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Der Weg r«m H-rxett. Nachdruck nicht

Novelle von F. Stockerl. gestattet.

(Fortsetzung.)

Melitta war aufgesprungen, unruhig lief sie im Zimmer hin und her. Also so weit war es mit ihr gekommen, dankbar sollte sie die Hand ergreifen, die sich ihr rettend entgegengestreckt, eh« sie ganz dem Elend anheimsiel.

Es ist entsetzlich," stöhnte sie,hat denn nur das kalte, tote Geld Macht auf Erden? Dürfen wir denn nichts hoffen, wünschen, träumen, wenn wir arm sind? Es gibt doch ein Wort, die Menschen brau­chen es so oft und auch ich glaubte es zu verstehen, darf ich es nicht mehr kennen, das Wort, Liebe, Mama? Oder ist es überhaupt nur ein leerer Schall."

Oft genug ist es das," erwiderte die Mutter, und wenn es in früheren Tagen Dein Ohr berührt hat, mag es auch kaum eine tiefere Bedeutung gehabt haben, frägt doch jetzt niemand mehr nach Dir von allen Denen, die Dir damals gehuldigt."

Er sprach niemals von Liebe zu mir," sagte Melitta jetzt leise, traurig vor sich hin,aber ich las es doch in seinen Augen! Und dann sah er mich an, damals in der Reitbahn, so traurig scheidend. Und dann ist er gegangen im Zorn weit fort. Ach, es ist wohl namenlos thöricht und kindisch, da noch zu hoffen."

Mit neuen Sorgen und Kummer legten sich die beiden einsamen Frauen diesen Abend zur Ruhe. Noch elendere, trostlosere Tage sollten ihnen kommen.

Doktor Bergen hatte sich in der kleinen Stadt im Herzogtum A., wohin er vor einem Jahr einem Ruf gefolgt, schon recht behaglich eingelebt. Es war Alles so urgemütlich in dem freundlichen Städtchen. Man konnte sich in das Mittelalter zurückversetzt glauben, wenn man durch die stillen, sonnigen Stra­ßen mit den hohen Giebel-Häusern, an denen wie kleine Vogelbauer die Erker und Balkons klebten, wanderte und dann durch die eichengeschnitzte Thür in eins der alten Brauhäuser trat, wo das dunkle, schäumende Bier aus Steinkrügen geschenkt wurde.

Manche Stunde verplauderte Bergen dort mit den ehrbaren Bürgern der Stadt; er gewann nach und nach Interesse an dem kleinstädtischen Leben und entwickelte so allmählich die schönsten Anlagen zum Philister. Er ließ sich in dem Klub aufnehmen und besuchte gewissenhaft jeden Ball dort.

Die jungen Damen des Städtchens däuchten ihm zwar nichts weniger als interessant, sie waren von einer rührenden Einfachheit in ihrem Wesen, aber sie tanzten so leicht, und die Unterhaltung mit ihnen war so bequem, da sie sich nur um das Alltäglichste drehte. Und dann, er gestand es sich zwar nicht selbst, aber wir müssen es gestehen, schmeichelte es doch auch seiner Eitelkeit, so zu sagen der Löwe der Ge­sellschaft in der kleinen Stadt zu sein; denn das war er, und er hätte taub und blind sein müssen, wenn er es nicht bemerkt hätte.

Die jungen Damen brachten ihm ganz unver­froren ihre Huldigungen dar, scharenweis promenier­ten sie an seinen Fenstern vorüber, wenn sie wußten, daß er zu Hause war, von andern Dingen, anonymen Briefchen, Blumenspenden und dergleichen gar nicht zu sagen. Und nicht nur die jungen Damen, nein auch Väter und Mütter beeiferten sich, ihm Aufmerk­samkeit zu erweisen.

Seine Praxis vermehrte sich von Tag zu Tag; obgleich der Ort eigentlich ganz gesund war, so gab es doch merkwürdig viel bleichsüchtige und nervöse Da­men in der Stadt, die sich von niemand anders, als dem interessanten jungen Doktor wollten kurieren lassen.

Wir bemerken es selbst oft kaum, was die Um- gebung, die Gewohnheit für einen Einfluß auf uns

ausübt, wie der beständige Verkehr mit prosaischen, nüchternen Menschen den Funken Poesie, das Stück­chen Romantik, was ein Gott uns mitgab auf die rauhe Lebensbahn, nach und nach verkümmern läßt. Auch Bergen mußte diese Erfahrung an sich machen; das kleinstädtische Leben war so recht dazu angethan, Melitta und seinen Liebestraum vergessen zu lernen. War diese Liebe doch emporgeblüht aus jenem beglücken­den Element einer reichen Phantasie, die ihm zu eigen, und die hier in dieser alltäglichen Umgebung in keiner Weise angeregt wurde.

Vielleicht wäre das Vergessen noch leichter über ihn gekommen, wenn er Melitta in Glück und Reich­tum verlassen hätte. Es beunruhigte ihn doch ihr Schicksal dann und wann, wenn er dachte, wie sie vielleicht in Armut lebte, das verwöhnte Kind des Reichtums, so zart, so ungewohnt Alles dessen, was wir des Lebens rauhere Seite nennen. Und es gab doch Stunden, wo ihr Bild wieder vor seine Seele trat, umgeben von all dem Zauber, der ihm einst so gefährlich erschienen.

Wenn der Mond scheint und man des Abends einsam durch die stillen Straßen der Stadt wandelt. Wer kennt sie nicht, solche Nachtbilder kleiner Städte? Diese Stille, leise rauscht hier ein Brunnen, und durch die Lindenbäume dort an der Straßenecke da zittert der Nachtwind leise, schaurig. Hier in einem Fen­ster erlischt ein Licht, dort geht eins auf. Die dunklen hohen Giebelhäuser stehen da so stolz, so ma­jestätisch, als könnte nichts sie erschüttern, sie zer­stören, und nun gar der alte Turm, der jetzt langsam seine Stimme erhebt und mit zwölf langen feierlichen Glockenschlägen die Geisterstunde verkündet. Wer jetzt noch auf der Straße weilt, dem wird bange vor seinem eigenen Schatten, der so lang, so gespenster­haft an den Häusern hinhuscht.

Ein solcher Abend war es, Bergen schritt durch die stillen Straßen der Stadt seiner Wohnung zu, und das geheimnisvolle Weben der Nacht, es rührte leise an längst verklungene Saiten seines Herzens. Noch zwar umschwebten ihn die Gestalten, die er so eben verlassen, der biedere Oberamtmann Herbst mit sei­nen beiden, ewig lächelnden, schwarzäugigen Töchtern, die dicke Frau Oberamtmann, die stets so mütterlich besorgt um ihn war, und der 50jährige Assessor Wen­del, der ewig jugendliche, der fortwährend Studenten­lieder angestimmt bei der süßen Ananasbowle.

Es war wieder so heiter, so gemütlich gewesen bei Oberamtmanns, und Laura, die älteste der lieb­reizenden Töchter, sie hatte ihm so schmachtende Blicke zugeworfen aus den brennend schwarzen Augen. Und nun doch die alten Träume und ein fernes, süßes Mäd­chenbild, so bleich, so traurig zu ihm aufschauend.

Immer klarer trat es vor seine Augen, es war ihm, als schleiche leicht und elfenhaft eine Gestalt ne­ben ihm her, als hörte er die Schleppe des langen Reitkleides rauschen, zart und luftig wie Mondesstrah' len wehte der lange weiße Schleier des kecken Reit­hütchens.

Und ich will aber nicht vergessen sein, niemals!" tönte eine so bekannte weiche Stimme.

Der Mondschein, die nächtliche Stille, die Ana­nasbowle," murmelte er wie unzufrieden mit sich selbst und schloß jetzt mit einem kräftigen Ruck seine Haus­thür, als sollten die Bilder und Träume ihn nicht be­gleiten in sein einsames Zimmer. Aber sie ließen sich nicht verbannen, sie erstanden wieder, als er jetzt die Lampe angezündet, sich's auf dem Sopha bequem ge macht und einen Brief seiner Mutter las, den der Postbote in die verschlossene Thür geklemmt.

Endlich kann ich Dir auch über Vendelo's Einiges mitteilen," schrieb die Frau Pastor, nachdem sie über ihr allseitiges Wohlbefinden Bericht erstattet hatte, ihre Verhältnisse müssen doch sehr traurig sein,

> sie leben ganz zurückgezogen, Melitta hat seit längerer Zeit kleine Bilder in Wasserfarben für einen Kunst­händler geliefert. Die Mädchen hatten davon gehört, auch daß die Bilder anfangs reißenden Abgang bei den Offizieren, die der jungen Dame einst gehuldigt, gefunden. Ich sende Dir eins dieser kleinen Bilder mit."

_ (Fortsetzung folgt). _

Allerlei.

An unsere modernen Frauen und Töchter!

Was Bildung heitzl, gibt manchmal Streit,

Der Mann und Frau gar oft entzweit;

Mir scheint die Lösung einfach nur,

Weil man unter wahrer Kultur Versteht die Ausbildung allein:

Ein Gegenteil must Einbildung sein,

Die manche Mutter in die Herzen Der Kinder einimpft. selbst im Scherzen.

Auch Verbildung wird heutzutage Den Töchtern einst zur bitter'n Klage:

Weil mehr gilt fremde Wissenschaft,

Als Praxis in der Hauswirtschaft,

Mehr das Malen, Musizieren,

Als am eig'ncn Herd studieren

Weil Pension und Anstandslehr'

Die meisten Mütter dünket mehr,

Als häuslich-sittsame Manier:

Der Jungfrau kostbarstes Panier!

Lieb' Töchterlein, sei nicht verblendet,

Wenn Mutterstolz so viel verschwendet,

Wenn Eitelkeit will hoch hinaus,

Wo's oft zu darben gibt im Haus!

Bekamps' den Hang zur Eitelkeit,

Oft fördert sie für dich ein Leid,

Gib jeder Neigung nicht gleich nach,

Die Folgen kommen nur gemach;

Schlecht war' dein Hausstand dann bestellt,

Wär'st du auch noch so reich an Geld!

Wenn du für's Haus kannst etwas leisten,

Schätzt einst dein Gatte dich am meisten;

Ob Offizier, ob Handwerksmann,

Bei beiden bist du wohl daran,

Hast du gelernt im Hausstand viel,

Den Kops gefüllt nicht übcr's Ziel!

Zu lernen gibt's wahrhaftig g'nug,

Willst werden du als Hausfrau klug,

Als Gattin und als Mutter weise;

D'rum suche, dah man hier dich preise! s Um's andere, Moden, Etiquette,

Da renne nie mit um die Wette!

Es bringt ja niemals dir Gewinn Und birgt nur einen nicder'n Sinn!

Wer es versteht, damit zu prahlen,

Ist wci» vom Hohen, Idealen,

Das uns stets wahr und frisch erhält,

Ihm strebe nach auf dieser Welt!

Hat deine Bildung jenen Grad,

Schnell bess're sie, auf meinen Rat.

Wenn alles huldigt der Tournür'

Was häßlich ist, heißt eine Zier,

Wenn alle» auch trägt Simpelfranzen,

Nach dieser Pfeij', schäm' dich zu tanzen!

(D. Reichst.)

Revier Thumlingen.

Holz-Verkaus.

Am Montag den 22. Juni, kvormitt. 10 Uhr, in der Traube in Haiterbach aus Dö­bele. Abt. 5 -. 22 St. Langholz I.- IV. Klasse mit 30 Fm., 144 Rm. tann. Scheiter, Prügel u. Anbruch und 40 Rm. Brennrinde.

Amtliche und ^rivat-Aekanntmachungen.

Simmersfeld.

Lang- und Klotzholz-Verkaus.

Meininger V Kl.-Loose« Die nächste Ziehung findet am 1. Juli statt. Gegen den Kursverlust von ca. 12 Mk. bei der Auslassung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Straße 1», die

Versich erung für eine Prämie von 40 Pf. pro St.

beste LlittvI.) Augsburg. Hochgeehrter Herr! Lür die mir frslmdliebst übersandten rwsi 8cbäch- tslcdsv 8chwsmsrxiI1eil skrge ieb meinen verbindlichsten Dank. 5Vsnn Sie aber dafür von wir eine Lrarrkhsitsgs- schicbts rin erbalten wünschen, so muss icb befürchten, dass ich darin Ihrem IVnnsch wenig entsprechen bann. Ls ist bei mir schon eins Ziemliche Leibs von labren, dass ich an einer knrLnäclcigsn Verstopfung des Unterleibes leide, gegen welche ich dis verschiedenen Vbfübrungsmittel der Reibe nach anwandts. .4bsr bei allen seiften sieb üble Lnck Wirkungen, wie ich sie bei den 8cdweü-srpillsn nickt verspürte, so dass ich dieselben auch andern, dis in meinem Lalle sind, reckt sehr empfehlen kann, lllit vorzüglicher Hochachtung Lduard Oppsnriedsr, Lroksssor.

lllan achte genau darauf, dass jede 8cbacbtel als Lcigustt ein weissss Xreu 2 in rotem Orund und den La- msusrmg L. Lra ndt's trägt.

«-rrnlwortlicher Redakteur Etetnwandel in Nagold. Druck und «erlag der G. W. gailer'schen Buchhandlung in Nagold.

Am Montag !d. 22.Juni1885, vormitt. 10 Uhr, j werden auf hies. Rathaus aus dem Gemeinde­wald Hagwald

und Btichschollen Abt. 1, 2 u. 3 187 Stück tannenes Lang- und Klotzholz mit 282,25 Fm. und 8 Stück Buchen mit 5,99 Fm. zum Verkauf gebracht. Das Holz ist schön und gut abführen.

Den 17. Juni 1885.

_Schultheiß Waidelich.

Nagold.

Geld- und Brief-Kouverte

in der

G. W. Zaiser'schen Buchh.

Nagold.

DiküstinörchkilOcjnih.

Ein Mädchen, nicht unter 18 Jahre alt, das willens und fähig ist, einige Stück Vieh zu besorgen, auch Garten- nnd Feldgeschäfte versteht, findet bei gutem Lohn bis Jakobi eine Stelle wo? sagt

die Redaktion.