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Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donnerstag und Sanistag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 U, in dem Bezirk 1 Uli außerhalb des Bezirks I ^ 20 Monats- abonnement nach Verhältnis.

Samstag den 7. November.

JnsertionSgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 -I, bei mehrmaliger je 6 U. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgeben sein.

1885 .

Amtliches.

Mittwoch den 11. November 1885,

Gesangs-Konferenz

in Ebha usen.

Beginn pünktlich vormittags 9Vs Uhr.

Tagesordnung:

1) Besprechung der Frage:Was gehört zu einem guten Schulgesang, und wie kann derselbe er­zielt werden? Res. Schult. Finckh.

2) Musikalische Aufführung nach dem zur Vertei­lung kommenden Programm.

Die Verhandlung findet in der Schule (Kl. III), die darauf folgende musikalische Aufführung in der Kirche statt. Der Zutritt zu letzterer steht jeder­mann frei.

eig , ^ ^ November 1885.

Nagold,

Bezirksschulinspektor: Mezger,

Konferenzdirektor: Finckh.

Die Dicustprllsung für philologische Lehrämter hat u. a. für Präzeptoraie erstanden: Wilhelm Knödel, Instituts- lehrer in Lauterbcrg (Hannover), Sohn des Uhrmacher Knödel in Nagold.

Tages-Neuigketten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 6. Nov. Am letzten Mittwoch gegen 7 Uhr abends beobachtete man hier in nord­westlicher Richtung einen starken Feuerschein, der auf einen großen Brand schließen ließ, und noch am > gleichen abend gelangte hieher die Nachricht, daß in ^ Neubulach (Calw) eine Doppelscheuer, nach andern ! zwei Mockel- (Tannenzapfen-)Dörren abgebrannt seien.

' Stuttgart, 3. Nov. Man schreibt dem

Elsässer Journ.":Wie bestimmt von Neuem ver­lautet, will der kommandierende General des 13. (württemb.) Armeekorps, v. Schachtmeier, feinen Ab- . schied nehmen. So sehr derselbe bei dem König von

! Württemberg als xorsona. Fvata gilt, so beliebt er

auch allüberall in Württemberg ist, so scheint ihn seine Schwerhörigkeit zu diesem Schritte zu bewegen."

Stuttgart, 3. Nov. Bei der heutigen Herbst- ! Kontrolleversammlung im Hofe der Legionskaserne j trug sich der folgende ergötzliche Vorfall zu. Bei der Namensaufrufung eines Stuttgarter Reservisten, wir wollen den Namen desselben hier nicht nennen, i ertönt aus den Reihen der angetretenen Mannschaft ! ein ziemlich leiseshier". Auf die Aufforderung des die Kontrolle leitenden Offiziers, vorzutreten, trat zum allgemeinen Staunen eine junge Frau aus den Reihen heraus und erklärte dem Offizier, ihr Mann sei am Erscheinen verhindert, und deshalb sei sie für ihn gekommen, damit er nicht bestraft werde. Befragt, aus welchem Grunde ihr Mann verhindert sei, gab sie an, daß derselbe am vorher­gehenden Tag infolge zu gründlicher Untersuchung ! desNeuen" in ewas aufgeregte Stimmung gekom­men und dabei in eine Schlägerei verwickelt worden ! sei, welche von den Dienern der heiligen Hermandad dadurch beendigt wurde, daß sie ihren Mann auf Nummero Sicher gebracht hätten, wo er sich noch jetzt befinde.

Stuttgart, 3. Nov. Schon vor mehreren j Wochen hieß es, es seien tiefergehende Differenzen ^ zwischen dem Generalkommando und dem Kriegsmini- stcrium entstanden. Seit mehreren Tagen tritt dieses Gerücht wieder mit großer Hartnäckigkeit auf. Was die Natur dieser Meinungsverschiedenheiten anbelangt, so sollen dieselben während der Anwesenheit Sr. Maj. des Kaisers in Stuttgart entstanden sein und sind,

wie es heißt, auf eine divergierende Auffassung über Rangverhältnisse zurückzuführen.

Die Ziehung der Eßlinger Kirchen bau- lose, welche gestern stattfinden sollte, ist verschoben worden. Es scheinen noch viele Lose in den Händen der Agenten zu sein.

Heilbronn, 3. Nnv. Am Samstag abend sind einem auswärtigen Weinkäufer von einem Frauen­zimmer, mit dem er bei den Schaubuden auf dem Hammelwasen verkehrte, 500 ^ gestohlen worden.

Ehinge ». 2. Nov. Heute Nacht 11 Uhr ereignete sich demSchw. Merk." zufolge, in der WirtschaftZum Strauß" hier ein höchst tragischer Vorfall. Als sich nur noch wenige Gäste in der Wirtschaft befanden und der 19jährige Mctzger- bursche A. Schaupp am Wirtschaftstisch eingcschlafen war, weckte ihn der Straußwirt in schonender Weise auf und er­mahnte ihn an's Heimgehen. Im Nu packte ihn Schaupp an der Kehle, und als ein anderer, Peter Dolpp von hier, dem Wirt zu Hilfe kommen wollte, stach Schaupp letzterem sein langes Metzgermesser in die Brust; der Getroffene wankte noch einige Schritte und blieb auf der Stelle tot. In der Nacht noch wurde Schaupp dem Gerichte übergeben.

In der Nähe von Ellwangen verwandte ein Bauer den Rest von Mixtur, welche ihm der Tierarzt für seinen Stier, dessen Freßlust sich von Tag zu Tag verminderte, verschrieben hatte, für sich, da sein Magen in der letzten Zeit auch nicht in der richtigen Verfassung gewesen war. Wie er nun dem Tierärzte bei seinem nächsten Besuch freudigst berichtete, hat sich darauf hin auch bei ihm wieder der richtige Appetit ein­gestellt. (Hat sicher eine Vichnatur.)

Vorgestern wurde in Bockenheim ein seit 1868 daselbst von einem Sonderling hinterlegtes Testament eröffnet. Derselbe bedachte seine alte Diene­rin mit 12000 außerdem wurden in seiner Woh­nung hier in Lappen rc. eingewickelt im Bett, Schrank, Kommode-Ecken versteckt noch 11055 gefunden. Die Wertpapiere zu zählen, brauchte das Gericht 4 volle Stunden. Das etwa 1 Million betragende Vermögen geht an lachende Erben nach auswärts.

Vom Härtsfeld, 3. Nov. Auf dem Acker des Schultheißen Schmidtner in Dunstelkingen wurde weißer Marmor gefunden. Man ist damit beschäftigt, das Lager zu öffnen und es wurden bereits einige größere Blöcke ausgegraben.

Brandfülle: In Merklingen (Leonberg) eine im Eigentum von 2 Angehörigen von Merklin­gen gehörige Doppelscheuer, Brandstiftung wahrschein­lich; in Kirchberg a. d. Jagst am 2. d. eine Scheuer.

Auch dem MünchenerFremdenblatt" telegra­phiert man jetzt aus Rom: Der Papst habe den be­teiligten Mächten einen Bermittlungsvorschlag unter­breitet, dahin gehend, daß Deutschland die Sou­veränität Spaniens über die Karolinen anerkenne und sich zur Sicherung der Handelsfreiheit mit der Abtretung einer Handelsstation begnüge. (?)

Hamburg, 4. Nov. Da auf den Karolinen ein Amerikaner Namens Holcombe von den Einge­borenen ermordet wurde, so dürfte ein amerikanisches Kriegsschiff dort erscheinen.

Leipzig, 30. Ott. DasLeipz. Tagebl." enthält folgende Annonce:Unseren lieben Freunden und Bekannten zur Nachricht, daß uns heute ein munteres Mädchen, das neunundzwanzigste Kind ge­boren wurde. Leipzig, den 12. Okt. 1885. Hermann Ziliack, Maria Ziliack, geborene Friedemann."

Braun schweig, 4. Nov. Bei dem gestrigen Festmahle im Schlosse, zu welchem die Minister, die Landtagsabgeordneten, die Spitzen der Zivil- und Mili­tärbehörden geladen waren, brachte der Minister Graf Görtz-Wrisberg einen Trinkspruch auf den Prin­zen und die Prinzessin Albrecht aus. Der Prinz erwiderte mit einem Trinkspruch auf das Wohl des i braunschweigischen Landes, dessen Wohlfahrt sein ein­

ziges Ziel sei. Als der Prinz und die Prinzessin gestern eine Ausfahrt machten, wurden sie vom Publi­kum überall äußerst sympathisch begrüßt. Heute früh wurde ein Dankschreiben des Regenten Prinzen Albrecht veröffentlicht.

Berlin, 3. Nov. Wie schon gemeldet, wer­den die Gesetzentwürfe, betreffend den Bau des Nord­ostseekanals und die Unfallversicherung der im land- und forstwirtschaftlichen Betriebe beschäftigten Arbei­ter in den nächsten Tagen den: Bundesrate zugehen. Was den erstgenannten Gesetzentwurf betrifft, so ist derselbe ganz kurz und besagt, daß zum Bau des Nordseekanals 156000000 ^ zu bewilligen seien, daß Preußen vorweg 50000 000 beisteuern wolle; die Ausführung des Baues rc. wird Preußen über­tragen. Um so eingehender dürfte indeß die Begrün­dung des Gesetzentwurfs gehalten sein, welche die militärischen und wirtschaftlichen Vorteile des Kanals erörtert und auch eine detaillierte Rentabilitätsberech­nung bringen soll.

Berlin, 3. Nov. Der Etat des Neichs- invalidenfonds weist eine Gesamtausgabe von 20 961588 Mark, d. i. um 763917 ^weniger als im Vorjahr auf. Die Einnahmen betragen 20 894 000 d. i. weniger um 430167 ^ Der Kapitalzuschuß beträgt 6067 588 »-L

Berlin, 4. Nov. Die hauptsächlichsten Mehr­forderungen im Marinetat betreffen die folgenden Positionen: Militärpersonal 7 364822 mehr 1035 832 viL; Jndiensthaltung der Schiffe und Fahr­zeuge 6 089 800 v/6, mehr 1500270 beide Po­sitionen werden durch Denkschriften eingehend erläu­tert, wobei insbesondere die erstgenannte Position mit der überseeischen Politik, mit den Aktionen für Kamerun und Zanzibar erläutert wird. Für den Werftbetrieb sind 14161 337 1 165 749 mehr

ausgeworfen. Bei den einmaligen Ausgaben finden sich die ersten Raten für den Bau zweier Kreuzer mit 1200000 , eines Avisos mit 800000

zweier Torpedo - Divisionsboote mit 1 160000 -M, eines Schleppdampfers mit 275 000 c/L.

Berlin, 4. Nov. Von der spanischen Regie­rung ist eine neue abweisende Note unterwegs. Der Konflikt hat sich abermals verschärft.

Berlin, 4. Nov. Gestern abend wurde hier die Frau eines Sekretärs im Kriegsministerium in ihrer Wohnung von 2 Unbekannten ermordet. Es herrscht große Aufregung über die Frevelthat.

Die französische Kolonie in Berlin feierte am 28. und 29. Oktober unter Teilnahme des Hofes und der weitesten Bevölkerungskreise das 200jährige Jubi­läum ihrer Gründung. Als Ludwig XIV. im Jahre 1685 durch die Aufhebung des Ediktes von Nantes und die hiermit für die Reformierten in Frankreich abermals beginnende Verfolgungsepoche eine große Anzahl von Hugenotten aus dem Lande trieb, fanden sie namentlich in Preußen, oder vielmehr im damali­gen Kurfürstentum Brandenburg, das zu dieser Zeit unter dem segensreichen Szepter des Großen Kur­fürsten stand, die liebreichste Aufnahme. Auf An­ordnung des Kurfürsten wurden die französischen Flüchtlinge in der Mark, hauptsächlich aber in der Residenz Berlin selbst angesiedelt. Ihre Aufnahme erwies sich als ein wahrer Segen für das branden- burgische Land, denn die aus ihrer Heimat vertriebe­nen Hugenotten hatten dort zu den tüchtigsten, ge- werbthätigsten und intelligentesten Einwohnern gehört und diese Eigenschaften entwickelten sie unter der kräf­tigen Regierung des Großen Kurfürsten in ihrer neuen Heimat nur noch weiter, zum Segen derselben.