Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Dienstag den 14. Juli.

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1885

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für das laufende III. Quartal können immer noch gemacht werden bei der nächstgelegenen Poststelle oder dem betr. Postboten.

Von der Königl. Regierung für den Schwarzwaldkreis wurde Jakob Friedrich Erhard, Gemeinderat von Enzthal, zum Schultheißen dieser Gemeinde ernannt.

In Folge der vom 22. Juni bis 4. Juli abgehaltenen Dienstprüfung evangelischer Lehrer sind zur Verschling von Schuldiensten u. a. für befähigt erklärt worden: Friedrich Barner, Schulamtsverweser in Garrweiler, Johann Ber- roth, Seminarunterlchrer in Nagold, Michael Burkhardt, Unterlchrer in Dornstetten, Johannes Häußler, Schulamts­verweser in Lombach, Michael Held, (v. Ebhausen) Lehrer an der Taubstummenanstalt in Nürtingen, Jakob Kienle, Un­terlehrer in Kuppingen, Paul Klein, Unterlehrer in Göppingen, (früher in Nagold), Gottlob Wagner, Schulamtsverweser in Haiterbach.

Die zweite theologische Dienstprüfung hat u. a. mit Ersolg bestanden: Heinrich Grunsky, Repetent in Maulbronn, Karl Haug, Pfarrverwcser in Rohrdorf.

Die 2. Schulstelle in Pfalzgrafenweiler wurde dem Schullerrer Eupper in Bürg, die Schulstelle in Altnuifra dem Unterlehrer Bauer in Bizfeld, die in Ettmannsweiler dem Unterlehrer Vogt in Sternensels, die Mittelschulstelle in Haiterbach dem Schulamtsverweser Wagner daselbst über­tragen.

Die Zollsrage zwischen Deutschland ! und Oesterreich.

! Am Dienstag haben in Wien Konferenzen der

österreichischen und ungarischen Ministerien begonnen, denen man allseitig eine nicht gewöhnliche Bedeutung beimißt, da sie in erster Linie dazu bestimmt sind, über verschiedene zollpolitische Fragen eine Verstän­digung zwischen den Kabineten von Wien und Pest herbeizuführen und überhaupt jene Verträge zu er­neuern, die zwischen den beiden Hälften der öster­reichisch-ungarischen Monarchie abgeschlossen worden sind und welche man mit dem Gesamtnamen des österreichisch-ungarischen Ausgleichs bezeichnet. Für unsdraußen im Reiche" haben nun diese Beratun­gen insofern ein spezielles Interesse, als bei ihnen auch die Frage, welche Stellung Oesterreich-Ungarn > gegenüber den vom deutschen Reichstage in der letzt- vergailMÄl- Session desselben beschlossenen Zoller- Höhungen einnehmen soll, voraussichtlich eine Haupt­rolle spielen wird. Es hat dies einer offiziösen ungarischen Korrespondenz Veranlassung gegeben, die Anbahnung freundschaftlicher handelspolitischer Be­ziehungen Oesterreich-Ungarns zum deutschen Reiche zum Gegenstand einer Aufsehen erregenden Betrach­tung zu machen, an deren Schluß die betreffende Korrespondenz zu dem Vorschlag gelangt, daß beide I Monarchien durch Abschluß eines Zollvertrages ein nach außen hin geeinigtes Zollgebiet bilden möchten, während sie unter einander durch eine Zoll-Linie getrennt bleiben sollen.

Bemerkenswert ist nun, daß dieses von den ungarischen Offiziösen ausgeheckte Projekt in den leitenden Wiener Kreisen gleich bei seinem Bekannt­werden auf den entschiedensten Widerspruch gestoßen ist, wie uns einem Leitartikel des offiziösenWiener Fremdenblatts" hervorgeht. Derselbe ist sehr kühl gehalten und enthält er u. a. folgenden bezeichnenden Passus:Wer die Zeit seit 1882 miterlebt und alle die vergeblichen Anstrengungen beobachtet hat, welche durch mehrmalige Entsendung unserer Delegierten nach Berlin bekundet wurden, um mit dem deutschen Reiche ! in guten Verkehrs- und handelspolitischen Beziehun-

! gen zu bleiben, wer da weiß, daß einer jeden An­

näherung unsererseits nur eineschärfere Tonart" der deutschen Maßnahmen folgte, der kann heute mit aller Ruhe behaupten, daß der geniale Leiter der

deutschen Politik an ein Aufgeben der eingeschlagenen Richtung nicht denkt. Der Absperrung des Vieh- Exportes aus Oesterreich-Ungarn nach und durch Deutschland folgte der Eisenbahntarif-Kampf, diesem endlich die Einführung der deutschen Getreide- und Holzzölle. Fürst Bismarck hat letztere Maßregeln mit dem vollen Bewußtsein der Schädigung öster­reichisch-ungarischer Interessen, nur einemgesunden Egoismus" folgend, in Ausführung gebracht und wird, da er ganz wohl weiß, daß die von ihm hier­von erhofften Resultate für die Prosperität der deut­schen Boden- und Waldwirtschaft nicht in einigen Jahren erzielt werden können, sich um keinen Preis zu Abänderungen dieser Maßregeln bestimmen las­sen.. . ."

Diese Auslassungen deuten allerdings nicht ge­rade darauf hin, daß der Gedanke eines Zollvertra- ges in Wien eine günstige Aufnahme gefunden hat, ja sie lassen eher erkennen, daß man in den Wiener leitenden Kreisen bezüglich der Zollpolitik Deutsch­lands ziemlich verstimmt ist und vielleicht nur auf eine Gelegenheit wartet, sich revanchiren zu können. Indessen, man wird es sich in Wien wie in Pest wohl zweimal überlegen, bevor man sich entschließt, etwa einen Zollkrieg gegen das der habsburgischen Monarchie politisch so nahestehende deutsche Reich zu inscenieren, der unter allen Umständen auch Oester­reich-Ungarn selbst tiefe Wunden schlagen müßte. Ein Zollkrieg gegen Deutschland würde nicht nur den wirtschaftlichen Wohlstand des Donaureiches aufs Empfindlichste schädigen, sondern er müßte auch den österreichischen Kaiserstaat politisch in Europa isolieren, ihn seines einzigen Freundes in Europa Deusch- lands berauben und der österreichischen Politik damit zugleich jeden Einfluß im Orient entziehen mit einem Worte: Eine Zollpolitik der Rache wäre die höchste Verblendung, wenn die leitenden Staats­männer der österreichisch-ungarischen Monarchie wirk­lich von solchen Gefühlen geleitet würden und könnte den staatlichen und ökonomischen Ruin der letzteren herbeiführen. Es ist nun nicht gut denkbar, daß Graf Taaffe gesonnen sein sollte, eine derartige Zollpolitik einzuschlagen, die notwendig dazu führen würde, auch das intime politische Verhältnis, in welchem die bei­den mitteleuropäischen Kaiserinächte zu einander stehen, vollständig zu erschüttern, ja zu zerstören und steht darum zu hoffen, daß die Wiener Ministerkonferenzen noch andere Mittel und Wege als einen Zollvertrag ausfinden werden, auf denen sich eine wirtschaftliche und zollpolitische Verständigung zwischen den beiden Mächten Herstellen läßt. In Wien wie in Pest darf man überzeugt sein, daß dahin zielende Bemühungen das wohlwollendste Entgegenkommen des Fürsten Bismarck finden werden, zumal da es keiner beson­deren Versicherung bedarf, daß es ihm bei den neue­sten deutschen Zollerhöhungen nicht im Mindesten darum zu thun gewesen ist, die befreundete österrei­chisch-ungarische Monarchie absichtlich vor den Kopf zu stoßen. _

Tages-Neuigketterr.

Deutsches Reich.

i-i Nagold. Sonntag den 12. Juli ver­sammelten sich auf vorangegangene Einladung die Herren Vorstände der tit. Kriegervereine des Ober­amtsbezirks Nagold im Gasthaus zum Löwen. Zweck der Versammlung war einen jährlich abzuhaltenden Bezirkskriegertag zu gründen und haben sich me vertretenen Vereine in Majorität bereit erklärt, die- ' sem Antrag zuzustimmen, was zur Folge hatte, daß

sich sofort ein Bezirkskriegerverband unter dem Na­menNagold-Gau" constituierte. Als nächster Fest­ort wurde Nagold in Aussicht genommen, und bleibt es dem Vorort überlassen, das Arrangement und die Zeit der Abhaltung dieses Bezirksknegertags selbst zu bestimmen. Es wurde noch von der Versamm­lung der Wunsch ausgedrückt, möglichst wenig Aus­gaben zu machen, da sich die Kameraden gewiß mit würdigem Empfang und des Eindrucks fröhlichen Zusammenseins begnügen werden. Gleichzeitig mit dem Bezirkskriegertag wird eine Vorversammlung von Delegierten der Vereine des Verbands stattfinden, in welch Letzterer Anträge entgegengenommen, Be­schlüsse gefaßt werden und der nächste Festort her­vorgehen soll.

Nun werden wir bald wenn nicht billigeres, doch besseres Brod bekommen, denn der 5. Verbands­tag der Bäcker, der in Tübingen dieser Tage ge­halten wurde, es waren 200 Bäcker beisammen hat beschlossen, daß in Zukunft die Lehrlinge 3 Jahre zu lernen haben, und nur ausnahmsweise 2- jährige Lehrzeit gestattet werden soll. Das sog. Dreinbrod" soll in Wegfall kommen und an Zwi­schenhändler nichts mehr verkauft werden dürfen.

In der 700 Seelen zählenden Gemeinde Un­tersontheim (Hall) kam in der ersten Hälfte des Jahres nur ein Sterbefall vor, dagegen 14 Ge­burten.

Im Oberamt Waldsee sind eine Anzahl Ort­schaften gänzlich verhagelt worden, eine Frau wurde vom Blitz erschlagen und ganze Reihen von Bäume wurden umgerissen.

Würzburg, 8. Juli. Der Unteroffizier B. der 2. Kompagnie des Trainbataillons wurde in der Nacht von Samstag auf Sonntag von einigen Männern am Dreikrouenthor, nach demW. T." unter dem Ruf:Du bist derjenige, der die Rekru­ten so schindet!" überfallen und durch 16 Hiebe und Stiche auf Kopf, Rücken und Brust mit Messer und Schlagring derart verletzt, daß er nur mit Unter­stützung einiger Nachtwächter nach dem Lazaret ge­langen konnte, wo er gefährlich krank darniederliegt.

Bremen, 8. Juli. Der Vertrag, betr. die Dampfersubvention, mit der Unterschrift des Reichs­kanzlers versehen, ist am Samstag beim Norddeut­schen Lloyd eingetroffen. Bekanntlich wird der Lloyd neun seiner gebrauchten und sechs neue auf deutschen Werften zu erbauende Dampfer einstellen. Die Reichsbehörden hatten sich bemüht, den Lloyd zur Einstelluug von neun neuen und nur sechs alten Dampfern zu bewegen. Allein darauf hat sich der Verwaltungsrat nicht eingelassen und so ist es denn bei den neun alten und sechs neuen Schiffen ge­blieben.

Braunschweig, 8. Juli. (Zur braunschw. Frage). Wie derHann. Kourier" wissen will, wird demnächst dem Prinzen Heinrich VII. von Reuß, dem gegenwärtigen Botschafter in Wien, sei­tens der braunschweigischen Regierung die Regenten­würde angetragen und von demselben ohne Zweifel angenommen werden. Es wäre damit die braun­schweigische Frage für absehbare Zeit endgültig ge­regelt. Die Persönlichkeit des Prinzen Reuß, der sich lange Jahre im Reichsdienst als Botschafter in Petersburg und Wien bewährt hat, gibt alle Bürg­schaften, daß die Regienung in Braunschweig in ei­nem den Interessen des Reiches sowohl als des Landes entsprechenden Sinne geführt werden wird. ^ Nach den nunmehr feststehenden Reisedispo- 'sitionen verläßt Kaiser Wilhelm Ems an die-