noch in der Nacht machte der junge Mann die ge­richtliche Anzeige. Die Eheleute Bruon wurden am 12. d. M. exhumiert, und man fand bei den Leichen deutliche Spuren von Blausäure. Henriette Bruon wurde verhaftet.

Die französische Zollverwaltung behandelt neuerdings die deutschen Biersendungen in einer Weise, welche geeignet ist, die Bieransfnhr vollständig lahm zu legen. Was soll man z. B. dazu sagen, daß vorige Woche seitens der Douanc in Jgney eine ganze Ladung Bier ans Karlsruhe, bestehend aus 174 Fässern, derart auf Güte geprüft wurde, daß man von sämtlichen Fässern je eine Probe zur Analyse entnahm. Jedenfalls wird dadurch der Inhalt des ans dem Eiswagen entnommenen, in die Sommertemperatnr verbrach­ten und dort geöffneten Fasses mehr oder weniger verdorben, und der Adressat erhält minder-wertige Ware, deren Ansschank das deutsche Erzeugnis in Mißkredit bringt, den Verkauf erschwert bezw. ganz hindert. Die Annahme liegt nicht allzu fern, daß der Konkurrenzneid der französischen Brauer, die trotz aller Aufwendung von Kapital und Blühe ein dem deut­schen Bier nur annähernd ähnliches Getränk nicht zu erzeugen imstande sind, der eigentliche Urheber des ins Leben gerufenen Bierkrieges ist.

Ein gräßlicher Fall von religiösem Wahnsinn, der bis zum Verbrechen geht, versetzt die Bevölkerung der Hautcs- Alpcs in große Aufregung: In Fontchristian bei Brian- qon wohnten, wie die Frkf. Ztg. berichtet, zwei Schwestern Marie und Christine Ollagnier, 45 und 47 Jahre alt, in bester Eintracht und oblagen, durch ein Vermögen von 40000 Franken von Nahrnngssorgen frei, nur noch religiösen Hebun­gen und Kasteiungen. Letzten Montag erklärte Christine Ollagnier, Gott sei ihr im Traum erschienen und habe von ihr als Zeichen ihrer Hingebung verlangt, daß sic ihm ihre Schwester Marie opfere. Marie fand dies ganz natürlich und willigte darein, zu sterben, um ihrer Schwester und Gott ge­nehm zu sein. Dienstag kehrten die beiden Schwestern von der Frühmesse heim, nahmen etwas Kaffee und gleich darauf brachte Christine mit einem Rassiermesser Marien je 2 schwere Wunden an den Armen und je eine auf den Füßen bei, indes das Opfer nach der Aussage der Ueberlebeuden Gebete mur­melte. Die Mörderin fing das Blut ihrer Schwester auf, um es als Reliquie zu bewahren. Nachdem Marie verblutet hatte, kleidete Christine sic in eine weiße Robe und ging zum Notar von Brianqou, um das Testament der Verstorbenen zu hintcrlcgen. Diesem erzählte sie den ganzen Verlauf und er­klärte gleichzeitig, sie hätte dem Wunsche Gottes gemäß alle Wertpapiere verbrannt. Ein Irrenarzt wird über die Zu­rechnungsfähigkeit der Schwcstermördcrin zu entscheiden haben.

England.

Aus dem Handclsansweise für Juli war ersichtlich, daß an der Einfuhr fremder Industrie-Erzeugnisse inEngland Deutschland mit 10124869, über ein Drittel der Gesamtsumme, beteiligt ist.

Hastings, 19. Aug. Die Situativ» zwischen Serbien und Bulgarien ist äußerst gespannt.

China.

Es verdient hervorgehoben zn werden, daß ge­genwärtig in Japan an der Universität Tokio für pharmazeutische Lehrgegenstände die deutsche Vor­tragssprache die allein erlanbte ist; ebenso sind die meisten Lehrbücher und der Index deutsch, in welcher Sprache auch die Prüfungen abgelegt werden müssen.

Amerika.

New-d)ork, 15. Aug. Die Waldbrände in Wisconsin dauern noch immer fort. Der Wert des zerstörten Holzes wird auf über 1000 000 Doll, geschätzt.

Verantwortlicher Redakteur S t e i n a n d e l i.i Nagold. Druck und« Verlag der G. W. Aaiser'schen Duchhandlung in Nagold.