der Gesundheitszustand des Königs Alfonso sehr ernst beurteilt und dementsprechend auch die Karolincn- frage durchaus ernst betrachtet.DieKreuzzeitung" berichtet, das; der deutsche Botschafter Graf Solms nur auf eine Gelegenheit warte, Madrid zu ver­lassen.

England.

London, 7. Nov. Rußland fordere von den Großmächten die Absetzung des Fürsten Alexander von Bulgarien.

Die Londoner Presse ist sehr erregt über das schroffe Vorgehen Rußlands gegen den Fürsten Ale­xander. Das Regierungsorgan, der Standard, sagt: Je mehr der Zar zeigt, daß er dem Fürsten und den Bulgaren grollt, desto klarer wird dieses Eng­land machen, daß sie auf unser Wohlwollen rechnen können. Die Daily News fordert sogar Englands Rücktritt von der Stambuler Konferenz.

Jenseits des Kanals werden jetzt täglich dutzende von Wahlreden gehalten, die aber nur in seltenen Fällen auch für das Ausland interesiert sind. Bezüglich der parlamentarischen Dispositionen selbst verlautet jetzt, daß das neue englische Parla­ment in der ersten Januarwoche einbernfen und so­dann vertagt werden solle. Wenn sich eine liberale Mehrheit ergebe, würde das Kabinet Salisbury so­fort seine Entlassung geben und die neuen Minister würden während der Vertagung des Parlaments ernannt werden. Ergebe sich jedoch für Conservative und Liberale ziemlich dieselbe Stärke, so würde die Regierung im Amte bleiben, bis sie bei Stellung einer Vertrauensfrage eine Niederlage erleide.

Selbsthilfe bei Verletzungen.

(Schluß.)

So nahm Lister zwei Flaschen mit Blutwasser, das sehr gern fault, und jede Flasche mit einem offenen Glasrohr verbunden; in jede Flasche konnte Luft, aber ein Glasrohr ging gerade in die Höhe, während das andere wagrecht in mehreren Krümmungen ver­lief. Welche Ueberraschung zeigte sich da! In der Flasche mit dem geraden Rohr, in welche die Luft von oben direkt und ungehindert Zutritt hatte, war die Fäulnis des Blutwassers nach zwei bis drei Ta­gen geradezu fürchterlich, während das Wasser in der anderen Flasche, bei welcher die Staubteilchen in den Krümmungen hängen blieben nach 14 Tagen noch gar nicht faul war, und das war der Beweis, daß nicht die Luft den Eiter faul macht, sondern die Körper, die nach dem Gesetz der Schwere herunter­sinken. Noch ein anderes Experiment hat Lister ge­macht: Er nahm zwei Ouartgläser und ließ das eine offen, während er das andere mit einer Schicht Watte bedeckte; durch die Watte dringt die Luft auch durch, das sieht man an den Respiratoren; wie war Lister nun erstaunt, als nach 23 Tagen das Wasser in dem offenen Glas faul war, während es iin anderen Glas mit der Watte ganz gut geblieben war!

Lister war so glücklich, Mittel zu finden, welche

die Thätigkeit dieser Pilze vernichten. Mancher meint, solche Pilze feien so klein, daß sie nicht schaden; allerdings braucht man 30 Millionen Pilze zu einem Gramm, allein sie können doch schaden : wenn sie eine paffende Flüssigkeit finden, dann vermehren sie sich schrecklich. Ein einziger Pilz in Zuckerwasser hat sich nach 24 Stunden zu zehnmalhunderttausend Billionen vermehrt. Daß diese dann schädlich für eine Wunde sind, kann man sich denken. Da kann man sich vorstellen, was z. B. Zahnweh ist, wenn ein Pilz hineinkommt und sich so vermehrt! Es gibt Karbol, Bohrsäure, kurz 50 Mittel, welche die Thütig- keit dieser Pilze zerstören, aber es ist so sehr wert­voll, mit einem solchen Mittel den ersten Verband anzulegen, weil das Schicksal einer Wunde vom ersten Verband abhängt. Deshalb soll das Haus­mittel, das beim ersten Verband angewendet wird, so geeigenschaftet sein, daß es die Vervielfältigung dieser Pilze verhindert. Wir haben den Wert dieser Mitte! kennen gelernt; wir hatten in unseren Spi­tälern so viele Tote; an den einfachsten Kopfver­letzungen sind uns die Leute gestorben, und jetzt stirbt uns kein derartiger Patient mehr! In München wird bekanntlich an Sonntag Abenden gern gerauft, man schlägt sich die Maßkrüge an den Kopf; die Getrof­fenen sind uns zu Grund gegangen, und der Thäter wandelte auf 5 und 6 Jahre ins Zuchthaus; jetzt werden solche Wunden in 10 Tagen geheilt, kein einziger ist uns mehr gestorben, und der Thäter be­kommt jetzt ein paar Wochen, obwohl er nicht besser ist als früher. Er schlägt jetzt gerade so seinem Gegner den Maßkrug an den Kopf, wie früher, nur die Kunst hat ihm seine Strafe erleichtert.

Wie müssen nun diese Mittel angewendet wer­den? Das Mittel muß leicht transportabel sein, gut aufgehoben werden können, nicht zu teuer und nicht zu umständlich sein. In jeder Apotheke sind diese Mittel zu haben; ein solches Mittel, denReise- und Jagdverband", bestehend aus Jodoform und Salizyl, habe ich zusammengestellt. Ist man z. B. in eine Nadel hineingefallen und hat sich die Hand aufgerissen, so nimmt man ein Quart gewöhnliches Wasser, wirft die Hälfte des Salizylpulvers hinein und dann hat man die Flüssigkeit, welche das Leben der Pilze zerstört; jetzt müssen Sie Ihre eignen Fin­ger desinfizieren, denn daran können auch Pilze hän­gen , nehmen dann ein Bäuschl Watte und desinfi­zieren die Wunde. Ihre Finger dürfen Sie vorher ja nicht abtrocknen, denn auch am Handtuch können Pilze hängen. Nach der Desinfizierung der Wunde nehmen Sie ein Bäuschl Jodoform und stäuben et­was in die Wunde hinein, legen dann wieder Sali- zylwatte auf und darüber Guttapercha und dann die Binde. Die Wunde ist dann von Pilzen befreit und kommt auch von der Seite etwas Luft hinein, so werden die Pilze sofort durch Jodoform und Salizyl zerstört. Ein noch einfacheres Antiseptikum ist ein Gläschen konzentrierter Karbolsäure. Bekommen Sie

z. B. beim Brotschneiden eine Schnittwunde und Sie haben blos Karbol, dann gießen Sie in ein Quart Wasser einen Eßlöffel Karbolsäure, zerstören unter Zuhilfenahme von Watte den Pilz und machen einen lieberschlag mit Leinwand in Karbol getaucht; da aber die Karbolsäure etwas zu stark für die Wunde ist, so soll man die Leinwand in kaltes Wasser tau­chen und über dieselbe kommt dann Guttapercha. Beim Wechseln des Verbandes macht man es wie das erste Mal. Ist die Wunde groß und ein Arzt notwendig und ist es zweifelhaft, ob die Wunde gut versorgt ist, so haben -Lie ciuen guten Ratgeber am Krankenthermometer (nach Celsius), der in keiner Familie fehlen soll, wenn man weit entfernt ist vom Arzt, denn er gibt einen sicheren Beweis, ob der Kranke in Gefahr ist. Die Temperatur für den Ge­sunden ist 36V« bis 37^2 Grad; wenn keine höhere Temperatur, die man unter der nackten Achselhöhle messen kann, vorhanden ist, so besteht keine Gefahr. Jede Stich-, Schnitt-, Schuß- und Quetschwunde kann man mit einem solchen Verband behandeln, aber bei der Verbrennung ist es etwas anderes. Da liegt die Gefahr in der Größe der Fläche, in welcher die Haut zerstört ist. Es kann ein Patient nur rot sein und muß doch sterben, weil die Fläche zu groß ist; ein anderer dagegen hat eine tiefe Brandwunde z. B. an der Hand, und er stirbt doch nicht. Die Künstler, welche im Kolosseum verun­glückten, sind uns alle neun gestorben, obwohl wir uns alle erdenkliche Mühe gegeben haben. Der Herz­schlag hat allmählich aufgehört wie bei einer Ver­giftung, und da waren Leute dabei, die gar nicht einmal stark verbrannt waren; sie waren nur rot, aber mehr als ein Dritteil der Körperfläche war verbrannt und, wenn das der Fall ist, so ist der Tod unaufhaltsam. Man weiß nicht, warum diese sterben; als wahrscheinliche Ursache wird die Unmög­lichkeit der Hautausdünstung angesehen. Im übrigen darf man auch bei Brandwunden die antiseptischen Mittel anwenden. Eine der gefährlichsten Verwun­dungen, welche oft bei Bergpartien vorkommt und welche früher immer einen traurigen Ausgang nahm, ist die Zersplitterung des Knochens neben der Wunde. Diese Art von Kranken ist vor Jahren immer ge­storben, wenn nicht eine Amputation vorgenommen wurde; aber jetzt stirbt kein Einziger, wenn er recht­zeitig in die antiseptische Behandlung kommt. Ist ein Knochen zersplittert und das Fleisch zerrissen und der Verunglückte hat ein solches Verbandzeug, so braucht er nur ein Glas Wasser, um die paar Pilze zu zerstören. Bindet dann ein Freund die Wunde gut zu und benützt vielleicht Stöcke oder Regenschirme als Schindel, so hat er den Freund gerettet, dem morgen kein Mensch mehr helfen kann. Der erste Verband ist der wichtigste und deshalb sind auch diese Hausmittel so wertvoll.

Verantwortlicher Redakteur Steinwrndclin Nagold. Druck uud Verlag der G. W. Zaisc r'scheu Buchhandlung in Nagold.

Amtliche und Urivat-Aekanntmachungen

Walddorf, Gerichtsbezirks Nagold.

Aufforderung.

Nach der Real-Teilung des weil. Michael Günter, weil. Bal- tas Günter, dahier ehel. led. Sohnes" vom 22. Novbr. 1814 wurde für

weil. Johannes Günter, Schmieds in der Schweiz hinterlassene 5 Kin- der, von welchen so viel bekannt ist, daß sie sämtl. im Kanton Bern wohnen,

deren Geburtstage nicht ermittelt werden konnten, eine Erbsportion aus­gemittelt, welche nach der letztgestellten Pfleg-Rechnung auf 109 ^ 83 ^ an­gewachsen ist.

Die Erbschaft ist weder bei der Tei­lung noch seither angetreten worden, und wird den damals verkürzten Mit­erben, bezw. ihren Rechtsnachfolgern zugeteilt werden, wenn nicht

binnen 9« Tagen die oben genannten Johs. Günter'schen Kinder oder ihre Descendenzen sich zum Erbschafts-Antritt melden und gehörig legitimieren.

Unter den Mit-Erben befanden sich weil. Jakob Walz, Bauers in Ober- Schwandorf hinterlassene 2 Kinder. Friedrich und Eva Walz" (Geburts­tage unbekannt),

über deren Verbleib trotz aller ange- stellten Recherchen nichts ermittelt wer­den konnte.

An diese, welche das 70. Lebensjahr jedenfalls zurückgelegt hätten, oder an ihre Deszendenz ergeht die Aufforde­rung, sich binnen der obigen Frist zu melden, widrigenfalls sie bei der nach­träglichen Vermögens-Verteilung nicht berücksichtigt werden würden.

Den 7. November 1885.

K. Amtsnotariat Altensteig.

Wischuf, Ass.

ünäon in allen ^nAsleAenlisiten unä Xranlclieiten rasolie u. sioliero Hille. Besonders einplellle mein vorrmAliolies Kelintrrnittel.

Kperialistin kür Branenlrranlclleiten. Kirnungen (gollvei/.)

Hör b.

NadkllWhch-UttkWf

auf dm Stock.

Aus den Spitalwaldungen bei Salz­stetten kommen

am Freitag den 13. ds. Mts., vorm 19 Uhr, im Engel in Salzstetten

im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf: 10 Lose Nadelholzstämme, zus. 200 St. mit ca. 340 Fm.;

4 Lose schöne Forchen, zus. 45 Stück mit ca. 70 Fm.

Forstwächter Kistler in Cresbach und Holzhauer Kirschenmann in Neu-Nuifra werden das Holz auf Verlangen vor­zeigen.

Den 7. November 1885.

Stiftungs-Verwaltung.

Egenhausen.

Ein tüchtiger

Küblergefelle

kann sogleich eintreten und findet dau­ernde Beschäftigung bei

Jak. Schaible.

Warth.

ozd-NttMihtims.

Da auf den 31. März 1886 der Jagd­pacht zu Ende geht, so wird dieselbe am Freitagd.13.Nov.d.J. nachmittags 1 Uhr, auf weitere 6 Jahre auf dem Rathaus verpachtet, wozu Liebhaber eingeladen werden.

Den 6. November 1885.

Schultheißen-Amt.

Dürr.

Unterschwundorf.

Pferde-Verkaus.

Der Unter­zeichnete setzt 1 oder 2 Pferde dem Verkaufe aus.

Der Käufer hat die Wahl unter vier Pferden im Alter von 3^/»10 Jahren und kann jeden Tag ein Kauf mit mir abgeschlossen werden.

G. Ma st.

LE'

MI