Der Gesellschafter

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Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägcrlohn) 30 , in dem Bezirk 1 4,

außerhalb des Bezirks 1 -4c SO -u. Monals- abonncment nach Verhältnis,

Samstag den 20. Februar.

JnsertionSgebühr für die ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 -1, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1886 .

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung.

Dir Zurückstellung von Reservisten. Landwehrmännern und Ersatz-Reservisten I. Classe in Berücksichtigung häuslicher und gewerblicher Verhältnisse betreffend.

Unter Hinweisung auf die Bestimmungen der ZZ. 63, 64 und 69 Ziff. 1 des Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 Reggsbl. S. 62 und ß. 13 Ziff. 2 und 3, A. 15 Ziff. 2,. 17 und 18 der Cont­rol-Ordnung Reggsbl. 1875 S. 105 werden diejeni­gen Reservisten, Landwehrmänner und Ersatz-Reser­visten I. Classe, welche bei notwendiger Verstärkung oder Mobilmachung des Heeres Anspruch auf Zu­rückstellung wegen häuslicher oder gewerblicher Ver­hältnisse machen wollen, aufgefordert, ihre Ansprüche längstens bis zum Musterungstermin, welcher noch bekannt gegeben wird, bei ihren Ortsvorstehern an­zubringen, welche dieselben mit der vorgcschricbenen gemeinderätlichen Aeußcrung ohne Verzug dem Ober­amt vorzulegen haben.

Den 17. Februar 1886.

K. Oberamt. Güntner.

^ Das erledigte Revieramt Nagold wurde dem Revicr- amts-Afsistenteii Römer in Wiernsheim übertragen.

Die erledigte Stelle eines Generalsuperintendenten in Hall wurde dein Stadldekan und ersten Stadtpsarrer an der Hoipitalkirche in Stuttgart, Ege, gnädigst übertragen, und dem Dekan Kiniber in Göppingen der Titel und Rang eines Prälaten gnädigst verlieben.

Tages-Neuigkeiterr.

Deutsches Reich.

P Altenstcig, 18. Febr. Nächsten Mitt­woch den 24. d. M. abends giebt die Kapelle der hiesigen Feuerwehr ein Konzert in den geräumigen Lokalen des Gasthofs zum Sternen hier. Das Pro­gramm ist sehr reichhaltig und dürfen sich Musik­freunde einen genußreichen Abend versprechen. Neben­bei werden Schattenbilder vorgeführt, welche den Gang nach dem Eisenhammer (v. Schiller) darstellen. Der Reinertrag des Konzerts fällt in die Kasse der Feuerwehr, welch letztere diesen Sommer ihr ^jäh­riges Bestehen festlich begehen wird.

Stuttgart, 18. Febr. Die Frage der Revision des Z. 132 der Verfassungs-Urkunde, welche schon in der letzten Laudtagssession im Frühling vorigen Jahres die erste Kammer beschäftigte, wurde heule in der Kammer der Abgeordneten in Angriff genommen und dabei kamen alle jene Forderungen und Wünsche zur Sprache, die, besonders kräftig genährt durch die Verheißungen der beiden letzten Thronreden, übrigens schon seit mehreren Decennien im Schoße der Volksvertretung, in der Presse und in öffentlichen Versammlungen bezügl. einer umfassenden Verfassungsrevision laut geworden sind. Bei der Revision des ß. 132 der Verfassungs-Urkunde handelt cs sich um die Vermehrung der vom Könige zu ernennenden lebens­länglichen und erblichen Mitglieder der ersten Kammer, die damit motiviert wird, daß die Aufgaben, welche an einzelne Mitglieder des hohen Hauses gestellt werden, in einem Maße gewachsen sind, daß die Heranziehung von weiteren als ein dringendes Bedürfnis erscheine. Debattelos war die aus der eigenen Initiative der ersten Kammer hervorgegangene Vor­lage von dieser angenommen, aber vorauszusehen war, daß die von dem Fürsten v. Hohenlohe-Langenburg ausgesprochene Hoffnung, auch die zweite Kammer möge ihr Einverständnis rnil dem Entwurf erklären, nicht in Erfüllung gehen werde. In der Kommission bestand nur eine Minderheit, welche auf die Beratung des Entwurfs eingehcn wollte, die Mehrheit be­antragte Tagesordnung. Neben diesen beiden Anträgen lagen rioch zwei weitere vor, die sich insofern mit dem Mehrheitsan­trag decken, als sie auch die Vorlage negieren, dabei aber jede in seiner Art der Regierung den Weg zeigen, wie sie die Re­vision der Verfassung auffassen soll. Der Antrag der Deut­sche» Partei ersucht die kal. Regierung, dem nächsten Landtag den Entwurf eines Berfassungsgeietzes vorzulegen, wodurch eine zeitgemäße Verbesserung des Kapitel 9 der Bcrfassungsurkunde, insbesondere hinsichtlich der Zusammensetzung der Ständevcr-

sammlung, herbeigcsührt wird. Der Antrag der Linken faßte die Sache noch etwas radikaler auf. Er spricht gegen die königl. Regierung die Erwartung aus, daß die in mehreren Thronreden zugesagten Verbesserungen des Kap. 9 der Ver- fassiingsurkunde durchgeführt und insbesondere die Zusammen­setzung der Abgeordnetenkammer im Sinne freier Volkswahl unter Ausschluß aller Vorrechte der Geburt und des Standes geändert wird. Im Grunde wollen also beide Anträge dasselbe, es besteht zwischen ihnen nur der Unterschied des Temperaments. Als erster Redner ergreift Probst in seiner Eigenschaft als Berichterstatter der Kommissiovs-Mehrheit das Wort, um be­sonders darauf hinzuwcisen, daß zu befürchten sei, die Vorlage werde die allgemeine Vcrsassungsrcvision, zu deren Durchfüh­rung gerade jetzt, wo zwischen den Parteien keine tieferen Ge­gensätze bestehen, der günstigste Moment sei, hinausschicbcn. Redner ließ es sich nicht nehmen, gewisse Vorschläge bezüglich einer künftigen Zusammensetzung der Ständeversammlung zu machen. Den Minderheilsantrag vertrat Landauer, indem er darauf hinwics, daß die Vorlage nur den Charakter eines Notgcsctzcs habe, das die allgemeine Vcrsassungsrcvision ja keineswegs präjudicicre. Götz vertritt den Antrag der deutschen Partei, dabei aber ausführcnd, daß er der Vorlage als Nct- gcsetz, d. h. wenn die Regierung die bestimmte Zusicherung gebe, daß sie dem nächsten Landtag das Verfassungsrcvisions- gesetz vorlegen wolle, wohl zustimmcn könne. Für die Privi­legierten sprach v. Schab, der namentlich auf die hervorragende Thätigkeit der Mitglieder der Ritter- und Prälatcnbank als Mitglieder der zweiten Kammer, sowie auf das gute Einver­nehmen zwischen ihnen und den Abgg. des Volkes hinwies. Aus diesem, elegischen Ton ging v. Schad zu kräftigen Aus­fällen über gegen den nie ruhenden Verbesserer an unseren konstitutionellen Einrichtungen und darauf ein Veto «inlegend gegen die von Landauer empfohlene Vertretung der Höchstbc- steuerten in der Kammer. Nach v. Schad ergriff Becher das Wort, »m für den McbrheitSantrag zu sprechen und dabei darauf hinweisend, daß die Annahme der Vorlage eine Ver­schiebung des Machtvcrhältnisses zwischen den drei gleichwerti­gen Faktoren der Gesetzgebung zu Gunsten der Regierung be­deute. Jetzt erhob sich Minister v. Hülder, um zu Eingang seiner Rede in resigniertem Tone auszusprechen, daß er das Schicksal dcS Entwurss in ablehnendem Sinne für entschieden halte. Es sei aber dennoch seine Pflicht, darzulegen, wodurch die Negierung sich zur Einbringung des Entwurss veranlaßt gesehen. I» dieser Beziehung chetont der Minister den Charak­ter der Vorlage als Notgesetz, das die allgemeine Verfassungs­revision nicht präjudicieren solle. Der Minister macht ans die Fülle dringender gesetzgeberischer Arbeiten aufmerksam, welche die Negierung absolviert und in Vorbereitung habe und denen gegenüber sie glaubte, das bisher keineswegs als besonders dringend bezeichnet« Verfassungsänderungsgcsctz zurücktreten lassen zu sollen. Auf einige revisionsbedürftige Punkte über­gehend, betonte der Minister die Notwendigkeit der Beibehal­tung des Zweikammersystems, für das auch Probst cingctrcten war, und gab schließlich der Hoffnung Ausdruck, daß auf Grund allgemeiner Verständigung sich ein gutes Resultat bei dem Vcrsassungswerk in nicht zu langer Zeit herbeisühren lassen werde. Der letzte Redner der heutigen Sitzung war Schwarz, welcher für de» Antrag der Linken eintrat und dabei gegen die deutsche Partei und indirekt gegen Minister v. Höl- der einige kräftig« Ausfälle losließ. Morgen setzt die Kammer die Debatte über die Versassungsrevisionssrage fort und er­wartet man, daß auch noch Ministerpräsident v. Mittnacht das Wort ergreifen wird. - Heute ging der Kammer noch eine Borlage, belr. Vorarbeiten deS Projektes einer Bahnstrecke Tuttlingen-Sigmaringen, zu.

Stuttgart, 18. Febr. (Nachschrift.) Die Kammer nahm mit 53 gegen 31 Stimmen den An­trag an, wornach die Kammer nach Anhörung der Erklärungen der Herren Staatsminister über die be­vorstehende Einbringung einer umfassenderen Ver­fassungsrevision die Vorlage nicht annimmt.

Stuttgart, 16. Febr. LautSchw. M." sind nunmehr von der k. cv. Oberkirchenbehörde auch die Texte zur Feier des cvang. Landesbußtags (14. März) an die k. Pfarrämter ausgeschrieben worden. Sie stehen verzeichnet: 1) für die Bormit­tagspredigt: -1. Chronika 29, 9. 1. Der Herr suchet alle Herzen und verstehet aller Gedanken Dichten. Wirst du ihn suchen, so wirst du ihn finden. Wirst du ihn aber verlassen, so wird er dich verwerfen ewiglich. 2) Für den Nachm.-Gottesdienst: Joh. 1, 11. 12. 1. Er kam in sein Eigentum und die Sei­nen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber auf­

nahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben. Nach einer Bekanntmachung des k. ev. Konsistoriums hat die am 6. Nov. v. I. in den ev. Kirchen des Landes vor­genommene Sammlung für die Kaiser - WilHelms- Stiftung die Summe von 7986,48 ergeben.

Stuttgart, 17. Febr. Im Bürgermuseum fand gestern abend eine Volksversammlung statt, welche sämtliche Räume füllte. Als Redner gegen das Branntweinmonopol traten auf S. Schott, M. Hausmeister und R.-A. Payer. Am Schluß wurde die Resolution gegen das Monopol einstimmig angenommen.

Tübingen, 15. Febr. Wie die Errichtung eines Schwarzwaldgau - Sängerbundes , so jist auch die Gründung eines Schwarzwaldgau-Schützen- bund es geplant und ist wohl nicht zu zweifeln, daß die meisten Schützenvereine des Schwarzwalds dem von hier ausgehenden Projekte geneigt sind.

Berlin, IS. Febr. Im Reichstage ist der von dem Abgeordneten Wocrmann erstattete Kommissionsbericht über den Gesetzentwurf, betreffend die Herstellung des Nord- Ostsee-Kanals, erschienen. Wir entnehmen demselben eine Ausführung des Chefs der Admiralität über die militärische und maritime Bedeutung des Kanals. Der Zweck des Kanals sei, die Verteidigung der Küsten gegen eine feindliche Blockade zu erleichtern. Nach dem Flottcngründungsplan seien 14 Pan­zer in Aussicht genommen; 13 seien davon fertig. Während die deutsche Marine nur 33 Millionen Mark im Ordinarium aufwende, seien für die englische Marine 237 Millionen Mark erforderlich. Im gleichen Verhältnisse stehe der Bestand der Schiffe beider Länder. Die französische Flotte stehe im Etat und Bestand ungefähr viermal so hoch als die deutsche, noch in neuerer Zeit seien 16 große Panzer hinzugekommen. Das russische Marine-Budget übersteige das deutsche nahezu um das dreifache. Außer auf den russischen Werften, deren Lei­stungsfähigkeit sich in den letzten Jahren wesentlich gesteigert habe, lasse Rußland in Frankreich, England, Schweden und Dänemark bauen. Dänemark habe cs aufgcgeben, sich Deutsch­land gegenüber auf den Angriff eiuzurichten, verbessere aber seine Verteidigung und betreibe den Bau von Torpedo-Booten. Alle Mächte haben das Bestreben, ihre Scckräftc zu vermehren. Dem gegenüber dürfe Deutschland die Hände nicht in den Schoß legen. Die Behauptung, daß durch den Kanal unsere maritimen, d h. die insbesondere für den Küstenschutz bestimm­ten Angriffskräftc gewissermaßen verdoppelt werden können, sei demnach nicht übertrieben. Nur durch den Bau eines Kanals sei die Nützlichkeit der erwünschten Bereinigung unserer Kriegsflotte im Kriegsfälle gesickert. Der Wert des Kanals steigere sich mit dem Werte der Schlachtflotte.

Berlin, 17. Febr. Der Plan einer Alters­versorgung der Arbeiter ist vom Kanzler keineswegs aufgegeben. In mehreren Reichsämtern ist man eifrig mit den Vorarbeiten zu diesem gigan­tischen Werke beschäftigt.

Berlin, 17. Febr. Im Reichstag wurde der Diätenantrag Hasenclever in erster und zweiter Le­sung angenommen.

Berlin, 18. Febr. Der Bundesrat hat in seiner heutigen Plenarsitzung dem Gesetzentwurf über das Branntweinmonopol zugeslimmt. Die süddeut­schen Staaten haben sich der Abstimmung enthalten. Hamburg und Bremen stimmten gegen das Monopol.

Dem Bundesrat ist ein Nachtragsetat zugegan­gen für Bedürfnisse dringender Art, welche bei Auf­stellung tes inzwischen erledigten Reichshaushaltsetats nicht haben berücksichtigt werden können. Es sind dies Forderungen für die Errichtung eines sechsten Zivilsenats bei dem Reichsgericht mit 58 560»fk, Erwerbung eines Grundstücks für ein Dienstgebäude des Patentamts mit 640000 vkL, Ausbau des vom Auswärtigen Amt benutzten Gebäudes, Wilhelms­platz 2, für das Reichsversicherungsamt mit 78000

Diefreisinnige"Berliner Ztg." und das Berl. Tagbl." erblicken in dem kirchenpotitischen