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Colonien geleistet, der sein Leben dabei gelassen, auch in der Ferne auf dem Schauplatz seiner Thätigkeit nie vergessen werde.

Betrug beim Kegelschieben. Für die Liebhaber des Kegelspieles wird eine Nachricht des Oberschl. Anz." von Interesse sein. Diesem Blatte zufolge hat kürzlich in Krappitz vor dem dortigen Schöffengericht eine Verhandlung stattgefunden, in welcher es sich um einen Betrug beim Kegelschieben handelte. Angeklagt waren drei Kegeljungen und der betreffende Gastwirt, als Inhaber der Kegelbahn, wegen Betruges und Anstiftung dazu. Der Betrug ist dadurch verübt worden, daß die Kegeljungen beim Schieben von Kugeln bestimmter Personen die Kegel, von denen zwei an einer Schnur befestigt waren, mittelst dieser umwarfen und zwar dergestalt, daß oftalle Neun" fielen. Auf Grund der Zeugenaus­sagen wurden alle vier Angeklagte für schuldig be­funden. Von den Kegeljungen erhielt einer 16 Tage Gefängnis, zwei je 3 M Geldstrafe event. einen Tag Gefängnis, während der Gastwirt zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt wurde.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 11. Juni. Für Oesterreich ist nun der llstündige Normalarbeitstag in Kraft getreten. Zugleich beschließt das Gesetz das Verbot der Verwendung jugendlicher Hilfskräfte (zwischen voll­endetem 14. und 18. Jahre) in Werkstätten und Zabriken und verordnet die Enthaltung von Sonn- "ragsarbeit. Gleichwohl wird nun in Oesterreich an Sonntagen nicht die Sabbatstille wie rings um die Stiftshütte herrschen, Eisenbahnzüge nicht von Samstag Mitternacht an stille stehen; Pferdebahn, Omnibusse, Dampfschiffe werden nach wie vor verkeh­ren , Eisenhütten, Pochwerke, Dampfmühlen, Bier­brauereien werden das mächtige Feuer unter dem Kessel nicht auslöschen, Bäcker, Fleischer, Fragner, Friseure nach wie vor ihre Läden offen halten. Wohl ist ihnen im Gesetze die Enthaltung von der Arbeit strengstens aufgetragen, aber das Ministerium hat in einer Verordnung Alles wieder erlaubt, was im Gesetze feierlich verboten ist. Selbst die als Kell­ner beschäftigten jugendlichen Hilfsarbeiter, wie das Gesetz die Bierjungen tituliert, sind einer besonderen Fürsorge gewürdigt worden, und nachdem sie Gefahr liefen, in Folge des neuen Gesetzes ihrem Wirkungs­kreis entrissen zu werden, sind sie in der Verord­nung ausdrücklich ermächtigt, im Dienste der bierdur­stigen Menschheit die sonst verpönte Nachtarbeit auch weiterhin zu verrichten. Fürst Bismar! ist seinerzeit dem Ansinnen nach Einführung des Normalar­beitstages im deutschen Reiche mit der Frage entgegen getreten:Wissen sie denn, ob sie dem Ar­beiter damit auch etwas nützen werden?" An diese Worte wird man erinnert, wenn man sieht, wie dem neuen Gesetze von der darauf folgenden Verordnung so übel mitgespielt wird, daß sie die Neugeburt ge­wissermaßen in der Wiege erwürgt hat. Die nüch­ternen Männer aller Parteien begegnen sich in dem Gedauken, daß vor der Hand noch kein Weg ge­funden worden ist, um den Normalarbeitstag mit den Anforderungen der modernen Industrie zu ver­einen, und so sehr man auch geneigt ist, mit den humanen Bestrebungen zu sympathisieren, wie die Novelle des Gewerbegesetzes sie verfolgt, so muß man schließlich doch Angesichts der das neue Gesetz be­gleitenden Verordnung zu der Ueberzeugung gelangen, daß es besser ist, dergleichen utopische Versuche zu unterlassen, da sie im Grunde eher geeignet sind, die große Idee zu kompromittieren als zu fördern.

Wien, 18. Juni. Die Blätter widmen dem Feldmarschall Manteuffel warme Nachrufe. Das Fremdenblatt lagt, der Name des Feldmarschalls werde in der Geschichte Elsaß-Lothringens fortleben.

Pest, 17. Juni. DemBudapester Tagbl." wird aus Tyrnau gemeldet, daß dort vorgestern aus bisher unbekannter Ursache ein Brand ausge- brocheu sei, der, vom herrschenden Wind angefacht, in kurzer Zeit 120 Häuser einäscherte und dem über­dies 8 Menschenleben zum Opfer sielen. Die Leichen derselben wurden bereits gefunden. Außerdem kam viel Zugvieh durch das Feuer um. Das Unglück trifft zumeist arme Leute.

Brünn, 19. Juni. Di Situation ist, wie der M. Allg. Z." gemeldet wird, eine kritische. Die Arbeiter verlangen nunmehr auch eine 30- bis SOproz. Lohnerhöhung; die Arbeitseinstellungen in den Vororten schreiten fort. Zahlreiche Militär- Streifkommandanten verhindern Massenansammlun­

gen. Einer dreigliedrigen Arbeiterdeputation, welche bei dem Statthalter die Einwirkung der Regierung erbat, daß die Fabrikanten den zehnstündigen Arbeits­tag bewilligen, erklärte der Statthalter, die Regie­rung könne dies als Norm nicht unterstützen. Er riet den Arbeitern, sich mit den Fabrikanten gütlich auseinanderzusetzen und warnte vor den Folgen eines längeren Strikes und etwaiger Ausschreitungen.

Brünn, 18. Juni. Die Verhandlungen mit den streikenden Arbeitern sind bisher resultatlos ver-i laufen, weil dieselben auf nur lOstündiger Arbeits-i zeit bestehen. Die Ordnung ist nicht weiter gestört worden.

Karlsbad, 19. Juni. Die Ueberführung der Leiche Manteuffels erfolgte gestern abend 8 Uhr. An dem Kondukt beteiligten sich beide Söhne und die Tochter des Verstorbenen, 3 Bataillone Infan­terie, 1 Eskadron Dragoner, 2 Musikkapellen des Karlsbader Schützenkorps und ungefähr 20 000 Menschen.

(Ein Kuß für tausend Gulden.) Auf welche Extravakanzen beim geschäftigen Müßiggänge die Kurgäste verfallen, das beweist ein kleines Ereig­nis , welches sich am 10. ds. im Freundschaftssaale in Karlsbad zutrug und das nun dort den Ge­sprächsstoff bildet. Graf S. saß mit einigen Freun­den gegenüber einer reizenden Blondine, Freiin v. B. Man sprach von einem etwas heiklen Thema vom Kuß. Vor allem beschäftigte man sich mit der Frage, wie viel ein Kuß wert sei?100 fl.", meinte Graf Z.Ah bah, 500 fl. nach Umständen", folgerte Herr v. C.Und ich gebe für einen Kuß ein Himmelreich!" ergänzte begeistert Maler F.Was meinen Sie, meine Gnädige?" Sie schüttelte lächelnd ihr blondes Köpfchen und sprach schnippisch: Ich denke, 1000 fl. dürften für einen Kuß nicht zu viel sein!" Hastig fuhr Graf S. empor.Geben Sie mir für 1000 fl. einen Kuß?" rief er.Wenn das Geld einem wohlthätigen Zwecke gewidmet wird, mit größtem Vergnügen!" antwortete Baronesse B. nach kurzem Besinnen dann ließ sich jenes süße Geräusch vernehmen, wie es nur vier aufeinander­gepreßte Lippen Hervorbringen können. Des Kusses Preis wurde einige Stunden nachher seiner Bestim­mung zugeführt.

Frankreich.

Die Morphiumsucht hat neuerdings unter den Damen in Paris so zugenommen, daß sich der National" zu folgender Warnung veranlaßt fühlt: Die fortgesetzten Morphiumeinspritzungen führen das Ausfallen der Haare, Nägel und Zähne herbei. Das ist neuerdings an Hunderten von Beispielen konsta­tiert worden. Vielleicht wirkt folgende Mahnung an die weibliche Koketterie:Ein Mann kann sich zur Not in ein Geschöpf verlieben, das etwas kin­disch ist. Aber man hat niemals bemerkt, daß sich ein Mann in eine Frau verliebt hat, die weder Haare noch Zähne hat."

Spanien.

Madrid, 18. Juni. In den Provinzen Mur- zia, Valencia und Castilien kamen gestern 575 Er­krankungen und 222 Todesfälle an Cholera vor. In Madrid gab es 5 Choleratote.

Egypten.

London, 16. Juni. Ein düsteres Bild der reichsten Stadt in der Welt bietet die Statistik der Wahrsprüche der Totenschaujurys während des ver­gangenen Jahres. Darnach lautete in 37 Fallen der Geschworenenausspruch aufHungertod" oder Tod durch Entbehrungen beschleunigt."

London, 17. Juni. Die Konservativen über­nehmen die Leitung der Geschäfte unter sehr ungün­stigen Umständen. Zu einer kräftigen auswärtigen Politik fehlt es ihnen an Zeit, da die Neuwahlen zum Parlament bereits im bevorstehenden Herbste stattfinden sollen, im Innern aber ist es die irische Frage, die schier unüberwindliche Schwierigkeiten bietet. Wird die Zwangsbill erneuert, so schafft sich die Regierung an den irischen Abgeordneten unversöhnliche Feinde und es ist an eine konservative Mehrheit von vornherein nicht zu denken; wird sie nicht erneuert, so kann das leicht zu einem Bruche im Schoße der konservativen Partei selber führen, wo die Aufrecht- , erhaltung der Ausnahmemaßregeln als eine Lebens­frage für England angesehen wird. Was also thun? -Diese Frage hat sich Gladstone natürlich auch vor­gelegt und da er keine befriedigende Antwort finden konnte, die erste beste Gelegenheit benutzt, um aus dem Amt zu treten.

London, 18. Juni. Das neue Kabinet ist gebildet. Salisbury übernimmt den Vorsitz und das Auswärtige. Es fehlen nur noch die Ernennungen für die weniger wichtigen Posten.

London 19. Juni. Bei dem gestrigen Gru­benunglück von .Cliftonhall (Manchester) sind 170 von 349 Bergleuten umgekommen. Bis jetzt sind 23 Leichen geborgen.

Amerika.

New York, 17. Juni. Der Streik in Pitts­burg ist durch einen Ausgleich zwischen den Fabri­kanten und den Arbeitern beendet. Die Arbeitgeber genehmigten die Forderungen der Arbeiter zum größten Teile. Letztere acceptieren die Lohnherabsetzung um 10 Prozent im kommenden Jahre. D-e westlich von Pittsburg erfolgte Arbeitseinstellung dauert noch fort.

(Ein Haus gestohlen.) Am 2. o. wurde ein zweistöckiges Holzhaus, Ecke von Archer Ave. und State Str. in Cbicago, III., von dem bis­herigen Miether, einem Eisenwaren-Händler, geräumt. Kaum war dies geschehen, so erschien eine Anzahl von Männern, welche das Haus abriß und die ein­zelnen Teile auf Wagen davonführte. Als der neue Miether am andern Tage in das Haus einziehen wollte, fand er von demselben nichts mehr als das Fundament vor. Das Haus, welches sich in einer der belebtesten Gegenden der Stadt befunden, war unter den Augen der Polizei gestohlen worden. Von den Dieben hat man keine Spur.

Afrika.

Capstadt, 27. Mai. Fürchterliche Verhee­rungen durch Ueberschwemmungen werden aus dem Distrikt Rudeshoorn gemeldet. Die Bevölkerung mußte flüchten, um das Leben zu retten. Die Strauß- Züchtereien wurden überschwemmt und mehrere tau­send Strauße ertranken. Einer ungefähren Schätzung nach dürften Lstr. 100 000 den angerichteten Scha­den nicht decken.

Handel S Verkehr.

Vom Gäu, 14. Juni. (Hopfen.) Bei uns sehen die Hopfen im Großen und Ganzen gut aus. Bon Horb hören wir, daß der Stand eilst sehr befriedigender sei und daß das Ungeziefer sich nicht bemerkbar macht. In Böhmen stehen die Hopfen gut, in Steiermark erholen sie sich wieder von der gclblichten Farbe, die sie im Mai bekommen haben.

Tuttlingen, 19. Juni. (Wollmarkt-Schlußbe- richt.) Die Preise bewegten sich meistens von 118128^1, bessere Bastard von 130-140 ^!, nur ist zu bemerken, daß nur wenige reine Bastard, sondern meistens gemischte Ware gela­gert wird, und gegen dem Vorjahr ist ein Abschlag von 18 ^ Per Zentner zu verzeichnen. Das Gute ist aber, daß sämmt- liches Quantum verkauft werden konnte.

Besigheim, 17. Juni. Die Weinberge stehen jetzt überall in schönster Blüte und berechtigen zu den besten Hoff­nungen, so daß unsere Weingartner, wenn nichts dazwischen kommt, für die letzten schlechten Jahrgänge reichlich entschädigt werden dürften.

Ulm, 19. Juni. (Wollmarkt.) Zweiter Markttag. Im Lauf des gestrigen Tages fanden nur 'wenige Abschlüsse statt, dagegen begann heute ein sehr lebhaftes Geschäft. Die Preise, welche bis jetzt bekannt wurden, bewegen sich pro Ztr. von ^ 115122 und von ^ 124160. Voraussichtlich werden sämtliche Lager verkauft.

Ulm, 18. Juni. Dem am 16. und 17. Juni abgehal- tenen Pferdemarkt wurden von hier und auswärts ca. 500 Pferde zugeführt, von denen über 125 St. verkauft wurden: Die Preise variirten von 2001200 für das Stück. Der Preis der Pferde ist etwas heruntcrgcgangen. Der nächste Pferdemarkt findet am 17. November statt.

Alters el.

Ein französischer Weinreisender kommt von einer Reise aus Nordskandinavien zurück. Er weiß gar nicht genug von der furchtbaren Kälte zu erzäh­len.In Haparauda wohnte ich einer Theatervor­stellung bei. Es wurde die Kameliendame gegeben. Alles weinte, die Kälte aber war so kolossal, daß die Thränen der oberen Gallerien als Schnee auf die Zuschauer des Parterres herabfielen/

(Schlagender Beweis.)Sie sind ange­klagt, Ihrem Herrn 10 Maß Wein aus dem Keller entwendet zu haben. Bekennen Sie sich dieses Ver­brechens für schuldig?"Nein, Herr Oberrichter "! Und wie wollen Sie das erweisen?"Ganz einfach! Mein Herr hat gar keinen Wein im Keller und was er so heißt, habe ich ihm selbst mit an- macheu helfen!"

Preußische Ceutral-Boden-Cre-it mit 110 zu. rückzahlbare S pCt. Pfandbriefe. Die nächste Ziehung findet Anfang Juli statt. Gegen den Kursvcrlust von ca. 4 pCt. bei der Auslassung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Straße 13, die Ver­sicherung r eine P rämie von 3 Pf. pro 1Ü0 Mk. _

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Aaiser'schrn Buchhandlung in Nagold.