Amts- «itd Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

SV

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Samstag den 1. Mai.

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1886 .

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auf den

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für die Monate Mai und Juni können bei allen Poststellen und den betr. Postboten gemacht werden.

Amtliches.

Nagold.

Amts-Versammlung.

Am Donnerstag den 6. Mai d. I. findet auf dem hiesigen Nathans eine Amtsversammlung nach Turnus XIV. statt, zu welcher die Herren Ortsvor­steher oder deren Stellvertreter und die betreffenden Amtsvcrsammlungs-Depntiertcn präzis vormittags 9 Uhr sich einzusinden haben.

Die Bcrhandlung hat hauptsächlich zum Ge­genstand :

1) Wahlen:

a) der Mitglieder des Amtsvcrsammlungs-Aus­schusses/ sowie zweier Ersatzmänner in geheimer Abstimmung und abgesonderter Wahlhandlung,

b) zweier, der Amtsversammlnng nicht ungehöriger Mitglieder der Landarmen-Kommission, sowie deren Ersatzmänner,

o) der Oberamts-Wahlkommission für eine etwaige Landtagsabgevrdnctenwahl, ä) eines Deputierten zu Beratung der allgemeinen Angelegenheiten der Gebäude - Brandversiche- rungs-Anstalt,

e) von Sachverständigen für etwaige Hagelscha­dens-Abschätzungen,

I) des Amtsgerichts-Ausschusses gemäß Art. 20 des Gesetzes vom 24. Januar 1879, Regie­rungsblatt Seite 8,

g) von 10 Schätzern in Gemäßheit Art. 9 des Aufführungs-Gesetzes vom 20. März 1881 zum Reichsgesetz über die Abwehr und Unter­drückung von Viehseuchen pro 1887/88, 1888/89 und 1889/90,

II) eines bürgerlichen Mitglieds der königl. Ober- Ersatz-Kommission und dessen Stellvertreters in geheimer Abstimmung und abgesonderter Wahlhandlung für die Jahre 1887, 1888 und 1889,

i) die Wahl des Vorsitzenden der Farrenschaube- hörde und dessen Stellvertreters für die Jahre 1. Mai 1886/87, 1887/88 und 1888/89,

1c) eines Bezirksfeuerlöschinspektors in Gemäßheit Art. 28 der Landesseuerlösch-Ordnung für das Königreich Württemberg vom 7. Juni 1885, I) eines Kaminfegers für den Kaminfegerbezirk Nagold,

m) von zwölf sachverständigen Männern als Bc- zirksschätzer bei der Gewerbe-Catastrierunq für die Jahre 1887/88, 1888/89 und 1889/90,

n) von zwölf Nachbarschätzern für die Grundsteuer,

o) Wahl eines Stellvertreters für den Hauptschätzer zum Zweck der Berichtigung des Grundsteuer- Catasters bei der Einschätzung von Waldungen,

p > Wahl eines Distrikts-Arztes in Haiterbach;

2) Natural - Verpflegung armer Reisender pro 1886/87,

3) Regulierung der Amts-Vergleichungs-Taxen pro 1886/87,

4) Umlage der Amts-Vergleichungskosten pro 1885,

5) Beratung des Amtskörperschafts-Etats pro 1886/87 und

6) einige weitere Gegenstände.

Den Tag zuvor ist Sitzung des Ausschusses der Amtsversammlung, sowie der Landarmenkom­mission.

Den 27. April 1886.

K. Oberamt. Güntner.

Tages-Neuigkeiterr.

Deutsches Reich.

Tübingen, 28. April. Einen auffallend geringen Blütcnansatz zeigen in dicfcm Frühjahr die Birnbäume, viele Bäume haben gar keine Blüten. Glücklicherweise ist das Verhältnis bei anderen Obstarten ein besseres und haben besonders die Apfelbäume einen sehr starken Blütcnansatz.

Stuttgart, 27. April. Wie derNeck.-Ztg." geschrieben wird, hat der zu einem Jahr Gefängnis verurteilte ehemalige Direktor der Volksbank, Vogel, auf weitere etwa noch zu ergreifende Rechtsmittel verzichtet und beabsichtigt, seine Strafe dieser Tage anzutreten.

Stuttgart, 27. April. Eine stattliche Reihe von Deputationen aus allen Teilen des Landes, je aus dem Gcmeindcvorstande und zwei Mitgliedern der bürgerlichen Kollegien der betreffenden Gemeinden bestehend, hatte sich heute vormittag im Palais des Prinzen Wilhelm zur Ucbergabc der Hochzeitsgeschenke eingefunden. Die Ueberbringer wurden im Palais bewirtet. Die Hochzeitsgeschenke, darunter äußerst wertvolle, bilden eine Kunst- und Gewerbe-Ausstel­lung im Kleinen und zeugen sowohl von der hohen Stufe, auf welcher namentlich das Kunstgewerbe in Württemberg steht, als auch von der Verehrung und Liebe, mit welcher das Schwabenvolk an seinem Fürstenhaus«: hängt.

Stuttgart, 27. April. Die Ankunft Sr. K. Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen er­folgte um 1 Uhr 20 Min. Die Begrüßung war eine ungemein herzliche. Prinz Wilhelm von Preußen begrüßte auch die zum Empfang anwesenden Herren und ließ sich diejenigen, welche ihm noch unbekannt waren, vorstellen. Die beiden Prinzen Wilhelm wurden bei der Fahrt ins K. Residenzschloß mit Hochrufen empfangen.

Stuttgart, 28. Apr. Am Ostersonntage fand im großen Saale der Paul Weiß'schen Bierbrauerei eine Zu­sammenkunft der Jcrusalcmsfrcunde statt, die das Gedächtnis ihres verstorbenen Gründers und langjährigen Vorstandes Christoph Hoffmann durch Gebet Gesang und Mittagsmahl feierten. 300 Personen nahmen an letzterem teil.

Stuttgart, 29. April. Das Rciterfestspiel zur Feier der Vermählung Ihrer Königl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm von Württemberg ging gestern Abend im Königlichen Reithaus glänzend von statten. (Näherer Bericht fgt).

Die Landessynode ist auf den 17. Mai d. I. nach Stuttgart cingeladen.

Hall. Sicherem Vernehmen nach findet die jährliche Versammlung württembergischer Forst­männer am 21. und 22. Juni d. I. hier statt.

Friedrichshafen, 25. April. Dieser Tage wurden von der K. Zentralstelle für die Landwirt­schaft wieder zwei große Fässer voll aus Galizien kommender zweijähriger Zander in den Bodensee eingesetzt. Der Zander, eine Art Barsch (Krätzer) mit Hechtkopf, ist der beste Fisch, den wir hier ken­nen; er erreicht, ja übertrisit nach manchem Urteil noch die Forelle.

Nach neuerlichen Nachrichten soll die Situation am bayerischen Königshofe einer entscheidenden Wendung in den nächsten Tagen entgegcngehen. Die Dinge haben sich allmählich so gestaltet, daß die fi­nanzielle Frage, so drängeird sich dieselbe auch ange­

sichts der sich mehrenden Zivilklagen gegen die königl. Kabinetskasse gestaltet, der persönlichen Frage gegen­über vollkommen in den Hintergrund tritt. Der Gemütszustand des Königs ist nachgerade ein der­artiger geworden, daß die Regierung darauf bedacht sein mußte, sich selbst dem Lande gegenüber von der Verantwortung für alle künftigen Eventualitäten zu entlasten und dem Königreiche eine oberste Autorität zu sichern. Die Einsetzung einer Regentschaft soll ernstlich ins Auge gefaßt sein. Der Negentschaftsrat kann aber nur ein zeitweiliger sein, da für die Ein­setzung eines definitiven Regentschaftsrates die frei­willige Abdankung des Königs die Voraussetzung bildet, welche jedoch nicht zu erwarten sein dürfte.

München, 27. April. Von allen Seiten kommt man der bedrängten Kabinetskasse zu Hilfe. Nun wollen auch die Banken, die seiner Zeit das Anlehen besorgt, die Hypo­theken- und Wechselbank und die Süddeutsche Bodenkredit­bank, deren Direktoren vermutlich noch einige /leere Knopflö­cher haben, nicht Zurückbleiben und haben freiwillig den Zins­fuß herabgesetzt.

Nürnberg, 22. April. (Rabencltern). Nach drei­tägiger Verhandlung und nach Vernehmung von fast 100 Zeu­gen wurden die Privaticrseheleute Eckert vom Schwurgericht zu je vier Jahren Gefängnis verurteilt. Sie hatten den 15- jährigen Sohn aus der ersten Ehe des Mannes durch Ent­ziehung der nötigen Nahrung und Kleidung, durch Ueberan- strengung und dergleichen langsam zu Tode gemartert, um das mütterliche Erbe des Kindes zu 11500 Mark zu bekommen.

Kempten, 27. April. In der Nacht vom Karsamstag auf Ostersonntag ist in dem Pfarrdorf Baisweil (Amtsge­richts Kaufbeuren) beim Einläuten des Osterfestes der Kirch­turm eingcstürzt, wobei 7 Menschen sofort getötet wurden und 6 teils schwere teils leichte Verletzungen erlitten.

Aus Würzburg wird derFr. Z." gemel­det: 20 Geistliche passierten verflossene Nacht auf dem Wege nach Rom die hiesige Stadt. Domvikar Schneider schloß sich ihnen an, um seine Kollegen in dem Samarirerdienste der Bekämpfung der in Italien herrschenden Cholera zu unterstützen.

Frankfurt, 29. April. Die Franks. Ztg. meldet aus Wien: In dem Marktflecken Friedland in Mähren (Station jder Ostrau-Friedländer Eisen­bahn mit 2698 Einwohnern) ist ein großer Brand ausgebrochen. Bis jetzt sind 60 Häuser abgebrannt, 8 Personen sind verunglückt. Der Schaden ist be­deutend.

Berlin, 26. April. Die vor acht Tagen abgebrann­ten Jmprägnierungs- und Sägewerke des Fürsten Bismarck in Friedrichsruh sind durch die Magdeburger Feucr-Versichc- rungs-Gesellschaft geprüft und der Schaden auf rund 70000 festgcstcllt worden.

Berlin, 27. April. Das hiesige Polizei- Präsidium verbot mit Bezug auf das Gesetz über die Sonntagsruhe während des Vormittags-Gottes­dienstes, sowie nachmittags von 24 Uhr in öffent­lichen Lokalen das Spielen mit Karten, Billard, Domino und Schach. Aus mehreren Städten Südrußlands werden neue Nihilisten-Verhaftungen gemeldet; in Taganrog wurde eine geheime Druckerei entdeckt und hierbei 7 Männer und 5 Frauen ge­fangen genommen.

Berlin, 27. April. Dem Bundesrate ging eine Vorlage, betr. die Errichtung eines Seminars für orientalische Sprachen an der Berliner Universi­tät, zu. In Aussicht genommen sind Vorlesungen über sieben verschiedene Sprachen des Orients. Die Kosten des Seminars, einmalige wie fortlaufende, soll zur Hälfte das Reich, zur andern Hälfte Preu­ßen übernehmen.

Berlin, 27. April. Graf Herbert Bismarck ist an einer Lungenentzündung erkrankt. Fürst Bismarck hat deshalb seine Reise nach Friedrichsruh aufgegeben.