störungen aus und verlangen eine exemplarische Züchtigung der Urheber und Teilnehmer derselben. Die Regierung in Washington sandte aus Vorsorge Truppen nach Cincinati. Powderly sprach sich im Namen der „Knights os Labour" auf das Entschiedenste gegen die Ausschreitungen der Anarchisten aus.
Mächtige Eisberge schwimmen, einem Kabeltelegramm aus Newyork zufolge, im atlantischen Ozean auf der Route zwischen Bremen und Newyork.
Chicago, 5. Mai. Gestern abend kam es hier zu weiterem erbitterten Kampfe zwischen der Polizei und den Sozialisten; letztere waren versammelt in einer Stärke von etwa 15 000 Mann. Der Aufforderung der Polizei, sich zu zerstreuen, wurde nicht Folge geleistet. Mehrere Dynamitbomben wurden geworfen; fünf Polizeiagenten wurden getötet, viele verwundet. Die Polizei schoß aus die Meuterer; gegen 50 wurden getroffen, mehrere tödlich.
In Chicago wurde gestern an drei verschiedenen Stellen von den Sozialisten Feuer gelegt; dasselbe wurde durch die Feuerwehr schnell gelöscht. Johannes Most hält sich in Chicago versteckt.
Zwei Mächte.
Novelle von F. Stück ert.
Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
Am nächsten Tag erzählte Gisela ihrem Verlobten unbefangen von dem Begegnis mit ihrer Penstonsfreundin, und deren Bruder, und daß sie versprochen habe, im Sommer einen Besuch auf Seefeld zu machen.
„Das wird nicht gut möglich sein, Gisela, erwiderte ihr Braun.
„Ich habe Nachrichten aus Chicago bekommen, es ist auf meiner Besitzung nicht alles wie es sein soll. Meine Gegenwart wird dort vielleicht bald dringend notwendig sein, im großen Ganzen sind die Menschen nun doch einmal Spitzbuben, trauen kann man Niemand! Wenn ich nun wirklich bald fortmüßte, ich erwarte noch einmal nähere Nachrichten, dann Gisela müssen wir fort in die neue Welt." Er legte seinen Arm um ihre Taille und sein Blick ruhte heiß und verzehrend auf ihrem blaffen Gesicht. Gisela zuckle leicht zusammen, zum ersten Male verriet der Amerikaner ein leidenschaftliches Empfinden, und sie, seine Braut erschreckt davor. „Dann mußt Du die meine werden," fuhr Braun mit bewegter Stimme fort.
„Ich soll Dich begleiten nach Amerika?" stammelte sie.
„Ja, wenn irgend möglich! Ich vermag die Trennung von Dir nicht mehr zu ertragen, ich — ich habe Dich so lieb!" —
Er wurde dunkelrot, als schäme er sich dieses G"^ändniffes, das doch in dem Verhältnis, in welch a st zu einander standen, so natürlich war. Ei;^ tiefe Erregung spiegelte sich auf seinen Zügen, und Gisela starrte ihn mit großen erschrockenen Augen an. Alles andere hätte sie eher erwartet, als ein solches Geständnis von ihrem Verlobten. Ich habe Dich so lieb! klang das nicht lächerlich von den Lippen dieses Mannes, dessen ganzes Denken bisher nur auf Gelderwerb gerichtet, war, der für alle Ge
fühlsschwärmerei stets nur Spott und Hohn gehabt. Was sollte sie ihm darauf erwidern? Sollte sie die Worte aussprechen, die ihr auf den Lippen schwebten : Ich vermag es nicht, Dir zu folgen über das Meer, mir graut vor dem Alleinsein mit Dir auf dem weiten Ocean, und in dem fremden Weltteil. Sie wagte es nicht, weil ihr ebenso vor der Armut graute, die ihr und ihrem Vater ohne des Amerikaners Geld drohte.
„Vielleicht bekommst Du noch einmal bessere Nachrichten," begann sie endlich mit sanfter Stimme, und legte ihre weichen Finger auf seine feste Hand, eine Hand, die einst unablässig gearbeitet hatte, um das Geld zu erwerben, was ihr Besitzer nun dem stolzen Aristokratenkind zu Füßen legte. —
„Es würde mir doch unendlich schwer werden, meine Heimat, meinen Vater zu verlassen." fuhr Gisela fort und ich hatte es mir so schön ausgemalt, mit Dir unsere reizende Billa zu bewohnen," setzte sie diplomatisch hinzu.
„Nun, die Villa, die wir in Chicago bewohnen würden, ist bei Weitem schöner und großartiger, als das kleine Bauwerk im Tiergarten," erwiderte Braun. Sie bietet einen herrlichen Blick in weite unbegrenzte Fernen. O Gisela, und was das Leben nur Schönes bietet, ich würde es Dir verschaffen, jeden Wunsch zu erfüllen suchen!"
„Du bist so gut," sagte Gisela, „und Du wirst mich undankbar schelten, aber Dir nach Amerika folgen, so bald, nein, das kann ich nicht Richard, ich würde sterben vor Heimweh, bitte, bitte, reise diesmal noch allein, und laß mich noch hier."
Braun war erregt aufgesprungen bei ihren Worten. Liebe, Leidenschaft und Zorn tobten in seinem Innern. Er kannte sich selbst kaum wieder, nie hätte er es gedacht, daß ein Weib solche Macht über ihn ausüben könne. Sein ganzes Sein war aus den Fugen, und seinem sonst so kalten berechnenden Verstand schien die Liebe einen tollen Streich spielen zu wollen.
„Gisela!" rief er mit bebender Stimme, und trat dicht vor sie hin, doch als das blasse liebliche Geschöpf so flehend zu ihm aufschaute, legten sich die Wogen seines Zorns.
„Ich verdiene sie, die Strafe, daß Du mich allein ziehen läßt," begann er dann mit etwas ruhigerer Stimme. „Die ganze Art und Weise, wie ich um Dich geworben, fordert eine Sühne, ich werde mich fügen, magst Du denn hierbleiben, aber als mein Weib! Darin mußt Du Dich finden, Kind, es ist in jeder Hinsicht besser so für Dich, Du bist selbständiger, unabhängiger und wenn ich nicht zurückkehren sollte, das Meer ist ein gefährliches, heimtückisches Element, und wer sich ihm anvertraut, thut stets gut, sein Testament zu machen, dann würdest Du die alleinige Erbin meines Vermögens.
„Wenn Du es denn durchaus wünschest, mag unsere Hochzeit noch vor Deiner Abreise sein," erwiderte Gisela. Das Geld, wofür sie ihre Freiheit verkauft batte, war ihr wenigstens auf alle Fälle gesichert, und wenn er nicht zurückkehrte, war sie wieder frei und die Erbin eines kolossalen Vermögens. Fast erschrack sie vor ihren eigenen Gedanken. Gro
ßer Gott, wenn ihr Verlobter dieselben ahnte! Mit scheuer Zärtlichkeit schmiegte sie sich plötzlich an ihn, und Braun war überselig über dieses erste Zeichen von Zuneigung von seiner Braut und gab sich der schmeichelnden Hoffnung hin, Gisela noch zu der Reise übers Meer zu bewegen. -- Schneller als er gedacht, sollte die Entscheidung über diese Frage an beide herantreten. Eine Depesche, die er schon am nächsten Tage aus Chicago bekam, machte seine schleunige Abreise zur dringenden Notwendigkeit, und es blieb kaum noch so viel Zeit übrig, um die Trauung mit Gisela zu ermöglichen. In fieberhafter Aufregung setzte Braun alle Mittel in Bewegung; eine alles erzwingende Leidenschaft lag in seinem ganzen Thun und Handeln, welcher seine Braut macht- und hilflos gegenüber stand. Ohne Widerspruch fügte sie sich in Alles, nur als Braun noch einmal einen Versuch machte, sie zu der Reise nach Amerika zu bewegen, erwachte ihre Energie wieder, sehr entschieden lehnte sie sich dagegen auf. Bei ihren kalten, kurzen ablehnenden Worten flammte es einen Moment zornig auf in seinen Augen. Es hatte in Gisela's Haltung, in ihren Mienen und Worten gelegen, was den Zorn eines jeden Mannes würde erregt haben. Zum Glück war der alte Herr v. Sutenau zugegen und legte sich beschwichtigend ins Mittel.
„Sie müssen nicht zu viel verlangen, Herr Schwiegersohn," meinte er lächelnd. „Seien Sie zufrieden, daß sich Gisela in diese schnelle überstürzte Hochzeit gefügt und lassen Sie mir mein Kind noch diese paar Monate bis zu Ihrer hoffentlich glücklichen Rückkehr." (Forts, folgt).
Allerlei.
Kalender der Liebe.
Wenn man des Liebchens Ritter wird,
Das sind die Ritterwochen;
Wenn, streng bewacht, das Täubchen girrt Das sind die Gitterwochen.
So lang man zittert um die Maid,
Lebt man in Zitterwochen;
Und hat man endlich sic gefreit,
Lebt man in Flitterwochen.
Doch bald sieht man voll Fehler sie,
Das sind Gewittcrwochen;
Sie straft mit bitt'rer Ironie,
Das sind die Bitterwochen.
-- „Unfaßbar." Dichter: „Ich weiß nicht, was das heißen soll, schickt mir da mein Verleger eine Rechnung über einen neuen — Papierko rb".
„Fürs Haus." Nr. 185 dieses praktischen Wochenblattes für alle Hausfrauen (Vierteljahr!, nur 1 M) enthält u. A.: Wiegenlied. Wie die Polen Ostern feiern. Armenkost. Im Sturm. Kaffceschenken. Ostereier. Milch für Kinder. Ueblcr Geruch ans dem Munde. Nächtliches Zähneknirrschen. Ansteckung Waldmosaik. Gummiring beim Häckeln. Anstrich für Obstbäume. Pflanzenbeet. Blattpflanzengruppe. Tauben an den Schlag zu gewöhnen. Apfelreis. Farben für die Küche. Pomeranzenliquenr. Noch eine Armensuppe. Einfache Pastetchen. Einfacher schleswig-holsteinischer Küchenzettel aus der Volksküche zu Kiel. Reicher südungarischer Küchenzettel, re.
Deutsche Grund - Credit - Bank (Gotha) II. Prämicn-Pfandbriefe. Die nächste Ziehung, findet am 1. Juni statt. Gegen den Coursverlust von ca. 18 Mk. pro Stück bei der Ausloosung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Stratze 13, die Versicherung für eine Prämie von 70 Pf. pro Stück.
Verantwortlicher Redakteur Sreinw and el in Nagold. — Druck und
Berla« der K. W. Hai sererben Buchhandlung in Nagold.
Revier Altensteig.
Brennholz-Verkauf.
V, Am Mittwoch
^ den 12. Mai,
nachm. 2 Uhr,
im Ochsen zu Spielberg aus Schornz- hardt, Abt. 6 Teichbrunnen: 102 Rm. Nadelh.-Prügel u. Anbruch, sowie 1620 Rm. Nadelh.-Reis.
W i l d b e r g.
Eichen-Rinden-
Berkauf.
Am Mittwoch den 12. Mai d. Z., vormittags 9 Uhr,
kommt auf hiesigem Rathaus aus dem Stadtwald Kengel und Lendhalden ca. 100 Rm. Eichenrinde zum Verkauf, wozu Liebhaber eingeladen sind!
Amtliche und Mivat-Aekanntmachungen.
W i l d b e r g.
Tann. Langholz- Verkauf.
Am Mittwoch den 12. Mai, vormittags 10 Uhr,
kommen auf hiesigem Rathaus aus dem Stadtwald Gemeindsberg u. Dalching 123 Stämme mit
124,56 Fm. zum Verkauf, wozu Liebhaber eingeladen sind.
Den 6. Mai 1886.
Waldmeister Haar er.
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4oo8« L Ktrödol, Neöbeonn s/N
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Stadtgemeinde Nagold.
Brennholz-Verkauf.
Im Distrikt Killberg, Abt. Molde, kommen am
Donnerstag den 13. Mai
zum Aufstreich:
9 Rm. buchene und 160 Rm. Nadelholz-Scheiter u. Prügel; 4 Rm. Nadel-Stockholz;
900 Stück Landholz- und 1200 Stück Nadelholz-Wellen.
Zusammenkunft morgens 9 Uhr auf dem sogenannten Kazensteig am untern Waldtrauf.
MW.
Gemeinderat.
Visitenkarten
fertigt G. W. Zaiser.
Gündringen,
Oberamts Horb.
Bau-AN»rd.
Nachstehend bezeichnete Arbeiten zu Erbauung einer Spritzenremise:
Maurer-Arbeit .... 660-,16,
Zimmer-Arbeit .... 932-16,
Schlosser-Arbeit. . . . 107-16, werden an tüchtige Meister in Akkord gegeben.
Zu der Submissions-Verhandlung werden Liebhaber auf nächsten Samstag den 15. d. M., vormittags 11 Uhr, eingeladcu.
Schultheißen-Amt.
Rechnungen
fertigt in schönster Ausführung die G. W. Zaisersche Buchdruckerei.