Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Diknstag den 23. Februar.

JnsertiouSgcbühr für die Ijpallige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 -ch bei mehrmaliger je 6 -1. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1886 .

A irrtliche s.

Nagold.

Bekanntmachung.

Die OrtSvorsteßer derjenigen Gemeinden, in welchen sich Dampfkessel und Lokomobile befinden, haben die Anzahl derselben, ohne' Rücksicht, ob sie im Betrieb sind oder nicht, sowie die Namen der Besitzer binnen 8 Tagen hichcr anznzeigen.

Den 20. Februar 1886.

K. Oberamt. Güntner. _

N a g o l d.

Bekanntmachung.

Als Agent der Württemberg'scheu Sparkasse wurde laut Erlasses k. Zentralleitung des Wohlthä- tigkcits-Vereins vom 16. d. Mts. weiter aufgestellt:

Schullehrer Holder in Bern eck, was hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht wird.

Den 17. Februar 1886.

Kgl. Gcmeinsch. Oberamt.

Güntner. Ke m in l e r.

Tages-NeuigkeiLerr.

Deutsches Reich. x,

)( N agol d. Letzten Samstag abend fand der vorher in diesem Blatte angekündigte Scherzkranz des Liederkranzes unter außerordentlich starker Beteiligung der Ehrenmitglieder mit Familien-Angehörigen statt. Schon beim Eintritt in die Garderobe mußte die Stimmung gehoben werden bei Austeilung der humo­ristischen Kopfbedeckungen, welche auch fürMänn­lein und Weiblein" eine förmliche Zierde bildeten, und mancher damit dekorierte, spät in den Saal ein­tretende ehrsame Philister und Philisterin wurde durch allgemein erregende Heiterkeit humoristischer gestimmt. Zunächst erregte außerordentlichen Beifall das für diesen Abend speziell errichtete Podium, ein kleines Theater, dessen Dekorations-Malerei dem Künstler alle Ehre machte und war es ein anheimelndes Ge­fühl, den Schloßberg, Teufelshirnschale rc. mit den äußern Stadtteilen so getreu ein Bild zu schauen. Mit gewohnter Präzision begann die Unterhaltung selbst, ein prächtig illustriertes Programm versprach den Teilnehmern zum Voraus einen großen Genuß, aber alle Erwartungen waren übertroffen durch die kunstgeübten Leistungen. Die als Nagolder Zukunfts- Musik bezeichnet 8 Mann starke Kapelle mit ihren eigens beschafften Instrumenten steigerte auch ihren Vortrag zur höchsten Lachlust, die in den folgenden sämtlichen Punkten anhält, was aber auch nicht zu verwundern war, denn man wußte in der That nicht, welchem man am meisten Beifall klatschen solle; ge­sangsverständiger und humoristischer überbot beinahe ein Stück das andere. Speziell auf die einzelnen einzugehen, wäre zu weitschweifig; das Jägerfrühstück, des Bauern Zahnweh, das Trio, den ganz famosen Kerl, das Inden-Quartett, der Lumpensammler, wirk­ten ungemein erheiternd und zum Schluffe noch der in einer gemütlichen Kneiperei auf der Bühne dar­gestellte Gesangsschluß: Schön ist die Jugend, hat Allen, auch manchen, sonst mit den hiesigen gesell­schaftlichen Leistungen nicht besonders Zufriedenen die Uebcrzeugung aufgedrängt, daß eine solch fleißige, un­ter solch tüchtiger unermüdlicher Direktion stehende Gesellschaft eben doch etwas Gutes und Schönes zu leisten im Stande ist. Der Dank ist derselben bei je­dem Stücke durch Bravo, Dakapo und freudiges Hände­klatschen dargebracht worden. Denselben aber als wohlverdient auch hiemit öffentlich auszusprechen, wol- lcn wir nicht unterlassen, und möge er ein Sporn sein für den Liederkranz, ihren Mitgliedern von Zeit

zu Zeit einen derartigen Genuß zu bieten. Zum Schluffe wollen wir nicht verfehlen, auch denwirt­schaftlichen Leistungen unsere Anerkennung zu zollen, welche dazu beitrugen, die Teilnehmer bis zur Be­endigung des Programms über die Mitternachts­stunde zu halten.

Alten steig, 20. Febr. Die Holzmacher in einem Walde bei Besenfeld scheinen auch Ge­schmack am Wildbret zu finden. Bor einigen Tagen hatten dieselben Gelegenheit eine fette Hirschkuh, die ihnen von dem Hunde eines Fuhrmanns zugetrieben wurde, zu erlegen. Das Fleisch wurde verteilt. Doch dürfte der^,Braten teuer zu stehen kommen, weil die Sackt auHaxplaudert und der Behörde an gezeigt wurae.i)^<^Ein 21jühriger Bursche von Walddorf stürzte beim Brechen von Fichten­zapfen so unglücklich zur Erde, daß er außer einem Armbruch noch verschiedene schwere Verwundungen davontrug. Ziegler Steeb von Spielberg, wel­cher derselben Beschäftigung oblag, stürzte in einem Walde bei Fünfbronn ebenfalls von einer Tanne herab, kam jedoch glücklicherweise mit einigen leich­teren Verwundungen am Kopfe davon.

^ Stuttgart, 17. Febr. Wenn auch die Debatten über die Frage der Bersassnngsrcvisioii in der beutigcn Sitzung noch nicht zu Ende gegangen sind, so bat doch die v. Ministerpräsi­denten v. Mittnacht gehaltene Rede, in welcher derselbe den Standpunkt der Regierung darlegte, das ihrige zur Klärung der Situation beigelrageu. Einen ganz vorzüglichen Eindruck machten die Anssühnivge» des Ministerpräsidenten wegen ih­rer liebenswürdigen Loyalität, mit der sic den Wünschen der Majorität entgcgenkamen, »nd ein besonderes Interesse wußten sie wegen der geistvollen und manchmal kräftig satyrischen Bemerkungen zu erregen, die der Minister so nebenbei über die Streiche, die das allgemeine Wahlrecht selbst seinen enthusiastischsten Anhängern schon gespielt, sowie über die Zer­fahrenheit der Ansichten machte, die bisher gerade in denjeni­gen Kreisen über die Ziele der Bersassungsrevssion geherrscht, die am heftigsten darauf drängten. Unter Hinweis auf diesen Umstand suchte der Minister die gegen die Regierung erhobe­nen Vorwürfe der Saumseligkeit in Sachen der Verfassungs­revision zu entkräften. Niemand sei sich eigentlich bisher klar darüber gewesen, wo und was man revidieren solle, und solch' divergierende Anschauungen über ein allgemein angestrebtcs Vorgehen glaubte der Minister auch noch aus den gegenwärti­gen Verhandlungen, und zwar selbst im Schoße der einzelnen Parteigruppen, konstatieren zu sollen. Anzucrkennen sei jedoch, daß man durch die gegenwärtigen Debatten ein gutes Stück Weiler gekommen sei, denn die Regierung habe wenigstens die Uebcrzeugung gewonnen, daß sie für ihre Vorschläge der Ver- fassungsrcvision wenigstens eine Majorität haben werde. Leb- hafte Zustimmung wurde dem Minister zu Teil, als er aus­sprach, die Regierung wolle jetzt den Versuch und zwar noch vor den nächsten Wahlen wagen. Von einer zweiten Kammer als reine Volkskammer könne aber keine Rede sein, die Schaf - sung einer solchen könne das gegenwärtige Ministerium der Krone nicht anraten, denn die Stütze lediglich auf das allge­meine Wahlrecht könne sür Land und Haus Württemberg be­denklich werden. Was die Vorschläge der Regierung bezüglich der künftigen Zusammensetzung der Ständcversammlung anbe­langt, so würden sich dieselben aus dem Boden des 1867 ein- gebrachten Wahlgesetzes bewegen. Nachdem der Minister noch sein Bedauern darüber ausgesprochen, daß die Kammer durch die Zurückweisuug des gegenwärtigen Entwurfs das andere Haus einer Vcrfassungsrcvision keineswegs geneigt gemacht habe, gibt er die Erklärung ab, daß das Ministerium höchsten Orts die Genehmigung nachsuchxn werde zur Einbringung ei­nes Entwurfs betr. Aenderung des Vcrfassungsgcsctzes, gerich­tet auf die Zusammensetzung der Ständeversammlung. Auf Grund dieser, mit lautem Beifall ausgenommcnen Erklärung brachten v. Hosacker, Beulter und Genoffen den Antrag ein, über den vorliegenden Entwurf einfach zur Tagesordnung überzugehen. Außer dem Minister sprachen in der heutigen Sitzung noch die Abgg. Mahl, v. Lenz, Prälat v. Georgii und der Berichterstatter Probst.

Stuttgart, 18. Febr. Nach dreitägigen lebhaften Debatten in der Kammer der Abgeordneten wäre also die Ver- sassungsrcvifion eingeleitet worden. Die Sache ist jedenfalls immer noch ruhiger und gemütlicher verlaufen, als man erst anzunehmen geneigt war. Auch diejenigen Redner, welche ans eine Revision der Verfassung drängten, ließe» den Verdiensten

l der Privilegierten volle Gerechtigkeit widerfahren und schlugen durchweg einen recht versöhnlichen X m an. Die Mitglieder der Ritterschaft fanden sich mit Würde in das Unvermeidliche und versprachen, in patriotischem und loyalem Sinne an dem Vcrfassungswerk Mitarbeiten zu wollen. Während die Vertre­ter der katholischen Geistlichkeit sich schweigend verhielten, war mau auf der Prälatenbank nicht so willig und kehrte, in den Reden die seelsms, militans hervor, am energischsten aber machte der Universiiätskauzler v. Rümelin Front gegen die Absicht, ihn seines Sitzes in dem hohen Hause zu berauben und ihn in die erste Kammer zu verpflanzen. Der redegewandte Kanzler hielt dabei mit seiner Ansicht darüber gar nicht zurück, daß er von der ersten Kammer und von ihrer Behandlung der Geschäfte nur sehr wenig halte, von der Erblichkeit der Gesetz­geber nichts wissen wolle nnd bezeichnet,: cs als ein Unding, daß fremde Standcsherren, die nie ins Land kommen, an der Gesetzgebung in Württemberg Mitwirken, was auf Grund der Stimmüberiragung thatsächlich der Fall ist. Aber auch gegen tl Diejenigen Abgeordneten, die ihr Mandat der Votksstimme ver­danken, machte der Kanzler einige heftige Ausfälle, dabei recht anzüglich hervorhebend, daß die Privilegierten nach Niemandes Gunst zn fragen hätten, keine Streber seien nnd ebensoviel Kenntnis von den Zuständen des Volkes hätten und Geneigt­heit besäßen, dieselben zu berücksichtigen, als die Herren Abgg. des allgemeinen Stimmrechts. Mit der Rede des Univcrsitäts- kanzlers verflüchtigte sich auch das Interesse an der Diskussion und die weiteren Redner hatten sich nicht mehr jener Aufmerk­samkeit des hohen Hauses zu erfreuen, die während der beiden 'ersten Tage geherrscht. Ebner nnd Tafel traten noch für das Einkammersystem ein,', der Letztere außerdem sür die allerseits als berechtigt anerkannte Forderung einer ausgiebigeren Ver­tretung der Stadt Stuttgart im Landtag. Von der Ritter­bank sprachen noch die Frhrn. v. Gcmmingen und v. Wöllwarth, beide in sehr gemäßigtem Tone und nur sich gegen das Ein­kammersystem auslehncnd. Auf Grund der ministeriellen Erklärung von gestern war der Antrag der Kommissions-Mehr­heit im Sinne einer etwas weniger schroffen Fassung formu­liert, die dahin ging, über die Vorlage nicht zur Tagesordnung übcrzugchcn, sondern mit Rücksicht auf die in Aussicht stehende Verfassungsrevision nicht in die Beratung derselben einzutreten und dem Beschlüsse des anderen Hauses nicht bcizustimmen. Dieser Antrag, vor welchem die Anträge der Fraktion zurück­gezogen wurden, war mit 53 gegen 31 Stimmen angenommen. Diese letztere Stimmenzahl setzte sich zusammen aus den Privi­legierten und zehn anderen Abgeordneten, darunter dem Mi­nisterpräsidenten v. Mittnacht. Mit dieser Abstimmung wäre also die Verfassungsrevision in Fluß gekommen, und daß die Vorschläge der Regierung jetzt nicht mehr gar zu lange auf sich warten lassen, dafür bürgen die gestern gegebenen Verspre­chungen des Ministerpräsidenten. Die Regierung hat Mark 30 000 für Vorarbeiten des Projekts einer Bahnlinie Tuttlin- gcn-Sigmaringen exigiert. Es kommen nämlich bei Herstellung einer durchgehenden Verbindung von Osten nach Westen oder Südwestcn außer der Linie Tuttlingen-Sigmaringen noch andere Linien auf badischem Gebiete in Frage. Je nach den Entschließungen Badens bezw. des Reiches, welches, weil Ba­den es abgclchnt hat, selbst in der vom Reiche gewünschten Richtung zu bauen, sich vom Reichstag die Mittel sür Vor­arbeiten hat bewilligen lassen zur Herstellung einer inländischen Verbindung zwischen den südlichen Teilen des Elsaß und Ba­dens und den übrigen südlichen Teilen des Reichs, können die Verhältnisse sür Tuttlingen günstiger oder weniger günstig sich gestalten. Jene Vorarbeiten sind nun in ein Stadium eingc- tretcn, bei welchem Württemberg vielleicht in naher Zeit Ent­schließung darüber zu fassen haben wird, ob es die Linie Tuttlingen-Sigmaringen demnächst aus eigenen Mitteln Her­stellen will.

Stuttgart. (Dienstehrenzeichen.) Es ist in Aussicht genommen, das von der K. Regierung gestiftete Ehrenzeichen für treu geleistete 25jährige Dienstzeit in den Feuerwehren erstmals am Geburts­fest S. M. des Königs zur Ausgabe gelangen zu lassen. Bon der hiesigen freiwilligen Feuerwehr sollen beim I. Bataillon 30, beim II. 28 Mitglieder die Auszeichnung erhalten.

Wie

Stuttgart. Wie wir vernehmen, haben eine größere Anzahl von Häuserbesitzern der inneren Stadt eine Vorstellung an die bürgerlichen Kollegien gerichtet, in welcher sie die Errichtung des projektier­ten Rathausneubaus am Marktplatz befürworten und zugleich der Stadtkasse zu den Kosten einer Erwei­terung des bisherigen Bauareals Beiträge in der vor­läufigen Höhe von zusammen 112 550 <,-6 anbieten.