welche gegen den Armeelieferanten W oll an! in Hildes heim wegen Bestechung von Militärbeamten anhängig gemacht worden ist. Wollank hatte die Verpflegung von 34 Bataillonen übernommen gehabt und soll diese zum Nachteil der Mannschaften ausgeführt haben.
Nach dem „Berliner Tgbl." sollen sich bereits 60 Zahlmeister oder Zahlmeister-Aspiranten in Haft befinden. Man schreibt dem Blatt: Es sollen in diese trübe Angelegenheit auch noch andere Leute verwickelt sein. Entgegen früheren Mitteilungen ist die Aufdeckung der traurigen Vorgänge weder von einem bankerotten Stettiner Kaufmanne, noch von der Denunziation eines Angestellten im Geschäft eines Armee-Lieferanten ausgegangen. Vielmehr soll ein Zahlmeister einen Brief, worin ihm ein Lieferant W. Geldanerbietungen machte, falls er ihm zur Erlangung der Lieferung behilflich sein wolle", aus Versehen in die Akten der Menage-Kommisston verlegt haben. Es erfolgte sofort die Beschlagnahme der Geschäftsbücher des W. Zugleich wurde auch bei dem früheren Associe der Lieferanten-Firma die Durchsicht der Papiere angeordnet; es wurden unzählige verdächtige Briefe von Zahlmeistern rc. vorgefunden, in Folge dessen am 16. d. M., morgens 8 Uhr, gleichzeitig an allen beteiligten Plätzen einige 50 Verhaftungen erfolgten, die sich auf etwa 25 Garnisonsorte verteilen.
Berlin, 25. Nov. Das Zustandekommen des Waffenstillstandes auf der Balkanhalbinsel gilt als gesichert.
Berlin, 25. Nov. Fürst Bismarck ist heute nachmittag hier wieder eingetroffen.
Die Regierungen haben sich, wie es scheint, überzeugt, daß es auch im finanziellen Sinne bedenklich ist, durch Verteuerung der Prozesse die Rechtspflege zu erschweren. Es verlautet wenigstens, zu den weiteren Vorlagen, welche dem Reichstage im Laufe dieser Session zugehen werden, gehörte auch eine Abänderung des Gerichtskostengesetzes und zwar scheint es jetzt die Absicht zu sein, enffprechend den wiederholt einstimmig gefaßten Beschlüssen des Reichstages, eine durchgreifende Ermäßigung der Kostensätze eintreten zu lassen.
Oesterreich-U«aarn.
Wien, 24. Nov. Die Wiener Blätter mißbilligen die Weigerung des Fürsten Alexander, einen Waffenstillstand abzuschließen, als Ueberhebung, die möglicherweise sich ebenso an ihm rächen könnte wie der Wunsch Milans, nach Sofia zu marschieren, sich an diesem gerächt habe. In der „Pol. Korr." erklärt ein Petersburger Artikel jede Fortsetzung des Krieges aus militärischem Ehrgeiz für eine schwere Versündigung an dem Friedensbedürfnis Europas.
Die Unzuverlässigkeit der über Wien einlaufenden serb. Kriegsdepeschen soll insbesondere auch in Manipulationen der österreich. Länderbank ihren Grund haben, welche die von ihr abhängigen Journale zu Haussezwecken mißbrauche. (Bekanntlich ist die Lünderbank in serb. Papieren stark beteiligt.)
Schweiz.
Wie die Schweizer „Grenzpost" meldet, erhielt ein Basler Schuhmachermcister, der in dem Lieske- Prozeß als Zeuge vor Gericht nach Frankfurt geladen worden, aber nicht erschienen war, was, wie es scheint, von anarchistischer Seite verübelt worden ist, einen Drohbrief, unterschrieben vom „Rächerkomite", in dem ihm sein Todesurteil angekündigt wird.
Frankreich.
Paris, 25. Nov. Im Tongkingausschuß sind 23 Stimmen für Räumung, 10 dagegen. Die Mehrheit setzt sich zusammen aus 10 Konservativen und 13 Mitgliedern der äußersten Linken, die Minderheit aus Radikalen und Opportunisten. — An der Küste herrschen große Stürme. Bei Brest scheiterte ein großer englischer Dampfer.
Paris, 26. Nov. Ein bei der spanischen Botschaft eingegangenes Telegramm ans Madrid meldet das gestern vormittags 9 Uhr erfolgte Ableben des Königs Alfonso. Das Kabinett überreichte der Königin als Regentin seine Demission; die Minister setzen ihre Funktionen fort, bis die Königin weiteres beschlossen hat.
Spanien.
Madrid, 24. Nov. Der König ist heute morgen unter diphteritischen Erscheinungen erkrankt. Die Mitglieder der königlichen Familie, die Minister und Aerzte begaben sich nach dem Schloß Pardo. Oeffentliche Fürbieten sind angeordnet. Nach den
letzten Depeschen ist eine merkliche Besserung emge- treten. Gegenwärtig findet ein Ministerrat statt. Marschall Martinez-Campos hat sich nach Pardo begeben.
Madrid, 25. Nov. Die gesamte Garnison ist in den Kasernen consigniert.
Madrid, 26. Nov. Prinzeß Mercedes soll unter der Regentschaft der Königin Mutter als Königin proklamiert werden. Das Ministerium demissionierte; wahrscheinlich folgt das Ministerium Sagasta. In Madrid ist alles ruhig.
Holland.
Amsterdam, 23. Nov. (Hungersnot.) Aus der westindischen Besitzung, der Insel Aruba, wütet im Augenblick eine gräßliche Hungersnot, durch die anhaltende Dürre des letzten Sommes ist die Ernte vollständig mißraten; schon jetzt sind die für die Bestellung des Bodens bestimmten Saatfrüchte aufgezehrt, man sieht Tag für Tag Frauen mit ihren Kindern den Hauptplatz der kleinen Insel belagern, um zu betteln. Da die Not auf Curacao ebenso groß ist, so wird rasche Hülfe von der Mildthätig- keit des Mutterlandes verlangt.
vr. Metzger in Amsterdam, durch seine Masfagekuren (Kneten des Körpers) berühmt geworden , hat nicht nur Könige, Kaiser und Kaiserinnen, Prinzen und Prinzessinnen zu Kunden, sondern auch den Papst. Er ist vom Papst nach Nom berufen worden, um ihn von seinem Rheumatismus zu befreien. Die Jünger Metzgers sind fast unzählig.
England.
8.6.-8. London, 25. Nov. Ein heute nachmittag dem auswärtigen Amte aus Madrid zugegangenes Telegramm meldet: König Alsonso ist morgens 9 Uhr an durch Dysenterie beschleunigter Schwindsucht gesto rben.
Serbisch-bulgarischer Kriegsschauplatz.
Sofia, 24. Nov. Seit drei Tagen durchziehen Sanitätspersonen das Schlachtfeld, um die Toten zu beerdigen. — Bei den Vorposten wurden mehr als 500 Serben ausgenommen, die sich ergeben wollten und die seit 3 Tagen ohne Nahrung waren. Dieselben werden nach Sofia gebracht und gut behandelt.
Sofia, 25. Nov. Fürst Alexander richtet an die Mächte und die Pforte das Ersuchen, die Entsendung eines Kommissars, sowie die Regelung der ostrumelischen Frage bis nach dem bulgarischserbischen Friedensschluß zu vertagen. Das Erscheinen eines Kommissars könne in Rumelien, vielleicht auch in Bulgarien Unordnungen Hervorrufen, für welche der Fürst jede Verantwortung ablehnen müsse.
Bukarest, 25. Nov. Die Kanonade um Widdin dauerte die ganze Nacht fort. Heute früh um 6 Uhr rückten die Serben in großer Zahl vor. Bon Smardan-Tatardschik aus versuchten sie einen Angriff auf Widdin, wurden aber nach dreistündigem erbittertem Kampfe zurückgeschlagen.
Asien.
In Madagaskar haben die Franzosen wieder eine neue Schlappe erlitten, welche es ihnen restlich erscheinen lassen dürfte, diesem für sie unfruchtbaren Unternehmen ein Ende zu machen. Wegen Eintritts der Regenzeit ist überdies für dieses Jahr an weitere Unternehmungen der Franzosen nicht zu denken. Ihre Lage wird indessen immer mißlicher; die frisch eingetrvffenen europäischen Truppen sterben schnell dahin.
Amerika.
New-Iork, 25. Nov. Der Vizepräsident der Vereinigten Staaten, Hendricks, ist heute plötzlich in Indianapolis gestorben.
A 11 er 1 - t.
— (Heinibezahlt.) Ein Gerichtsbeamtcr stand mit einem Bauer auf keinem guten Faste. Einst nun wollte dieser Bauer den Beamten besuchen. Letzterer hatte dies vernommen, und um dem Bauer keinen Stuhl anbieten zu müssen, hatte er alle Stühle vorder aus dem Zimmer entfernt. Er empfing nun den Bauer am Fenster an der Wand stehend. Der alte Mann aber, dies wohl bemerkend, sagte kurz: „Ei, hier ist's gerade so wie in meiner Scheune, kein Stuhl d'rin und der Flegel an der Wand."
(Ein ge send et.) In dem Bericht über die landwirtschaftliche Versammlung in Haiterbach in Nr. 139 dieses Blattes wird bei der Empfehlung des Fleischfuttermehls zur Aufzucht und Mast unserer Haustiere dessen Gehalt an stickstoffhaltigen Nährstoffen mit 72 Prozent und Fett mit 14 Prozent
angegeben und demselben Leinkuchen mit 28 Prozent stickstoffhaltigen Nährstoffen und 10 Prozent Fett gegenüber gestellt. Stickstoffh. Nährstoffe und Fett werden von der k. landwirtsch. Akademie Hohenheim als gleichwertig betrachtet, es ergeben sich daher bei Fleischfuttermchl, wenn 86 Prozent Nährstoffe und Fett 18 -4L kosten, für 1 Prozent 20,9 L; nach dieser Berechnung müßten Leinkuchen bei zusammen 38 Prozent s. 20,9 ^ 7 -4L 94 ^ kosten und werden solche, da der Ztr. hier um 9 -4L verkauft wird, dem Fleischfuttermehl gegenüber um 1 -/kL 06 ^ zu teuer bezahlt. — Ganz anders verhält es sich dagegen bei den in unserem Bezirks viel zu wenig bekannten Sesamkuchen, welche in Norddeutschland und der Schweiz von großen und kleinen Oekonomen allgemein verfüttert werden; dieselben enthalten mindestens 36 Prozent stickstoffhaltige Nährstoffe und 10 Prozent Fett und repräsentieren wie oben L 20,9 gerechnet einen Wert von 9 -4L 61 L per Ztr., während solche hier im Detail L 6 -4L und bei größerer Abnahme noch billiger erhältlich sind, in Folge des günstigen Umstands, daß in der Oel- fabrik von Aug. Reichert u. Cie. hier große Quantitäten dieser Kuchen erzeugt werden. Einsender dieses erlaubt sich noch eine kleine Zusammenstellung des Kaufpreises und des Nährwerts von Kraftfuttermitteln, entnommen aus der Braunschweiger landwirtschaftl. Zeitung, beizusügen, aus welcher der hohe Wert der Sesamkuchen zur Genüge ersichtlich ist.
Bei den käuflichen Kraftfuttermitteln beträgt der
Marktpreis
Nährwert
per Ztr. Bohnen . . .
. -4L 8. -
-,-L 6.90
„ Mais ....
. „ 6.60
„ 5.06
k»
„ grobe Weizenkleie
. .. 4.80
.. 4.75
f»
„ Reismehl. . .
. .. 5.-
„ 5.—
„ Rapskuchen . .
. ., 7.25
„ 7.55
„ Sesamkuchen. .
. „ 6.45
„ 9.45
KeLer'sche Spielwerke.
Wir hatten schon öfter (Gelegenheit, an dieser Stelle ein Wort des Lobes über die vorzüglichen Eigenschaften der Spielwerke aus der Fabrik des Herrn I. H. Heller in Bern (Schweiz) zu sprechen. Nicht der Grund allein, dast den Hel- lcr'schen Spielwerken an fast allen Ausstellungen, wie zuletzt in Melbourne, Zürich, Nizza, Krems, Antwerpen erste Auszeichnungen zuerkannt wurden gibt uns erneut Veranlassung, die Aufmerksamkeit unserer Leser ans die genannte Fabrik zu richten, sondern hauptsächlich die Ucbcrzeugung, daß sich auf das bevorstehende Weihnachts- und Neujahrsfest kaum ein Gegenstand finden läßt, der als sinniges und passendstes Geschenk so zu empfehlen sein dürste, als ein Heller'sches Spielwerk, denn wo Wertgegenstände und Nutzobjekte oft die Empfindlichkeit verletzen, da eignet sich gerade das Spielwerk in vorzüglichster Weise. Ja cs darf wohl mit Recht behauptet werden, daß cs Niemande« gibt, dem ein solcher Gegenstand nicht die innigste Freude bereitet! Kann cs eine bessere Trösterin in den schweren Stunden des Lebens, wo man sich vereinsamt oder verbittert fühlt, geben, als die Musik? Gicbt es nicht leider so unendlich viele Menschen, die durch Krankheit an das Zimmer gefesselt sind und diese Universalsprache aller Herzen entbehren müssen? — Hiezu komme» noch alle diejenigen, welche nicht selbst ein Instrument spielen und durch ihren Beruf oder durch zu große Entfernung von der Stadt verhindert sind, Konzerte und Soiröcn zu besuchen und sich aus diesem Grunde den so oft ersehnten Genuß einer guten Musik versagen müssen. — Allen diesen, sowie auch namentlich den Herren Geistlichen, kann deshalb nicht genug empfohlen werden, sich ein Heller'sches Spiclwerk anzuschaffen, um so mehr, als der Fabrikant es versteht, das Repertoir jedes auch des kleinsten Wertes, mit seltenem Geschmack zu arrangieren und aus diese Weise seine Abnehmer stets mit den neuesten Erscheinungen der Mnsikliteratnr aus den Gebieten der Oper. Operette und Tanzmusik, sowie Volkslieder der populärsten Tondichter bekannt macht.
Hierbei möchten wir schließlich nicht vergessen zu bemerken, daß die große Zahl von Anerkennungsschreiben von Privaten, Hoteliers, Restaurateurs re. gerade den zuletzt Genannten ein guter Wink sein sollte, mit der Aufstellung eines Hel- ler'schen Musikwerkes in ihren Etablissements nicht länger zu zögern, denn die Erfahrung hat in den meisten Fällen gezeigt, daß sich die Frequenz solcher Geschäfte lediglich in Folge Aufstellung solcher prächtiger Werke geradezu verdoppelt, ja verdreifacht hat und die Anschaffungskosten — Zahluvgserleich- terungen werden bewilligt — in kurzer Zeit ausgeglichen wurden.
ZHA In Folge bedeutenden Rückganges der Rohmaterialpreise bewilligt die Firma auf ihre bisherigen Preise 2l)0sg Rabatt, und zwar selbst bei dem kleinsten Aufträge. Dadurch ist nun auch dem weniger Bemittelten die Möglichkeit geboten, in den Besitz einer Spieldose zu gelangen. — Reichhaltige illustrierte Preislisten nebst Plan werden auf Verlangen franko zugesandt. Wir raten jedoch, jede Bestellung direkt an die Fabrik in Bern zu richten, da dieselbe, außer in Nizza nirgends Niederlagen hält und vielfach fremde Fabrikate als ächt Heller'schc angepriesen werden. Wohl zu beachten ist ferner, daß jedes Werk den Namen des Fabrikanten (I. H. Heller) trägt, welcher auch Lieferant fast aller Höfe und Hoheiten ist.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandcl in Nagold. — Druck und
Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold.