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Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Samstag dm 19. September.
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1885 .
Amtliches.
An die königlichen Pfarrämter.
Etwaige Gesuche um Unterstützung aus der Denzel'schen Schullehrerwitwen-Stiftung wollen bis zum 24. d. M. eingereicht werden (s. Amtsbl. S. 2801, Erl. vom 26. Juni 1878).
Alten steig, 16. Sept. 1885.
K. Bezirksschulinspektorat.
Mezger.
' Die erledigte Landgerichtsschreibcrsstelle in Hall wurde
dem Amtsgerichtsschreiber Müller II. in Herrenberg gnü- dig st übertragen. _
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
* Die Fischer-Compagnie in Oberschwandorf fing dieser Tage in der Nähe der Bösinger Sägmühle eine 4Vnpfündige Bachforelle, ein wirkliches Prachtexemplar.
Stuttgart, 16. Sept. Die gestrige Ankunft des hohen Königspaares erfolgte unter enthusiastischer Begrüßung desselben durch ein mehrere Tausende von Personen zählendes Publikum, das bis zum Hotel Marquardt Spalier bildete. — Nach dem „N. Tagbl." steht über den Empfang, welcher dem Kaiser seitens der Stadt bereitet wird, nunmehr folgendes fest: Die bürgerlichen Kollegien, die Mitglieder des Festkomitcs, sowie die städtischen Beamten sammeln sich Freitag mittags 12 Uhr aus dem Rathause und begeben sich von da zum Bahnhofe. Die Geistlichen aller Konfessionen sammeln sich um 12 Uhr im K. Katharinenstift und begeben sich durch den Eingang in der Friedrichsstraße nach der Bahnhoshalle. Die Vereine und Korporationen rücken präzis 12 Uhr in die Spaliere ein, so daß die Aufstellung nm 12^ vollzogen ist. Sämmlliche Teilnehmer an der Spalier-Aufstellung erscheinen in festlicher Kleidung, die Vereine mit ihren Fahnen oder Standarten und mit Vercinszeichen. Der kaiserl. Hofzug wird um 1 Uhr erwartet. Sobald derselbe die Stuttgarter Markung erreicht, werden durch Kanonen der Schützcngilde auf der Uhlandshöhe Salutschüsse abgegeben und beginnt das Glockengeläuts auf sämtlichen Kirchen. Wenn die kaiserliche Equipage am Bahn- hofportal vorfährt, begeben sich berittene Bürger a» die Spitze des Zuges und reiten bis zum K. Residenzschloß vor. An dem Spalier beteiligen sich außer den genannten Kollegien 25 Vereine. Die Teilnehmer am Fackelzug sammeln sich Freitag abends 6 Uhr im Hofe der Jnfanteriekaserne. Fackeln, Lampions re. kommen am Aufstellungsplatz zur Verteilung und werden auf ein gegebenes Signal angezündet. Um 7pz Uhr setzt sich der Zug in Bewegung und geht durch die Pau- linen-, Marien- und Königsstraße dem Königsbau entlang, am Cafe Marquardt und K. Hoftheater vorbei in den Hof des K. Residenzschlosses, wo er die Aufstellung nimmt. Nach Beendigung des Gesangs des Liederkranzes geht der Zug vom Schloßhose über die Planie nach der Markthalle, wo die Abgabe der Fahnen, Lampions, Fackeln, Transparente rc. erfolgt. Der ganze Zug wird von berittenen Bürgern eröffnet. Demnach würde der Fackelzug etwa 4800 Teilnehmer zählen. Die Einteilung besteht in 5 Hauptgruppen mit zus. 52 Unterabteilungen. Nicht nur in Ausdehnung, sondern auch in deko- rativer Bedeutung verspricht der Fackelzug großartig zu werden. Die einzelnen Vereine und Korporationen werden je durch über Meter große Transparente angeführt werden. Die Herstellung dieser riesigen Transparente, gegen 100, erfolgt gegenwärtig. Der Festwagen wird vom Kunstgewerbevcrein hergestellt, er erhält in 2 Ballustradcn einen architektonischen Aufbau. Umgeben wird der Wagen mit reicher Verzierung. — Im Stadtgarten sind Hunderte von Händen vollauf beschäftigt, um denselben für den Empfang der hohen Gäste in Bereitschaft zu stellen. Der reich dekorierte Saal wird für den Hof und die höchsten Gäste reserviert. Wie es heißt, wird der Kaiser seinen eigenen Wagen benützen. Die Begrüßung wird bei der Einfahrt stattfinden. Die 100 Festjungfrauen sollen bei den Büsten II. MM. Aufstellung nehmen. — Daß die Schuljugend am Sonntag Spalier bilden darf, wird allseitig mlt Genugthuung vernommen, die Kinder erhalten da- ""ÄGelegenheit, den Kaiser zu sehen, was den meisten sonst ? öu ^«1 geworden wäre. Auch die Mädchen- mmclschule wird stch mit Lehrern und etwa 1500 Schülerin- nen am Spalierbildcn beteiligen. - Am Samstag wird der Kaiser sich zur großen Truppenschau nach dem Langenfelde bei Ludwlgsburg begeben und nach Schluß der Parade als Gast ^, /lnzen Wilhelm mit seinem Gefolge ein Dejeuner auf Schloß Marlenwahl einnchmen. Am Abend findet im hiesigen Tchloßhofe der große Zapfenstreich sämtlicher Tambours, Hor- insten und Musikkapellen des württembergischen Armeekorps
statt, der mit der Retraite im Akadcmiehof schließt. Am Sonn- I tag nachmittag 2 Uhr gibt die Stadt zu Ehren des Kaisers j ein Diner im Stadtgarten. Den Zug bei der festlichen Umfahrt dorthin eröffnet Oberbürgermeister Dr. v. Hack mit dem Obmann des Bürger-Ausschusses, Dr. Schall II, in vierspännigem Wagen; im zweiten Wagen folgen sodann die Festordner. Dann eröffnet die Equipage mit dem Kaiser und König die lange Reihe der Hofgalawagen. Am Dienstag nachmittag gibt der Kriegsminister v. Steinheil dem Kaiserlichen Gast samt Gefolge ein größeres Diner im Königsbau.
Stuttgart, 16. Sept. Ihre Königlichen Majestäten haben den Hinterbliebenen deS Herrn Rechtsanwalts Fetz er höchst Ihre Teilnahme an dem erlittenen Verlust aussprechen lassen.
Stuttgart, 16. Sept. Gestern vormittag 11 Uhr benutzte der Dr. Gustav-Jäger-Berein die Anwesenheit der zahlreichen Aerzte vom Aerztetag zu einer Demonstration des Humanisierungsverfahrens des Weins durch Anthropin, welche im kleinen Museumssaale stattfand und ähnlich verlief wie die früher geschilderte im Hotel Royal. Es gab viele, die den verschiedenen Geruch und Geschmack der humanisierten Weine von dem gewöhnlichen unbedingt bemerkten. Interessant war die Stunde jedenfalls den Aerzten, die sie der Demonstration gewidmet hatten.
Nills Tie rgarten. Seit 50 Tagen bebrütet das afrikanische Straußenpaar 4 Eier, und heute, Donnerstag früh, sind zur unbeschreiblichen Freude des Herrn Nill — denn noch kein Straußen-Brutversuch ist in einem zoologischen Garten Europas gelungen — zwei Junge der dicken Schale entschlüpft; sie haben die Größe eines ausgewachsenen Huhnes, sind von gelblicher Farbe und mit struppigen Haaren besetzt, so daß ihr Körper fast das Aussehen eines Igels hat. Das Elternpaar brütet abwechslungsweife weiter.
Urach, 15. Sept. (27. Wandcrversammlung der württ. Gew erbe vereine.) Vertreten waren auf der Versammlung 42 Vereine und von den Handelskammern des Landes: Stuttgart, Heidenheim, Heilbronn, Ravensburg, Reutlingen und Ulm. Nach Erstattung eines kurzen Rechenschaftsberichts von Seiten des Vorstandes Gemeinderat Stähle von Stuttgart empfahl der Sekretär des Vereins, Dr. Huber, in längerem Bortrag aufs Eindringlichste die immer weitere Verbreitung des Motorenbetriebs im Kleingewerbe, welches nur dadurch im Stande sei, mit der Großindustrie zu konkurrieren. Hierauf hielt der Vorstand einen gediegenen Vortrag über die Errichtung von Lehrwerkstätten als ein wesentliches Mittel zur Ausbildung tüchtiger Gewerbsgenossen, wobei die gewerblichen Fortbildungsschulen, die übrigens freiwillige sein müßten, als unentbehrlich bezeichnet wurden. Prof. Beißwenger von Reutlingen empfahl in eingehendem Vortrag die Errichtung von freien Genossenschaften, deren Bildung von der Versammlung empfohlen wurde, während bezüglich der Errichtung von Lehrwerkstätten die Beschlußfassung bis zur nächsten Versammlung vertagt wurde. Den Schluß der Referate bildete ein Vortrag des Fabrikanten Neuburger von Stuttgart über die Beschickung der im Jahre 1888 in Berlin abzuhaltenden deutschen Industrieausstellung, welche er vom nationalen Standpunkte aus empfahl, wogegen Prof. Dr. Gießler - Stuttgart energisch ankämpfte. Nach ziemlich erregter Debatte zwischen dem Referenten, Dr. Huber und Prof. Gießler wurde folgende Resolutton angenommen: Die Wander-Bersammlung der württemb. Gewerbevereine erklärt gegenüber der bedauerlichen, rasch auf einander folgenden Wiederkehr internationaler Ausstellungen, daß solche großartigen Schaustellungen, welche den einzelnen Industriellen
und Gewerbetreibenden in keinerlei Verhältnis zum Nutzen stehende Opfer auferlegen, notwendig etwa durch einen Zwischenraum von 15—20 Jahren soweit auseinander gehalten werden sollten, daß wesentliche Fortschritte der einzelnen Länder und Gewerbe unverkennbar hervortreten. Dagegen empfiehlt die Wanderversammlung den Gewerbevereinen Württembergs aus wirtschaftlichen und nationalen Gründen eine zahlreiche Beteiligung an der geplanten Ausstellung in Berlin unter der Voraussetzung, daß Landes- und Reichsregierung mit ihrem ganzen Einfluß für die Sache eintreten, da dieselbe die erste Gelegenheit seit Errichtung des deutschen Reiches bietet, qualitativ und quantitativ die Leistungsfähigkeit unserer Industrie zu konstatieren. Ein festliches Mahl, belebt von einer Reihe von Toasten, schloß die Wanderversammlung, welche dem gastlichen Urach gewiß ein freundliches Andenken bewahren wird.
Die 30. Wandcrversammlung deutscher und österreich-ungarischer Mcnenwirte bat bei der Jubelseier des Dr. Dzierzon in Liegnitz als Obmann des Preisgerichts den Pfarrer Bälz in Schwabbach bei Weinsberg berufen und folgende Württembcrger für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der Bienenzucht prämiiert: Eine silberne Staatsmedaille nebst Ehrenpreis 40 4c erhielt Reallehrer Beßler aus Ludwigsburg, Verfasser des soeben erschienenen Buches „Geschichte der Bienenzucht", eine bronzene Staatsmedaille die Jmkerslaschnerei von Kolb und Gröber in Lorch, einen ersten Preis mit 40 4L Schreiner Braun in Waiblingen; Diplome wurden anerkannt: Gust. Sieqle-Feuerbach, Uhrmacher Wank- ler-Wiernsheim, Wachszieher Herlikofcr-Gmünd, Lehrer Scheel aus Treherz bei Wurzach. Der Obmann des Preisgerichts, Pfarrer Bälz, wurde von der Versammlung durch ein Ehrendiplom ausgezeichnet.
Brandfälle: In Zimmern (Rottweil) am 15. ds. 11 Wohn- und Oekonomiegebäude.
Karlsruhe, 16. Sept. Der Kaiser sprach bei Besichtigung der freiwilligen Krankenträger die Hoffnung aus, das Korps werde noch lange nicht seine Kenntnisse im Kriege zu bewähren brauchen. Die Abreise nach Stuttgart erfolgt am Freitag.
Der liberale Großherzog von Baden hatte am 9. Sept. unter Teilnahme des ganzen Landes seinen 60. Geburtstag gefeiert. Das badische Volk gedachte dabei an drei Worte, die er gesprochen und, was die Hauptsache ist, in oft schwierigen Lagen gehalten hat. Am Frankfurter Fürstentage 1863 sagt er: „Ich kann nicht einsehen, daß ein trennender Unterschied bestehen sollte zwischen Fürstenrecht und Volksrecht". Den zweiten that er in der badischen Abgeordneten-Kammer: „Ich betrachte mich als Fürst lediglich als den ersten Bürger des Staates". Und vor fünf Jahren sprach er zu Schopfheim zu dem dortigen Bürgermeister: „Das Volk kann und soll fest auf mich bauen; nie werde ich von meinen bisherigen freisinnigen Grundsätzen abweichen, nie werde ich zugeben, daß in meinem Lande, so lange ich regiere, eine geistige Versumpfung eintreten und das Errungene zerstören kann."
Eine Frau Gymnasialdirektor in Lörrach ist eine seelengute Frau, nur etwas rasch mit Hand und Mund und das brachte sie vor die Strafkammer in Freiburg, sogar in zweiter Instanz. Ihrem 16jähri- gen Dienstmädchen, dem sie nach lOjährigem Dienst 2000 oiL versprochen hatte, widerfuhr das Mißgeschick, eine Nadel an der Nähmaschine abzubrechen: da schlug ihr die Madame mit eisernem Instrument eine Partie Zähne ein und riß ihr die Haare aus. Die Dame war ihr eigner Advokat und entwickelte eine Mundfertigkeit, daß der Präsident ihr mit den Worten: „Jetzt haben wir genug" ein Ziel setzte. Sie wurde zu 200 Geldstrafe rc. verurteilt. Komisch d abei ist, daß die Dame früher mit einem Professor
!
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