die Giltigkeitsdauer derjenigen Pcrsonenbillete für Hin- und Rückfahrt.
Stuttgart, 7. Juli. (Lcdermesse). Zugeführt wur- den 1280 Ztr. gegen 13S0 Ztr. fernd. Im Verhältnis zum Bedarf, der jetzt ohnehin klein ist, war Uebcrfluß an Ware, namentlich in Wildoberleder. Die diesmal erzielten Preise lassen auf keinen Auschwung hoffen. Gesamtumsatz ca. 18l> 000 ^ Nächste Ledermesse am 20. Oktober.
Konkurseröffnungen. Wilhelm Pfeisfer, Maler von Besigheim, entwichen. Christian Messerer, Bierbrauer von Dambach, G.--B. Stödtlen. Louis Hopf, Kaufmann in Eßlingen.
Namenlos.
Romantische Erzählung von E. Homber.
Nachdruck verboten.
1 Kapitel.
Heimliche Liebe.
Es war in der Zeit, wo noch zahlreiche stolze Rittergeschlechter in Thüringen und Franken auf ihren festen Burgen wohnten.
Da erklang an einem schönen Herbsttage in der Nähe des fränkischen Schlosses Herrenried, das heute in Trümmern liegt, der herrliche weithallende Ton eines Waldhorns im dunkelgrünen Tannenwalde.
Ein schmucker Junker, dem das Sammetbarett mit der Reiherfeder zu den braunen Locken gar lieblich stand, blies das in jener Zeit schon zu Ruhm gekommene Instrument und entlockte demselben eine wehmütige Weise, die schlecht zu einem fröhlichen Jagdzuge gepaßt haben würde.
Der Junker befand sich aber auch nicht auf der Jagd, auf der ja das gemeine Dienstpersonal die Hörner geblasen haben würde, sondern er spielte zum Gefallen seiner jungen Herrin, der schönen Gertrud von Herrenried, die einige Schritte von dem Junker entfernt auf einer Moosbank ssaß und mit ihren blauen Augen bald gefällig nach dem Junker, bald träumerisch nach der väterlichen Burg blickte, deren Zinnen in einiger Entfernung über den Tannen sichtbar wurden.
Als der Junker, der sich respektvoll einige Schritte von dem Edelfräulein fern hielt, wieder eine Melodie geendet hatte, sprach Gertrud von Herrenried huldvoll zu ihm:
„Vielen Dank, Junker Georg! Man entdeckt immer neue Künste an Euch, gegen Euere Art das Waldhorn zu blasen, sind des Vaters Jäger und Knappen wahre Stümper." — Und die Edeldame reichte dem Junker nach damaliger Sitte zum Zeichen ihres besoneren Dankes ihre kleine, feine Hand, die der Junker errötend an seine Lippen drückte.
Dann sagte er, während seine braunen Augen flammten: „Es mag schon recht sein, daß ich besser blase als die Knappen und Jäger und wohl auch sonst sie in ritterlichen Künsten übertreffe, aber trotzdem bin ich nicht mehr und besser als sie. Man nennt mich zwar „Junker", weil es Euer Herr Vater, der großmütige Graf zu Herrenried, so swill, ich habe aber auf diesen Titel keinen Anspruch, kann kein Ritter werden und soll kein gemeiner Knappe sein, empfinde dabei Stolz und Mut im Herzen und Liebe zum großen Harm. Was da noch aus mir werden soll, das ist zum Gott Erbarmen!"
Der Junker war bei diesen Worten wie unwillkürlich vor der Edeldame in die Kniee gefunken und reckte wie Hilfe suchend seine Hände zu ihr empor.
Gertrud von Herrenried wankte einen Schritt zurück, so war sie von diesem unerwarteten Auftritt betroffen. Sie schien indessen den Gram des Junkers vollständig zu begreifen und ihn teilnehmend an der Rechten fassend, erwiderte sie mit einer Thräne in den Augen:
„Faßt Euch, faßt Euch, teurer Georg! Der liebe Gott und Euer braves Herz werben noch Alles zu einem guten Ende bringen. Schon mancher schlichte Knappe, der sich durch Heldenthaten hervorthat, wurde vom Kaiser zum Ritter geschlagen, und warum sollte Euch das Glück nicht auch hold fein. Mein Vater wird auch ein gutes Wort für Euch einlegen und ich will ..."
Statt einer weiteren Antwort trat jetzt eine holdselige Röte auf die Wangen der Jungfrau, die in lieblicher Scham ihre Augen gesenkt hatte.
Dem noch zu ihren Füßen knieenden Junker Georg war diese Bewegung im Gemüte des Edelfräu- leins nicht entgangen, er ergriff stürmisch ihre Rechte und rief mit zitternder Stimme:
„Teuerste Gertrud, habt Ihr wirklich nicht nur Mitleid, sondern auch ein wenig Liebe für den armen Georg? Könntet Ihr Geduld haben, bis ich Eurer Liebe voll und ganz würdig wäre?"
Das Ebelfräulein nickte leise, aber sehr bedeutsam dem Junker eine Bejahung auf seine Frage zu und Georg drückte inbrünstig einen Kuß auf ihre Hand.
Ein plötzlich in den umgebenden niederen Tannenbeständen hörbar werdendes Geräusch schreckte jetzt die Liebenden auf. Der Junker richtete sich alsbald aber trotzig empor und rief mit drohender Stimme in den dunkeln Wald:
„Sollte hier ein frecher Lauscher sein Wesen treiben? Hüte Dich, Du falscher Kunibert!
„Ach, es war wohl keines Menschen Fuß, der hier in unsere Nähe kam," flüsterte Gertrud, „wahrscheinlich eilte ein erschrecktes Reh davon oder ein Vogel flog auf."
Der Junker schüttelte bedenklich sein Haupt und erwiderte:
„Ein fliehendes Wild verursacht ein anderes Geräusch, ich habe den Jäger Kunibert, diesen spionierenden, tückischen Gesellen im Verdachte, daß er uns nachgeschlichen ist. Erwisch ich diesen Gesellen einmal, so soll er mirs büßen!"
„Ach, laßt diese bösen Gedanken," bat Gertrud, „der Jäger Kunibert wird kein Spion sein. Auch dürfte es nicht ratsam sein, mit ihm Streit anzufangen, da der Bater sehr große Stücke auf ihn hält, weil er ihm einst auf einer Bärenjagd das Leben gerettet hat."
„Ja, das rechnet der gute Graf dem alten Fuchs zu hoch an, was jeder andere mutige Mann in dieser Lage wohl auch gethan hätte, einem verwundeten Bären den Speer in die Brust zu stoßen, wenn man Gefahr läuft, von des braunen Gesellen furchtbaren Tatzen tätliche Nasenstüber zu erhalten. Solche Heldenthaten, wie Kunibert vollbrachte, muß jeder herzhafte Jäger jeden Tag zu thun gewärtig sein. Und Kunibert hat trotzdem ein falsches, böses Herz, ich habe es oft bemerkt, und man muß vor ihm auf der Hut sein."
„Wir haben uns vor ihm nicht zu fürchten, wir thaten kein Unrecht," entgegnete Gertrud. „Ich möchte überdies noch im Sonnenschein zurück in das Schloß," fuhr sie fort. „Das Abendrot sieht man so prächtig aus den Fenstern des kleinen Turmes, heute giebt es wohl Abendrot zu schauen, es ist ein sehr klarer Tag."
„Ich stehe ganz zu Euren Diensten," erwiderte Junker Georg mit einer anmutigen Verbeugung, drückte sein Sammetbarett fester auf das Haupt und verließ eiligen Schrittes den Platz, um bald dararf mit dem Zelter der Edeldame und seinem kräftigen braunen Jagdrosse, die etwas abseits all die Aeste eines Baumes gebunden, gestanden hatten, zurückzukehren. Das Edelfräulein stützte sich leicht auf den Arm des Junkers und schwang sich behend auf den edlen Renner, der in sanftem Galopp davon eilte. Hurtig hatte auch Junker Georg im Sattel seines Pferdes Platz genommen und folgte in scharfem Trabe dem Edel- sräulein.
Auf Schloß Herrenried hatten in den letzten Jahrzehnten ungünstige Familienverhältnisse obgewaltet. Der Graf Eberhard zu Herrenried war der Letzte seines Stammes und in Folge einer unglücklichen Liebe zu der Tochter eines ihm feindlich gesinnten Rittergeschlechtes in dem benachbarten Thüringen war Graf Eberhard bis in das reifere Mannesalter unvermählt geblieben. Erst als er die Einsamkeit sehr bitter empfand und es auch sehr schmerzlich fühlte, wie sein ruhmvolles Geschlecht mit seinem Leben dahin welken mußte, wenn er unvermählt blieb, schritt er zur Heirat mit einer Gräfin Henneberg. Doch dieser mehr aus Vernunft aK aus Liebe geschloffenen Ehe entsprossen keine Kinder und Graf Herrenried fühlte sich fast noch unglücklicher als vor seiner Vermählung.
In seiner Schwermut nach Zerstreung ringend, hatte er sich einem Heereszuge des Kaisers nach Böhmen und Schlesien freiwillig angeschlossen, wo es galt, einer Anzahl übermütiger Vasallen Achtung vor dem kaiserlichen Scepter beizubringen. Dort geschah es nun, daß Graf Herrenried während der Zerstörung einer Anzahl fester Burgen mit einer Schar Reiter in einem Walde als Hinterhalt liegen mußte, um den Feinden den letzten Ausweg zu verlegen. Unter dem Schatten einer gewaltigen Eiche haltend, hörte nun plötzlich Graf Herrenried das klägliche Geschrei eines Kindes.
Von Natur edelmütig und hochherzig angelegt, eilte der Graf nach der Stelle, wo das Geschrei er
tönte und er entdeckte alsbald in einem Hohlwege eine weibliche Person zu Pferde, die ein schreiendes Kind zu beruhigen suchte und in der Nähe der Frau hielt ebenfalls zu Pferde ein berittener, mit einer Lanze bewaffneter Diener.
Seiner Pflicht im Feindeslande folgend, rief Graf Herrenried die seltsame Gruppe an. Statt aller Antwort wendeten das Weib und der Diener aber ihre Pferde zur tollsten Flucht, dem Weibe entfiel aber das schreiende und zappelnde Kind, welches von den Hufen der Pferde unversehrt blieb und bald darauf von dem mitleidigen Grafen aufgehoben und zu seinen Dienern gebracht wurde.
Da das Kind ein wohlgebildetes Knäblein im Alter von vielleicht einem Jahre war, amb ein goldenes Kettlein am Halse trug, worauf das Wahrzeichen des Ritters Georg eingegraben war, also eine edle Abstammung des Kindes wahrscheinlich schien, so betrachtete der fromme kinderlose Graf Herrenried das Auffinden des Kindes als eine höhere Fügung und beschloß, das Kind zunächst in gute Verwahrung zu bringen.
_(Fortsetzung folgt). _
Allerlei.
— (Was braucht ein Bauer für eine Frau?) Der preußische Landtagsabgeordnete, Frhc. v. Schorlemer, hielt am 19. April zu Heiligenstadt im Eichsfelde gelegentlich der Gründung eines Bauernvereins eine Rede, in welcher er sprach: „Was hilft einem Bauer eine Frau mit einem Klavier, mit 10,000 Thaler und einem dicken Kissen hinten (Schallendes Gelächter.) Melken muß sie können, sich auf Vieh- und Hühnerzucht verstehen."
— Wenn einer Durst hat, trinkt er aus der Pfütze; wer aber nach Branntwein so recht lechzt, der trinkt auch Spiritus. Ja, man glaubt's kaum, aber in einer Dresdener Nähmaschinenfabrik ist es so oft vorgkommen, daß die mit dem Polieren der Nähmaschinenmöbel beschäftigten Leute den dazu erforderlichen Spiritus, den sie selbst im Magazin kaufen, getrunken haben, daß schließlich zum Trinken unbrauchbar gemachter Spiritus für Polierzwecke ange- fchafft werden mußte. In Berlin ist's sogar Passiert, daß einer der Leute Politur, d. h. Spiritus mit aufgelöstem Schellack versetzt! — in unbewachten Augenblicken getrunken hat. Das nennt man einen Branntweinteufel von der schlimmsten Sorte. Wohl bekomm' das Tränklein!
(Die Sonnenflecken.) Gegenwärtig kann man an der Sonne Flecken beobachten, welche eine Breite von 4—5000 und eine Länge von 20,000 geographischen Meilen haben; man könnte auf diese Fläche 50 Kugeln von der Größe unserer Erdkugel einftellen. Der dunkelste Flecken kann mit unbewaffnetem Auge durch ein geschwärztes Glas rechts von dem Mittelpunkte der Sonne beobachtet werden. Es wird behauptet, daß die Jahre, in welchem die Sonne Flecken zeigt, gute Weinjahre seien.
— „Der boshafte Professor", so betitelt das „Fr. Bl." folgendes amüsante Geschichtchen aus der Selekta einer höheren Töchterschule. Herr Professor X. ist ein neuer Lehrer, und trotzdem der Herr noch jung ist, hat er dennoch nicht das Glück gehabt, den jungen Damen der Oberklasse zu gefallen, und es war daher beschlossen, ihm das zu Zeigen. Als der Professor tags darauf in das Schulzimmer tritt, mußte er zu seinem Erstaunen wahrnehmen, daß nur die eine Hälfte seiner Schülerinnen sich erhebt, während die andere ruhig sitzen bleibt. Anfangs wußte der junge Mann nicht recht, was er nun zu thun habe; dann war er aber bald gefaßt und sagte lächelnd: Mir kann es gleichgiltig sein, meine Damen, ob Sie mich durch Aufstehen ehren oder lieber sitzen bleiben, nur sollte ich meinen, daß sich zum Letzteren noch später für Sie Gelegenheit finden dürfte."
— Vom Küssen. „Warumwohl die Frauen sich so viel unter einander küssen und die Männer nicht?" — „Das ist ganz einfach", meint das hübsche Lieschen, „Männer haben etwas Besseres zum Küssen, Frauen nicht.
— Paskal sagt irgendwo, daß die Menschen viele ihres Gleichen in Häuser einschließen, die sie Irrenhäuser nennen, um glauben zu machen, daß die, welche man nicht einsperrt, vernünftige Leute seien.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und
Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold.