den Disziplinzustände: Eine Schwadron des in Dun- dalk garnisonierenden fünften Ulanenregiments wurde jüngst nach Suakim beordert. Vor der Einschiffung der Schwadron in Kingstowu waren fast alle Mannschaften, welche die Nacht vorher stark gezecht hatten, derartig berauscht, daß sie nahezu sämtlich an Bord des Transportdampfers getragen werden mußten. In der Verwirrung desertierten etwa 15 Ulanen. Wegen dieser Unregelmäßigkeiten hat der Herzog von Cambridge die beiden Offiziere des Regiments. Oberst Chichester und Oberst Vandleur, aufgefordert, um ihren Abschied einzukommen. Erstgenannter wurde telegraphisch von Suakim zurückberufen. Unter solchen Umständen ließe sich vielleicht in Afghanistan durch große Schnapszufuyren zwischen den russischen und englischen Truppen statt blutiger Kämpfe ein leidlicher moäus vivsuäi herbeiführen.
Was sich liebt, neckt sich. Ein kleiner Schelmenstreich hat in den letzten Wochen zu einer Neckerei zwischen der Prinzessin von England und ihrem Bräutigam, dem Prinzen von Battenberg, geführt. Die sehr religiöse Prinzessin hatte den Befehl gegeben, daß die für ihre Ausstattung bestimmten Tischtücher, Servietten und Handtücher statt Krone und Monogramm fromme Bibelsprüche tragen sollen. Nun aber ist die Zahl der Wäschestücke weit größer, als jene der passenden Sprüche; die Prinzessin wandte sich in diesem Falle an den Bräutigam und derselbe bot sich sofort an, mit heiligen Sentenzen in lateinischer Sprache auszuhelfen. Thatsächlich sandte er eine Sammlung solcher, welche sofort in Arbeit gegeben wurde — doch, o Schrecken, die Wäsche zeigte jetzt in blauer und roter Farbe Anfangszeilen der allerprofansten Studentenlicder. Die Prinzessin schmollt ein wenig; doch bei Hof amüsiert man sich köstlich über den gelungenen Scherz.
Amerika.
Newyorker Blätter stellen für den größten Teil der Vereinigten Staaten für dieses Jahr eine sehr mäßige Ernte in Aussicht, die sich teilweise nur auf etwa ^ einer Durchschnittsernte erheben dürfte und sagen, es sei nicht abzusehen, wie sich die Bauern von ihrer mehrenteils traurigen Lage bei einer geringen Ernte, von der nur wenig und zu schlechten Preisen exportiert werden könne, wieder erholen sollen. Eines dieser Blätter schließt seine Betrachtung mit den Worten: „Was wird es helfen, daß die industrielle Bevölkerung wohlfeiles Brot, vielleicht auch wohlfeiles Fleisch haben wird, wenn die Industrie und der Handel stocken und weniger Arbeiter beschäftigen und selbs t diese zu den niedrigsten Löh nen?"
(Konkurseröfnungen.) f Johann Georg Häring,
gew. Hirschwirt in Magstadt (Böblingen); Jakob Beck, Bäcker in Vaihingen.
Gin moderner Do« Carlo».
(Fortsetzung.)
„Gewiß wird sie verstoßen!" rief da eine scharfe Stimme. Es war Editha, auch sie war weiß gekleidet und hatte einen Rosenkranz auf dem Kopfe. „Ich bin wieder jung geworden und Dir zu lieb, Benno, denn Du liebst Zugend und die Schönheit," sagte sie und sah ihn zärtlich an.
Eine dunkeläugige Italienerin näherte sich ihm jetzt. Sie trug das lange schwarze Haar aufgelöst, rote Granatblüten hingen lose darin.
„Denkst Du noch an den Rosengarten, an das kleine weiße Haus in Neapel, wo Du mich maltest?" fragte sie, „es ist wohl lange her?" Ja es war lange her, so lange wie seine schöne, reiche Jugendzeit. Jetzt war er ein alter Mann, der thöricht genug gewesen, in dem Herbste seines Lebens noch nach einer Lenzcs-
blüte auszuschauen.-Wo war sie, die zweite
Frau? — Er erblickte sie nicht unter den Traumgestalten, die jetzt eine nach der andern verschwanden. „Elisabeth": er hatte den Namen laut gerufen. Halb noch mit dem Schlafe kämpfend, bemerkte er einen zarten Rosenduft in seiner Nähe. Eine leichte kühle Hand legte sich jetzt auf seine brennende Stirn. Er erwachte, und starrte mit irren Blicken, noch traum- umsangen in das Antlitz seiner Frau.
„Wie geht es Dir? Hast Du gut geschlafen?" fragte Elisabeth.
Wulfen richtete sich auf und strich das wirre Haar aus der Stirn.
„Du bist ja Deiner Pflichten als Gattin sehr eingedenk," sagte er finster. „Was ist der Beweggrund dazu, Liebe wohl schwerlich! Vielleicht das böse Gewissen?" Er sah sie durchbohrend an.
„Wie kommst Du zu dieser Frage, Benno? Sehe ich aus, als hätte ich ein böses Gewissen?"
,,O nein, durchaus nicht, Deiner Verstellungskunst gebührt alle Anerkennung, doch wirst Du mir gestatten, noch eine andere Frage an Dich zu richten: Kanntest Du Herbert schon früher, ehe Du mein Weib wurdest?"
Die junge Frau zuckte zusammen, sie sah etwas in den Augen ihres Gatten leuchten, was ihr das Blut erstarren machte.
„Ja, ich lernte ihn vor vier Jahren in H. kennen," stammelte sie. „Ader bitte, sieh mich nicht so drohend, so vernichtend an, Benno, es ist das doch kein Verbrechen!"
„Daß Du ihn kanntest, nein, aber daß Du es mir verheimlicht, daß Du gelogen, betrogen! Das — das —" seine Stimme versagte ihm vor innerer Erregung. — „Geh, geh, laß mich allein!" stöhnte er.
„Laß mich Dir erst erzählen, wie es alles gekommen ist, Du wirst dann gewiß milder über mich urteilen."
„Ha, um Ausreden seid Ihr und Eures Gleichen nie verlegen, ich kenne das zur Genüge. Geh, ich mag nichts weiter hören.
„Benno!"
Wulfen fuhr auf, es lag ein so leidenschaftlicher Klang in diesem Ausruf Elisabeths, daß es ihn plötzlich wie ein hohes Glücksgefühl durchrieselte; aber nur einen Moment das, dann lachte er höhnisch auf. Es war nur eine ungemein modulationsfähige Stimme, womit man ihn bestricken wollte, weiter nichts, ihr Herz hatte keinen Teil daran.
„Geh I" rief er noch einmal heftig, „Deine Verstellungskünste sind hier nicht mehr angebracht."
Elisabeth erwiderte kein Wort und verließ, ohne noch einen Blick auf ihren Gatten zu werfen, das
Zimmer. Draußen auf dem Corridor begegnete ihr Editha. Mit innerlichem Frohlocken sah dieselbe das bleiche verstörte Gesicht der jungen Frau. SoIviel sie an der Thür di außen erlauscht, schienen ihre Warnungen, trotz Wullens schnöder Abfertigung, doch nicht in den Wind gesprochen zu sein.
Elisabeth ging »ach dem blauen Boudoir. Hier wußte sie sich am ungestörtesten und konnte ihren Gedanken freien Lauf lassen. Sonnenhell und schweigend lag der Park unter ihrem Fenster; dort drüben auf dem einsamen Waldweg bemerkte sie jetzt Käthe und Herbert und erinnerte sich, daß man am Morgen eine Waldpartie verabredet hatte. Langsam schleuderte das junge Paar den Weg entlang; Elisabeths Gedanken folgten demselben. Vielleicht, daß diese jungen.Herzen sich einst fänden! Käthens heiteres Temperament, der Reiz sorgloser Jugend mußten gerade jetzt auf Herberts gedrückte Stimmung einen wohllhuenden Einfluß haben. Die Gruudstimmung seines Innern war ja auch eine leichtlebige, sorglose, sie war nur jetzt getrübt durch die Täuschung, die er erfahren. In Käthens Nähe aber fand er sie wohl wieder, lernte schließlich vergessen und aus den Trümmern seiner Jugeudträume blühte ihm ein neues reiches Glück empor.
(Fortsetzung folgt)._ _
Allerlei.
— (Neue Lesart.) Ein in Vorbereitung begriffenes Liederbuch für Kvlonialvereine wird das Lied „Was ist des Deutschen Vaterland" dem Vernehmen nach um folgende Strophe bereichert zeigen:
Was ist des Deutschen Vaterland?
Jst's Wörmanuland?
Jst's Kongostraud?
Jst's wo der Lüd'ritz Kupfer bohrt?
Jst's wo die Sonn' die Deutschen schmort?
O nein! O nein!
Sein Va terland muß weiter sein.
(Lin d«avIiten8rv«rtS8 2eriKnjs8.) Drilumettstst- tsn OK.-.-Vmi Horb. Volle Ibnon mit, dass leb L-potbolror L. Lranät's LekrvsiLsrxillsu erkalten Kaks. Dieselben baden mir vssontliobo Dienste geleistet. Dar Llülmux und 8oäkrsnnsn sind dieselben ansAsreiebirot; leb bin von genannten Dobeln Zanri befreit rvordsn und bann dis Dillen somit .ledermann emxksblsu. Döüiobst dankend aektuugs- voll dos. Uaier, Oelronom. .Vpotkskor lt. llrandt s 8eb>vei- rsrpillon sind ä Sobaektel Ll. 1 in den ^xotbeken er- bältlieb.
Llan aebte Zenau darauf, dass jede Lebaebtel als Dtigustt ein veisses Xrenx in rotem Ornnd und den Xa- menss uK lt. Brandt s träZt-
Eine der schönsten und prciswürdigstcn Fest-Erinne-.
rungsgaben an den 88. Geburtstag unseres Kaisers ist die bei der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart (vormals Hallberger) erschienene Festschrift: „Achtundachtzig Jahre in Glaube, Kampf und Sieg". Ein Menschen- und Hcldenbild unseres deutschen Kaisers. Elegant geheftet L 2 fein gebunden in Leinwand 3 „L. Wir können allen Deutschen dieses schöne, gediegene Prachtwerk bestens empfehlen. _
Rheinprovinz 4 pCt. Obligationen III. Ern"
Mission. Die nächste Zi'ehung dieser Obligationen findet Mitte April statt. Gegen den Kursverlust von ca. 2^z PCt» bei der Auslassung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Straße 13, die Versicherung fü r eine Prämie von 6 Pf» pro IVO Mk. _
Berantwortlichkr Redakteur Steinwandel in Rag»ld. — Druck »uv «erla, der s. W. gaiser'schen Bttchhendlun« tu Ba»»ld.
Nagold. Nachdem wir kürzlich eine Notiz über den Gesamtverkehr der Württembergijchen Staats-Eisenbahnen gebracht, lassen wir nun auch eine Zusammenstellung des Jahresverkehrs der hiesigen Eisenbahnstation und derjenigen der benachbarten Oberamtsstädte folgen, zugleich mit Beifügung des Gesamtverkehrs der Post- und Telegraphen-Aemter und zwar je für das Etatsjahr 1883/84.
Stationen.
Stein-
kohlen-
Empfang
Tonnen.
In der Reihenfolge nach ihrer Bedeutung bei dem
Nach d. Ordnungs- ziffcr find in der Reihenfolge im
Die Postämter sind nach ihrer Reihenfolge:
In der Reihenfolge der Telegraphen- Aemter sind:
Personen
verkehr.
Güterverkehr.
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Kassen-Verkehr
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Kilogramm.
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dw
Zahl d. Telegr.
Nagold .
1560
51
77875
62
14587610
50
124800
51
62
50
42
28200
1359100
50
2659
Calw.
2190
24
148112
78
12296120
35
166400
24
78
35
22
232460
1858600
24
4588
Neuenbürg . . . .
1950
53
76480
67
13895830
46
133700
53
67
46
57
21300
977400
61
2140
Freudenstadt ....
3146
61
72551
20
35470680
25
218700
61
20
15
30
34600
1558600
44
2919
(Jedenf. i. Folge d. Bahnbaue.)
Horb.
550
16
178027
117
7056380
48
131600
16
117
48
47
23600
1105600
40
3074
Herrenberg ....
unter 5<X>, da-
70
64507
130
6288410
104
46000
70
130
104
69
19300
861900
63
2109
geführt.
Nächsten Mittwoch den 15. April findet von nachmittags 1 Uhr an die Vrufrmg der hiesigen
Arbeitsschule
Amtliche und Urivat-Aekanntmachungen.
statt, wozu alle, die sich für dieselbe interessieren, eingeladen werden. Uagptt». 11- April 1885.
Die Ortsschulbehörde:
I. A. Helfer Finckh.
/Devlinleam Rlttvvlä»..
/ (8»eksen.) — Höker« D»ed,ekulet /für klasckm»» »lngenickur« und/ llVerkmeIrter. Vorlaute rrickt frei./
In der G. W. Zaiser'schenBuchh. ist zu haben:
Der Zigeuner. Eine Erzählung für das Volk von O. Glaubrecht (R. Oeser). Preis 1 ^