aus einem Laden herausgetreten war, und zerriß denselben. Ein achtjähriges Kind teilte dasselbe Schicksal. Ein allgemeiner Schrei des Entsetzens folgte dieser Schreckensszene. Hierdurch offenbar erschreckt, flüchtete der Panther auf das Dach eines Hauses, auf dem er eine halbe Stunde lang herumkletterte, bis es gelang, ihm durch einen wohlgezielten Schuß den Garaus zu machen. Hier herrscht ob des schrecklichen Ereignisses die größte Aufregung.
England
London, 12. Seht. Indem die „Times" die Note des Fürsten Bismarck an den Grafen Solms vom 31. August in völlig zustimmender Weise bespricht, sagt sie: Wenn Spanien behaupte, daß Deutschland unbestrittene spanische Rechte angetastet habe, so sei dies eine Anmaßung, welche Spanien fallen lassen müsse, ehe wieder herzliche Beziehungen zu Deutschland angeknüpft werden könnten. Spanien müsse seine hochfahrenden Prütensionen müßigen, wenn der Zwischenfall befriedigend abgeschlossen werden solle. Rußland.
Petersburg, 10. Sept. Sehr lebhaft beschäftigt sich hier die öffentliche Meinung mit den Ausweisungen russischer Untcrthanen aus Preußen, ohne daß man aber in Betreff der Motive der preußischen Regierung mehr als Hypothesen aufzustellen wüßte. Man thäte wohl Unrecht, wenn man in diesen Ausweisungen eine feindselige Demonstration gegen Rußland, ja auch nur eine Vorsichtsmaßregel erblicken würde, darauf berechnet, die deutschen Unter- tHanen in Deutschland gegen die Konkurrenz von Ausländern zu schützen. Am allerwenigsten darf die Maßregel der preußischen Regierung als das Resultat eines zwischen Preußen und Rußland gegenüber den Gefahren des Sozialismus geschlossenen Vertrages ausgelegt werden. Am plausibelsten erscheint die Auffassung, daß Fürst Bismarck, der alle Manifestationen der nicht-germanischen Elemente in Deutschland, um den Wirkungen derselben znvorzukommen, scharf überwacht, seit einiger Zeit ein gewisses Wicdererwa- chen des Polonismns im Herzogtnme Posen wahrgenommen und, um diese Bewegung Zn paralisieren, beschlossen hat, die zur freiwilligen oder unbewußten Verstärkung dieser neuen Strömling geeigneten Personen, so weit als thunlichst, zu beseitigen. Es ist nicht zu übersehen, daß die Leitung des öffentlichen Unterrichtes in Posen, nach den bestehenden gesetzlichen Vorschriften, einen mehr deutschen oder mehr polnischen Charakter erhält, je nachdem in den Lehranstalten unter den Schülern das deutsche oder das polnische Element überwiegt. Der Aufenthalt einer beträchtlichen Zahl von zumeist der polnischen Nationalität ungehörigen Russen im Herzogtnme Posen würde somit daselbst in Schule und Gesellschaft ein bedeutendes Gegengewicht zu Gunsten des Polonis- mus schaffen. Wenn man diese Auffassung adoptiert, so kann man die Forderung mancher russischen Blätter, daß das St. Petersburger Kabinet das Vorgehen der preußischen Regierung mit der allgemeinen Ausweisung der in Rußland ansässigen Deutschen beantworte, nicht billigen. Vom Standpunkte des verletzten nationalen Gefühls mag sie gerechtfertigt erscheinen, vom politischen und ökonomischen Gesichtspunkte aus muß sie aber verworfen werden. Zunächst könnten dadurch Stürme hervorgerufen werden, welche den Frieden zu gefährden geeignet wären; ferner ist zu bedenken, daß Rußland doch nicht, gleich Deutschland, unter einer Uebervölkerung zu leiden hat und daß die aus Preußen ausgewiesenen russischen Untertha- nen auf dem weiten Gebiete Rußlands, wo Mangel an Arbeitskräften sich fühlbar macht, sicherlich Beschäftigung finden werden. Die Ausgewiesenen könnten sogar Elemente des Fortschrittes mit sich führen, ähnlich wie dies anläßlich der Auswanderung der durch die Aufhebung des Edictes von Nantes durch Ludwig XIV. aus Frankreich vertriebenen Calvinisten nach Deutschland der Fall war. Aus dem Vorgehen Preußens erwächst der russischen Regierung der Vorteil, daß es ihren Gegnern nicht mehr möglich sein wird, einfach die Grenze zu überschreiten, um in der Nähe der letzteren ihre Umtriebe fortzusetzen. Aus diesen Erwägungen erklärt sich wohl die Passivität der russischen Regierung gegenüber den preußischen Ausweisungen zur Genüge und die Repressalien der ersteren werden sich gewiß auf die Ausweisungen einiger Hundert der Vagabondage übersührter oder in irgend einer Beziehung verdächtiger Deutscher beschränken, Ausweisungen, die schon seit einiger Zeit im Zuge sind und über welche sich die deutschen Blätter wieder ihrerseits mit Unrecht unwillig äußern.
Bedauerlich bleibt es übrigens jedenfalls, daß die Ausweisungen aus Preußen in so harter Weise durchgcführt werden, daß der Charakter der Maßregel dadurch entstellt wird und daß man den betroffenen Individuen keine genügende Frist gewährt, durch deren Ausnützung sie sich gegen bedeutende materielle Verluste, oder vor dem Ruine schützen könnten.
Kandel L Verkehr.
Wachendorf. 12. Sept. (Hopfen). F-rctherrlich von Ow'sches Rentamt: Erster Verkauf 50 zweiter Verkauf 54 heute dritter Verkauf 59 per Ztr. Die Qualität ist eine ganz vorzügliche und der Hopfen übertrifft an Gehaltreichtum und Ausbildung der Dolden den Hopfen der ganzen Umgegend.
Stuttgart, 14. Sept. (Laudesproduktenbörse). Unser heutiger Umsatz war wieder sehr unbedeutend, nur bayerischer Weizen wurde umgesetzt. Wir notieren per 100 Kilogramm: Weizen, bayerischer, alt 18 70 »l—18 80 -l,
neu 19
Stuttgart, 14. Sept. (Mehlbörse.) An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 1085 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Mebl Nr. 0 29.50-31, Nr. 1 27.25—29, Nr. 2 25.15 -27, Nr. 3
23—25, Nr. 4 .« 20—22. In ausländischen Mehlen kein Handel.
Nürnberg, 12. Sept. (Hopfenmarkt). Der heutige Markt hatte eine Zufuhr von 1000 Ballen, die bei recht animiertem Geschäftsgänge zu etwas höheren Preisen Absatz fanden. Die Stimmung ist sehr fest. Es notieren: Markthopfen 45—55 -A, Hallertauer 55—70 -A, Württ. 55—70 -lH, Badische 50—65 »L
Der verwunschene Urin?.
Novelle von Theodor Scheffel.
(Fortsetzung.)
„Ob darauf groß zu hoffen ist, muß ich bezweifeln," erwiderte der Doktor mit bedenklicher Miene.
„Fürchten Sie noch immer für das Leben des Mannes?" fragte der Edelmann besorgt.
„Dies gerade nicht, ich hoffe den Kranken leidlich gesund zu machen, aber dies kann ich nur körperlich versprechen," sagte der Doktor ernst. „Wie es mit dem offenbar zerrütteten geistigen Zustande des Fremdlings nach dessen Genesung von dem Sturze und der Schußwunde aus aussehen wird, wage ich nicht annähernd anzngeben. Alle Umstände weisen darauf hin, daß Wahnsinn oder eine an Wahnsinn grenzende Schwermut den Geist des Fremdlings in Banden hält, sonst würde er nicht auf die verrückt zu nennende Idee gekommen sein, die verfallene Burgruine als Wohnsitz als Heimstädte aufzusuchen und ich fürchte daher, daß, wenn der Fremdling körperlich hergestellt ist, wir noch einen geisteskranken Wahnsinnigen vor uns haben werden."
„Traurig, traurig!" sagte der Herr von Ravenstein und die Damen stimmten ihm bei.
„Was soll nun wohl aus dem armen Menschen werden?" fragte Gertrud teilnehmend.
„Wir können doch nur ein zeitweiliges Samariterwerk an ihm thun, wohin soll aber später der Geisteskranke sich begeben?"
„Wir werden seine Angehörigen zu erfahren suchen und diese ersuchen, sich des Kranken anzn- nehmen," meinte Gertruds Vater. „Finden wir seine Angehörigen nicht, oder hat er keine oder doch keine solchen, Sie sich seiner annehmen, dann ist es freilich schlimm für den Aermsten, dann müssen wir ihn der öffentlichen Mildthätigkeit übergeben und er wird vielleicht Aufnahme in irgend einer Landesanstalt für unheilbare Geisteskranke finden."
„Aber sagtest Du nicht, daß er ein Graf, oder gar ein Prinz sei," fiel Frau von Ravenstein ein. „Wird es da keine mitleidigen Standesgenossen geben, die sich in irgend einer Weise des Unglücklichen annehmen, damit ihn nicht gerade das traurigste aller Loose betrifft."
„Was geschehen kann, soll in dieser Beziehung verursacht werden und will ich mich selbst seiner Zeit darum persönlich bei meinen Freunden und Bekannten bemühen, sobald wir die Gewißheit haben , daß der Fremdling wirklich ein Prinz oder Graf ist," erwiderte der Gutsherr,
„Vielleicht wird auch Alles anders, als wir hier jetzt denken und fürchten," bemerkte der Doktor. „Wenn der Kranke nur heute noch vernehmungsfähig würde; aber ich glaube nur, er wird vor dem morgenden Tage nicht die genügenden Kräfte zurückerhalten , denn er ist durch den Blutverlust und die Entbehrungen zu sehr erschöpft. Gestatten Sie, daß ich noch einmal nach dem Patienten sehe. Er schläft jetzt beinahe zwei Stunden, es könnte eine Aenderung in seinem Befinden eingetreten sein."
Der Doktor verließ das Zimmer und kehrte nach zehn Minuten mit beruhigendem Gesichtsausdrucke zurück.
„Der Patient schläft ruhig weiter und habe ich keinerlei bedenkliche Symptome an ihm bemerkt," sagte der Arzt. „Ruhe thut ihm jedenfalls noch am meisten not und der Wein, den wir ihm gaben, wird außerdem seine Lebensgeister gestärkt haben. Ich darf daher meinen Heimweg nach der Stadt wohl antreten, denn schwerlich wird bei dem Kranken eine Verschlimmerung eintreten."
„Am liebsten behielte ich Sie allerdings noch einen ganzen Tag hier, lieber Doktor," erwiderte der Herr von Ravenstein, „aber isie haben mir schon ein großes Opfer gebracht, indem Sie von gestern bis auf heute geblieben >ius und ich sehe nunmehr ein, daß Sie nicht bleiben können und sich ihren übrigen Patienten widmen müssen. Sie haben mir einen großen Dienst erwiesen; vorläufig meinen besten Dank! Was Sie an dem armen Fremdlinge thaten, dessen Leben Sie retteten, dafür komme ich auf, dies wollen Sie auf meine Rechnung schreiben , dies bitte ich mir ganz besonders aus. Auch ersuche ich Sie, auf meine Kosten sich morgen noch einmal hierher zu bemühen und nach dem Zustande des Kranken zu sehen. Ich lasse Sie auch mit meinem Wagen zurück nach der Stadt bringen."
„Der Eile wegen, die ich in meinem Berufe nötig habe, nehme ich ihr Anerbieten dankend an, Herr von Ravenstein," erwiderte der Doktor, „und für unfern kranken Fremdling ordne ich noch an, daß er nach seinem Erwachen zunächst ein halbes Glas Wein und dann eine leichte Fleischsuppe erhält und davon eine kleine Portion ißt. Sollte sich Fieber einstellen, so machen Sie dem Patienten kalte Umschläge um den Kopf und lassen ihn mäßige Quantitäten ab gekühltes Brunnenwasser trinken. Für die Nacht rate ich, daß außer dem etwas furchtsamen Diener Ihr beherzter Gärtner bei dem Kranken, der vielleicht schon in dieser Nacht seine Wahnsinnsanfälle bekommt, Wache hält und Sie haben wohl die Güte, Herr von Ravenstein, sich selbst dann und wann nach dem Zustande des Kranken zu erkundigen.
Der Edelmann sagte freundlich zu und begleitete den Doktor, der sich inzwischen von den Damen des Hauses verabschiedet hatte, bis zum Wagen, der den renommierten Arzt in die Stadt zucückbrachte.
Die purpurrote Abendsonne beleuchtete bereits die Gebäude des Schlosses Ehrenstein, als am andern Tage der Arzt wieder kam, um sich nach dem Zustande des kranken Fremdlings zu erkundigen. Freudig wurde er von dem Herrn von Ravenstein empfangen und dieser sagte dem Arzte:
„Es steht Alles gut, lieber Doktor, mit unserm Patienten. Wir haben ihn behandelt, wie Sie uns angeraten haben und seit heute Morgen ist er derartig gestärkt, daß man wohl eine Unterredung mit ihm anstellen könnte, ich habe dies aber meinerseits verschoben, um Ihren Rat zu hören, denn es könnte dem Patienten doch nachteilig sein, wenn man ihn über seine Verhältnisse ausfragte, er könnte auf's Neue alteriert werden. Aber erfahren müssen wir doch, mit wem wir es zu thun haben und sobald es der Zustand des Fremdlings erlaubt, soll er uns Rede stehen."
„Sie haben gewiß ein Recht darauf, dies von ihm zu fordern," entgegnete der Doktor, „und ich werde ja bald erfahren, ob der Kranke ohne Nachteil für seine Gesundheit eine Viertelstunde sprechen kann. Ist dies der Fall, dann wollen wir jetzt schon die nötige Auskunft von ihm verlangen. Ich will gleich jetzt einmal nach dem Patienten sehen."
„Jetzt schläft er wieder, nachdem er vorher volle drei Stunden wach gewesen ist," erwiderte der Herr von Ravenstein, „wie ich von dem Diener erfahren habe. Kommen Sie daher eine Viertelstunde in das Wohnzimmer und erholen Sie sich von ihrer Fahrt."
(Fortsetzung folgt).
Lübecker 3pz pCt. 8V Thlr.-Loose. Die nächste Ziehung findet am 1. Oktober statt. Gegen den Kursverlust von ca.' LS Mark bei der Auslassung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, KrauzSfische Straße 13, die Versicherung für eine Prämie von 4 Mark pro Stück»
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verla, der G. W. Zai se r'schen Buchhandlung in Nagold.