Vortrag von Bendels „Dornröschen" und mehrerer anderer Nummern bewährter Komponisten seine bedeutende Virtuosität auf dem Klavier. Großes Erheiterung brachte das humoristisch im Stile älterer und neuerer Meister bearbeitete deutsche Volkslied: „Kommt a Bogerl geflogen". Der Herr Frhr. Adolf v. Gültlingen brachte den Tribut der Dankbarkeit und vollen Anerkennung durch ein H o ch, Frau Maier aus Stuttgart durch Uebergabe zweier Ehrenkränze an die geehrten Künstler dar.
BeiderParadedes13. (kgl. Württemb.) Armeekorps, welche am 19. September in Anwesenheit Sr. M. des Königs vor Sr. M. dem deutschen Kaiser in der Nähe von Ludwigsburg stattfinden soll, wollen sich nach einem am 7. Bundestage in Ravensburg gefaßten Beschlüsse die württemb. Kriegervereine in möglichst großer Anzahl beteiligen. Nach der Parade soll eine gesellige Zusammenkunft der Vereine und gegenseitige Begrüßung der Kameraden womöglich im Freien in der Nähe von Ludwigsburg stattfinden. Von Seiten des kgl. Generalkommando ist dem Präsidium des Kriegerbundes bereits mündlich die Zusage erteilt worden, daß den Kriegervereinen Gelegenheit gegeben werden würde, auf dem Paradeplatz Ausstellung zu nehmen. Ebenso hat die Generaldirektion der Eisenbahnen mit Ermächtigung des kgl. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten bereits genehmigt, daß die Mitglieder des Württ. Kriegerbundes, welche an der Kaiserparade Teil nehmen, aus Militärbillets befördert werden sollen, in derselben Weise wie beim Bundestage in Ravensburg. Behufs Feststellung des Programms, namentlich auch in Betreff der Sammlung der Vereine und des Marsches zu und von dem Paradeplatz soll auf Anregung des Präsidiums des Kriegerbundes am Sonntag den 16. dieses Monats früh 10 Uhr in der Liederhalle eine zwanglose Besprechung der Kameraden stattfinden.
Künzelsau, 8. August. Gestern Abend kurz vor 7 Uhr hatten wir Gewitter mit starkem Hagel, der an den Weinstöcken, Obstbäumen und Gartengewächsen bedeutenden Schaden angerichtet hat. Aehn- liche Trauerbotschaft wird von Weikersheim gemeldet, wo der Schaden an Weinbergen sich gegen 300000 Mark berechnet.
Brandsälle: In Klingen (Murrhardt) am 8. ds. in dem War ne r'schen Hammerwerk die Hammerschmiede mit der angebauten Sägmühle; inNeuen- stein (Oehringen) am 8. ds. 5 Scheunen, davon 2 mit angebauten Wohnhäusern; der Kirchturm, dessen Giebel von den Flammen ergriffen wurde, ist zusammengestürzt.
Berlin, 6. August. Einer Extra-Ausgabe der „Kolonial-Politischen Korrespondenz" entnehmen wir folgendes: Die Post aus Sansibar hat die Vertrags-Dokumente über die letzten Erwerbungen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft gebracht. Graf Pfeil hat die Landschaft Chutu durch zwei Verträge erworben, womit, da die Landschaft unbestritten ist, die Sache erledigt ist. Wichtiger ist, daß Dr. Karl Jühlke mit Premier-Lieutenant Weiß das gesamte Kilima-Ndjaro-Gebiet, von Pangani ab nordwestlich bis zum LVzO/g sijdl. Breite, insbesondere die Landschaften Usambara, Pare, Aruscha, Dschagga durch neun rechtsgiltige Verträge mit neun unabhängigen Sultanen auf ewige Zeiten für die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft erworben hat. Bekanntlich sind dies die Gebiete, in welche der Sultan von Sansibar auch seinerseits Truppen unter seinem General Matthew entsendet hatte. Jndeß beweist der Jühl- ke'sche Bericht, daß rechtsgiltige Abtretungen an General Matthew nicht erfolgt sind, vielmehr die Sultane cs vorgezogcu haben, sich an die Deutsch-Ost- afrikanische Gesellschaft und an Deutschland anzu- fchließen. Die Jühlkesche Erwerbung ist deshalb so besonders wichtig, weil das Kilima-Ndjaro-Gebiet, welches in seiner bedeutendsten Erhebung bis etwa 20,000 Fuß auslcigt, recht eigentlich die Perle des ganzen tropischen Afrika ist, eine Alpenlandschaft, die alle Zonen der Erde umspannt, von vorzüglichem Klima, ein Sanatorium für die deutsche Bevölkerung der Zukunft in Ostasrika. Dr. Jühlke und Premier- Lieutenant Weiß haben durch die schnelle, umsichtige und loyale Lösung der ihnen gestellten Ausgabe sich nicht nur um die deutsch- ostafrikanische Gesellschaft, sondern auch um die deutsche Nation im ganzen verdient gemacht, und ihnen kommt rückhaltlose Anerkennung zu. Es wird die Freunde der deutsch-ost
afrikanischen Gesellschaft interessieren, daß beide in voller Gesundheit in Sansibar wieder eingetroffen sind.
Berlin, 8. Aug. Der preußische Gesandte bei der Kurie, Herr v. Schlözer, beabsichtigt, sich zunächst zum Besuche seiner Verwandten nach Lübeck zu begeben. Von dort wird er voraussichtlich, wie dies regelmäßig während seines Sommerurlaubs zu geschehen pflegt, zum Fürsten Bismarck nach Var- zin bezw. Friedrichsruhe reisen. Dorthin werden sich auch im Laufe dieses Monats die andern deutschen Vertreter im Auslande, die augenblicklich in Deutschland weilen, die Botschafter Graf Münster, v. Keu- dell und v. Radowitz begeben.
Berlin, 8. Aug. Der Nat.-Ztg. wird aus Wien gemeldet, Fürst Bismarck werde bestimmt mit Herrn v. Giers in Franzensbad zusammenkommen.
Berlin, 10 Aug. Graf Kalnoky trifft morgen zum Besuch des Reichskanzlers Fürst Bismarck in Barzin ein.
Berlin, 10. August. Der Gouverneur von Kamerun, Frhr. v. Soden, ist mit dem Kanzler von Puttkamer in Kamerun eingetroffen.
Berlin, 10. August. Die internationale Telegrapheu-Konferenz wurde heute mittag durch den Staatssekretär Stephan eröffnet. Es sind 33 Staaten und 17 Kabelgesellschaften vertreten, sowie 72 Delegierte anwesend. Herr v. Stephan wurde zum Präsidenten, General-Telegraphendirektor Hake zum Vicepräsidenten auf Vorschlag Englands gewählt; die Geschäftsordnung der Londoner Konferenz wurde angenommen und zwei Kommissionen für Tarife und für Betrieb wie für Technik eingesetzt, welche sofort ihre Arbeiten beginnen. Wegen des sehr umfassenden Materials dürften die Beratungen 4—6 Wochen Zeit erfordern. Der Vorsitzende gedachte mit warmen Worten der Verstorbenen, die Versammlung erhob sich zu Ehren derselben. Der norwegische Generaldirektor Nielsen gab eine Uebersicht der Ergebnisse der bisherigen Konferenzen. Der Chef des internationalen Bureaus Corchot berichtet über eine Vorlage, betreffend die Statistik elektrischer Messungen, atmosphärischer Ströme und Blitzschläge. Morgen findet eine Sitzung statt.
Berlin, 11. August. Die „Köln. Ztg." erfährt von hier: In gut unterrichteten Kreisen gilt es für wahrscheinlich, daß auf die Zusammenkunft der Kaiser von Oesterreich und Rußland unmittelbar eine Zusammenkunft der Kaiser von Deutschland und Rußland erfolgen werde. Man vermutet, daß die Einzelheiten bereits vereinbart seien während des Aufenthalts des Fürsten Dolgoruky in Gastein.
Oesterreick-Ungarn.
Wien, 9. Aug. Das Fremdeublatt hebt in einem Artikel hervor, daß die bevorstehende Begegnung des Fürsten Bismarck und des Grafen Kalnoky mit keiner konkreten Frage in Verbindung stehe; dieselbe sei gewissermaßen ein persönlicher Ausdruck der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich. In Bezug aus die bevorstehende Entrevue des österreichischen Kaisers und des Kaisers von Rußland in Kremsier bemerkt dasselbe Blatt, daß weder eine große Staatsaktion, noch eine schriftliche Fixierung politischer Thatsachen in Aussicht genommen seien; die Entrevue in Kremsier werde nur bekunden, daß an dem bisherigen freundschaftlichen und vertrauensvollen Verhältnis, welches in kurzer Zeit zu durchaus glücklichen Ergebnissen geführt habe, festgehalt werden sollen.
Innsbruck, 8. Aug. Die Ankunft des Kaisers von Oesterreich und zahlreicher Schützen belebte das Schützenfest. Es fand Manöver, Parade, abends Serenade statt. Die Tyroler Gesangvereine trugen vor der Hofburg Lieder vor bei bengalischer Beleuchtung, Freudenfeuer erstrahlten auf allen Bergen.
Ga st ein, 9. August. Nachträglich wurde bekannt, daß Kaiser Wilhelm, als er unmittelbar vor der Abreise des Kaiserpaares die Stiege des „Hotels Straubinger" Hinaufstieg, aus dem Laufteppich ausglitt. Er wurde jedoch sofort von dem hinter ihm gehenden Kammerdiener rechtzeitig unterstützt, so daß er das Gleichgewicht behielt.
Schweiz.
Immer nobel! Aus Rorschach berichtet man folgendes Kuriosum. Letzten Sonntag war ein im See sich badender Mann dem Ertrinken nahe und auf seinen Hilferuf eilte ein hiesiger Schreiuermeister herzu, sprang ins Wasser und zog den fast Leblosen an's Land. Als derselbe nach vielem Bemühen wieder zu sich gekommen, dankte er seinem Retter und drückte '
ihm 'tief gerührt ein — ein Zehnrappenstück (zehn Centimes) in die Hand.
Frankreich.
Paris, 10. Aug. Der Bischof von Quinhon zeigte an, daß 5 Missionäre und viele Christen in den Provinzen Bindinh und Phuen niedergemetzelt seien; 8000 Christen flüchteten nach der Konzession (für Europäer reserviertes Gebiet) bei Quinhon und wurden dort von den Franzosen ausgenommen. General Prudhomme begab sich nach Quinhon.
Die „France" bringt einmal etwas Neues; man höre! Dieselbe erzählt mit dem ernstesten Gesicht dem Pariser Philister, Bismarck unterhalte in Frankreich neben den anerkannten und patentierten Spionen „eine, ganze Abteilung von Frauenzimmern, verdächtige Elsässcrinnen, Schweizerinnen und Belgierinnen, die im Spionierdienst verwandt würden. Die Polizei kenne diese bezahlten Frauenzimmer, und eine derselben, eine der schlimmsten und zur Aushorchung bestgestellten, sei von den gegen sie ergriffenen Maßregeln unterrichtet worden und habe das Weite gesucht". Es ist dies ein neues Mittel, die französischen Gouvernanten, Putzmacherinnen u. s. w. von einem unangenehmen Mitwerb zu befreien. Die „France" schließt ihre saubere Geschichte mit dem Rufe: „Diese Spionen müssen vertrieben werden; die öffentliche Gesundheit und die Sicherheit des Staates werden dabei viel gewinnen."
Als Ferry, der frühere Minister, gestern Abend in Lyon zu einer Versammlung eintraf, fanden auf dem Bahnhof und dem Hotel feindliche Demonstrationen gegen ihn statt, sovaß die Polizei einschreiten und die Menge zerstreuen mußte.
Wie schon im allgemeinen gemeldet, ist die Münzkonferenz nicht nur geschlossen, sondern auch die ganze lateinische Münz-Ünion ins Wanken gekommen. Belgien ist ausgetreten. Ueber die Gründe des Austritts schreibt man der „N. Z." aus Brüssel: Der Werth des Silbers ist um 20 pCt. gefallen. Man nimmt in Paris — wohl mit Recht — an, daß diese Baisse auch noch andauern wird, wenn einmal eine jetzt abzuschließende neue Konvention ablaufen würde. Die Bank von Frankreich hat in ihren Kellern eine große Summe silberner Fünffrankenstücke, welche in der Münze zu Brüssel ausgeprägt sind, zwar mit dem Bilde des Königs der Belgier, aber für Rechnung von Privaten. Diese, nicht der belgische Staat, haben den Vorteil davon gehabt, daß Millionen Silberstücke, welche nur 4 Frcs. Werth haben, zu 5 Frcs. in Umlauf gesetzt wurden. Dies hindert aber nicht, daß man in Frankreich fordert, der belgische Staat solle für jede dieser Münzen 5 Frcs. in Gold bezahlen. Dies würde für Belgien wahrscheinlich einen Verlust von 30 Millionen herbeiführen. Unsere Staatsmänner sind entschlossen, lieber aus der Münzunion auszuscheiden. Die Verhandlungen dürften nochmals ausgenommen werden; sollten sie dann abermals scheitern, so wird Belgien wahrscheinlich formell die Goldwährung einführen, welche thatsächlich bereits besteht; man würde die Fünffrankenstücke zur Scheidemünze herabsetzen, wie es schon mit den Franken geschehen ist, und alles Uebrige nach unserer Bequemlichkeit ordnen. Spanien.
In Spanien herrscht in Bezug auf die Maßregeln zum Schutze gegen die Cholera nahezu Anarchie. Die Regierung, die wegen ihrer ursprünglichen Saumseligkeit und Vertuschung an den gegenwärtigen Zuständen nicht ohne Schuld ist, sieht sich jetzt genötigt, sehr energisch vorzugehen, um den von den Lokalbehörden eingerichteten Quarantänen ein Ende zu machen. Der Minister des Innern hat Vertreter in die Provinzen entsandt, um an Stelle absurder Maßregeln endlich vernünftige sanitäre Anordnungen zu treffen; aber diesen Vertretern wird ihre Aufgabe sehr schwer, wo nicht unmöglich gemacht. Auf dem Lande leistet die Bevölkerung sogar bewaffneten Widerstand und wehrt mit der Flinte in der Hand jedem Fremden den Zutritt zu ihren Wohnstätten.
Amerika.
New York, 8. Aug. Das Leichenbegängnis des verstorbenen Generals Grant fand heute in großartiger Weise statt. Der Leichenzug war fast sechs englische Meilen lang, und unter den Teilnehmern befanden sich der Präsident Cleveland, der Vizepräsident Hendricks, die früheren Präsidenten Haycs und Arthur, die Minister und Mitglieder des obersten Gerichtshofes, das diplomatische Corps, die Mit-