Boltsbank Stuttgart i. K. In dcm Prozeß gegen die Direktoren der Stuttgarter Bolksbank wegen einfachen Bankrotts hat das Reichsgericht in Leipzig gestern die von den <!»geklagten wider das Urteil des K. Landgerichts.Stuttgart eingelegte Revision verworfen.
Evang. Volksschulwesen. Am 1. Jan. 1885 betrug die Zahl der Schullehrerstellcn in Württemberg (inkl. 17 israelitischen) 2186 gegen 2168 im Vorjahre. Bon denselben trug 1 Stelle weniger als 900 <46 , 800 Stellen 900—999 <46 , 797 Stellen 1000—1099 „16, 196 1100 1199 <16. 105 1200
bis 1299 „16, 100 1300—1399 -16, 77 1400 bis 1499 -,16, 38 1500—1599 <46, 56 1600—1699 <46. 4 1700—1799 <46, 10'1800—1899 <46. 2 2000-4L und darüber. Hiezu kommen 16 ständige Berwese- reien, 331 Unterlehrerstellen (37 mit Lehrerinnen besetzt), 486 Lehrgehilfcnstellen (91 mit Lehrerinnen besetzt). An Alterszulagen erhielten 169 Schullehrer je 100 <46, 218 je 140 „16 . 831 je 200 „46. Lehrerinnen erhielten an Alterszulagen 17 je 100 <46, II je 125 „16, 13 ix 150 <46. Die Zahl der Lehramtskandidaten betrüg 1161 männliche und 178 weibliche. In der Heranbildung für den Volksschuldienst befanden sich 619 männliche und 37 weibliche Zöglinge. Am 1. Mai 1884 wurden 225 944 Volks- fchüler gezählt, und zwar 107095 Knaben und 118 849 Mädchen.
(Der Hagelschaden in Württemberg im Jahr 1885.) Im ganzen Königreich wurden im letzten Jahr 27 Oberämter mit zusammen 107 Gemeinde-Gemarkungen vom Hagelschlag betroffen. Der Betrag des Schadens wird auf 3 821256berechnet. Im Durchschnitt stellt sich der Geldbetrag des Hagelschadens von 1 Hektar total verhagelter Fläche auf 217 „16 30 ^Z.
Heidelberg hat den Dichter Victor von Scheffel zu seinem 60. Geburtstag zum Ehrenbürger ernannt; die Schloßruine wurde prachtvoll beleuchtet, und ein Musikkorps spielte Scheffel'sche Lieder.
Würzbnrg, 17. Febr. Nach hier cingcgan- genen Nachrichten soll das Dorf Hassenbach b-i Kis- singen, das etwa 300 Einwohner zählt, am vergangenen Montag fast völlständig niedergebrannt und dabei sollen auch mehrere Menschen verunglückt sein. 80 Häuser, heißt es, liegen in Asche.
Mainz, 15. Febr. Ein Soldat der hiesigen Garnison, der gestern nachmittag nach dem benachbarten Bodenheim ohne Urlaub einen Ausflug gemacht, kehrte mit dem letzten Zuge hierher zurück. Um sich nicht der Gefahr einer Bestrafnng auszusetzen, sprang er kurz vor der Haltestelle Neuthor ans dem Zug, schlug unglücklicherweise gegen einen Laternenpfahl, wurde unter den Zug zurückgeschlcudert und von diesem zermalmt.
Berlin, 17. Februar. Fürst Nikolaus von Montenegro ist heute früh ans St. Petersburg hier cingetroffen; er gedenkt, soweit bis jetzt bekannt, einige Tage hier zu bleiben. Der Fürst wurde nachmittags vom Kaiser und von der Kaiserin, sowie vom Kron
prinzen und von der Kronprinzessin empfangen. Später stattete er auch dem Reichskanzler Fürsten Bismarck einen Besuch ab. Heute abend findet ihm zu Ehren bei Ihren Majestäten eine große Theege- scllschaft statt.
Berlin, 18. Febr. Die wichtigsten vom Bundesrat beschlossenen Abänderungen in der Branntwein- monopolvorlagc find folgende: Für Trinkbranntwein wird unter Berücksichtigung der seitherigen Preise ein entsprechender Preis festgesetzt. Die Errichtung von Branntweinmagazinen erfolgt im Einvernehmen mit der Landesregierung. Zur Herstellung von Genuß- mitteln, welche nicht als alkoholische Getränke anzusehen sind, erfolgt eine Preisminderung. Für gewerbliche, wissenschaftliche, Heizungs- und Beleuchtungszwecke erfolgt die Abgabe zu den Ankaufspreisen. Bei Abgabe zur Herstellung von zum Export bestimmten Fabrikaten erfolgt eine weitergehende Preisermäßigung. Den Apothekern bleibt zu Heilzwecken die Herstellung und der Verkauf von Alkohol und Alkoholgetränken gestattet. Die kleinen Brennereien können bis zu 5 Liter zum Hausverbrauch zurückhalten. Für Bayern, Württemberg und Baden tritt das Gesetz nach erfolgter Zustimmung dieser Staaten in Kraft.
Berlin, 19. Febr. Der Reicbstag verwies das Sozialistengesetz an eine 21gliedrige Kommission. Die Redner der sozialistischen uno deutschfreisinnigen Partei hatten für Aufhebung des Sozialistengesetzes gesprochen, die dcutschkonservativen Redner für die Vorlage, ebenso das Zentrum und die Nationalliberalen, welche jedoch für die Vorlage mildernde einschränkende Abänderungen befürworteten.
In dcm Reichstage haben der sozialdemokratische Abgeordnete Auer und Genossen einen Gesetzentwurf, betreffend Abänderung des Wahlgesetzes und Wahlreglements für den deutschen Reichstag eingebracht. Nach demselben soll die Wahlfähigkeit mit dem 21. statt 25. Lebensjahr beginnen und die Zahl der Abgeordneten nach Maßgabe der Volkszählung von 1885 festgesetzt werden; ferner sollen Wahlnmschlüge eingeführt werden und die Wahlen stets an einem Sonntag stnttfinden.
Die Leistungsfähigkeit der Berliner Mägen vor hundert Jahren wird durch einen Zeitungsbericht über eine Redoute im Königl. Opernhaus, den der Börsen-Courier mitteilt, in höchst drastischer Weise illustriert. Nach diesem Beriche waren zweitausend Masken auf dem Opernball anwesend, welche auf des Königs Kosten verzehrten: 1800 Butterbrode, 300 Ochsenzungen, 200 Kalbsbraten, 100 Wildbraten, 200 Torten, 200 Baumkuchen, 6 Scheffel Bonbons, 6 Scheffel gebrannte Mandeln und Makkaronen. 100 Hasen, 300 Bouteillen Champagner und 1 Ztr. Chokolade. Und jetzt?
Der Borwurf, ein christlicher Jude zu sein, ist nach dem dieser Tage von der 100. Abteilung des Berliner Schöffengerichts in der Privatklage
sache des Möbelhändlcrs Richter gegen den Tischlermeister Moriz Liebert in Tharandt gefällten Urteil beleidigender Natur, indem damit unter den heutigen Zeitverhültnissen dem Betroffenen Unrcelli- tüt imputiert wird.
Der Papst Hat Herrn WindtHorst, der „Perle von Meppen", zu seiner Geburtstagsfeier den apostolischen Segen gesendet, und zwar, wie die „Germania" verkündet, ganz freiwillig. (?)
Das Unwohlsein, von welchem Graf Moltke befallen worden ist, wird von Berliner Blättern als ein starker Katarrh bezeichnet, der iudeß in keiner Weise zu ernsten Besorgnissen Anlaß bieten soll.
Preußen baut viele kleine Eisenbahnen und verlangt dazu vom Landtag die Bewilligung von 57 742 000 Mark.
Im „Bcrl. Volksbl." läßt sich der sozialdemokratische R.-Abg. Liebknecht über den anarchistischen Rädelsführer Hyndman in London dahin aus, derselbe sei ein entschiedener Gegner der Anarchisten (!) und alles eher, nur kein Revolutionär (!!); er sei etwas Aehnliches wie in Deutschland ein Christlich- Sozialer (!!!). Dem gegenüber kommt der „Reichs- bote" in einer Originalkorrcspondenz ans London dem schwachen Gedächtnis des Herrn Liebknecht in etwas zu Hilfe, indem er konstatiert, daß Hyndman in seiner Wochenschrift am 1. Januar 1884 empfiehlt: „Einen Schlag zu führen in das große finanzielle und kommerzielle Herz Europas, der gründlichen Schrecken verbreiten muß." „Man müsse den Männern und den Frauen der sogenannten Gesellschaft Schrecken einjagen." Im Programm der Liga heißt es: „London, dessen Bevölkerung von vier Millionen die reichsten Leute in sich faßt, ist der Gnade seiner Verbrccherklasscn überlassen, welche eine Biertelmillion zählen. Bewacht wird es nur durch 2500 Mann Truppen, 10 000 Polizisten und 10000 Freiwillige. Die letzteren sind, wie allbekannt, blasse Sonntags- kriegcr. Merkt euch das! O, verbreitet das Licht! (Dynamit.)" In den letzten Nummern von „Hynd- man's Blatt" werden die Verbrccherklassen zum Rauben direkt aufgesordert. Eine ähnliche Sprache führen seine Genossen Burns, Champion, Williams, Murray u. a.
Die „N. fr. Pr." meint: Die Czechcn, Polen und Klerikale sind von einem nnvertilgbaren Mißtrauen" gegen die Politik des Fürsten Bismarck erfüllt , und wenn der deutsche Reichskanzler nicht schleunigst andere Saiten aufzictzt, und die ungeschickten Handlanger" — darunter soll wohl der Botschafter Prinz von Neuß verstanden sein — beseitigt, so mag er sich einen anderen Verbündeten suchen als Oesterreich.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck i, Verlag der G. W. Aa iser'schen Buchhandlung in Nagold.
Knnlir^e und ^nvttL-NekannLmaümngett.
Nagold.
Liegenschafts-
Verkauf.
Die zur Konkursmasse des si Andreas Naaf, gcw. Tuchmachers hier, gehörige, in Nr. 16 dieses Blattes näher beschriebene Liegenschaft, wird am
Samstag den 27- dieses Monats, Nachmittags 2 Uhr, auf dem hiesigen Rathhanse wiederholt im öffentlichen Aufstrcich verkauft, wozu die Liebhaber eingeladen sind. Es wird bemerkt, daß ein weiterer Aufitreich nicht slattsindet und auch Nachgcbote nicht angenommen werden.
Ten 20. Februar 1886.
Die Konkurs-Verwaltung.
Revier Altensteig.
Brennholz-Verkauf.
Am
Freitag den 26. Februar, nachmittags 2 Uhr,
auf dem Rathaus zn Warth aus Neubann, Abt. 8
Mahdmiese: 1 Rm. buch. Prügel, 14 Rm. Nadelh.-Scheiter u. Prgl., 173 Nm. d to. Anbruch, sowie 795 Rm. Re is. Revier Ltammheim.
Stangeu-Verkaus.
Samstag de» 27. Februar, vormittags 10 Uhr,
H-A - im Bären in Stammheim ans ' Dicke-
merschlößle, Glattsteig, Mittlerwald, Jägerwiese: 410 St. Bansrangen, 4515 Hopfenstangen I.—V. Kl., 3430 Reisstangen, Floßwieden rc.
— W a l d d o r f,
Oderamts Nagold.
Lang- mid Ämigknhch-Verküss.
Ans den hiesigen Gemeindewaldungen Eschbach u. alter Brand
werden am
Freitag den 26. d. M., nachmittags 1 Uhr,
auf hiesigem Rathaus an den Meistbietenden verkauft:
351 Stück Langholz und 8 Sägklötze mit 116 om,
121 Stück Derbstangen, größtenteils über 13 m lang,
wozu die Liebhaber hiemit eingeladcn werden.
Abfuhr günstig.
Schultheiß Gänßle.
G ü l t l i n g e n.
Fahrnis-Verkauf.
Aus der Ver- lassenschafts- , masse des verstorbenen
Friedrich Trudle, Obermüllers, kommt gegen bare Bezahlung zum Verkauf am Donnerstag den 25. Februar d- I., von vormittags 8*/- Uhr an: Manns- u. Frauenklcider, Betten und Bettgewand, Leinwand, Schreinwerk, Faß- und Bandgeschirr, allerlei Hausrat ;
am Freitag den 26. d. M., von vormittags 9 Uhr an:
1 Pferd, Schimmel, 7jährig, 3 Kühe, 1 Rind, trächtiges
Mutterschwein, I Paar starke, sowie 4 Stück kleinere Läuferschweine.
trächtige Kalbin
Liebhaber sind freundlich eingeladen.
Den 17. Februar 1886. ,
Waisengericht.
Vorstand Wur st.
Revier Enzklösterle.
Aekannlmachung.
Die Eigentümer des in der Pvppel- thäler und Gompelscheurer Wasserstnbe lagernden Floßholzes werden bei Beginn der Floßzeit darauf aufmerksam gemacht, daß der Polter-Lohn an den vom Revieramt aufgestellten Polterer Girrbach in Gompelscheuer je vor der Abfahrt der Flöße aus den-Wasserstuben zu bezahlen ist.
Enzklösterle, 21. Febr. 1886.
K. Revieramt.