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Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag and Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Lrägerlobn) 80 4, in dem Bezirk 1 4,

außerhalb des Bezirks 1 20 4. M>nats-

abonnement nach Verhältnis.

Samstag den 25. Juli.

Jmertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1885.

AbmiMkiiis-E'iülliduW

aus den

Hesellsäiafier

für die Monate August A September.

^ Bei der Bestellung wende inan sich immer an das nächstgelegene Postamt oder an den den Ort begehenden Postboten.

Abonnementspreis für den Bezirk 70 , außer­

halb des Bezirks 80

A «r tliches.

Nagold.

An die Ortspolizetbehörden.

Die polizeiliche Fürsorge bei drohender

NeberschwcmiiiungS-Gefahr betreffend.

Die Unterzeichnete Stelle sieht sich veranlaßt, auf die betreffenden Vorschriften in obigem Betreff, insbesondere den Erlaß K. Ministeriums des Innern vom 15. September 1883, Minisrerial-Amtsblatt Seite 241, zur Nachachtung aufmerksam zu machen; auch sind die Flößcreibercchtigten in Gemäßheit gedachten Erlasses auf das ernstlichste aufznfordern, alle Zeit für sichere Verwahrung der Flöße besorgt zu sein und sind dieselben auf die Verantwortung aufmerksam zu machen, welche sic sich durch Beschädigungen frem­den Eigentums in Folge von Vernachlässigungen von ihrer Seite zuziehen würden.

Deu 22. Juli 1885.

_K. Oberam t. Güntner.

Nagold.

An die Ortsvortteher.

Wenn binnen 10 Tagen keine Abbestellung ein- trifft, wird das von K. Doll, Rcgierungsrat im K. Ministerium des Innern mit Erläuterungen heraus­gegebene Gesetz über die Gemeinde-Angehörigkeit, wor­über der Prospekt den Ortsbehörden zugeht, in die Gemeinde-Registraturen angeschafft werden.

Den 22. Juli 1885.

_ K. Ober amt. Güntne r.

N a g o l d.

An die Schultheißenarnter.

Den Schultheißcnämtern gehen die Protokolle des Obcramts - Baumwarts über die Visitation der Bäume im Frühjahr 1885 zu, mit der Weisung, die Anordnungen zn vollziehen, die Defekte rechtzeitig und vollständig zu erledigen und längstens bis 1. April 1886 Vollzugs-Anzeige zn erstatten unter Riick- auschlnß der Protokolle.

Obgleich nicht zu verkennen ist, daß in der Ohstbaumzucht in den letzten Jahren schöne Fortschritte gemacht, worden sind, wie denn auch im Bezirk 28 Gemcindcbaumwartc aufgestellt sind, die Instrumente derselben in gutem Zustande befunden worden, auch im letzten Herbst und Frühjahr ca. 3000 junge Obst­bäume gesetzt worden sind, so läßt solche doch »och manches zu wünschen übrig und wird daher gegen­über den Gemeindebehörden sowohl auch den Gemeinde­baumwarten gegenüber die Erwartung ausgesprochen, Laß sie aus jede Art, durch Rat und That, nicht blos die Weiterverbreitung des Obstbaues, sondern insbe­sondere auch die Pflege der Bäume weiter zu heben und zll befördern bestrebt sein werden.

Den 22. Juli 1885.

_Oberamt. Güntner.

N a g o l d!

Floßsperre betreffend.

Durch Erlaß der K. Krcisregierung Reutlingen vom 20. l. Mts. ist für die obere Großcnz bis zum

Einfluß der Kleinenz vom 1. bis 15. September d. ; Js. Floßsperre verfügt worden.

Den 23. Juli 1885. s

K. Oberamt. Amtm. Wicgandt, St.-V.

Gesloröen de» 22. Juli in Herrendergi Friedr. MaN zur Sonne.

DkUliches New:

tzWildbcrg, 23. Juli. Gestern wurde hier unter der Leitung des Konferenzdirektors Finckh und unter Teilnahme mehrerer Geistlichen und der Lehrer des vorderen Bezirks eine Schulkonferenz ab- gehalten. Den Verhandlungen in dem Schullokal ging der Bortrag eines Chorals für gemischte Stim­men, sowie mehrere Männerchöre in der Kirche vor­aus. Nach einer anregenden Lehrprobe des Schul­lehrers Zahn in Hochdorf über die Giftpflanzen wurde von Obexjehrcr Schwarzmayer in Nagold ein wohl durchdachter Bortrag über die Reize der Botanik gehalten. Aus diesen Vortrag folgte eine lebhafte Debatte über die Verstandes- und Herzens­bildung, die zu dem Resultat führte, daß den Kindern nicht blos ein gewisser Kenntnis- und Wissensstoff beizubringcn sei, sondern daß dies in einer Herz und Gemüt in Anspruch nehmenden Weise zu geschehen habe. Das gemeinschaftliche Mittagsmahl im Hirsch, das allgemein befriedigte, wurde durch musikalische und sonstige Vorträge angenehm gewürzt.

In Horb findet heute Samstag eine Versamm­lung des Schwarzwülder Zweigvereins für vaterlän­dische Naturkunde in Württemberg statt, wobei Herr Prof. F raas aus Stuttgartüber die Kohlensäure- crscheinungeu des Hvrber Bezirks" und Herr Lehrer R cichelt aus Reutlingenüber die Blutlaus und über den ältesten Weinbau im Oberamt Horb" einen Vortrag halten wird.

Stuttgart, 23. Juli. Im Schützenhofe wa-, reu die Sozialdemokraten so massenhaft erschienen, daß die Thüren geschlossen werden mußten. Hier sprach der sozialdemokratische Reichstagsabgevrdnete Bebel, der stürmisch empfangen wurde, überdie Be­strebungen der Innungen". Nachdem derselbe die ganze Vergangenheit der Arbeit des Kleinhandwerks bis zur Massenproduktion der Großindustrie historisch dargelcgt hatte, wobei die Gesetzgebung von 1867 bis 71 und ihre-Folgen ebenfalls zur Sprache ka­men, stellte er die Behauptung aus, daß dem Hand­werk, das seit 1874 (der großen Krisis) ins Elend gekommen sei, nicht aushelfen könne, am wenigsten aber das Rückschrciten in die Vergangenheit.Die Innungen sind die letzten Reste einer abslerbenden »Formation."" Der Kleinhandwerker solle keine Lehrlinge mehr ausbilden, welche doch nur zu Re­kruten des Großbetriebs gedrillt würden, er selbst aber könne nichts besseres thun, als Sozialdemokrat zu werden. Redner stellte alsdann der Überproduktion in der Arbeit die Überproduktion an gebildeten Leu­ten gegenüber; cs sei verwerflich, daß die meisten Handwerker ihre Söhne studieren lassen. Mit der Mahnung schloß Redner, daß der Mensch nicht in die Vergangenheit zurückblicken solle, sondern stets sortschrciten solle aus dem Wege der Weiterbildung. Zur Debatte meldete sich Niemand wer Hütte auch einem Bebel widersprechen mögen und so schloß die Versammlung außergewöhnlich früh mit einem dreimaligen Hoch auf Bebel!

Bietigheim, 19. Juli. Gestern nachmittag hat eine Schwimmprobe der Knaben, welche sich in der Schwimmschule mit Fleiß und Eifer geübt haben, unter der Leitung des hiesigen Turn- und Schwimmlehrers Böhringer in der Enz stattgefunden.

39 Schwimmer beteiligten sich beim Wettschwimmen. Die erste Entfernung betrug 400 Nieter, die zweite 150 Meter, die dritte 80 Meter. Für die besten Schwimmer waren Kränze am Ziel ausgesteckt. (Sehr nachahmungswcrt.)

Altenstadt bei Geislingen, 18. Juli. Der Witwe Marx wurden nachdem U. Tagbl. zwei Nächte hintereinander Drohbriefe gelegt und in dem einen ein Unglück, in dem andern ein Brand angedroht, wenn sie ihr jetziges Dienstmädchen nicht entlasse und ein anderes einstelle. Gestern abend nun geriet plötz­lich die Holzremise genannter Witwe in Brand, wurde jedoch durch die rasch herbcigeeilte Feuerwehr noch rechtzeitig gerettet, so daß nur der Dachstuhl her­unterbrannte.

Brandfälle: Im Weiler Ziegelbronn (O.-A Hall) heute Nacht (22. Juli/ ein von 3 Fami­lien bewohntes Doppelhaus.

Dt'r Karlsruher Orisgcsundheitsrat, der sich um die Bekämpfung des Gehcimmittelschmindels so hohe Ver­dienste erworben hat, erläßt nachstehende Veröffentlichung: In den Zeitungen wurde in jüngster Zeit ein Inserat veröffent­licht, wonachsoeben in 10. Auflage Medizinalem Dr. Mül­ler neuestes Werk über Schwächen, Nervenzerrüttung, Folgen von Jugendsünden u. s. w. erschienen ist." Diskretion wird zugesichert. Unterzeichnet ist die Anzeige von Karl Kreicken- baunr, Braunschwcig .Dieser Herr ist Uhrmacher in Braun- schwcig und hat mit der Vertreibung der Müller'schen Bro­schüre weiter nichts zu thun, als daß er gegen die Gebühr von l die Adresse des Buchhändlers F. Stahu in Berlin angiebt, von welchen! die Broschüre zu beziehen ist- Der Ver­fasser der BroschüreMedizinalrat Dr." Müller ist der mehr­fach entlarvte Gehilfe und Begutachter der Gehcimmittelschwind- lcr, vor welchem der hiesige Gesundbcitsrat schon wiederholt ge­warnt hat; er empfiehlt gegen die in der Rekiame erwähnten Leiden die von ihm erfundenen sogenannten Miracnlo-Präpa- ratc. Beide Arzneien, welche die angepriescne Heilkraft selbst­redend nicht besitzen, würden in jeder Apotheke sammt Fläsch­chen um ^ 4,25 zu kaufen sein, koste» aber durch den Buch­händler Stahu bezogen, (abgesehen von der Gebühr des Krei- ckenbaum) 8,50. Die Broschüre desMedizinalrats Dr." Müller hat keinen anderen Zweck, als Personen, die ihren Ge­sundheitszustand zerrüttet haben, in Augst zu versetzen, damit sie dann um so leichter geldlich ausgebeutet werden können. Ein gewisserDr." P. M. Salomon in Wcitzensec bei Berlin preist in einer Broschüre einebewährte Heilmethode der Epilepsie" sowie einen Augcnbalsam an. Wer sich an Sa­lomon wendet, erhält durch die Apothekezum Greif" in Ber­lin die betreffenden Medikamente zugeschickt nebst Gebrauchs­anweisung. Der Preis beider Mittel, welche aus jeder Apo­theke zu 2,95 bezw. 4L 1,25 zusammen zu .td 4,20 bezogen werden können, beträgt .4! 9,90. Der Augenbalsam kostet mit Porto 4L 7,45, während er nach der Arzneitaxe aus deu Apo­theken zu 4L l,6ö zu beziehen wäre. Salomon ist nicht Arzt und wurde wegen medizinalpolizeilichcr Uebertretung schon wiederholt bestraft. Der Kärlsuher Ortsgesundheitsrat warnt davor, sich demselben anznvertauen.

Nür/lberg, 20. Juli. In der 2. Serie der am hiesigen Landgerichte anhängigen Brauerpro- zcsse wurden heute wegen fortgesetzten Vergehens wider das Nahrungsmittelgesetz im Zusammenflüsse mit je einer Uebertretung des bayerischen Malzauf- schlagsgesetzes '4 hiesige Brauer und 2 Brauer aus der nächsten Umgebung verurteilt. Nach Angabe eines Sachverständigen soll der Steuerausfall am Malz­aufschlag in Bayern durch die gerichtlich bekannten Mengen verbrauchter Bierkouleure, deren Benützung auch die Angeklagten meist beschuldigt sind, sich aus ca. 300000 vlL beziffern.

Würz bürg, 21. Juli. Ein bekannter Stu­dentenwucherer, Namens Bamberger, wurde dieser Tage gerichtlich belangt und verurteilt, gegen eine Sicherheitssumme von 20000 aber wieder freigc- lassen. Als Bamberger das Gericht verließ, kam es zu einen, argen Auflauf, über welchen man dem Korr. v. u. f. D." berichtet: Bamberger wurde mit Mücken geschlagen und mit Kot, Rüben, Zwiebeln,