beim dermaligen Stand des Geldmarktes zu 3*/r bis 4°/» mehr Geld angeboten als er nötig hat. Die Einnahmen pro 1. Jan. bis 31. Dez. 1885 belaufen sich auf 34 903 39 ^, die Ausgaben auf 34 760 vkL

57 Den Vereinsschulden von 32 259 ^ 77 ^ stehen die Aktiven gegenüber mit 33 731 , was

ein Vereinskapital von 1471 ^ 65 ^ ergibt. Die­ses Vereinskapital, das sich in den 5 Jahren des Bestehens der Darlehenskasse angesammelt hat, bleibt Eigentum des Vereins. Die Mitglieder haben per­sönlich keinen Anteil an demselben und können keine Teilung verlangen. Offenbar gehört keine sehr lange Reihe von Jahren dazu, um aus dem Gewinn, der jährlich dadurch erzielt wird, daß der Verein 1"/o Zinsen mehr nimmt, als er zahlen muß, ein namhaftes gemeinschaftliches Kapital anzusammeln, das dann zu sehr mäßigem Zinsfuß an die Vereinsmitglieder aus­geliehen werden kann. Es ist nach den hiesigen Er­fahrungen des Darlehenskassen-Vereins unstreitig eines der beachtenswerthen Mittel, die Verhältnisse des kleineren Bauernstandes sowohl in sittlicher als auch in materieller Beziehung zu verbessern. Wenn auch sein erster und Hauptzweck die Geldbeschaffung zu mäßigen Zinsen und mit bequemen Rückzahlungsfristen ist, so hat er auch noch andere wohlthätige Zwecke im Auge. Er ersetzt seinen Mitgliedern einen länd­lichen Konsumverein, indem er ihnen z. B. die nö­tigen Sämereien und Dungmittel in bester Qualität und zu einem billigen Preise verschafft. Dadurch, daß der Verein sich für die Güte und Reinheit der bezogenen Ware Garantie leisten und dieselbe dann von der Versuchs- und Zentralstation Hohenheim untersuchen läßt, sind die Mitglieder vor Betrüge­reien geschützt, denen da und dort Heuer die Leute, namentlich beim Ankauf von künstlichem Dünger, allem nach anheimgefallen sind. Da weniger einsich­tige und insbesondere auch ärmere Leute vor allem billig kaufen und die Zwischenhändler doch auch noch einen Gewinn machen wollen, so soll hie und da Kunstdünger ohne jegliche Gehalts- und Garantie­angabe an die Leute abgesetzt worden sein, der bei seiner schlechten Qualität trotz seiner Billigkeit doch sehr teuer ist. Es ist freilich unfaßlich, daß so etwas soll geschehen können, wo doch der landwirtschaftliche Bezirks-Verein jedem die Hand geboten und auch durch seine Veröffentlichung jedem die Preis-Beur­teilung ermöglicht hat. Es kann doch kein vernünf­tiger Mensch glauben, daß eine Fabrik einem Mann, der nur 200 Ztr. bezieht, eine gleich gute Ware so viel billiger abläßt als einem Verein, dessen Bezug mehrere Tausend Zentner umfaßt.

Berichtigung. Die Bienenzüchter-Versamm­lung in Ettmaunsmeiler hat sich einstimmig für Bei­behaltung der BenennungSchwarzwald - Biencn- züchker-Verein" ohne die BezeichnungAltcnsteig" erklärt. Es ist somit der Verein die Fortsetzung des längst bestellenden und ursprünglichen Vereins dieses Namens. Der Vorstand.

Die Eröffnung der Schwurgerichts-Sitzungen des I. Quartals für den Schwurgerichtssprengel Tübingen findet am Dienstag den 23. März, vor­mittags 9 Uhr, statt. Zum Vorsitzenden wurde Landgerichtsdirektor v. Häcker ernannt.

Stuttgart, 3, März. Die Handels- und Gewerbekammer zu Stuttgart hat sich in ihrer Ple­narsitzung vom 24. v. Mts. einstimmig für die ge­plante Veranstaltung einer nationalen Gewerbe-Aus­stellung in Berlin ausgesprochen. Es wurde dabei besonders hervorgehoben, daß das Pariser Projekt in keiner Weise die Kammer in ihrer Stellungnahme beeinflussen könnte, vielmehr sie in ihrer Ansicht be­stärke, daß die nationale Ausstellung der deutschen und namentlich der süddeutschen Industrie von hohem und bleibendem Nutzen sein werde.

Stuttgart, 4. März. Wie wir heute ver­nehmen , scheint die Entscheidung über den Tag der Vermählung Sr. K. Hoheit des Prinzen Wil­helm mit der Prinzessin Charlotte von Schaum- burg-LipPe nunmehr getroffen zu sein, und zwar soll dieselbe am 12. April stattfinden, der festliche Einzug in Stuttgart etwa 14 Tage später.

Stuttgart, 4. März. In der 148. Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde das Feldbe­reinigungsgesetz mit 79 gegen 1 Stimme (Mohl) an­genommen.

Sluttgart, 5. Marz. Nach mehrtägiger Unterbre­chung nahm die Kammer der Abgeordneten gestern ihre Sitzun­gen wieder aus, um sich mit de» abweichenden Beschlüssen des anderen Hauses zum Feldbercinigungsgesctz zu beschäftigen. 2» weitaus den meisten gällcn zeigte sie sich nachgiebig und

erklärte sich mit den Beschlüssen der Kammer der Standcsher-- rcn einverstanden. Meinungsverschiedenheiten bestehen noch bei vier Artikeln und beziehen sich auf das Schätzungsversahren, darauf, ob bei Zusammenlegung kleinen Grundbesitzern aus ihr Verlangen ihr Ersatz an Grund und Boden in der Nähe ihres Wohnorts angewiesen werden soll und darauf, dah die­jenigen, welche schon bisher in einem Teil der Markung zu­sammenliegende gröbere Flächen innehalten, dort wieder ihren Grundbesitz angewiesen erhalten sollen. Weitere Disferenzpunkte bilden noch die Fragen, ob die Zentralstelle oder der Gemeindc- rat darüber zu entscheiden hat, ob Ausnahmen von der Regel der Längstcilung der Gewände zugclassen werden können, und ob die Staatskasse die Kosten der Vorarbeiten eines von der Zentralstelle gutgehcistencn, aber bei der Abstimmuugstagsahrt abgclehntcn Pwns zu übernehmen hat, oder die Antragsteller. Auf Anfrage des Frhrn. v. Varnbüler stellte Minister v. Höl- dcr das Inkrafttreten des Fcldbrreinigungsgesetzcs für den I. Juli d. I. in Aussicht.

Heilbronn, 4. März. In seiner heutigen Sitzung hat der Gemeinderat beschlossen, dem Prinz Wilhelni zu seiner Wiedervermählung ein Hochzeits­geschenk in Silber im Wert von 12001L wie im Jahre 1877 zn verehren.

Im Wollmatinger Gemeindewald wurde eine 500jährige Eiche gefällt und um 700 vkL nach Basel verkauft.

Eine Versammlung der deutschen Partei in Ulm hat sich nach einem sehr klaren, überzeugenden Bortrag des Gutspächters Bräuninger vou Oerlingen über das Branntweinmonopol einstimmig für das­selbe ausgesprochen.

München, 3. März. Der Reichsrat Stifts­probst Dr. v. Döllinger feierte am 28. v. M. in voller Rüstigkeit seinen 87. Geburtstag. Der König richtete ein eigenhändiges Glückwunschschreiben an Dr. v. Döllinger.

Gleich den bischöflichen Ordinariaten von Mün­chen und Würzburg hat nun auch das Ordinariat Eichstätt an die Pfarrer des Bistums die Weisung erlassen, dahin zu wirken, daß katholische Waisen dem Reichswaiscnhaus in Schwabach nicht zur Erziehung übergeben werden.

(Außergewöhnliche Trauung.) Eine außerge­wöhnliche Trauung fand vor einigen Tagen am Wolfsbrucher Moor bei Otterndorf statt. Im Jahre 1874 faßte die Ehefrau des Hofbesitzers A. daselbst den Entschluß, dem Leben ihres Mannes durch Vergiften ein Ende zu machen. Zu diesem Zwecke reichte sie demselben einen mit Arsenik ver­gifteten Apfel, den derselbe auch annahm und; bald nachher zeigten sich bei dem Manne Symptome der Vergiftung, durch schnelle Hilfe jedoch wurde die Gefahr für sein Leben beseitigt. Die Ehefrau wurde für diese That vor dem Schwurgericht zu Stade zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt und außerdem von ihrem Manne gerichtlich geschieden. Nun heilt aber die Zeit bekanntlich alle Wunden, und so auch hier; denn neulich hat sich die damals gerichtlich geschiedene Frau mit ihrem vou ihr geschiedenen Manne von Neuem trauen lassen.

Wiesbaden, 3. Mär^ Schriftsteller Otto von Corvin-Wiersbitzki ist verga gene Nacht im Alter von 74 Jahren gestorben. Er nahm 1848 und 1849 am badischen Aufstand Teil, wurde zum Tode ver­urteilt, aber begnadigt und war bis 1855 im Zellen­gefängnis in Bruchsal; ging dann als Korrespondent englischer Zeitungen nach Amerika, machte den Sezessionskrieg mit, später den französischen Krieg als Korrespondent derN. Fr. Pr."

Bromberg, 2. März. Der hiesigenOst­deutschen Presse" geht aus dem Kreise Wongrowitz folgende betrübende Mitteilung zu: Ein bäuerliches Ehepaar wurde vor längerer Zeit inhaftiert, weil alle Indizien dafür sprachen, daß sie jemand in der Nähe ihres Gehöftes ermordet und beraubt hätten. Die Aermsten wurden beide nach einander wahnsinnig, die eine Person starb, die andere ist im Jrrenhause. Dann wurde durch Zufall der Mörder entdeckt und nach seinem Geständnis zum Tode verurteilt. Das Besitztum der Leute, weil ganz ohne Aufsicht, wurde total Verwüster und dann subhastiert. Die armen kleinen Kinder fallen den Verwandten und der Ge­meinde zur Last.

Berlin, 4. März. Ein dem Bundesrat zu­gegangener Gesetzentwurf hebt die Verordnung von 1868 über die Kommunalsteuerfreiheit der Offi­ziere auf.

Berlin, 4. März. Die Berliner Polit. Nach­richten melden: Bei dem parlamentarischen Diner habe der Reichskanzler in Betreff der gegen die Rede des Bischofs Kopp erfolgten klerikalen Angriffe bemerkt, man dürfe sich von Anfeindungen der bezeichneten

Art nicht beirren lassen, müsse dieselben vielmehr mit Nichtachtung strafen.

Berlin, 5. März. DieNordd. Allg. Ztg." meldet: Der Reichskanzler leidet seit drei Tagen an einem schmerzhaften Muskelrhenmatismus in der Brust und in den Schultern. Seiner Absicht, sich dennoch wenigstens heute an der Reichstagsdebatte über das Branntweinmonopol zu beteiligen, ist im Hinblick auf frühere Anfälle von Lungen- und Brustfellent­zündung ärztlicherseits so bestimmt cntgegengetreten worden, daß darauf verzichtet werden mußte.

Berlin, 6. März. Der Entwurf, betr. das Branntwein-Monopol, wurde an eine Kommission von 28 Mitgliedern verwiesen. Der Finauzminister v. Scholz drückte die Hoffnung aus, daß in der Kommission eine Verständigung erzielt werden möge.

Ein Bruder des Attentäters Nobiling, früher Offizier, der nach dem Attentate unter dem Namen Edeling seinen Abschied genommen und von einer Firma in Neuß unter glänzenden Bedingungen en­gagiert worden war, hat in dieser Stellung große Unterschlagungen verübt und wurde verhaftet.

Oesterreich-Ungarn.

Budape st, 4. März. Bei der heutigen Ver­handlung über das Munizipalgesetz erklärte der Ab­geordnete Mocsary, Fürst Bismarck werde nach seinen, gegen die den Magyaren engbefreundete pol­nische Nation ergriffenen Maßregeln in der Weltge­schichte als einer der größten Verbrecher verzeichnet. Der Präsident erteilte dem Abgeordneten den Ord­nungsruf.

Schöne Zustände herrschen im gelobten Ungar­land. In der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag drangen Räuber und Diebe in das Direktions-Ge­bäude des Vulkojer Goldbergwerks und raubten den ganzen Vorrat, 32 Kilogramm Gold, etwa 90000 Mark. Den Direktor nahmen die Strolche mit, am andern Morgen fand man ihn schwer verwundet in hoffnungslosem Zustand. Bon den Thütcrn fehlt jede Spur.

Schweiz.

(Seltsamer Selbstmord.) Einen seltsamen Tod suchte und fand kürzlich ein Metzgerlehrling im Locle, Kanton Neuenburg. Derselbe befestigte sich eine beim Großvieh oft angewendete Schußmaske um die Brust und schlug mit einem Beil auf die Zünd­kapsel. Der Schuß ging los und der Tod trat augenblicklich ein.

Italien.

Rom, 2. März. Bei einem Kostümfeste, wel­ches am 24. Februar im Quirinal zu Rom statt­fand, trug die Königin Margherita ein Schürzchen auf schwarzen! Spitzengrund, durchweg mit Brillanten und Smaragden gestickt. Die kleinen Taschen waren von je 4 am großen Smaragden gebildet. Als Band dienten diesem Schürzchen zu beiden Seiten herab­hängende Doppelschnüre von echten orientalischen Perlen. Kenner gaben den Gesamtwert dieses Klei­dungsstückes, bei welchem die schönsten savoyschen Juwelen verwendet worden, auf vier Millionen Lire an.

Der Papst hat am Dienstag anläßlich des Jahrestages seiner Krönung die Kardinäle in Rom empfangen und dabei in seiner Ansprache die Affaire äo8 Ooriäos besonders hervorgehoben. Er beklagte sich bitter,daß nichtige Vorwände und gemeine Bosheiten dazu ausgebeutet würden, um unter Drohungen den Haß gegen den Vatikan zu schnüren." Diese harten Worte des Papstes sind indirekt gegen die italienische Regierung gerichtet und werden dort gewiß nicht besonders friedlich wirken.

Frankreich.

Die Kinderarmut der französischen Ehen beunruhigt die öffentliche Meinung Frankreichs schon lange und hat das Parlament veranlaßt, auf reichen Kindersegen eine Art Prämie zu setzen. Es wurde ein Gesetz gegeben, nach welchem jeder Familie, die wenigstens 7 Kinder zählt, für eines dieser Kin­der ein Gymnasialstipendium verliehen wird. Unter einem solchen Stipendium nun, so schreibt man der Vossischen Ztg." aus Paris, muß man sich keine Geldsumme vorstellen; es ist vielmehr ein Freiplatz in einer Mittelschule, die in der Regel ein Alumnat ist. Der Junge erhält Wohnung, rauhe, aber aus­reichende Kost, eine uniform, sämtliche Lehrmittel und den Gymnasialunterricht, zu dem auch Repetitio­nen gehören. Zahlende Schüler kostet das, je nach der Stadt, von 9001500 Franken jährlich. Die Wohlthat, die kinderreichen Familien damit erwiesen