deutung des Ereignisses liegt aus der Hand. Der Präsident der Cortes, Marios, sagte, als ihm das Knäblein gezeigt wurde: „Gott sei Dank, wir haben einen König; nun können wir ruhig sein."
Gages-Werrigkeiten.
Stuttgart, 20. Mai. Der Lebens mittel markt bietet außer den unreifen Stachelbeeren, welche schon auf dem letzten Markt zu haben waren und selbstverständlich nur zum Einmachen sich verwenden lassen, im Augenblick wenig Neues. Der Freund eines guten Rettichs findet bereits diese schwarze Knollenwurzel in recht hübschen Exemplaren vor. Spargel immer noch in Menge und zu den bisherigen mäßigen Preisen. Waldmeister, Spargel und Maiblumen beherrschen den Markt. Zu den Zierden des Blumenmarktes gehören die Zweige der Tamarinde in ihrem überaus zierlichen Bau und zart htllen Blaurot. Aus dem Walde stammen offenbar frisch aufgegangene Farrne mit Ballen, sowie die große Maiblume (Oonvs!^ lsrlea pol^oimlui»). Phretrum, Balsaminen, Lobelia, Silenen werden mit Ballen, die beiden letzter» sogar schon in Blüte, als Sezware verkauft.. Zahlreich angeboren werden Scharlach-Pelargonien. Kirschen sind bereits zu 60 H das Pfund zu haben.
Crailsheim, 19. Mai. Ein Metzgerbursche, der mit ca. 50 ^ Geld nach Mariä-Kappel ging, um ein Schwein zu holen, wurde unterwegs- im Walde von einigen Strolchen angefallen, welche sein Geld verlangten. Er gab seine Wurst und Brot hin, wurde aber dann von den Hallunken an gefallen, und nachdem es ihm mit größter Mühe gelungen, loszukommen, noch bis in die Nähe des genannten Ortes verfolgt. Der erne Strolchwurde beim Handgemenge an der Hand verwundet, wodurch es vielleicht der Gendarmerie leichter gelingt, ihn dingfest zu machen.
Künzelsau, 19. Mai, Nach vielen Jahren wieder haben sich in der Nähe unserer Stadt, in den Gebüschen rechts vom Kocher, zwei Nachti- gallenpärchen angesiedelt. Das Interesse an diesem Ereignis ist ein- so großes, daß des Abends zwischen 8 bis 11 Uhr Hunderte von Naturfreunden den sonst gänzlich unbelebten Feldweg Hinausströmen, um sich in der vom Mondschein magisch beleuchteten Landschaft zu ergehen und dem Nach-- tigallenschlag zu lauschen.
Berlin, 19. Mai. Der Zustand L. v. Ranke's ist anhaltend hoffnungslos; der berühmte Gelehrte gehl einer langsamen Auslösung entgegen.
Harburg, 20. Mai. In den S ch w e f e l f a b r t k e n von Günther-Schröder u. Comp, sind heute durch die Explosion eines Ballons- fünf Arbeiter verbrannt. ^
vermischtes.
— Gerichtliche Entscheidung. Ein Prozeß, der für die- Geschäftswelt von Interesse sein dürste, ist in den letzten Tagen vor dem- Schöffengericht inGörlitz in erster Instanz zum Austrag gebracht worden. Der Thatbestand ist folgender: Ein dortiger Kaufmann annoncierte: „echte Brüsseler Teppiche für 10 'ftd". Ein Exemplar davon wurde von dem, Kommis eines Konkurrenten gekauft, wo'er sich's herausstellte, daß von einem, echten Brüsseler Teppich keine Siede war. Der Konkurrent denunzierte und der Verkäufer wurde des Betrugs für schuldig erklärt und ihm eine Geld--, straie von 100 ^ auserlegt. Der Preis der Ware war angemessü«,, aber der Teppich, wie gesagt, kein echrer Brüsseler, überhaupt kein wollener. Und in der falschen Anpreisung des unechten Stoffes als eines echten fand der Gerichtshof den Thalbestand des Betrugs. Der Verurteilte wird versuchen, die Angelegenheit vor den höheren Instanzen zur Verhandlung zu 'bringen. Alle diejenigen, welche unechte Waren als echte empfehlen, mögen sich fortan
in acht nehmen; such wemn sie ihr?' Kunden- bei der Preisfeststellung nicht? übers Ohr hauen, können sie doch schan wegen der falschen Angabe über ihre Ware als Betrüger gestraft werden.
— Ammenwahl in M a d ui d. IW der Hauptstadt Spaniens ist' augenblicklich die Wehl der Amme für das am Montag geborene Königskind Gegenstand der eingehendsten Erörterungen. Wer Leibarzt des königlichen,: Hauses, Dr. Sanchez-Ocanna, hat unter den in ungeheurer Zahl „eingelaufenen" Ammen, welche zumeist aus der fruchtbaren Provinz Santander stammen, 22 stämmige Frauen zur engeren Wahl herausgesucht. Die kleine ärztliche Kommission, welche das- entscheidende Wort: zu spreche» hat, konnte nach der ersten Sitzung nicht schlüssig werden. Unter den Kandidatinnen befinden sich auch einige Bürgersfrauen, welche auf die luLative Stellung Anspruch erheben. Eine derselben erschien vor-der Kommission in einem prachtvollen, mit echten Spitzen und Goldstickereien reich garnierten Sammetkostüir An den Ohren trug dieselbe große, kostbare Diamantohimnge und an den Armen und Fingern wertvolle Armbänder und Ringe. Dieser, pompösen Salon- Amme, einer Frau Namens Raimonda, soll-man schon mehrere Kinder aus fürstlichen Häusern ans Herz gelegt haben. Vor ungefähr einem- Jahr war Frau Raimonda noch in einer fürstlichen Familie beschäftigt: Mch Abschluß ihrer Thätigkeit zog sie sich wieder in ihre hübsche Villa zu Revilla zurück und ist jetzt abermals in der Lage, um sine Stelle als Amme zu konkurrieren. Die Aerzte sind bereits für sie eingenommen.
^ ern sirrrrüHL g e s.
— Ein vorzügliches W-äusegift, sft:CHrsmgeIb'(chrsmsau- res Bleioxyd), wie es als gelbe Malerfarbe» namentlich aber, auch, zum Anstreichen der Etiketten in Gärtnereien- verwendet wird.
Man überzieht 1 Pfund Roggenkörner durch Kneten mit den Händen mit einem gewöhnlichen Kleister und mengt '/r Pfund Chromgelb- mit 50 Gramm Waizenmehl darunter. In dieses Pulver wirft man die überkleisterten Körner und rührt darin so längs um, bis sie mit einer trockenen gelben Kruste überzogen sind. Diese Körner sind zum Vergiften der Mäuse sehr bequem anzuwenden, da man sie leicht in die Löcher und Winke! bringen kann. Der Tod der Aäufe erfolgt sehr bald ; bei Anwendung dieser Körner im Feld ist es geraten» dem Kleister etwas Leim bsizusetM, damit dös Kruste fester wird. (Fundgrube.)
— Gegen ganzen hat sich bei rincm unserer Leser nichts so gut bewährt, als dünnrr Tis-chlerleim. Mau kann, denselben in alle Fugen, Zapfenlöcher und Riffe der Bettstellen - hineinlaufeu lassen^ hmeinpinseln oder hineinreiben; die herauskriechenden Tiere tötet man und. die darin bleibenden Individuen wie die Brut werden durch den Leim festgsNebt und für ewig gefesselt, was natürlich ihren völligen Untergang zur Folge hat. Auch der Samen, wo solcher haftet, wie an den Slirnenden der Betlseiten rc. wird durch den Leim gleichsam überglaßert und kann nimmer lebendig werden. I» die Riffe der Fourniere re. reibt man den dünnen Leim hinein; was als überflüssig herauskommt, wischt man sofort mid einem nassen Lappen, Papier oder dergl. ab, damit es nicht erst antrocknet. Auch in die Gehrungsfugen der Thürbekleidungen oder wo scnst die Wanzen sitzen-,, läßt man auf diese Weise Leim hineinlaufen, und hinter undichte Scheuerleisten kann man ihn mittelst einer (Spielzeug-) Gießkanne hinein- und hindurchlaufen lassen. Los- gegangene TapetM und Böden,, welche gerne von den Wanzen zum Nisten gewählt werden, klebt man mit Leim Meder an; was darunter sitzt, ist auf diese Weise für immer am Auskommen verhindert. — Wer da weiß, daß dieses häßliche und lästige Ungeziefer sich zuweilen in die reinlichsten Wohnungen drängt — in großen Städten wird es oft durch dis Möbelwagen übertragen — dem wird dieses einfache und prMische Mittel gewiß willkommen sein.
(Fundgrube.)
N-ubert bat ihn um eine Erklärung, und Soltmann erteilte sie ihm. Wir wissen, wann und wo er das Stückchen roter Seite gesundst. Es war am Morgen der Visitation des Etwold'schen Hauses; es lag am Eingangs zum Wintergartkn.
Wie jkonnten Cie nur einen so wichtigen Umstand so iguorire»"" sagte Neubert kopfschüttelnd. „Dieses Stückchen Seide ist ein untrüglicher
Fingerzeigs ^ ^^erzeig ins Leere", entgegnete Soltmcmu. „Gr gewännt erst Bedeutung durch ein Rendezvous. das ich heute Abend belauschte, und ohne welches Ihre Meldung von dem gefundenen Poliwienkoftüm keines- wegs mich so erregt haben würde, wie sie es gethan.
Und während sie nun weiter schritten, erzählte Soltmvnn seinem Freunde, was er hinter der Zeltwand im Cafe belauscht hatte.
Neubert lauschte aufmerksam.
Das ist allerdings ein merkwürdiges Zusammentreffen von Um stau- den" sagte er. „Ich glaube, es handelte sich nur um eme Spur. Aber das ist mehr als das, das ist ein bestimmter Hinweis. Da genügt mir Ihre Beihülfe allein nicht mehr. Jetzt laste ich den ganzen „Fuchsbau" vusheben, um in den Besitz des unschätzbaren Bündels zu kommen. Freilich wird das einer großen Polizeimacht bedürfen, denn das Nest ist vollgepfropft mit zwei- deutigem Gesindel."
„Gelegenheit zu einer Razzia", sagte Soltmann. Aber, wo jetzt mitten in der Nacht die Polizeimacht herbekommen?
„Das ist es eben", entgegnete verdrießlich Neubert. „Und wir haben auch keinen Augenblick zu verlieren, wenn wir es nicht erleben wollen, daß Schiffer und Bündel inzwischen verschwinden. Einer aber ist ihm nicht gewachsen , der die ganze Bande hinter sich hat. Wir müssen beide hin und ibn so lange aushalten, bis die Polizei kommt."
„Polizei?" lachte Soltmann. „Welche?"
„Halt! Wächter da drüben!" rief Neubert einen solchen an. Er eilte
sogleich über die Stahe und erteilte dem Anderen einen Auftrag, an daL nächste Polizeirevier-Bureau..
„Kommen Sie, Soltmann!" rief er dann diesem zu. „Jetzt einen Wettlauf auf dem Eise!"
Mit hochgeschlagenem Rockkragen» den Kops eingezogen und die Hände in den Tuschen, eilten Beide jetzt schweigend über das glatte Straßenpflaster nach dem „Fuchsbau".
EH war ein schmutziger, krummwinkliger Stadtteil, in de» sie jetzt ein- lenkten. Wenn hier der Schnee die Straßen nicht mit seinem Lichte erhellt hätte, die wenigen, trübe brennenden Lampen hätten es sicher nicht gethan.
Endlich hatten sie die Penne des Vater Christoph erreicht. Sie kamen
zum Stillstand. . .. . .
„Was das Nest so gefährlich macht," flüsterte Neubert, „das ist sein großer Umfang und der Umstand, daß cs mehrere Zugänge hat, die nach verschiedenen Straßen münden. Dazu noch die vielen Fenster! Sre können sich denken» wie schwer es ist, hier alle Oeffnungen zu besetzen. Aber nun hinein! Laßen Sie mich vorangehen." ...
Beide Beamte erschienen mit möglichst unbefangenen Miexen in der unterirdischen Verbrecherwelt. Neubert lenkte sofort seine Schritte nach dem Zimmer, wo er den Kahnführer gelassen. Als er diesen und in der Ecke das Bündel noch sah. atmete er erleichtert auf. Auch Soltmann, der ihm zum Tische des Schiffers folgte, gewann bei dem Anblick des Letzteren seme Fassung und Zuversicht wieder.
" Einen rötlichen Schreck aber bekam Duprat, als er die beiden Herren eintreten und so Platz nehmen sah, daß er, ohne von ihnen gesehen zu werden, das Zimmer nicht verlassen konnte.
Er trat seinem Freunde auf den Fuß und befragte ihn mit den Augen, ob er jene Beiden kenne.
Der Baron schüttelte verneinend den Kopf.
(Fortsetzung folgt.)