büsch teilte und, die verweinte Leonie am Arm, zum Vorschein kam.
Sie sahen sich an — noch ein letztes Mal, und dann waren sie getrennt und nicht mehr allein.
Es sei ein allerliebster Tag gewesen, meinten alle, als man am Abend nach der Stadt zurückkehrte; man habe noch nie an einer so hübschen Waldpartie teilgenommen, und wenn dieselbe auch nicht, wie erwartet worden, eine Verlobung zu Tage gefördert habe, so werde man sich doch noch lange dieses Nachmittags erinnern.
Valerie meinte dies auch. Sie hatte sich nicht stören lassen durch die Anwesenheit der Uebrigen und dadurch, daß Alexander von Starkow, wie immer von allen Seiten in Anspruch genommen worden. Sie konnte lächelnd zusehen, wenn er mit anderen tanzte, die ihre verführerischen Blicke an ihn verschwendeten. Sie wußte ja, daß er nur zerstreut darauf achtete, und daß er bald wieder vor ihr stehen würde und daß er nur für sie heute das sonnige Aufleuchten der Augen, das strahlende Lächeln hatte.
Man befand sich auf dem Heimwege. Alexander hatte sich am Wagen verabschiedet, war — dies wunderte Valerie ein wenig — von Mama und Alphons mit gewohnter Liebenswürdigkeit entlassen worden und hatte beim Abschied noch einmal, unbekümmert um die Uebrigen, recht herzlich Valeriens Hand gedrückt. —
Man war sehr deprimierter Stimmung im Wagen. Mama sprach gar nicht, sondern blickte mit finsterer Stirn, ohne eine Miene zu verziehen, vor sich hin. Alphons war verdrießlich, und Leonie sah aus wie ein krankes Vögelchen.
Daheim im Salon ballten sich die langsam aufgestiegenen Wetterwolken dichter über Valeriens Haupte zusammen. Alphons zankte mit dem Diener , der das Gepäck vom Wagen hereintrug und jagte ihn schließlich aus dem Zimmer. Frau Wolter schritt langsam auf und nieder, und die Schleppe ihres schweren braungelben Atlaskleides zog ebenso langsam hinter ihr her. Leonie warf sich auf ein Sopha und stönte herzzerbrechend, als wenn ihr das größte Unglück Passiert wäre.
Valerie stand isoliert von den Uebrigen, an den Flügel gelehnt. Ihr Herz schlug so laut, daß sie jeden einzelnen Schlag hätte zählen können. Sie hatte nur den einen dumpfen Gedanken: Jetzt ist Dein Glück aus, Arthur ist nicht da, und du bist verloren!"
Noch nach langen, langen Jahren stand so deutlich wie heute vor ihrem Geiste dieser Abend im Salon, der die jüngsten Blüten ihres Lebens abstreifte mit einem einzigen Schlag. —
Leonie ging jetzt, da ihr Stöhnen unbeachtet blieb, in lautes Weinen über.
„Was fehlt Dir denn eigentlich?" rief Alphons verdrießlich.
„Was ihr fehlt?" sprach die Mutter mit Nachdruck, indem sie vor Valerie stehen blieb und die Angenbrauen zusammenzog.
Das junge Mädchen blickte scheu und angstvoll zu ihr auf.
„Das kannst Du fragen?" fuhr Frau Wolter fort. „An einem Tage, wo ihr das Liebste geraubt wurde, das sie besaß, und dazu von ihrer eigenen Schwester? — Sage Du" — sie trat Valerie noch einen Schritt näher — „wie kommst Du dazu, Dir vor den Augen Deiner Mutter solch ein Betragen zu gestatten?"
„Ja," fiel Alphons ein, „taktlos war es über alle Maßen, Valerie, und unbesonnen dazu. Denn das bildest Du Dir doch nicht ein, daß er sich im Ernst in dich verlieben wird? Sonst wollte ich Dir Vorschlägen, einen Blick in den Spiegel zu thun." —
Die Mutter lachte höhnisch auf. und Leonie hob interessiert ähr Köpfchen. — „Alexander hat sehen wollen," fuhr Alphons fort, „wie leicht er einem Mädchen, trotzdem er so gut wie als Verlobter gilt, dennoch den Kopf verdrehen könnte, und Du bist bereitwillig in die Falle gegangen —"
„Schweige!" unterbrach ihn Valerie, sich aufrichtend, mit glühenden Wangen. „Mit Dir habe ich nicht zu verhandeln, Du bist unmännlich, Du bist roh —"
„Was fällt Dir ein?" rief die Mutter im höchsten Zorn und schüttelte heftig den Arm des jungen Mädchens. „Es scheint, Du willst die Richtende spielen, anstatt im Schuldbewußtsein Deine Stirn zu senken und die verdiente Anklage hinzunehmen?"
„O Mama, laß sie — nicht doch!" rief Leonie weinend, indem sie sich dazwischen warf. „Ach Valerie, ich bin so unglücklich!" sie schlang die Arme um den Hals der Schwester und brach von Neuem in Schluchzen aus. „Nicht wahr? Er verachtet mich jetzt? Was sagte er von mir? Habe ich ihn verloren? O Valerie habe ich ihn verloren?"
Die Mutter schlug die Hände vor das Antlitz, Alphons stellte sich vor die Gruppe hin, nickte Valerie zu und sprach: „Siehst Du, was Du ange- stiftest hast?"
Valerie zog die Schwester an sich: „Weine nicht, Leonie, ich — o Gott, Mama, ich habe ja nichts Böses gethan!"
In diesem Moment öffnete sich die Thür, und Herr Wolter, den die Geschäfte den Tag über an's Haus gefesselt hatten, trat ein. Ohne die Aufregung sämtlicher Anwesenden zu gewahren, schritt er auf seine Familie zu und sagte, halb seine Gattin, halb Valerie anblickend:
„Eine Neuigkeit! Diesen Nachmittag war bei mir Bergen und —"
Valerie, die beim Eintritt des Vaters mit noch einmal schwach sich regender Hoffnung zu ihm aufgeschaut, machte, da sie ahnte, was er sagen wollte, eine Bewegung des Schreckens.
„Um Valeriens Hand von mir zu erbitten," vollendete Herr Wolter unbeirrt.
„Das ist ein Wink des Himmels, Dein schreiendes Unrecht von heute gut zu machen, Valerie!" rief die Mutter. Ich habe ja aber nichts Böses
gethan," stammelte das junge Mädchen fast unhörbar.
„Nichts Böses — nein, bewahre!" spottete Alphons. sich zwischen die Eltern drängend. „ES war mehr Deine Liebenswürdigkeit als Deine Bosheit dabei im Spiele, wie!"
„Werde ich bald aufgeklärt weiden, um waS es sich hier handelt?" sprach der Vater ungeduldig.
„Frage nicht!" entgegnete die Gattin beschwichtigend. „Valerie mag es mir Tank wissen, wenn ich Dir ihr heutiges Betragen nicht ou ästail schildere, ihre berechnete Koketterie, ihre —"
„Aber Mama!" rief Valerie, der es vor den Augen zu flimmern begann, „es war ja ganz zufällig — ich — ich habe ja nicht —"
„Unterbrich Deine Mutter nicht!" herrschte der Vater sie an. — „Koketterie, sagst Du, Malwine?"
„Um es kurz zu sagen: Valerie hat Starkow, der sich bekanntlich für Valerie interessierte, seit er sie zum ersten Mal gesehen, und der den heutigen Ausflug offenbar mit speciellen Absichten arrangierte durch ein Betragen, für das sie wohl schwerlich eine passende Bezeichnung finden dürfte, wenn sie es nicht kokett genannt hören will, bewogen, Leonie und uns durch plötzliche Vernachlässigung vor der ganzen Gesellschaft bloßzustellen. Ich weiß wirklich nicht, wie ich nach diesem Tage meinen Bekannten gegenüber treten soll."
Der Frau Wolter war recht gut bekannt, daß ihr Gatte nichts mehr scheute, als einen Klatsch vor der Welt.
_(Fortsetzung folgt)._
Allerlei.
— Da die Zeit heranrückt, zu der die Weibchen des Frostspanners, unseres gefährlichsten Feindes der Obstbäume, dieselben besteigen, um ihre vielen Eier um die Knospen abzulegen, so werden die Besitzer von Obstbäumen darauf aufmerksam gemacht, daß nunmehr mit Oel getränkte Papierstreifen um die Stämme der Obstbäume zu binden sind, auf welche der Leim aufgetragen wird, so oft als er nicht mehr sich klebrig zeigt im Laufe dieses MonatS und in den Monaten März und April. In diesen beiden letzteren Monaten besteigen nämlich die Weibchen des Apfelblütenstechers (Kaiwurm) und des Birnknospenbohrers unsere Obstbäume, um ihre Eier in die Blütenknospen zu legen, welche dann bei günstiger Witterung zur Entwicklung gelangen und die bekannten Verheerungen an den Knospen und der Blüte anrichten. Die Birnknospen trocknen ein und der Kelch der Apfelblüte wird zusammengezogen und braun und der Landmann sagt dann: „Es ist ein Mildthau gefallen." Der warme Sommerregen hat nämlich die rasche Entwicklung der Eier begünstigt, der Kaiwurm erscheint, benagt die Befruchtungsorgane und in Folge dessen zieht sich der Kelch zusammen, wird braun und bildet die bekannte Kappe, unter der der Kaiwurm seine Zerstörungen ungestört fortsetzt, bis er als Käfer ausflieg t._
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