abfangen und unterzog ihn einem Verhör. Als der Knabe jedoch sagte, die Umfriedung sei in Flammen gestanden, als er des Weges kam, ließ der Herr den Knaben von seinem Kutscher fassen, damit dieser ihn so lange über das Feuer halte, bis er gestehen würde. Der Kutscher kam dem Befehle nach und hielt den Knaben so lange über das Feuer, bis die Füße des Bedauernswerten sich mit Brandwunden bedeckten und der Knabe vor Schmerz in Ohnmacht fiel. Der Vater des gepeinigten Knaben hat, wieBudapest! Hirlap", dem wir diese fast unglaubliche Geschichte entnehmen, berichtet, die Anzeige beim Szent-Gott- harder Bezirksrichter erstattet, der sofort die Unter­suchung einleitete.

Gastein, 11. August. DasWiener Frem­denblatt" berichtet: Beim Abschied war Kaiser Wil­helm sichtlich bewegt, es erglänzten Thränen in den Augen des Monarchen und vielen Personen gegenüber äußerte der deutsche Fürst, daß er in Gastein unend­lich gern verweile und jedesmal schweren Herzens scheide.

Salzburg, 13. Aug. An dem Packwagen des kaiserlichen Zuges brach kurz vor Lend ein Rad. Ein Briefträger von Berlin stürzte aus dem Wagen und brach ein Bein. Der Kaiser unterbrach auf kurze Zeit seine Weiterreise und besuchte den Verun­glückten in dem hiesigen Krankenhaus.

Schweiz.

Man berechnet, daß gegenwärtig am Vierwald­stättersee, inklusive Rigi und Engelberg, allabendlich 10000 Fremde übernachten.

Laut einer Korrespondenz derLiberte" zählt die Schweiz ca. 1000 Hotels mit 58000 Betten. Der Wert der Liegenschaften beziffert sich auf 204 Millionen, der des Mobiliars auf 62 480 000 Franks. Das nötige Betriebskapital beträgt wenigstens 5 Millionen Franks. Das in der Fremdenindustrie sestgelegte Kapital steigt somit an auf wenigstens 271 Millionen Franks. Dagegen berechnet man die Bruttoeinnahmen der obigen 100 Hotels auf 44 800 000 Franks und zieht mau das Geld in Be­tracht, welches die zahlreichen Fremden für Reisen auf den schweizerischen Posten und Eisenbahnen, auf Dampfschiffen und Privatfuhrwerken, dann für Ein­käufe aller Art im Lande lassen, so erhält man an­nähernd ein Bild von der nationalökonomischen Be­deutung der Fremdenindustrie für unser Land.

Frankreich.

Paris, 11. August. DerMonde" und der Univers" veröffentlichen ein Schreiben des Direk­tors der auswärtigen Missionen, worin derselbe eine Depesche des apostolischen Vikars von Ost-Cochinchina vom d. M. mitteilt, welche lautet: Poirier, Guegan, Garin, Meca und Martin sind mit mehr als zehn Tausend Christen niedergemetzelt. Die Meuchelmorde und Brandstiftungen dauern fort, das Vikariat ist vernichtet.

In Nim es fand am 10. ein Stiergefecht statt, welchem gegen 20000 Personen beiwohnten. Keiner der 6 Stiere, die getötet werden sollten, wurde durch den ersten Stich gefällt; die wütenden Tiere hatten Zeit, einen Torreador zu verwunden und 10 Pferde umzubringen. Das Publikum zeigte sich über die Tierquälerei erbittert. Die Pariser Blätter fra­gen, ob Nimes in Frankreich oder in Spanien liege, daß die Behörde solche Gräuel gestatte.

Am vergangenen Sonntag hat es in Paris wieder einmal einDemonstratiönchen" gegeben. Das Denkmal für den alten Revolutionär Bl anqui wurde auf dem Pöre Lachaise eingeweiht und dabei durften natürlich die roten Fahnen nicht fehlen. Das mochte die Polizei nicht dulden und deshalb kam es zu Stö­rungen, Handgemenge und Verhaftungen. Erwähnung verdient gewiß, daß unter denRevolutionären" sich auch Herr Michelin, der Präsident des Gemeindcrats von Paris, befand.

DerNickel" ist in Frankreich beschlossene Sache. Bisher kannte man in Frankreich nur Gold-, Silber- und Kupfergeld, jetzt kommt auch noch Nickel-, geld in Stücken von 5, 10 und 20 Centimes als «Lcheidemünze hinzu. Form, Wappen und Legierung sind auch schon bestimmt; zunächst sollen für 7 Mil­lionen Franks Nickelmünzeu ausgcgeben werden.

Spanien.

Madrid, 12. Aug. Der Erzbischof von Sivilla ist auf seine,-i Schlosse in Granada der Cho­lera erlegen, woselbst die Epidemie am schwersten haust. Dr. Ferran impft täglich Tausende, seine Hilfe wird überall flehentlich verlangt. In den

Provinzen Alicante, Valladolid und Andalusien ist die Seuche im Zunehmen begriffen, in Madrid nimmt sie ab.

Belgien.

Brüssel, 13. Aug. Ein Telegramm der Jndependance aus Madeira meldet, der Dampfer Stadt Antwerpen", zwischen Boma und Vivi ver­kehrend, zur Flottille der internationalen Association gehörend, ist bei Vivi gescheitert und vollständig ver­loren gegangen.

England.

London, 11. Aug. Nach einem Telegramm desStandard" auS Mesched haben die Afghanen alle Gärten und Dörfer in der Umgebung von He- rat, welche einer angreifenden Macht Schutz gewäh­ren könnten, zerstört. Die englische Regierung ent­schädigt die Eigentümer für die durch die Zerstörung erlittenen Verluste.

London, 11. Aug. DerTimes" zufolge ist das Hotel Montezuma in Las Vegas (Neu-Mexiko) niedergebrannt, wobei 8 Gäste den Tod in den Flam­men fanden. Der Schaden wird auf 300000 Doll, geschätzt.

London, 12. August.Pall Mall Gazette" veröffentlicht ein Gerücht, wonach eine wohlbekannte Persönlichkeit, vor Kurzem zum Mitglied einer königl. Kommission ernannt, heute Mittag auf der Treppe eines Geschäftshauses der City von einem Herrn, der dieselbe der Verführung seiner Tochter anklagte, gehörige Stockprügel erhielt und ihm der Stock auf dem Rücken zerschlagen wurde.

Nun wissen wir doch wenigstens, warum die englische Regierung Sir Drummond Wolfs, einen ihrer gewiegtesten Diplomaten, nach Konstantinopel schickt. Lange genug hat über dieser Sendung ein Schleier gelegen, endlich erklärt jetzt die Regierung im Par­lament , der Sultan der Türkei habe in Aegypten auch ein Wort mit zu reden und müsse gefragt wer­den, ob er einverstanden sei mit der 9 Millionen-An- leihe rc. rc. Also gedenkt es Lord Salisbury eben­so wie Mr. Gladstone zu machen! Der Sultan soll nicht herausgelassen werden aus feiner Verbindlich­keit für Aegypten, wenn man, ohne ihn zu fragen, auch in einem Lande, das eigentlich ihm gehört, we­nigstens seiner Oberhoheit unterstellt ist, Jahre lang Krieg führt. Für England ist der Sultan der Türkei wie ein Jahrmarktsteufelchen in der Glasflasche. Braucht man den Türken, um eine Verbindlichkeit mit zu übernehmen, so drückt man auf den Kork, dann steigt der Großtürke herauf und wird der Menge ge­zeigt; braucht man ihn nicht, dann läßt man ihn ruhig unten und dort mag er protestieren, so viel er will, er wird doch nicht gehört.

Egypten.

Kairo, 10. August. Der Nil fährt fort, mit fast beispielloser Schnelligkeit zu steigen, und die Aussicht auf eine verheerende Ueberschwemmung ver­ursacht die ernsteste Besorgnis, sowohl in dem Departe­ment der öffentlichen Arbeiten, als bei der Eisenbahn­verwaltung. Wenn der Fluß, wie man fürchtet, in den nächsten 2 Tagen in dem gleichen Maße zu steigen anhält, dann wird er wahrscheinlich durchbre­chen und einen großen Teil von Oberegypten über­schwemmen. _

Aaudrt K Verkehr.

/X Egenhausen, 12. August. Der heutige Viehmarkt hatte eine ziemlich starke Zufuhr, wohl zu 2/z Ochsenpaare im Preis von 42 bis herab zu etlichen 20 Karotin. Kühe galten 200-300 Kleinvieh vom Jährling bis lyz Jahr 80110 per Stück. Der Futtermangel drückte die Viehpreise aus's neue nieder, so daß der T»tal-Umsatz ein flauer genannt wer­den muß. Besser gingen die Geschäfte auf dem nur schwach befahrenen Schwcincmarkt; in rascher Aufeinanderfolge wurden sämtliche zu Markte gebrachten Milchschwcine zu 20 25 schwächere Läufer bis zu 40 -«, bessere Läufer bis

zu 86 ^ das Paar verkauft.

Stuttgart, 10. August. (Mehlbörsc). An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 1255 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Mehl Nr. 0 30-32 Nr. 1 28- 29 ^ 50 Nr. 2 26 ^« 50 ^ bis 27 .« 50 Nr. 3 24 .«25« 50 Nr. 4 20 .«-22« 50 In ausländischen Mehlen nichts.

Konkurseröffnungen. Leonhard Götz, Schuh­macher in Roih am See. f Juliane geb. Schaufele, Wittwc des Rotgcrbers Gottlieb Friedrich Waascr in Knittlingen. Karl Kalmbach, Löwenwirt in Wildbcrg. Johannes Göttlich B enz, Schuhmachermei ster in Stutt gart. _ _

Allerlei.

Landwirtschaftliches. Läuse beim Rindvieh werden sicher vertrieben, wenn die von die­sem Ungeziefer befallenen Tiere mit Rüböl eingeneben werden. Weil die Fettfnbstanz den Luftzutritt ver­hindert, stirbt das Ungeziefer während des Einreibens.

Die Wirkung des Rüböls erstreckt sich ober nicht nur auf die lebendigen Parasiten, sondern auch auf die Eier, jedoch ist es empfehlenswert, um diese Wirkung zu erzielen, die Einreibung mehrere Male hinterein­ander zu wiederholen.

Es ist bekannt, daß vielen Personen, be­sonders im Sommer, das Bier nicht kalt genug ge­boten werden kann. Manche Brauer wenden des­halb zum Abkühlen desselben sogar Eis an. Ein namhafter Arzt hat sich dadurch veranlaßt gesehen, in einem öffentlichen Vortrage darauf aufmerksam zu machen, daß dem Genüsse solchen kalten Bieres die Entstehung eines guten Teiles der vielen in neuerer Zeit vorkommenden Magenkatarrhe zuzu­schreiben sei. Der Magen verträgt eben weder zu heiße, noch zu kalte Genüsse. Am schädlichsten aber wirkt, wenn während oder nach warmem Essen sehr kalte Getränke genossen werden. Daß man nach Er­hitzung nicht kalt trinken soll, ist wohl Jedermann bekannt.

Von amerikanischen Reklamen finden wir folgendes nette Pröbchen in derFreien Presse für Texas": Lehren von einem Mastodon, die Fang­zähne eines Mastodon, welche man vor kurzem in Illinois fand, wiegen jeder 175 Pfund. Welche riesenhafte Zahnschmerzen dieses Tier haben mochte! Solche Zahnschmerzen aber heilt Brown's Iran Bitters u. s. w.

(Jede Armee hat ihren besonderen Modus, den Sold der Truppen auszuzahlen.) In Frank­reich und Italien zahlt man sie alle fünf Tage, in Deutschland alle zehn Tage, in Spanien selten, in der Türkei noch viel seltener. In China wie der Neuen Freien Presse,, gemeldet wird alle Monate Löhnung gefaßt. Der chinesische Soldat verköstigt sich selber, die Verwaltung kümmert sich darum wenig; er hat es zwar leicht, da er nur von Reis lebt, und er verwendet ein Drittel seiner mo­natlichen Löhnung, die 3ffz Taöls, ungefähr 30 Fcs., beträgt, für seinen Unterhalt, den Nest für Beklei­dung und Taschengeld auf kleine Bedürfnisse. Den Tag vor der Auszahlung der Löhnung begeben sich der Hauptmann und der Feldwebel der Kompagnie zu einem Stabsoffizier, der in Silberbarren ausfolgt, was die Kompagnie zu fordern hat. DasHimm­lische" Reich hat kein gemünztes Geld, und die Ope­ration der Verteilung ist also noch verwickelter und umständlicher, als die Strategie der chinesischen Gene­rale. Eine ganze Nacht sind der Kapitain, seine Offiziere und Unteroffiziere mit dem Abwägen und der Verteilung beschäftigt. Da man es damit haar­scharf genau nimmt, muß oft ein Silberstück, groß wie ein Stecknadelkopf, geteilt werden. Jeder Teil wird in ein Papier mit dem Namen des Soldaten gewickelt. Am andern Tage ist die Mannschaft auf ihrem Posten; jeder Mann bekommt sein richtiges Teil, und der Feldwebel ruft zuletzt:Hat Jemand eine Einwendung?" Dann lösen sich die Reihen. Damit ist die Sache noch nicht abgethsn; die Sol­daten zerstreuen sich und laufen zu den Wechslern, die ihnen für jeden Tool 1600 winzige, an einen Faden gereihte kleine Silberstücke ausfolgen. Damit umgürtet, beziehen sie dann fröhlich ihre Quartiere.

Vis Zlaolit dsr Osrvobnbsit ist beim Llsnsebsn eins ausssrordsntlicb grosse, rvssbalb ss nur ssbr sebrver KSÜNAt, dissslbs 211 brscbsn. Nrobrdsm raten rvir allen Osnssnigsn, rvslobs AtznotiAt sind, bei babitnsiler Verstop- tmix, Vämorrboidalbssobrvsrdsn stv. srökknsnds lllittsl au- survsndsn, sieb M siusin Vsrsneb mit. dsn bekannten , 4 xo- tksksr B. Lrandt's Lebvvsirsrpillsn 211 sntseblissssn, cksrselbs rvird sieksr 2a aller Tutrisdeubsit austallsn und beweisen, dass dis 8ebvsi2srpilis» das bssts von allen . 4 lMbnni 1 tsln sind. lllan versickere sieb stets, dassssäg LobaedtsI . 4 po- tbsksr B. Brandts 8obevsi2srpilisn (srbäitlieb ä 8ebaebtst lll 1 in dsn L.porbsksn) sin velsses Lrsns in rotsm Bsld und dsn KamöNWNA ff. Brandt'» träAt und vsiss alle andsrs vsrpaoktsu surück. _

Oesterreichische Rordwcst-Bahn 8 pCt. Prior

I. Cm. Die nächste Ziehung findet am 1. September statt. Gegen den Kursvcrlnst von ca. 3^2 PCt. bei der Auslassung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Straße 13, die Versicherung für eine Prämie

von 3 Pf. pro 100 Fl.

Druckfehler. In einem kleinen Teil der Auflage der letz­ten Nummer ist durch unvollständige Korrektur des Satzes in dem Artikel vv» Altcnstcig der Satz von der letzten Zeile der ersten Seite bis 4. Zeile der zweiten Seite völlig unverständlich und sinnlos geworden. Derselbe sollte heißen:Ebenso zeigte Herr Musikiehrcr Blattmacher im Vortrag von BendelsDornrös­chen" uns mehrerer anderer Nummern bewährter Komponisten seine bedeutende Virtuosität auf dem Klavier. Große Er­heiterung :c." _ _

Verantwortlicher Redakteur Lreinwandel in Nagold. Dru«7 und

Verlag der H. W. Zaiser'schen Buchhandlung in Na-old.