werden, daß selbst Quellenäderchen von Federkiel­stärke bei einer Tiefe von 10 Fuß gespürt werden. Also eine Art Quellen-Cumberland.

Brandfälle: In Dorfmerkingen am 12. April die Scheuer der Hirschwirtschaft.

(Probat.) In Brambach i. B. hatte der Gemeinderat beschlossen, mit dem ersten Feiertage in den Wirtshäusern und Branntweinschänken Ta­bellen mit den Namen der Steuerrestanten auszu­hängen. Als dies im Orte bekannt wurde, begann seitens der Säumigen ein wahres Drängen zum Zahltische, so daß bis zum ersten Feiertage die Rest­summe von ca. 660 vkL bis aus 60 ^ getilgt wurde.

Berlin, 14. April. (Reichstag.) Der Präsident zeigt an, daß der Abgeordnete Freiherr v. Schorlemer-Alst sein Mandat niedergclegt habe. Bei der Fortsetzung der Beratung der Tarifnovelle begründet Brömel die Herabsetzung der für Erden und Erze vorgeschlagene Zölle. Bichl will einen Zoll­satz für Schlemmkrcide, Delbrück einen Zollsatz von 30 für Zement. Biehl erblickt im Zementzoll einen Retorsionszoll ge­gen Oesterreich, indem seewärts eingehender Zement unver­steuert bleibe. Staatssekretär Burchard bestreitet den Karakter einer Retorsion. Richter spricht sich gegen eine Trennung des Materials in land- und seewärts eingehends aus, womit man das Prinzip der Mcistbegllnstigungsverträge durchbreche. Eine Abstimmung unterblieb, weil die beantragte Auszählung des Hauses nur 156 Anwesende ergab.

Berlin, 14. Apr. Die Niederlegung des Reichstagsmandats seitens des Frhrn. v. Schorlemer- Alst wird auf Differenzen mit Windthorst zurückge- sührt, der den agrarischen Bestrebungen Schorlemers entgegeutritt.

Berlin, 14. Apr. Im Justizausschuß des Bundesrats ist die Mehrheit gegen die Wiederein­führung der Berufung im Strafprozeß.

Berlin, 15. April. DieNorddeutsche All­gemeine Zeitung" hört, bezüglich der aus der Bis­marckspende zu errichtenden Stiftung sei der Reichs­kanzler zu der Ansicht gekommen, daß sich als Stif­tungszweck die Gewährung von Universitäts-Sti­pendien empfehlen, speziell für Studirende und Kan­didaten des höheren Lehrfachs. Sozialpolitisch lasse sich mit einem Kapital, das etwa 50000 »-L Zinsen trage, nichts unternehmen.

Berlin, 16. April. Laut einer Privatdepesche aus London haben England und Rußland sich über die Grundzüge einer definitiven Feststellung der Grenze Afghanistans geeinigt; die Abtretung Pendschdehs, vorbehaltlich der Zustimmung des Emirs, an Ruß­land ist in der Abmachung einbegriffen.

Wieder ist ein Schritt weiter zur Beilegung des Kulturkampfes gethan. Der ehemalige Erzbi­schof Melchers von Köln, ein sehr streitbarer Herr, ist nach Rom berufen worden, wahrscheinlich um zum Kardinal gemacht und dann kaltgestellt zu werden. An seine Stelle soll Bischof Krementz kom­men. Bestätigt sich diese Nachricht, dann bliebe der Stuhl von Posen-Gnesen noch zu besetzen und auch für diesen soll in der Person des Dekan Poninski ein beiden Theilen genehmer Kandidat gefunden sein.

DerZeitschrift für die evang. Geistl." zu­folge hat der bisherige Pfarrer A. Ausfeld in Meh­lis (S.-Gotha) plötzlich seine Pfarrstelle aufgegeben und überhaupt der geistlichen Thätigkeit entsagt, um, wie es heißt, die theatralische Laufbahn zu betreten.

Der Geschmack am Verbrennen in Gotha wächst immer mehr. Große und kleine Leute, be­rühmte und unberühmte Männer aus ganz Deutsch­land lassen sich mittelst Feuer bestatten, so in diesen Tagen der sehr bekannte Braunschweigische Bundes- bevollmächtigle v. Liebe, der in Berlin am Schlag gestorben ist. Die Zahl der Feucrbcstattcteii schreitet stark auf 300 los.

In Kösen verkaufte der Fuhrwerksbesitzer F. ein krankes Pferd an einen Schäfer zum Schlachten für 24 Doch siehe,der Schäfer war klüger als er." Mit Hülfe des Dorfschmides curirte er de» Patienten und zwar so gründlich, daß derselbe jetzt '300 wert ist. Da nun das Pferd nicht ge­schlachtet wie beim Verkaufe ausgemacht, son­dernanderweit benutzt" wurde, so will der ur­sprüngliche Besitzer das Pferd gegen Rückzahlung der 24 zurück haben. Der Schäfer sagt jedoch nein und so wird der interessante Fall die Gerichte demnächst beschäftigen.

lieber die Lebensgewohnheiten des Kaisers Wil­helm, der noch im vorigen Jahre, Winter wie Som­mer. um 7 Uhr aufstand, jetzt aber auf dringenden Rat der Aerzte bis 9 Uhr zu Bett bleibt, erzählt der diesmal gut unterrichtete Pariser Figaro: Der Kaiser klingelt und der Kammerdiener erscheint zur Hilfe­leistung beim Ankleiden. Der Kaiser liebt den häu­

figen Wechsel mit den Kleidern nicht, eine getragene Uniform : vertritt ihm die Stelle des Schlafrocks. Zunächst schlüpft er in ein Paar alte Pantoffeln; denn in der ersten Tagesstunde liebt er häusliche Be­quemlichkeit. Er betritt sofort sein Arbeitskabinct, wosein getreuer Engel", der Kammerdiener, ihm den Thee serviert. Dieser Kammerdiener ist ein Siebziger, aber weit minder rüstig als der Monarch, der ihn mit vertraulichem Wohlwollen behandelt. Der Kaiser duzt ihn und fragt ihn jeden Morgen nach seinem Befinden. Im vergangenen Winter nahm sich Engel eines Morgens ein Herz und setzte seinem kaiserlichen Herrn mit allem Respekt auseinander, daß er seinen Abschied zu nehmen gedenke.Nicht alle Welt hat eben die Rüstigkeit Ew. Majestät, und ich habe wirklich Ruhe nötig." Daraus erwiderte Kaiser Wilhelm mit herzlichem Lachen:Engel, Du und ich, wir Beide haben keine Zeit zur Ruhe." Und damit war die Sache erledigt .... Nach dieser ersten Stunde verhältnismäßiger Ruhe beginnt für den Kaiser die richtige Arbeitszeit; er macht jetzt volle soldatische Toilette und verbleibt in derselben bis zur Schlafenszeit. Die Schilderung der nun sich anrei­henden Vorträge beim Kaiser, der Gewissenhaftigkeit, mit welcher er jedes Schriftstück prüft, und seine Vor­liebe für die Kornblumen und andere kleine Einzel­heiten dürfen wir als bekannt voraussetzen. Wir er­wähnen hier nur, daß der Kaiser sich beim Schreiben von Randbemerkungen'großer und derber Bleistifte, so einer Art Zimmermannsbleistifte bedient. Der Kaiser raucht nicht und schnupft nicht. Beim Lesen und Schreiben bedient er sich eines Lorgnons für Weitsichtige. Der Schlaf des Kaisers ist derjenige eines gesunden jungen Mannes; niemals legt er sich während des Tages zur Ruhe. Umso überraschen­der ist die seit etwa zwei Jahren beobachtete That- sache, daß der Kaiser gegen seinen Willen manchmal von einem 510 Minuten währenden Schlafzustand befallen wird, besonders wenn die Vorträge zahlreich und anstrengend gewesen sind. Nach den von 10 bis 1 Uhr währenden Borträgen nimmt der Kaiser, stets allein, um dabei nicht sprechen zu müssen, das aus Kotelett mit Eiern bestehende zweite Frühstück ein. Das währt nur eine Viertelstunde. Die Aerzte haben den greisen Fürsten noch nicht dazu vermocht, hier eine längere Ruhepause cintreten zu lassen. In einem Punkte ist der Kaiser unerbittlich: er würde selbst seinem ältesten Diener keine Indiskretion über sein Privatleben verzeihen und noch weniger die Bei­seiteschaffung auch nur eines seiner Haare, etwa zu Gunsten eines jener wütenden Sammler, die sich um jeden Preis ein Andenken an den greisen Herrscher verschaffen wollen. Dagegen ist er gerade gegen seine Diener von väterlicher Milde und macht selbst manche kleine Scherze mit ihnen. So zum Exempel mit seinem getreuen Engel, der seit lange von seiner Frau getrennt lebte. Eines Tages, als der Kaiser eben aus dem Wagen stieg, sah er in einiger Entfernung die gewesene Madame Engel stehen. Sogleich wandte er sich lächelnd an seinen Kammerdiener:Engel, gegen die Damen muß man galant sein. Ich sehe da unten Deine Frau stehen; geh' mal rasch und sag' ihr Guten Tag!" Mil süßsaurem Gesicht mußte Engel dem Befehl Nachkommen und kehrte dann ver­legen zum Kaiser zurück, der ihm lachend zurief:So ist'-; recht, Engel! Vergiß nie, daß man den Frauen immer Respekt erweisen muß, auch wenn sie Unrecht haben!"

Frankreich.

Während jetzt in Tonkin die Waffen ruhen, ist man in eifriger Suche > ach dem Schuldigen und alle Offiziere, die bei dem Rückzug von Langson irgend eine Rolle spielten, haben bereits harte Vorwürfe an­hören müssen. Neuerdings wird davon sogar der sonst so hocherhobene Regner nicht ausgeschlossen, weil er versäumt habe, über die Stärke des Feindes rechtzeitig Nachrichten einzuzichen. DasPetit Jour­nal" möchte alle drei, Brisre, Negrier und Herbinger, vor ein Kriegsgericht stellen, wogegen Brisre es für angemessen erachtet, in einem Tagesbehl an die Trup­pen den Oberstlieutenant Herbinger in nicht mißzuver- stehender Weise anzuklaqen und als einen unfähigen Offizier binzustellen. (Ganz so wie anno 1870.)

Men tone, 10. Apr. (Deutschenhetze.) Aus dem bekannten seit 1860 zu Frankreich gehörigen Kurorte wird uns von Augenzeugen folgendes ge­schrieben : Ein alter preußischer Grundbesitzer verlebte hier mit seiner Frau ein paar Wochen zur Stärkung seiner Gesundheit. Da er infolge eines Schlagan- >

falls nicht sicher gehen kann, stützt er sich stets auf den Arm seines Dieners. Dieser, ehemaliger Küras­sier, trng hier eine graue Livree mit grünem Kragen, grünen Knöpfen und Aufschlägen, welche den Herren Franzosen Ähnlichkeit zu haben schien mit der preu­ßischen Jägeruniform. Dies und die stramme mili­tärische Haltung des jungen Menschen mißfiel so gründlich, daß man ihm gelegentlich ein »oliien äs xrussisn" nachrief und vor ihm ausspie, wovon die Herrschaft jedoch nichts erfuhr. Als der alte Herr kürzlich, auf diesen Diener gestützt, die deutsche Kirche verließ, war draußen eine Menschenmenge versam­melt, welche ihn der vermeintlichen Uniform wegen laut verhöhnte. Ein Diener der Gerechtigkeit erschien und riß den jungen Menschen mit so hoher Gewalt an sich, daß der alte hilfsbedürftige Herr bei Seite geschleudert wurde. Glücklicher Weise kam nun seine Frau aus der Kirche und geleitete ihn, der völlig sprachlos, nach dem Hotel, während man den Diener abführte. Diesen erlösten zwei hier wohlbekannte Herren, welche des Weges kamen und für ihn gut sagten. Zwei Tage lang blieb die sofort einge­reichte Beschwerde über dieses Vorkommnis unberück­sichtigt, dann traf von der hiesigen Behörde ein Schreiben ein, Bedauern ausdrückend über die irr­tümliche Verhaftung des herrschaftlichen Dieners. Daß ein alter, kranker Mann in Gefahr gebracht worden, daß er einem erneuten Schlaganfall ausge­setzt war durch die Erregung, fand keinerlei Erwäh­nung. So geschehen in Frankreich, das sich rühmt, an der Spitze der Civilisation zu stehen.

Italien.

Rom, 15. April. Die englische Regierung kauft hier Dampfer auf und mietet solche.

England.

London, 24. April.Pallmall" sagt: Seit dem gestrigen Kabinetsrat ist die Hoffnung auf Lö­sung der Schwierigkeiten nicht gestiegen jedoch ist die Situation nicht hoffnungslos.Times" läßt sich aus Hongkong vom 14. April melden, daß in den Verhandlungen zwischen Frankreich und China Schwierigkeiten eingetreten sind.

London, 16. April. DieTimes" schreibt: In amtlichen Kreisen herrscht der (allerdings täglich schwächer werdende) Glaube, der Krieg dürfte vermie­den werden, die Finanz- und Handelskreise aber haben die entgegengesetzte Ansicht und glauben, die russischen Staatsmänner wollen den Streit herheiführen und treffen entsprechende Maßnahmen.

Die Situation ist nicht hoffnungslos," aber die Hoffnung auf eine Lösung der Schwierigkeiten ist nicht gestiegen." Das ist, wie man aus den heutigen Telegrammen ersieht, die jeder Deutung fähige, ziemlich unklare Schilderung der Situation, wie sie zurzeit zwischen England und Rußland be­steht. Aus den Depeschen ersieht man ferner, daß England mit fieberhafter Eile seine Rüstungen be­treibt. Die praktische Hauptfrage ist nun, ob die Russen sich jetzt noch durch den Waffenstillstand für gebunden erachten. Die englischen Blätter behaup­ten, daß die Russen in der Richtung auf Herat weiter vorrücken und daß am Zulfikarpaß ein Zusammen­stoß zwischen Russen und Afghanen entweder bevor­stehe oder schon stattgefunden habe. Bisher hat man nichts davon gehört, daß afghanische Truppen in der Nähe des Zulfikarpasses am Herirut ständen. Für die Russen ist die Versuchung zum Draufgehen angesichts der für sie günstigen Weltlage sehr groß; bleiben sie fest, so wird man ihre Tugend loben müssen; erliegen sie dem verführerischen Anreiz, so wird man sie kaum schelten dürfen. Wenn die Eng­länder Afghanistan nicht unter ihre förmliche Obhut nehmen, so ist dieses Land doch weiter nichts als ein großer Wollsack, der zwischen beiden Haustüren liegt und den jeder Nachbar stoßen, reißen, zerren und rupfen kann, so viel er kann und mag, ohne dadurch dem anderen Nachbarn auf die Füße zu treten. Die Engländer freilich finden nichts Beson­deres darin, wenn England von Indien aus seinen Einfluß nach Afghanistan ausbreitet, thun aber ganz verdutzt und verwundert, wenn Rußland sich an­schickt, dasselbe zu thun.

Portsmout', 15. April. Seitens der Ad­miralität ist an alle Pensionäre der Marine und der Marineinfanterie, welche noch nicht fünfzigjährig sind und wieder in aktiven Dienst treten wollen, Aufforderung ergangen, ihr Gesuch unverzüglich ein­zureichen.